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Ma« der Besatzung find ertrunken. De» Eigen, tümer und der Sohn derselben find gerettet. 8 S» Frankfurt a. M. ist die »al« de« Protektorat der Kaiserin stehende permanent« Rosen» aurstellung eröffnet worden. Der Kais« hat al» höchst» A«»zeichnung eine goldene Medaille gestiftet. Die Dauer der «uestelluna erstreckt fich bi» Oktober. Mit ihr ist zugleich ein« Nelken», Obst» und Ma- schineuauSftellung verbunden. — An der Cholera gestorben ist nach einer Krankheit von wenigen Stunden der französische Gesandte in Bangkok (Slam). — Bei einer Explosion in der Kunstfeuer- werkerei von Fiasterwald und Brandolitt in Triest erlitten zwei Personen Berletzuugea. Der gesamte Borrat an FeuerwerkSkörpern flog in die Luft. ß Bow Blitz erschlagen wurde« im Weiuort Zellingen bei Trier fünf Personen, welche sich unter einem Bau auf dem Feld brfaadeu. — Die Wasserflut der Donau und Sare steigt noch immer. Au» vielen Uferdürferu Ungarn» werden Menschen und Haustiere auf da» höhere serbische User ge rettet. Die Stadt Semlin ist von Ueberschwem« «uug bedroht; da» Banater Dorf Borcsa wird von seinen Bewohnern dauernd verlassen; die ungarische Regierung wird ihnen höhere Wohnplätze anweiseu, da ihr jetzige» Heim fast regelmäßig überschwemmt wird. Die serbischen und bosnischen Flüsse steigen noch. Ausland. ** Da» Programm der ReifeFoure« nach Rußland ist entgültig festgesetzt. Die Abreise findet am 21. Juli statt, die Ankunft in Kopenhagen erfolgt am 23. und die Ankunft in Petersburg am 25. Juli. Der Aufenthalt dauert 3 Tage. Lin Be such Moskaus unterbleibt. ** Spanien hatte unruhige Pfingsten, die Beilegung der Ministelkrist» bereitet der Köuigin- Regentin große Schwierigkeiten; e» ist natürlich auch nicht leicht, für ein Staatswesen, da» nach innen und außen so zerrüttet ist, wie da» spanische, «inen leitenden Mann zu finden, der den AugiaSfall in Ordnung zu bringen vermöchte. Der bisherige Premierminister Canova» de Castillo legte der Königin- Regentin in dem jüngst abgehaltenen Ministerrat die Lage auf Cuba und auf den Philippinen dar, ebenso die politischen und wirtschaftlichen Tagesfragen und die Beziehungen zu den Bereinigten Staaten. Diese» olles bezeichnete er sehr mit Recht al» die Ursachen der gegenwärtigen Ministerkrist». Der liberale Staatsmann Sagasta, welcher wiederholt im Ministe rium gesessen und dasselbe auch schon geleitet hat, ist von der Königin al» Nachfolger CanovaS in Aussicht genommen. Sagasta erklärte, daß die liberale Partei für alle schwebenden Fragen eine Lösung bereit halte, und die Lage in Wirklichkeit nicht so verzweifelt sei, als sie wohl dargestellt werde. Sagasta hat sich mit Martinez Campo» i« Verbin dung gesetzt, und dieser General, der von seiner erfolglosen Bekämpfung de» Kubaaufstander her noch bekannt ist, hat auch mit der Königin-Regentin bereit» «ine Unterredung gehabt. Man nimmt nun au, Sagasta werde den Marschall Martinez Campo» beauftragen, die Reformen auf Cuba im weitherzigen Sinne durchzuführen. Man meint natürlich, auf diese Art am leichtesten au einem Konflikt mit der nordamerikauische« Union vorbeizukommeu. Nach dem Pfingstfefte. »ich»«« --rt-tr». Die Pfingstfeiertage find vorüber und so fröhlich, al» e» sich thuu ließ, verlebt worden. Da» fröhliche Sichgehenlasseo der FeiertagSstimmung ist vorüber, die Welt» in welcher man arbeitet, stellt «au wieder ihre gerechten Forderungen. Da» Arbettsleben ist Abwärts. Roman von Marie Widdern. l») R-Ldru« »erbotk». (Fortsetzung.) „Da» weiß ich", entgegnet« Eleonore eifrig und bat dann mit beredte« Worten, daß Fra« Zimmer mann sie empfehle« möge, worauf die beiden Damen fich noch de« Ausführlichste« über die Art und