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* " Prag, 26. Mai. I« zahlreiche« G«»riu- d« tze- Bezirtzsü Gttschin hat de, »» 23. Mai «iche«,gaAgr» Walkenbrsch groß« Echadeu aqßeMhtot, schützt deoselben «f 450,000 »«1. de». Zwei Mensche« find ertrage«, sechs Hä«s« »ich zwütf Wette« find «lngestürzt, 40 Hülser wur de« sturk beschtdiat. SS heerscht greße Rot. " Graz, üb. Mat. Dat Profefiorenkollegiu» der hiesige» technischen Hochschule beschloß eine Ku»d- gebang gegen die böhmischen Sprachenerlasse. " " Ro«, 25. Mai. Behuf« Teilnahme au der am Donnerstag ftattfiadenden Heiligsprechung der Patres Foncie, und Zaccaria sind bereit» meh rere Hunderte von ausländischen Prälaten in Rom eingetroffe»; auS Deutschland erschienen unter ande ren die Bischöfe von Mainz, Straßburg, München, Münster und Rotteuburg. Der Preis der VtlletS für Sankt Peter erreicht bereit- eine fabelhafte Höhe. Während man dem deutschen Gesandten auf wieder holtes Drängen nur 2d Billet» au-händigt«, wird feiten- der vatikanischen Angestellten und gewisser Prälaten der Btllethandel ebenso schwunghaft wie schamlo» betrieben. * " Budapest, 24. Mat. Der «Pester Lloyd* erhält aus Berlin folgende Depesche: Dir deutsche Regierung vertritt die Auffassung, daß die Mächte, ehe sie der Pforte die von ihnen gutgeheißenen Ftte- denSbedingungen mitteilen, sich darüber vergewissern, daß die Griechen diese Bedingungen auch annehmen; «an geht hier so weit, die weitere Teilnahme Deutschlands an der Aktion der Vermittelung von der vorherigen Erfüllung dieser Bedingung abhängig zu machen. "* AuS Petersburg wird berichtet: Im Park von ZarSkoje Sselo wurde ein junger Hand werker auS OrscheoSk seit einigen Tage» öfter auf Wegen bemerkt, auf denen der Kaiser stets spazieren zu gehen pflegt. Der Wachhabende, der sich mit de« Mann in ein Gespräch einließ, erfuhr von ihm, daß « ein großer Patriot sei, der den Czar scheu wollte. Da er harmlos erschien, schenkte man ihm weiter keine «ufmerksamkeit. Bor einigen Tagen nun kam in einer Droschke ein Hufarenofstzier gefahren. Da eilt, der fange Handwerker, welcher abermals dort hrrumschlich, zu dem Wächter mit der Frag«, ob das der Ezar sei. Der Wächter antwortete ihm: Nein, «S sei «in einfacher Offizier. Der fange Mensch wollte sich enttäuscht zurückziehen. Sein Benehmen fiel aber dem Wächter auf. Derselbe hielt ihn an, rief die Wache and ließ ihn arretieren. Man sand bei ihm «inen sechsläufigen, geladene« Revolver und eine« Dolch. Auf die Frage, wozu er die Waffen bei sich führe, antwortete der junge Mann, er wolle den Czaren ermorden, um berühmt zu werd«.:. Di« Untersuchung, ob er Komplizen habe, war erfolglos. Ma« hat e- thatsächlich mit einem Fanatiker zu thun. * * In Petersburg, wo man in jüngster Zeit kein Hrhl au« seiner Beflissenheit gemacht hat, der Pforte im Interest« der griechischen Dynastie mög- lichst maßvolle Friedensbedingungen abzuringen, ist man mit de, neulichen Haltung Griechenlands, da« weder in Gebietsabtretung »och in eine Kriegsentschä digung einwilligen will, sehr unzufrieden und hat die Absicht kund gethan, Griechenland ganz seinem Schicksal zu Überlasten, wenn dasselbe nicht innerhalb 4 Tage« auf vernünftigere Gedanken kommt. In wieweit die griechische Regierung zu ihrem Wider stand gegen eine Kriegsbuße gedrängt wird, läßt sich nicht genau feststellen; dagegen ist Thatsache, daß die feindselige Gesinnung gegen diejenige» Personen, denen man die Verantwortung für den Krieg und in demselben erlittenen Niederlagen zuschreibt, sich aufS neue in bedrohlicher Weise geltend gemacht hat. Abwärts. Roman von Marie Widdern, lr?) Nachdrul »ertotni (Fortsetzung.) „Sie würden meinen Worte» unbedingt Glauben schenken,* setzt« die jetzt wirklich erbarmungslose Frau