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HHW-AMM für Mndns, Jödlih, Jemdors, St. Wien, KeinriHsorl, UnrienM nn!> Men. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. > -— —> - Jahrgawg. - - - .. . - --- . . > Rr. 202. Mittwoch, de« 1. September '"LITT»,'M" 1897. ivtese» Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtag«) abend« sür den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2S Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige - Hetzrllnngen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaustalten, Postbote«, sowie sie AuStrüger rntgtgeu. - Inserate werden die vtergrspaltem Korpuszeile oder deren Ramu mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi« spätesten« vormittag 10 Uhr. Städtische Sparkasse Lichtenstein. Spareinlage» werden an alle» Wochentage» angenommen und zurückgezahlt. CxpeditionSstunden: Vormitt. 8 biS 12 Uhr. Nachmitt. 2 bis 4 Uhr. Der am 31. August fällige 3 . diesjährige Stadtanlageaterwi« ist binnen 3 Wochen zu entrichten. Gtadtsteuerei»nahme 8ichte»ftei». Aus Stadt ««d Laad. * — Lichtenstein, 31. «ug. Da« Feld- Artillerie-Regiment Nr. 12, sowie die reitende Ab teilung anS Königsbrück passierten beute früh unsere Stadt, um in der Umgebung von Zwickau verquar- tiert zu werden. 3 Batterien deS 3. Feldartillrrie- regimentS Rr. 32 mit ca. 16 Offizieren, 252 Unter offizieren und Mannschaften und 174 Pferden, welche gegen Mittag eintrafen, wurden in hiesiger Stadt verquartiert. Außerdem erhielt unsere Nachbarstadt Callnberg von demselben Regiment 4 Offiziere, ca. 100 Unteroffizier; und Mannschaften und ca. 50 Pferde zur Eirquartieruvg zugetetlt. Sin Teil des selben Regiment- mit 12 Offizieren» 185 Unteroffi zieren und Mannschaften und 141 Pferden wurde t« Bernsdorf verquartiert. * — Der 2. September, der Tag von Sedan, Wird in hiesiger Stadt durch Platzmusik vom Stabt- orchester ausgezeichnet werden. * — Heute vormittag gegen 11 Uhr wurde am Srminarneubau in Callnberg ein Maurer au» Leipzig an einem Fuße verletzt, indem ein mit Ziegeln beladener Wagen teilweise über denselben weggtng. Der Verunglückte wurde nach seiner in Lichtenstein befindlichen Wohnung gebracht. — ES sei bei der Eröffnung der Jagd darauf hingewiesen, daß die Treiber, welche bei Treibjagd«» verwandt werden, in der Jnoalidität«- und Alters versicherung versichert werden müssen. Im Unter lassungsfälle tritt eine Strafe von 300 Mark ein. — Mit Bangen möchte mancher Arbeiter, der eine zahlreiche Familie hat, der Zukunft ent gegensetze». Alles wird teurer: Brot, Fleisch, Kohlen und jetzt sogar auch die Heringe. Sine größere Kolonialwaren Firma teilt mit, daß infolge geringen Fanges die Tonne schottischer Heringe ca. 20 Mark mehr kostet, al» zur gleichen Zeit deS Vorjahre». Aach die holländischen Heringsfischereien erzielen Heuer keinen bedeutenden Fang; im vorigen Jahre waren um diese Zeit die HeringSlieferungeu mit den Detaillisten bereits abgeschlossen, Heuer haben die Großhändler noch nicht einmal ihre Of ferten gesandt. — Die eigenmächtige Austreibung eines Mie- terS ist nach einer neuen Entscheidung des Reichs gerichts auch dann strafbar, wenn der Mietvertrag abgelaufeu ist and der Mieter die Räumung der Wohnung mit Unrecht verzögert. Der Angeklagte hatte, als seio Mieter nach Ablauf de» Mietzeit die Räumung der MietSwohnung weigerte, die Thüren und Fenster derselben ausgehoben, um den Mieter zum Ausziehen zu nötigen, ebenso hatte er der wie derholten Aufforderung deS Mieter-, die Wohnung zu verlassen, nicht Folge geleistet, und ist deshalb wegen Hausfriedensbruchs und Versuchs der Nö tigung verurteilt worden. Da- Verbot der Selbst hilfe gilt auch in diesem Falle und ist allgemein bekannt, sodaß der Angeklagte sich der Widerrecht lichkeit seiner Handlung bewußt gewesen sein mußte. — Einen sür alle Vermieter interessanten Fall teilt da- „Grundeigentum" mit. In einem Gast hofe hatte eine Frau Wohnung genommen, die ihre, baldigen Entbindung entgegensah. Der Wirt, der ihren Zustand gewahrte, wie- die Frau aus. Er wurde deswegen auf Grund de» 8 221 deS St.