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Eine schwere Wassersnot habt» di« gewaltige» Regengüsse der letzte» Lage i» Ü»«m große» Lell« Mitteleuropa» hervorgerufen. Leider ist auch unser engeres Vaterland Dachsen in erheblicher Weise von den Unwetter» betroffen worden. Der Schade», der an Gebäuden, Feldfrüchten, Wege», Brücke» rc. entstanden ist, beziffert sich, das steht schon jetzt fest, auf viele Millionen und auf lauge Zeit hinaus wird »an mit schmerzlichem Gedenke« des 30. Juli 1897 sich erinnern. I« Nachfolgenden stelle« wir die eivgela»seue» Nachrichten zusammen: Dresden, 30 Juli. Die Wassersgefahr wächst von Stunde za Staude. Di« Lößnitzortschaften werden vou dem von den Löbnitzbergen herabstürzen- deu Waffe» ungemein belästigt. Bom Heller, von der Maria-Anna Höhe rc wälzen sich Waffermaff-o nach der Liefe und überschwemme« die Felder. Die Puppen auf de» Feldern stehe« b-reitS Über eine« halbe« Meter im Wasser. Am wildesten tobcu die Waffe,«affen i« Weißeritzthale. Hier hat der wol kenbruchartige Rege» de« Bahndamm unterwasche», sodaß der Zagverkehr eingestellt werden mußte. Di« wilde Weißtritz hat ihr Bett verlasse» und ihr« Wrffermeugeu überschwemmen Brücken, Straßen and den Bahndamm. Dresden, 30. Juli, abend». Bei 14 Ais«», bahnstrecken ist der Verkehr weg,« dt» Hochwasser- eingestellt. Mittag» ist ei» Kommando Pionier« nach Königstein, wo Häusereinsturz droht, abgegangen. '/»6 Uhr find 4S0 Srenadiere mit «ine« Sonderzuge nach Pirna transportiert worden, um bei den über schwemmten Gebiete« RLumangSarbeite» vorzuneh me«. Lllrnthalben ist die Ernte oeruichtet, der Schaden ist groß. Brücken und Häuser stad eingestürzt. Ja Deuben ist durch eine« HauSeinsturz «ine Fra« und ein Kind erschlagen worden. Chemnitz, 30. Juli. Hier herrscht kolossale» Hochwasser. In den letzten Häuser« vor der «Scheibe" steht da» Wasser bereit» in de« Parterrewohnungen, welche geräumt werden müssen. An der Uferstraße ist der Sablevzbach au» den Ufern getreten, so daß der dort voiüberführende Faßweg schon seit mittag behördlich gesperrt «erden mußte. Die Bernsdorfer- straße steht vom Rasenplatz bi» Meyer» Schankwirt- schäft unter Wasser. In Altendorf, Furth usw. bildet die Gegend einen weiten See. Zwickau, 31. Jali. Da» Hochwasser erreichte heute früh 8 U;r mit 3 m über Null feinen höchsten Stand u«d setzte die Straßen der Rordoorstadt unter Wasser, so daß der Brrkehr durch Kähne vermittelt »erde» mußte. Geaen 10 Uhr hatte da» Mulden wasser die von Bockwa »ach Oberhohndorf führende Straße durchbrochen und gewaltige Wafsermenge« stürzte« sich infolgedessen i« de» durch den Kohlen- nbbau gebildeten Thalkessel auf Bockwaer Flur. Hier durch wurde gleichzeitig ein sofortiges Sinken de» Wasser» der Mulde hervorgerufen. Da» Wasser au» dem Thalkessel trat alsbald in die umliegende« 5 Schächte (Forstschacht, Veit-, Hertel-, Kästner- und Altgemeiade-Bockwa-Schach«), so daß da» Schacht- Innere vollständig unter Wasser gesetzt und der Be trieb der Schächte völlig gestört ist. 1500 Arbeiter sind dadurch brotlos. Glauchau» 31. Juli. Der Pegel steht jetzt 3 m 35 om; da die Flut bi« jetzt etwa 10 om gefallen ist, dürfte der höchste Stand 3 m 45 om gewesen sein, also ungefähr 60 om a.edriger al« 1858. Glauchau, 3l. Julr. Die Kiest« hinter der Bäßler'schen Fabrik sind überschwemmt, die Fa brik selbst steht unter Wasser, wie fast die ganze Auestraße. Jo der Bäßler'schen Fabrik konnte gar nicht gearbeitet werden, da da- Wasser im Ma- Das Regerl von Frauenwörth. Eine Erzählung vom Chiemsee. Von Friedrich Dolch. lH N-chdext »«»»»tt». (Forts«,rmg.) „Ri-, niemals werde ich Dich vergessen —* „Und jetzt leben S' wohl, Herr Werner! Unsere