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»ea kaa ift bereit» ein Geschenk für de» französischen Präsidenten eivgetroffen. Eine Russin hat daS Bild stand der Fahrzeuge de» Zage» hat sich, wie bestimmt verlautet, al» ganz normal ergeben. Auch konnte festgestellt werden, daß die Geschwindigkeit de« Zuge» nicht über da» zulässige Maß hinaaSging. Demuacy erscheint r» nach verschiedenen, bet der bi«herige» Untersuchung ermittelteu Thatsachrn wahrscheinlich, daß «in Verbrechen vorlag. E« ift de«halb auf die Ermittelung de» Thäter» eine namhafte Belohnung ausgesetzt worden. ß BreSlaa, 21. Lug. Ueber Lauban, Mar- klissa, Breiffenberg und Liebenthal sind wiederum schwere Gewitter niedergegangen. Der Queis und der Bober überfluteten viele Ortschaften. Die Re- paratararbeitev der letzten Hochwasserschäden sind vernichtet. 8 Im neuesten Heft der „Grenzboten" werden Fälle au« dem Leben erwähnt, au» denen hervor- geht, daß im Winter Bettler und Bagabonden sich nach dem Aufenthalte in den Gefängnissen geradezu drängen. ES wird daraus der Schluß gezogen, daß eine Reform drS Gefängniswesens notwendig ist. E« wird einmal die Einführung nützlicher, harter Arbeit, wie sie in den Landarbeitshäusern besteht, sowie die Einführung von Wasser und Brot al« Tefangenenkost und die Entziehung aller Annehm lichkeiten empfohlen. Die Gefängnisse würden daun aufhören, Zufluchtsstätten von hungrigen und frieren den Bettlern und Bummlern zu sein und wieder zu dem werden, was sie sein sollen: Strafanstalten, deren Besuch für keinen Menschen etwas Verlocken des haben sollte. Außerdem würde dem Staate eine Menge Geld erspart. — Dies« Betrachtungen haben gewiß eine außerordentlich große Berechtigung. Ausland. ** Wildenschwert i. B-, 18. Aug. Auch di« Ruhestätte der Toten wird vom nationalen Hasse heimgesucht. Der hiesig« Stadtrat hat am 12. d. M. einem in der Stadt seit 24 Jahren ansässigen Bürger die schriftliche Aufforderung übermittelt, die deutsche Inschrift auf dem Ärabmonnmente seines vor Jahren verstorbenen Sohn-S zu beseitigen, da «S der Stadtrat nicht zulassen könne, daß auf einem der schönsten Platz; deS Friedhöfe» ein Monument nnt deutscher Inschrift steht. Da» ist wahrlich der Gipfelpunkt einer widerwärtigen Verirrung. ** Ein Reform-WirtShauS ist kürzlich in St. Gallen eröffnet, es ist das Cafö Greif von Jos. Bregenzer. Kein Gast braucht dort etwa» zu ver zehren, wenn er sich für 10 CtS. eine „Standeukarte" kauft; reichhaltiger Lesestoff steht ihm zur Verfü gung. Alkoholische Getränke werden nicht geführt, statt dessen alter und neuer Ersatz, wie alkoholfreie Trauben- und Obstweine. An Speisen kann man alles haben, waS zu den verschiedenen Mahlzeiten gehört, gute» Mittagsessen kostet 80 Ct». oder 1 Fran ken. ES handelt sich also nicht um eine wohltyätige Einrichtung für die unteren Klaffen, sondern um ein Wirtshaus für diejenigen Angehörigen de» Mittel standes, denen da» gewöhnliche Wirtshaus nicht be- hagt. Ja England hat mau tausende solcher Restau rants und im Juli Heft der Hildesheimer „Mäßig- keitS-Blätter" zeigt Dr. Bode den deutschen Bäckern und Eonditoren, wie sie ähnliche Lokale leicht grün den könnten. "Ja Petersburg ist alle» voll von der bevorstehenden Ankunft des Präsidenten Faure. In den Gärten werden bereit» Anstalten für große Feste getroffen, die zu Ehren der französischen Offi ziere und Matrosen gegeben werden. Im Lager von KraSnoje Selo wird ebenfalls eifrig gearbeitet. Ueberall ertönt die Marseillaise. Su» 700 Kürassier- Helmen und Piken ist ein riesiger Triumphbogen m» FaureS auf Atlas gestickt. Die Petersburger Damen veranstalten für die Ankunft FaureS ein Fest. Vier schwimmende Tribünen werden durch rlnen Bugsteroampfer nach Kronstadt gebracht. Die vornehmste Petersburger Gesellschaft wird sich da- rauf