-G.-B. angeklagt und zu drei Monateu Gefängnis verurteilt. Rach § 221 d. St.-B.-B. wird derjenige, welcher eiue Wege» jugendlichen Alters, Gebrechlichkeit oder Krank heit hilflose Person auSsetzt, oder wer eine solche Person, weva dieselbe unter seiner Obhut steht oder wenn er für die Unterbringung, Fortschaffung oder Aufnahme derselben zu sorgen hat, in hilfloser Lage vorsätzlich verläßt, mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Da- Gericht hat also auf die geringste zulässige Strafe erkannt. Hieran knüpft da» .Grundeigentum" folgende Bemerkungen: „Daß Z 221 deS St.-G.-B. auch auf Gastwirte (and dem- zufolgeauch auf Vermieter) in ihrer Eigenschaft als solche Anwendung findet, ist jedenfalls ungewöhnlich und läßt sich nur tnsofera deuten, al» der betreffende Wirt eS unterlaffen hat, der Behörde davon Mel dung zu machen, daß er die wahrscheinlich hilflose Person auS seinem Gasthofe auSwie». Sonst wäre Bestrafung nicht denkbar, denn die Polizei war zur Unterbringung der Frau verpflichtet und nicht der Wirt.' — Dresden, 29. Aug. Se. Majestät der Aönia und sämtliche Prinzen de« Königl. Hauser verlassen in den nächsten Tagen Dresden und be geben sich nach de» Manöverfeldern, soweit die» nicht schon geschehen ist. Se. Maj. der König reist am 1. September früh 7 Uhr nach Bayern, er trifft 6 Uhr 28 Mi», t» Würzburg «iu. Tags darauf findet die Parade deS Königl. bayerischen 1. Armee korps statt. Bet dieser Gelegenheit führt der Mo narch sein bayerisches Regiment dem Prinzregente» Luitpold von Bayern vor- Nach dem großen Pa< radediner im Würzburger KönigSschlosse begiebt sich König Albert in der Frühe de« 3. September nach Homburg v. d. H, um einer Einladung des deut schen Kaisers zu folgen, der am 4. September eine Parade de» 11. Armeekorps abnimwt. I» Hom burg verbleibt der Monarch biS zum 10. September und wohnt den KriegSmärsche» und Manövern de- 8. und 11. König!, preußische» Armeekorps gegen die beiden Köntgl. bay-rischen Armeekorps bei. — Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg verläßt am 2. Sep tember seinen Sommersitz in Hosterwitz und reist nach Posen, um in seiner Eigenschaft alS General- inspekteur der 2. Armeeinspektion die Truppen zu besichtigen. In der Nähe PosenS haben gleichzeitig die Brigaden der 9. Division am 4. September Bri- gade-Exerziere». — Die Dresdener Polizridirektion hat seit einiger Zeit ihre Beamten mit Revolvern und auch mit Schlagringen ausgerüstet. Namentl ch sind die während der Nachtzeit patroullierenden P,lizeibeam ten in allen Bezirken der Stadt mit geladene» Re volvern versehen worden. Die Schlagringe (Patent „Boxer") werden von jedem Beamten beim Tage«, und auch bei« Nachtdienst geführt. Die Schlag ringe sind schon m einigen Fällen thätlichen Wider standes mrt Erfolg und ohne daß dadurch eine er hebliche Verletzung deS Gegner» herbeigekührt wurde, von Gendarmen »»gewendet worden. ES ist natür lich selbstverständlich, daß diese Waffen und nament lich die Revolver nur in ganz seltene» und nur i« dem dringendsten Falle in Gebrauch genommen »erde» dürfen, doch hat sich die Königl. Poltzeidirektion zur Anschaffung der Waffen deshalb entschlossen, weil das Bewußtsein, fie zu besitzen, dem des Nacht» viel auf sich allein angewiesenen Gendarm bei feine» dienstlichen Amtshandlungen mehr Ruhe, Selbstver trauen und Mut verleihe», während die Beamten auf der andern Seite «ehr Respekt finden. — AuS Leipzig schreibt man unter« 29. August: Mit dem heutigen Tage »ahm die Leipziger Michaeli««esse