Weise der Fächermalerei ergingen. Die Aussicht, nun endlich den langangestrebteu Erwerb finden zu sollen und einen noch obendrein, der Eleonore geradezu Vergnügen bereiten mußte, hatte dem schwergeprüften jungen Rädchen wenigstens für den Moment einen Anflug seine- altgewohnten Wesen» zurückgegeben. Eleonore sprach jetzt lebhaft und fast heiter. Ja, da» eben «och so bleiche, kum mervoll aussehende Antlitz de« armen Kinde» war von «iuer leisen Röte überzogen. Und au» de« blauen Augen strahlte da« Licht wieder erwachter Hoffnung. Frau Zimmermann bemerkte die Veränderung wohl, welche ihr Verspreche« a«f die jugendliche Bekannte hervorgebracht. Herzensgut wie sie war, freute sie sich derselbe» nun von ganzer Seele, wen« sie sich auch nicht darüber äußerte. Ueberdie« fehlt« ihr auch die Zeit dazu, denn ehe die beiden Damen «S fich versahen, war der Wedding erreicht u«d sie standen gleich darauf vor dem Hause, in dem oi« Wald« wohnte«. Trotzdem Fra« Zimmerman» keine«»egS di« Absicht gehabt, Eleonore bi» «ach ihre« Heim zu begleite«. Obgleich da» junge Mädchen mm felbstverständ- zu alle» Zeiten ernst, vo« Scherz «nd Tändelei kamt ru ihm nicht groß di« Red« sei», aber dl« Sommer», zett, die, kalendermäßig zwar «icht ganz genau, aber doch thatsächlich nach Pfingste« »«« einmal anhebt, ist doch verschiede« von de» Lagen vor Pfingsten, eich recht von de» Tage« vor Oster». Eine gewtffe Nahe, die »och keine Behaglichkeit z« sei» brancht, bemächtigt fich in dieser Zett doch de« Bürger» und läßt ihn viele», wa» ihn zu anderer Jahreszeit tüchtig in den Harnisch bringe« würde, mit «aß. vollem Gleichmut betrachten. Der Sommer ist keine Zett der Trägheit, in welcher groß« Entschlüsse «angeln, wohl aber eine Periode der Bedächtigkeit, i« der ger« genau überlegt wird, wa« gethan wer den soll. Bor allem besteht aber in der Sommer»- zeit etue recht lebhafte Abneigung, sich aufzuregeu oder fich aufregen zu lasten. Die Politik, die u«. gern feiert, wen« sie e« «icht unbedingt muß, macht nach Pfingsten Ferien, weil sie doch nicht mehr auf «echte Teilnahme rechnen kann, uud um eine Thätig- kett, die kein Jntereffe erweckt, bemüht fich Niemand eigentlich gern. In diesem Jahre wird ja nun frei lich nicht so ohne weitere» politische Ferienzeit ge boten werde» können, aber die Dinge werde» schließ lich nach Pfingste» doch ander- liegen, wie vor Pfingsten, auch Minister und Abgeordnete find am Ende nicht mehr al« Menschen, di« sagen könne«, wie alle Andere«: Daß ihnen nicht» Menschliche» fremd sei! ES wird dem deutschen Reiche und dem deutschen Volke bei der heutige» Lage der Dinge «icht eben große Kopfschmerzen weiter verursachen, weun die griechisch-türkischen FriedenSverhandlungen so uud so viel Wochen länger dauern, al» ursprünglich ange nommen ist. Wen» sie noch fortdauern, weun sonst in der Welt gar »icht- mehr passiert, werden sie schließlich ihren wahren Beruf gesandt» haben, „al« Lückenbüßer" in den ZeitangSspalteu zu dienen. An eine ernstliche iuternatiouale Berwicklaug konnte zu Oster» noch gedacht werde», gegenwärtig aber nicht mehr, «nd selbst etue Vertreibung der griechischen Dynastie würde in der Geschichte diese- Jahre- nicht- weiter bleiben, als ein« Episode. Und wa- uu« sonst an internationale« Angelegenheiten nach den Feiertagen in Aussicht steht, Londoner Jubelfeierlich- keiten oder Londoner Jatriguen, so kann uns weder da« eine noch das andere z« Thräne» rühre». ES giebt, soweit bisher bekannt ist, uud Ueber- raschungen sind ja nie ausgeschlossen, nur eine sehr ernste politische Frage für die Frage nach Pfingste«, und da- ist da- Schicksal de« Preußischen Verein«- gesetzr«. Do» so ungemein hart umstrittene preußische vereiuSgesetz ist feiner