Weg' geh'« auseinander. Wenn wir aber auch in dem Lebe« «immer zusawmenkommen, vielleicht seh'« wir uv« wieder in der anderen Welt!" Sie riß sich loß, und eilte schluchzend davon. Werner aber wa«It« zur Linde, ließ sich auf die Ruhebank uiederfallen, und verbarg das Gesicht in den Händen. lll. ES war i« de« ersten Nachmittag«stunden de« uächsten Tage«, al« Werner bleich und mit gesenk tem Haupte vom Landung-Platze zu den Fische,Hütten hinüberschritt, um den alten Ambro» aufzusucheu und Abschied von ihm zu nehmen. Der Alte hatte sich zwar in der letzte» Zeit sehr einsilbig und zu rückhaltend gegen ihn gezeigt, aber Werner wollte doch nicht abreisea aaf Ntmmerwiederkrh», ohne ihm Lebewohl gesagt zu habe». E, wußt«, daß der Alte sich zu dieser Tageszeit g«wöhnltch allein in der Hütte befand, denn Regerl hatte oben i« Wirts haus« zu thun, und Vincenz hielt sich überhaupt sel- te« zu Haus« auf. Lr faud den» auch den Alten, der mit auf der Brust verschränkt«« Armen unbe weglich auf der Bank vor de« HaaSthür, saß und stafter auf den Bode» starrt«, allein nud nahm »ebe» dem stumm zur Sette Rückend«» Platz. I «Ich komme, «m Abschied von Euch z« »eh««,' ' schioenhau« stand uud man nicht heiz« konnte, ebenso mußt« natürlich die direkt an der Mulde liegend« Maschinenfabrik Ruck» L Dohn feier», da da» Wasser Meter hoch in de» Arbeit»räume» steht. Di« Straße nach Jeri»au, sowie sämtliche Viesen gleichen ein,« riefig« See. In de« Garten der Leidenfäberei von Schönherr in der Ltudeustraße stand da» Kaffer mindesten» 1^, Meter hoch, dre Laube, schön« Rosenbret«, all«» war d«moliert. An der untern Muldenbrück« bot der Strom «in fast «och imposantere» Bild. Nur ja«mert es einem, wenn man mit ausehen mußte, wie di« Massen vou Getreide, einzeln« Kornpupprn, von d«r Flnt fort« getri«ben wurden. Ger ersetzt den Leuten den Scha de»? Außerdem kamen tote Tiere, leider auch viel junge Hase« aog«schwo«mrn. Ein lebender Hase saß zitternd auf einer baherflutenden Sorupuppe. Der Whrdigt stand mittag» in seinen unteren Teilen völlig unter Kaffer. Zu bedenken ist noch, daß di« Wass«,«affen von heute wohl auch so groß gewesen sind, als die vom Jahre 18b8, aber die in- zwischen vorgenommen« Muldenregulterung und An lage de« Flutbettes haben uns vor größerem Unglück bewahrt. Niederluugwitz, 31. Juli. Der Langwitz- bach ist grstern aus seinen Ufern getreten. Er über- schwemmt dir anliegenden Grundstücke. Wie «an hött, sollen auch einige Häuser von dea Bewohnern grräu«t worden sein. Ji Flöha hat da« Wasser in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag da» Schuhwannsche Bad weggertffen und die Balken an die Notbrücke über die Flöha getrieben. Am 30. Jali nachmittags 3 Uhr wurde die freiwillige Feuerwehr Flöha mit Gückel«- berg alarmiert behuf« Bergung der Möbel usw. Gegen halb 4 Uhr nachmittag» wurde der Betrieb in der WetSbachschen Spinnerei eingestellt. Die GutSvirtschaften begannen u« 5 Ugr mit der Räu mung der Ställe. Der Verkehr zwischen de« einzel nen Ortsteilen ist unterbrochen and dir Lebensmittel wurden bereit-, da die Bäcker- und Flcischerbetriebe überschwemmt stad, von au-wLrt« und per Bahn bezogen. Die beiden großea Vororte Dr«»denS: Plaue» undLvbtau sind um viele Hunde,ttausende, welche in Gebäuden und Bauwerken stecken, in wenige« Stunden geschädigt worden und «och iw«er gehen ähnliche Summen zu Grunde. Die einzige Brücke, welche bislang dem Ansturm der Wogen getrotzt hat, iit diejenige alte Steinbrück«, die unmittelbar am Bienertschen Mühleuetablissr«eat vorbetsührt. U ber sie geht die einzige Verbindung mit dem jenseitigen Ufr,. Noch trotzen die Widerlager dem Wasserdrücke. Wie lange e« dauern wird, w«r kau» e» wissen? Eine