ihren Anfang, eine JubiläumS«esse, »eil mit ihr da» denkwürdige Ereignis gefeiert wird, da Kaiser Maximilian vor 400 Jahren, mittels Urkunde vo« 20. Juli 1497, die Leipziger Messen bestätigte. Reich geschmückt war heute aus diesem ! Anlässe Auerbach'- Hof, jene alte Leipziger Meß- ! stätte, die vier Jahrhunderte an sich hat vorüber ziehe» sehen, wenn ihre Umgebung selbst auch mannig fache Wandlungen erfuhr. In dem engen Hofe, der auch »och heute für die Geschäftswelt große Bedeu tung hat, waren Suirlandeu gezogen, in deren Mitte die Jahreszahlen 1497 und 1897 hervorleuchteteu. Wie in früherer Zeit, so erschiene» auch heute Mu sikanten and spielten lustige Weisen, und in Auer bach'« Hof, der sich jetzt im Besitz de» Grafen v. Feldman» befindet, entwickelt« sich bald das regste Leben und Treiben. UebrigenS wie im Kaufhaus (dem erneuerten Meßpalast), so sind auch in Auer bach- Hof alle Meßverkaufsläden »ach wie vor vermietet. — Wen» man früher eine Reise von Chemnitz nach Berlin unternehmen wollte, mußte man, um die Fahrtdauer abzukürzen, den Weg über Leipzig oder über Dresden wählen, wo «an auf der einen Seile SchnellzngSverbiudung ab Leipzig, auf der andere» Seit, einen vorzüglichen Bormittagsschnellzug ab Chemnitz hatte. DaS ist aber, feitdem unsere StaatS- bahnverwaltung die Schnellzüge über die direkte Linie Döbeln-Riesa-Röderau eingerichtet hat, ander» geworden. Noch in der letzten Zeit, und zwar ab 1. Mai d. I., ist eine dankenswerte Vermehrung der Schnellzugsverbindung über die gedachte Liuie eingetreten, und zwar durch Herstellung der An schlüsse an den früh 8 Uhr von Berlin über Elster werda abgehenden bezw. an den abends über Röderau in Berlin 10 Uh» 23 Min. eintreffendeo Schnellzug. Fortgesetzt ist unsere Staatsbahnverwaltung bemüht, eine Abkürzung der Fahrtdauer bei den Schnellzügen herbeizuführen, und so soll auch ab 1. Oktober wieder eine Beschleunigung der Schnellzüge in der Rich tung von Riesa nach Chemnitz jn AuS ficht stehen. Der Bormittagsschnellzug von Elsterwerda wird nämlich schon vormittag» 11 Uhr 55 Min. (statt 12 Uhr 5 Mi», mittags) und der Abendschnellzug schon abendS 9 Uhr 49 Mio. (statt 10 Uhr 48 Min.) in Chemnitz anlangen. Namentlich die frühere An kunft deS Vormittags schnellzugeS dürfte von Wert sein, denn es wird dadurch den Börsenbesucher» das Eintreffen iu Chemnitz vor Beginn der Börse ermöglicht, andererseits aber wird auch ein äußerst vorteilhafter Anschluß an den mittag« 12 Uhr 6 Min. von Chemnitz abgehenden Zug hergestellt. — Ueber den Kommt- Curt Mauersberger au» Chemnitz, der am vorigen Dienstag de» Raub mordversuch gegen den Geldbriefträger Sieber unter nahm, wird der „Glauchauer Zeitung" folgendes ge schrieben: „Ein in Chemnitz al« sehr wohlthätig bekannter Herr erhielt vor einiger Zeit von einem ihm uubekanvte» Manne namens Curt Mauersberger eine« langen Brief, in welch,« derselbe dem Herr» seine Notlage auSeinandersetzt und ihn unter Bezug nahme auf seine stadtbekannte Wohlthätigkeit um eine Unterstützung von 50 Mark bittet. Der Herr hat nun, wie er eS in solchen Fällen stets zu thun pflegte, Untersuchungen anstelle» lassen, ob der Bittsteller des DarlehnS würdig sei. Diese Untersuchungea haben nun aber ergeben, daß der Betreffende ein 19- jähriger KommiS sei, der eine« etwa« lockeren Lebens wandel führe, deshalb oft stellenlos sei und im übrigen bei seiner Mutter wohnte. Der bekannte Wohlthäter ist danach zu der Einsicht gekommen, daß seine 50 Mark bei einer armen Witwe od,r einem Familienvater besser angebracht sein würden, und hat den jungen Mann durch Brief abschlägig, aber höflich beschiede». Kurze Zelt darauf erhielt der Herr vo» dem MaurrSberger abermals einen Bries, in welchem dieser zunächst sür die Beantwortung seine» Briefes dankt und dann in Versen dem Herr«