niederlasst», und beim Passiere» des französi schen Gelchwader» werden die Damen Blumen werfen. * * Ueber die Auffindung de« Fahrrades dr« verunglückte» Leutnant« v. Hahnke wird von einem der Teilnehmer der Touristengesellschaft, welche da« Fahrrad m Gronselo aufgefunden hat, »och folge»- i deS «itgeteili: .In de» Speichen verwickelt hing von dem Anzuge deS Verunglückten noch ein Fetzen am Rade, der in einem Briefe au daS Berliner Polizeipräsidium eingesandt wurde. So unwesent lich die Auffindung der Rades an sich auch ist, so bietet sie doch eine Handhabe für wettere Nachfor schungen nach der Leiche de« Abgestürzten und macht eS zur Wahrscheinlichkeit, daß der tote Körper deS Offiziers auch in der Nähe der llnsallstätte unter den Felsblöcken verborgen im Waffe» liegt." * * Athen, 21. Ang. Da die SeschwaderchefS auf ihre Bitte um Verstärkungen von ihren Regie rungen auf die Unterstützung der treteofischen Auf- stänotschen verwiesen wurden, fragte sie au, ob die kretenstschen Aufständischen ihnen zur Beilegung der Unruhen 4000 Mann zur Verfügung stellen könn ten. Die Aufständischen erklärte», ihnen 10000 Man» zur Verfügung stellen zu könne». Die Geschwader chefs verlangten die Entwaffnung der Türken von Herakleiov. Diese erklärten, nur dem Sultan Ge horsam zu schulden. Infolgedessen drohten die Ge schwaderchef» mit der gewaltsamen Entwaffnung der Türkeu an, wenn sie nicht innerhalb 14 Tagen der Forderung nachkommen würden. („Lokal-Anz.") "Madrid, 20. Aug. Uebe« den furcht baren Ausbruch de» Vulkan« Mayon auf den Phi lippinen find jetzt aus Manila die ersten ausführ lichen Nachrichten eiagetroffen. Der Vulkan, der in der Provinz Slbay liegt, ist einer der berühm testen und gefährlichsten der ganze» Welt. Am 30 Juni kam die Nachricht nach Manila, daß der Krater speie und daß die Lava sich bis zum Meere ergieße. Ja Baracay stürzten zahlreiche Häuser ein, begraben unter Aschen- und Sandlawinen; We Be wohner des OrteS ergriffen die Flucht. I» Tabaco öffnete sich ein klaffender Abgrund. Die Dunkelheit in der Stadt war so groß, daß die Bewohner drei Tage lang ohne Unterbrechung Licht brenne» und Thären und Fenster fest verschließen mußte», weil der Aschenregen die ganze Luft erfüllte. Die Straße» von Legazpi uvd Libog wurden vollständig zerstört, die Bewohner flohen in die Berge. Ebenso war eS in Maleliput. Die Stadt Libog bietet einen grau enhaften Anblick. 115 Leiche» lagen auf den Straßen. Die Verluste sind unschätzbar; alle Felder wurden zerstört, die Saaten, die bereits der Ernte nahe waren, wurden vernichtet, zahllose Haustiere ge lötet. Mehr alS 400 Menschenopfer hat daS Un glück gefordert, darunter 250 Tote. " Einen neuen Riesenturm beabsichtigt man in New-Jork zu bauen, und zwar soll derlelbe „alles bisher Dagewesene" übertreffen. New - Jork hat seit den letzten Jahren viel mit dem ihm den Rang ablaufenden Chicago zu kämpfen, und eS ist nach Ansicht der New-Iorker an der Zeit, sich durch eia neues epochemachenoe« Unternehmen hervorzathun und die gefährliche Konkurrenz auS dem Felde zu schlagen. Der Riesenturm soll nach einer Mitteilung deS Patent- und technischen Bureau« von Richard asb Schwelle», ebenso die Bau«rt und der Zu-^hergeftellt, darüber schwebt ein zweiköpfiger Adler. > der Fahrzeuge dr» Zage« hat sich, wie bestimmt Di« Damen nehmen de» regsten Anteil. An« MoS- Verschaffen. Ganz ander« jetzt, dir Feder vermochte tau« dem schnellen Flug seiner Gedanken zu folge». Seite um Seite bedeckte sich mit zierlichen Schrift zügen und als er endlich zu Ende «ar mit dem Erguß seine« Herzm« und noch eiumal überflog, was er da dem Papier anvertraut harte, hier und da unwesentliche Verbesserung«» vornehmend, da nickte er befriedigt and kouvertierte dann da« Schreiben. Schon kurze Zeit darauf herrschte tiefe Finster- »i« und Ruhe