hinzu, „wenn Sie gesehen hätten, was ich heut« mit meinen eigenen Lugen schaue» mußte." „Und was war das?" rief Eleonore nun, von einer Ahnuvg befallen, die ihr fast da» Herz er starren machte. Wieder zögerte die Matrone eine Weile, ehe sie auch diese Frage ihre» jungen Gaste- beantwortete. Ganz wie vorhin wollte ja ihre angeborene Güte sie dazu bewegen, Eleonoren die Wahrheit vorzu- euthalten. Aber auch ganz wie vorhin, siegte der Gedanke a» den Schmerz und die brennende Eifer sucht ihre- Sohne» über den aufwallendeu Edelmut — an jede menschenfreundliche Regung. „Run, die Sache ist einfach genug. Da» heißt, leider nur zu verständlich unter de» obwaltenden Umständen." „Aber, Frau Zimmermann, warum diese Vor reden?" stieß Eleonore da hervor. „Sie martern mich »ur mit denselben und wären um viel,« barm herziger, wollte» Sie mir ganz unamwande» er zähle», wa» Sie gesehen." „Aber da» kan» ich nicht mit drei Worten, Fräulein Lärchen. Dazu muß ich Ihne» doch vor alle» Dingen berichten, daß sich die MerwingerS aus Werternhetm seit einiger Zeit un» gegenüber bei der Witwe Günther aufhalten, welche eia« Freundin der Die Regierung hat sich deshalb entschlossen, eine« UntersuchungSauSschutz eiazusetze«, welcher in die neuerdings wieder aufgeworfen« Frag« Licht bringen fall. — Wie an» Wir» gemeldet wird, »reichtet« Deutschland, entsprechend dm» Wünschen auf Beschleu nigung der Friedrn-verhandlu««», auf die von ihm grstellte Vorbedingung, datz fich Griechenland der Entscheidung der Mächte zu unlernwerfen bereit er kläre. Die gemeinsame Antwort der Botschafter auf die Rote der Pfort« wird daher demnächst erfolgen. Nach einem Konstantinopler Telegramm ist diese Antwort bereit« erfolgt. Bezüglich der FriedenSbedinguuge» sind darin folgende Grundsätze ausgestellt worden: Die Pforte soll berechtigt sei», eine zum Schutz gegen räuberische Urberfälle und aus strategischen Rück sichten gebotene Srenzberichtigung zu fordern; die Pforte soll ferner berechtigt sein, eine Geldentschä digung zu fordern, die jedoch den tatsächliche» Kriegskosten und Verlusten »ad den finanzielle» Kräften Griechenland entsprechen muß. — Der griechisch« Thronfolger, so verlautet, wird vorläufig garutchl wieder »ach Athen zurückkrhre«; wohin er sich wenden wird, soll augenblicklich »och nicht fest gestellt sein. Dies Gerücht erhält sich in Athen, trotzdem e« dort offiziell dementiert worden ist. — Griechenland beschwert sich über einen angeblichen Bruch de- Waffenstillstandes seiteu» der Türken. Türkisch« Irreguläre habe« »ämttch die neutrale Zone beschritten, sind aber durch griechische Geu- darmeriesofort daraus vertrieben worden. In Atheu bauscht man die Sache unendlich aus. ""Paris, 26. Mai. Der in der Pariser Gesellschaft sehr bekannte Großindustrielle Jame- Patrick O'Connor, der, wie sein Name verrät, au« einer irische» Familie stammt, tötete sich gestern in seiner Wohnung in der Avenue Jeua. Er war vor drei Jahren von einem Gehirnschlag befallen und litt seither an Melancholie. Gestern fand ihn sein Kammerdiener tot im Fauteuil sitzend, der Revolver, mit dem er sich in di« Stirn geschossen, lag neben ihm. * * Paris, 26. Mat. Der „Figaro" meldet auS Petersburg: Die unaufhörliche» thörlchten Streiche der griechischen Regierung hätten in den politischen Kreisen Rußland- lebhafte Ungeduld erregt. Nament lich sei die Erklärung de- Ministerium- Rallis, keinerlei Grenzderichtigung u»d keinerlei Kriegsent schädigung zuzustimmen, geeignet, Griechenland den letzten Rest der Sympathie» zu entfremden. Fall- Griechenland nicht innerhalb weniger Tage auf ver nünftigere Gedanken komme, sei man in Rußland vollständig entschlossen, e» seinem Schicksal zu überlassen. ""Pari-, 26. Mai. In der Stadt Oran ist alle« durchaus