zweite und dritte Brücke steht zwar noch, aber der Verkehr über dieselben ist seitens der GicherheitS- behördeo gesperrt. In Löbtau stürzte« da» neuerbaute, «och nicht bezogene Ratyau» uad 2 Häuser infolge de» Hochwasser» «in. Ein Mann und eia Kind werden vermißt. Pirna, 30. Jali. Ja Bodenbach ist ». a. di« Gewerbe- uad Industrie - Ausstellung zum Teil zerstört worden, schon in vergangener Nacht hat die stark angeschwolleue Biela die Ausstellung unter Wasser grsetzt. Die Kahufahrtbahn z. B. ist völlig zerstört worden. Die gesamte LaudungSanlage in Bodenbach ist durch di« Wagen der Eula zerstört wordeu. Bei den RettuugSarbeiten in Bodenbach ist ein Feuerwehrmann ertrunken. Schrecklich haben die aus dem Winterberggebiet uad den Gebirg-gebietea bei H-rrnSkretschen aiederstürzruden Wassermasse» gewütet. Ji Herr«»tr«tschen ist der Speisesalon deS Hotel Hrtschel von de« Fluten «iedergeriffeu worden, dir ganze AuSstattang wurde in die Elbe gespült. sagte Werner. „Jh reise ab, wahrschrinlich für immer —" Eia Freudevschiwmer flog über da» Gesicht de» Alten. .Wirklich?" rief er, hastig die Hand de« Maler» fassend. „Nv, da- iS auch, g'rad' 'raus g'iagt, daS Gescheidteste, wa« S' thun könne», Herr Werner! Der Biucevz war in der letzte« Zett nim mer gut auf Sie z'reden, Sie wisse« wohl warum, und kein Mevsch hält' gut steh'« könne« dafür, daß »et doch »och amal a Unglück passiert. Ich fürcht' so alleweil, er hat wa» Arg'« im Sinn' uud e» ni«mt noch amal a schlecht'» End' mit dem unglück seligen Menschen —" .Run, wa» fürchtet Ihr denn?" sagte der Maler ruhig. .Ich gehe fort, heute noch, und eS ist wohl kaum möglich, daß wir noch im letzte« Augenblick aarinauder geraten werden." .SS ist «et da» allein, wa» »ir Sarg' macht," erwidert« tiefaufseufzend der Alte. .Der Unglücks- bub' hat auch sonst noch wa» aber Jhaen kann ich'» ja sag'«, Herr Weruer," fuhr er ent schlossen fort. „Sie sind mir kein Fremde», und g'wiß wird mir leichter ««» Herz, wen« ich Ihnen erzählt hab', wa« mich drückt." Er schwieg einig« Augenblicke und strich sitz «it der Hand über di« Etirue. „Der Bnb' hat Schulden," fuhr «r «it leiser Stimme fort, „und kann st« «et zahl'«, die Gläubiger aber woll'n nimmer länger warten und droh'« mit Klag' und An»pfävduug —" „Um GotteSwille», da» darf nicht geschehe«," rief Kerner bestürzt. „Da «uß geholfen Word«» „Geholfen? Ja, aber woher soll die Hilf' kom- »«?'tz« «te. »Ich hab' fcho» all« mein« Die Kamoitz überflutet i« Htutrrdorf die Straße. — Seit 1858 hat de, schön, Uttewalder Grmsd nicht solch« Waffermaflea geseheu, wie st, ihn hent« durchbraust». E» ist »»möglich, vo» Uttrwaldenach Wehlen vorzudrioge». Infolge Hochwassers der Weißer itz ist die Slbett- salon-vrücke bet Tharandt eiagestürzt, uud ,s könne» deshalb die Eisenbahozüge der Dresden- Reichenbacher Hauptlinte bis aaf weiteres von hier au« nicht mehr über Tharandt hinaus verkehre». Der Verkehr nach Bayern wird de» bestehende» Be stimmungen zufolge vo» DktSden au» über Leipzig geleitet werde». — Weesevstei», M Igeln, Gottleuba, Berggießhübel, Pirna, Königstein, Neustadt, Liebstadt uad bevatzbarte Otte stehen zum Teil mehrere Meter hoch unter Wassrr, da» ungeheuren Schade» äuge- richtet hat. Döbeln, 31. Juli. Döbel» bietet ei» Bild schrecklichster Verwüstung, wie e» diese« Jahrhundert »icht gesehen. Die Mulde umschlißt in zwei Armen die Stadt, daher wurde die ganze Stadt überschwemmt. Sehr viele Häuser, Straßen uud Gärte« erlitten furchtbaren Schad«». Hohenftcht«, 31. Juli. Der Zugsverkehr ist «ege» Hochwasser» eingestellt. Im Lößnitzthal ist die Brücke eingebrochea. von 13 Arbeiter», die sich mit Geschirr auf Nachhausewege befanden, sind 8 ertranken. Ja