in dem einsamen Hotelzimmerchen; die Aufregung de« Tages hatten Henry de Mercy lehr ermüdet und die Nachtruhe that ihm daher wohl. 3. Kapitel. Wie hatte doch die Göttin des Glück« ihre b«. gehrenSwerteo Gaben so reichlich über da« Hau« und über die Familie de« Bankiers Stauffer ausgedreitet. Wer jetzt die neunzehnjährige Tochter in leichtem Morgeukleide, die Füßchen tu gestickt«» Pantöffelchen, in ihrem mit alle« denkbaren Loxu» au»geftatteten Wohngemach beobachten konnte, wie sie anscheinend so sorglos in einem elegant gebundene» Buch« la« , der konvte leicht von Neid and Mißgunst, den zwei verwerflichste« Erbübel« der Menschheit, erfaßt »erden. AuSgestattet mit allen Vorzüge» de« Geiste» «nd Körper«, ja berückend schön zu ae»ne», jung »ad die Tochter seh» reicher Elter», welch« außer ihr »ar »och einen Sohu besäße», kouute Lais« Staaffe» wohl mit ihrem Leb«u«schicksal zufrieden sei», den» »Lhread »adere Menscheaktader ,»weile« »o» dr» wilde» Stürm«, do» Äbea» ht» »nd her geworfen werden, da ruht« sie anscheinend wohlgeborgeu i» sicherem Hafen — und doch trügte hie, der Schein. Als jetzt Luise mit einem leichten Seufzer daS Buch beiseite legte und dann ein wenig von der Morgenchokolade nippte, welche in kostbarer Porzrl- lantaffe »eben ihr auf einem Marmortischchen stand, da glänzte eine Thräne in ihren Augen. E« war eine recht traurige LebenSgeschichte gewesen, die sie soeben beendet und doch hatte ihre eigene Geschichte seh, viel Aehnlichkeit damit. Unter de« furchtbare» Druck der Verhältnisse, welche sich auf allen Seiten ihrem Glück entgengestemmt, hatte daS junge Paar in der Erzählung schließlich die Kräfte erlahmen ge fühlt und war gemeinsam in den Tod gegangen, um im Jenseit« vereint zu sein, nachdem ihnen dir« iw Lebeu uicht vergönnt gewesen. Such der Pfad der Liebe, auf welchen sie wandelte, war überaus reich mit Dornen bestreut, darum ging ihr da» Schicksal der beiden unglücklich Liebenden sehr nahe. Luise Stauffer war eia« jener Naturen, die, aufgewachsen wie der Schmetterling auf blumiger, sonniger Aue, sich trotz aller gebotenen Genüsse dr» Leben» die Reinheit de» Herzen« bewahre». Die goldenen Fessel» hatte» sicht vermocht, ihre natür liche» Herzeu«gabea zu umstricken, ihre So sichten u»d Gestuuung zu beeinflusse», um im Seaufle de« Reicht»«» dm emzigea Lebenszweck zu finde». Kein Wunder darum, daß der schöue ritterliche Henry de Mercy scho» bei ihre« erst,» Zusammentreffen eine» tiefen Eindruck auf sie gcmacht hatte »nd sie seine glühmde Liebe erwiderte, trotz de« Widersprach» ihr,» Vater«. Sie konnte sich ket» schönere« Leben denken, al« a» der Seite de» geliebt« Masse«, der Lüder« in Görlitz zu der bisher unerreicht«« Höhe von mehr al« 6Ä m emporrag«», der Sockel de« zwölfecktgen Bauwerk« wird «ine» Durchmesser vor» 90 w erhalten. Vorläufig sucht mau »och »ach einem geeigneten, festen and sichere« Untergrund, der da« Fundament de« mächtigen Bauwerk« «afzs» nehme» vermag. Da außerdem für die Bauzeit drei Jahr« vorgesehen find, so wird die Fertigstellung de» Projekte« vielleicht »och in weite Ferne gerückt sriu. Vermischtes. * Nach ein Liebesbrief. Eine Magd in M., eine« Dörfchen de« Salzwedeler Kreise«, hatte mehrmals einen jungen Mann gesehen, der ihr ausnehmend gut gefiel. Um sich demselben bemerk bar za mache», sandte sie ihm vor einigen Tage» folgende» Liebesbrief: „Lieber Freund! Ich ergreife die Feder und stippe damit in die Tinte, um Ihnen zu schreiben. Ihnen mitzuteilr» and Ihnen wisse» zu lassen, daß ich gern« mit Ihnen freien wollt«. Ich heiße Katharina und diene bei Bauer G. inM.... Unser« Frau ihr Bruder kommt auch mangst. Dat is sonn« rechte FastnachiSgeck«, der hat immer Hansch ke» an, dann geht er bet die Pulle und dann ii^ er so dicke, daß ich ihn anser» Wagen nach Hause fahren muß. Unsere