r«h,g. In Fortassa stad erneute Unruhen vorgekommen; hier plünderten 300 Araber die jüdischen Magazine; eS wurden mehrer« Verhaf tungen vorgenommen. ** Bärdalsüren (Norwegen), 26. Mai. Drei Vierteile der Stadt Lewanger lagen am Nach mittage bereits in Asche. Unter drn eingeäscherte» Gebäuden befinden fich da» Seminar, da» Zoll- und da« Telegraphenamt. Da- Telephonamt wird stark bedroht. Ueber 1000 Menschen, die ihre Wohnungen verloren hatten, wurden in den umliegenden Höfen etrquartiert. Da« Feuer war besonder- durch die in der letzten Zeit herrschende Dürre begünstigt und wurde durch starken Südwind aogefacht. ** Athen, 26. Mai. Die in den letzten Tagen hervorgetretene Uneinigkeit der Mächte hatte bei der hiesigen Regierung die Befürchtung hervor gerufen, daß der Krieg wieder auSbrechen werde. Der Armee wurde deshalb die Weisung erteilt, sich für alle Fälle bereit zu halten. Diese Befürchtung ist nun geschwunden, da di« Regierung — wie eine verstorbenen Obersörsterin gewesen sei» soll. Dort besucht der Schöneberger Irrenarzt Fräulein Agne- auch. Trotzdem nun da- unglückliche Mädchen in den Hiuterzimmrrn der Parterrewohnung drüben von seinem Vater und seiner früheren Erziehen», die noch heute in der Familie lebt, auf da- strengste bewacht wird, ist es ihr doch vor kaum einer Stunde gelungen, nach den vorderen Räumen der Günther'schen Be hausung zu gelangen. Dort hat da- arme Geschöpf nun ein Fenster aufgerisse» und in demselben Posto gefaßt. Daher drohte e« fortwährend mit geballten Fäusten nach Ihnen herüber, Fräulein Lorchen. E« war ein schreckliche- Bild und das Herz schlug mir fast hörbar vor Angst bei seinem Erschauen, sodaß — aber waS ist Jhn«n, liebe- Fräulein? Um Sott, Sie werden mir doch nicht ohnmächtig werden!" unterbrach sich Frau Zimmermann hier, während sie sich mit tiefem Erschrecken über ihren jungen Gast neigte. In der That war Eleonore wirklich so bleich grworde», daß sie in diesem Augenblick »ehr einer Leiche, denn eine» lebenden Wesen glich. Totenstarr, den Kopf gesenkt, saß sie minutenlang da. Ihre Gestalt gewann auch erst wieder Leben und Bewegung, al- Frau Zimmermann ein Gla- Wei» an die Lippen der Entsetzte» hob. „Nein, «ei», ich trinke nicht mehr", rief da- junge Mädchen nun. Und sich schwerfällig vom Sofa erhebend, sagte e- leis« — gebrochen: „Ich habe ebenfalls gesehen, wa- Sie so erschreckt, liebe Frau Zimmerman». Freilich kam e« mir dabei nicht für die Dauer einer Miaute t« de« Sin», daß die wilddrohend«» Bewegungen de- Mädchen an der anderen Seite der Straße mir gälte«". — offiziöse Note besagt — vou England di«Griklär«wg erhielt, es würde au« dem «ropätscheu Toncrrt auS« scheide«, fall« der Türkei gestattet werd«, als Ga- ra«ti« für die KriegS««tschädig»ng Thefsalie» besetzt zu halten oder auch «ur bis zur Zett der Ernte dort zu verbleib««. — Die R«gieru«g unterha»delt über eine «atto«ale Anleihe i» Betrage vo« 20 Millionen Drach«««. "* London, 26. Mai. Obwohl der Haß gegen die königliche Familie i» Athen »och immer wütet, sucht wa«, Athen,, Depeschen zufolge, doch auch «ach andere» Verantwortlich«», und so richtet sich die Bolkswut «amentlich gegen die Ethoike He- tairia, die in erster Linie den Krieg verschuldete. Man verlangt vo« der Regierung, daß st« Kasse», Vorräte und Waffe» dieser unsichtbar«« uud «inst so mächtigen Gesellschaft konfisziere. Segeuüber diesem Wutausbruch erklärt die Eihntke Hetatria, daß sie au« politischen Rückfichte« fich vorläufig in Schwri- >rn hüll«. "" Prätoria, 25. Mai. Bisher waren in der Koloni« Lour«n§o Ma» q atz englisch« und tra«S- vaalsche Sold- und Silbermünze» in großer Menge im Umlauf. Am letzten Sonnabend nun wurde in dem amtlichen Blatte von Loureryo Marqarz «in« Verfügung veröffentlicht, durch