LeubSdokf ward« «in Man«, Vater von 8 Kinder», fort,«rissen. Nach Semtan und Dittersdorf zu ist der gaoz, Thalbodeu fast «iu Stro«. DK Stiefel- mühlr, zu Libenberg gehörig, steht Witte« im Was ser; man hat Rot, dre Vorräte au Brttter« rc. z« bergen. Li» schaurige« Schauspiel bot schon gegen Abeud die Gegend zwischen MeinerSdorf uud Gorns dorf. Dort rast daS Wasser unter mächtige« Brau sen und Flute» über die Witsen durch alle drei Durchlässe der Eisenbahn, Sträucher «ad Bäume umschlingend, a» die Gebäude spülend. Löbau, 30. Juli. Im N-tßrthale find außer der Brücke bei Sratzau noch verschiede»« Häuser ein- gestürzt und mehrer« Mensche» ertrunken, daruuter auch Bahnhof-restaurakur Stretz ia Kratz iu. Ja den vollständig unter Wasser gesetzten Ortschaften Hirschfelde, Ostritz und Nikrtsch ist viel Vieh zu Grunde gegangen. Durch die erst vor kurzem be endete Regulierung de« Mandauflufle« in Zittau find die Anwohner diesmal vo, größere» Schaden bewahrt geblieben, obwohl da« Hochwasser die Höhe vou 1887 annähernd erreichte. DaS alte Mandaubett, wohin sich die Wasserfluten sofort Baha brach««, bewährte sich dabei als schätzbarer Flntkanal. In Seifhenners dorf, Großschönau, Hainewalde, Scheib«, Oderwitz, Seifen und Halbendorf sind ganze Ort-teile unter Wasser gesetzr, sowie Häuser uud Straßen unterspült worden. Ja EaerSbach stürzte eine Brücke über die Spree ein und fand dabei der Zimmermann Lucr» seine« Tod. Da« Löbauer Wasser erreichte die Höh« vom Jahre 1880, beschädigte mrhrere Fabriken, Mühlen, sowie die Treysche Gärtnerei in Löbau seh, bedeutend und richtet« tu der Niederung bis Weißen berg an Gärten, F lder« und Häusern «och vklfachen Schaden an. Die regnerische Witterung hält dabei gegenwärtig noch an und ist ein Ende dieser Kala mität momentaa «icht abzusehen. Böh , ig«« wurde vo« einer Wasserhose heim- gesucht. Görlitz, 30. Juli. Da« Wasser steht höher al« im Jahre 1880. Im benachbarte« Oftritz wurde die Brücke, auf der sich acht Kinder befand««, fort- gerissen; die Kind«, sind sämtlich ertrunken. In Reichenberg uud Umgebung find mehrere Stadttelle überschwemmt; die Häuser müssen geräa«t werden. I , Kcatzau wurden mehrere Häuser weggerisie«. Di« Gpai Pfennig' hergeb'n und die Wirtin, die Tauf godel vom Regerl, will kein'« Finger weh, rühr'« —" „Wie hoch ist die Schuldsumme?" „Huudrrtdreißig Mark —" „Ihr sollt da« Geld habe«, heute «och," rief der Maler. „Ich werde e- Euch zusenden, sobald sch «ach Hause komme —" „Herr Werner," rief der Alt« die Hände faltend, mit zitternder Sti««e, «da» — da« wolle« S' wirk lich thun? Sie »olle« uns aus der Not helfen, wollen u«s glücklich mach'« alle miteinander? Ich weiß «et, wie ich Ihnen daS vergelte», wie ich Ihnen meine Dankbarkeit zeig'n soll —" „Dal will ick Euch sag««," nnterbrach ihn der Maler. „Wenn Ihr mir Dank schuldig zu s«in glaubt, so könnt Ihr ihn abtragea, indem Ihr mir erzählt, wo and unter welche« Umständen Ihr vor Jahren Eure Pflegetochter gefunde« habt. Schon lange wollte ich Euch hierüber befrage«, doch fand sich selten eine günstige Gelegenheit —" „Wenn Sie'» interessiert, »echt gern," erwiderte der Alte bereitwillig. „Es ist freilich schon ziemlich lang her, aber so genan weiß ich noch alle«, als wenn'« erst gestemt g'weseu wär'. So a siebzehn Jahrl'a mögen schon vergangen fei», seit di« fremd« Fra« damals mit ihrem Kiad auf dieJns«l komme« t« »ad fich im Kittshaas drod'a einlogiert hat. St« is ganz schwarz angezog'u g'»«f«n, «ad hat fast alle weil eü»' schwarz,« Schleier vor « G'ficht, das schier s» weiß gewesen is wie der Schnee, » habt. Sie is wunderschön -'wesen, hat aber schier gar »ix gered't m»d is alleweil mit rot^weittteaLuge« henun'-a»»«.