Fra» hat auch ei« neue« Sou- venschirm gekriegt und thut sich damit recht dicke. Neulich habe» wir eine Nähmaschine gekriegt, da näht unsere Frau immer darauf, unser Kanarien vogel macht schon da« Schnarren «ach, haben sie auch einen Bogel? Auch können Sie unsere Fra« frage», ob ich gut arbeiten kann und koche« thur für die Schweine; wie ich Ihnen zum ersten Male ge sehen habe, habe ich mich gleich in Ihnen verliebt. Unser eine Mädchen poussiert mit unsern einen Knecht, der vorigen Sonntag mit ihr auSgewesen und hat sich dazu ein neue« Tuch gekauft. Nun muß ich Ihnen auch »och Mitteilen, daß hier bald Schützen fest ist, wir köaoen dann schön zusammen tanzen, ich kann schön Schottchru linksum. Unser eine» Mäd chen hat eben unsere «ine Caffeekanne kaput geschmis sen und habe mich darüber todt gelacht. Wenn st« mich nun nicht heiraten wollen, werde ich ganz Trift and Sie werden bald ein Grab sehen. In der Hoff nung, daß Sie auf den Schützenfest sind, verbleib« ich Ihre Sie immer treuliebende Katharina W. bei Bauer G. in M. . . . Sie könne» mich kennen au einen blauen Hut mit einer weißen Feder auf'« Hut, di, ift von unsern Hahn, den ich gestern geschlachtet, habe, Jungr, wat war das Thier fett." * In ein Wirtshaus an der Bia S. Tommaso zu Mailand tritt, so erzählt man der „Tgl. Rdsch." — ein Brautpaar, gefolgt von zwei Oheimen, einem Vetter der Braut, Zeugen und Gästen, im ganzen 14 Personen. Der Wirt empfängt die Hochzeitsge sellschaft, von der er am Tage zuvor benachrichtigt worden war, mit tiefen Bücklingen. Er hat seine Sache gut gemacht, eine Verstärkung von Kellnern herangezogen und die Lieferanten bewogen, ihm un beschränkten Kredit zu eröffnen. Die heitere Gesell schaft ißt und trinkt seelenvergnügt. Es beginnen dir Trinksprüche. Da erhebt sich auf einmal der Bräu tigam etwas unruhig, ruft den Wirt herbei und geht mit ihm ins Hinterziminer. Dort teilt er ihm vor sichtig mit, daß er und seine Frau keinen roten Heller bei sich hätten, aber sie seien ehrliche Leute und würden morgen bezahlen! Kaum hat der Wirt dies gehört, da stürzt er in den Saal und ruft: „Kellner! halt, halt! Tragt alles hinaus! Sic bezahlen nicht." Und während die Gäste verdutzt die Schüsseln hinauf tragen sehen, pflanzt sich der Wirt mit ausgebreite ten Armen auf der Schwelle auf und ruft: „Erst bezahlen, sonst geht's hier nicht hinaus!" Wehkla- zwar nicht reich an irdische» Gütern war, aber sei»« HerzenSgüte, sei« edler St»», s«in Trachte« «ach allem Taten und Schöne» und seine streng rechtliche Gesinnung wogen d»S hundertfach auf. Mit de« durch die Liebe geschärften Blick hatte ste gar bald die Vorzüge dr« EdelmavueS erkannt, als ihr aber auch weiter die Erkenntnis wurde, daß ihr Wille aller» nicht hinreichte, eine eheliche Berbinduog mit dem geliebte» Ma»»« zu ermöglichen, da gab sie uicht kleinmütig sofort olle Hoffnung,« auf, sonder» war fest entschlossen, den schwere? Kampf nm da» höchste Glück auf Erd,« zu bestehen, wenn sie auch nur ein schwache« Weib war. Der Schluß in der Erzählung, wie di, zwet unglücklich Liebende» gewaltsam ihrem Leben ei» Eude bereitet hatten, gefiel darum Luise nicht. Reis, so mutlo« und zaghaft fühlte sie sich nicht, Ware» die Widerwärtigkelte« auch »och so groß, türmten sich die Unmöglichkeiten auch noch so hoch auf, so sollten Henry de Meicy, ihre Eltern, ja die ganze Welt doch sehen, za welcher AaSdauer, za wrlchea Opfern eia liebende« Frauenherz fähig ist. Ihre Jungfer kam jetzt in da« Zimmer «ad überreichte ihr ei» Briefchen. Luise warf ei»«« flüchtige« Blick auf di« Abreff«; «in lebhafte« Rot färbt« ihr« zarte» Waagen, hatte sie doch Hem- d« Mercy« Hand in der Aufschrift erkannt, beherrscht« sich aber sogleich soweit wieder, uw der Jungfer ihre Bewegung sicht offenbar werde« za lasse». Gortsetzuag folgt.)