welche vom 15. Tage nach der Veröffentlichung ab der Umlauf vo« aus ländischen Silbermünze» verböte» wird. Dem An schein nach hat de, ungesetzliche Handel in fremdem, geprägtem Gelbe eine Entwertung der portugiesischen Münzen herbeigeführt. ** Die handelspolitischen Beziehungen zu Deutsch land sind im nordamerikanischen Senat gestreift worden. Der Senat verhandelte über die Tarife. Senator Aldrich besprach die verschiedenen Artikel des Tarifs, namentlich den Zucker und er klärte, e» sei wichtig, eS möglich zu machen, daß die Rasstoade in Amerika vorgenomwen werde, damit da« Geschäft nicht den Deutschen zufalle. Die Einfuhr raffinierten Zucker« sei erheblich gestiegen. — Wa« die Amerikaner thun wollen, um ihre Industrie, auch die Zuckerraffinerie, gegen die Mitbewerbuog de« Auslandes zu schützen, das ist ihre Sache; inSbesou- dere kan» nur da« Volk der Bereinigte« Staaten selbst darüber urteile», wie weit unter solchem Vor wande etwa die Interessen deS „Zackerringe«" ge fördert werden. AVer deutscherseits wird unbedingt die gleichmäßige Behandlung aller ausländischen Eiufuhren verlangt und dir Begründung von Dif ferentialzöllen durch den Hinwei« auf die vou «iozel- »eu europäischen Staaten gezahlten Prämien nicht als berechtigt anerkannt werden. Reichstagsbericht vom 26. Mai. Auf der Tagesordnung steht der Nachtrag-- etat betr. die BesoldungSverbefserung. T« liegen dazu außer den Vorschlägen de, Kommission »och vor: Ein Antrag Roon, Hammacher und Gen., daS Höchstgehalt der DivjsionSpfarrer auf 4200 Mk. statt 3900 Mk. festzufitzen, ferner ein Antrag Bassermanu, bei dem Heere die Buchhalter bei der Zahlstelle deS 14. Armeekorps (nach der Vorlage und de» Kom- misfiovSbeschlüffen 1800 bis 2900, durchschnittlich 2350 Mk.) den Teheimsekretäreu bet der Milttärkaffe (1800 bis 3300, durchschnittlich 2550 Mk.) gleich- zustelleo. Abg. Rickert (freis. Ber.) verlangt Abschaffung de« KautionSwesenS. Schahsekretär Graf Posadowsky sagt zu, nochmals in Erwägungen einzutretrn und sich auch mit der preußischen Regierung darüber in Verbindung zu setzen; gegebenen Falls, wenn die verbündeten Regierungen zustimmten, würde er nicht versäume«, „Da« heißt, Sie beabsichtige« zu thuv, waS auch ich an Ihrer Stelle und mit mir jedes anständig denkende Wrib thun würde". Eleonore schaut« der Matrone mit einem Blick in das Gesicht, den diese niemals zu vrrgeflen t« Stande war. So viel Verzweiflung lag in dem selben — so viel unsägliche Herzensangst. Aber e» war auch nur dieser Blick, mit dem Eleonore die Worte Frau Zimmermann- beantwortete. Denn gleich darauf reichte sie derselben abschiednehwend die Hand. Ohne daß e» der Matrone Zeit gelassen, ihm für seinen Besuch zu danken, hatte da- junge Mädchen auch bereit- da« Gemach verlassen. Wie «ine Schlafwandelnde schritt Eleonore dann die Treppe hinab und öffnete sich selbst mit dem »itge- nommeneu Schlüssel die Borsaalthür deS Parterre. In dem weiten blumengeschmückten und von köstlichen Wohlgerüche» durchströmte» Raume blieb sie stehen. Die Hand auf da- Herz gedrückt, verhielt sie sich minutenlang so. Dann seufzte sie tief auf. Mit dem Ausdruck qualvollen Wehs in dem schönen Gesicht schlich sie sich dann zur Thür de» Arbeit-- gemach« ihre-Vaters. Mit leisem Druck öffnete sie dieselbe und sah sich eine Minute später vor Herrn von Wald. Derselbe stand »it einem Brief in der Rechten in der Mitte des Gemach«. Da er seine Toch ter gewahrte, legte er daS wohl eben erst empfange»« Schreiben auf den Tisch und reichte ihr bewillkom- »end seine Hand. Doch Eleonore faßt« nicht »ach derselben, sondern sank mit herzzereißeudeur Sch«; an die Brust de« BatrrS. * „Abe, Kind, liebe«, teure- Kind", rief dieser uuu, „wa« ist geschehe»? Hast Du eiu«u Streit »it