prinzipiellen Bedeutung nach bisher noch wenig richtig gewürdigt. Daß e« sich dabei um einen Akt der preußischen Politik handelt, der mehr al- halbe, der fast ganze Reichssache ist, liegt auf der Hand, aber die« Gesetz bildet äugen- scheinlich eine Richtschnur für eine neue Retchspolittk, für eine« neuen Kur« nicht blo», sondern für «inen festen Kar- dazu, für «inen Kur», der sich nicht lange ohne Personen-Beränderungen wird etnhalte« lassen. Da» Erste, wa« z« erfolgen hätte, wäre uu« freilich die Annahme de» Gesetze« wesentlich im Sinn« der Regierungsvorlage, und diese Annahme hängt vo» einer Senderung i« der Haltung der bisher i» dieser Sache oppositionellen uationalliberalen Partei ab. ES soll nicht weiter an dieser Stelle untersucht werden, welchen Nutzen oder welchen Nachteil da neue Berein-gesetz in Zukunft al- solche« schaffen könnte, nur darauf mag hingewiesen werde», daß wir im Prinzip des Bereia-gesetze« alle« Anschein nach die Regierungs-Parole für die nächste», nicht mehr allzuferneu ReichStagSwahle« zu suchen habe«, lich bat, die Matrone möge nähertrete«, empfahl fich dieselbe trotzdem. Meinte sie doch, noch das Mittagessen für den Sohn bereiten zu müssen, der heute erst um drei Uhr nach Hause kommen könne. Eleonore ließ sie auch ohne viele Gegen reden gewähren. Bei dem menschenscheuen Wesen, da- die Stiefmutter jetzt zeigte, war e« ja kaum ge raten, so ohne Weitere- mit «tvem Gast vor Ba bette zu erscheinen. — „Ich werde sofort an meine Freundin schreiben, um die Fächerangelegenheit in de» Gaug zu bringe»," hatte die Sekretär-Witwe aber «och beim Abschied gesagt. Dann war sie aber auch mit jugendlicher Hast nach der nächsten Haltestelle der „Großen Ber liner Pferdebahn" geeilt, um den Wagen abzuwar te», welcher sie au- dem Proletarierviertel der Reichshauptstadt nach dem um so viele- vornehmeren Potsdamer Viertel führe« sollte. S« war eto« Woche seit jener Stand« vergangen. Fräulein von Wald stand i» der sauberen Küche ihrer kleinen Wohnung am Herd und buk Kartoffel- flinzen. Auch ein Gericht, da- sie dem Küchenzettel der Frau Zimmermann entlehnt. „Du glaubst gar nicht, wie verschwindend wenig dies« sog«uanvtev Puffer kosten, Mama. Sie schmecken trotzdem gan- vorzüglich," hatte Eleooore gesagt, al» st« hinaus- gegangen «ar, um die neue Speise für den Mittags- tisch zu bereite«. Jetzt aber zischte der schnell gemengte Teig bereit» auf der Pfanue. Et« eigeutü«lich«r Daft verbreitete fich ia der klein«« Küche. Er drang bi» in das Wohnzimmer, woselbst Babette — nicht «ehr wa» ja «icht ««»schließt, baß fich «eben dieser H«>ptpar»l« noch verschiede«« maßgebende Erficht»- punkte aufstell««. Der Ernst »nsrrer gegenwärtige« politischen Streitfrage liegt also darin, daß die Reichsregierung auf Grund bestimmter Prinzipien — uwer welche« die wirtschaftliche» allerdings »och «ffe« stehe», sich bemüht, eine ihr getreu« Mehrheit zu sammel«. Unter dem Fürsten Hohenlohe tritt «ine solche Be mühung zu« ersten Male mit besonderer Deutlichkeit gegenwärtig hervor, nicht von allen erkannt, aber doch unmöglich in einem andere» Sinne aufzusasse». Nutz an de« Notwendigkeit, an zwingr»de» Gründen für solche Bemühungen fehlt e» nicht, schon ei« ein ziger genügt, so daß die Snfzählang von mehreren za entbehren ist. Die Pläne der RetchSregierang auf «ine nicht unbedeutende Vermehrung de« Krieg», marine, die den Wünschen deS Kaiser» nicht blo» entsprechen, sonder« auch vo« d«n Monarchen unter Einsetzung der eigenen Persönlichkeit kraftvoll ver trete» werden, mögen ja »icht so umfangreich sein, wie vielfach angenommen wird, jedenfalls tosten st« doch ganz erheblich «ehr Geld, al« die hrutige Reichktag««thrhtit zu bewilligen geneigt ist. An einen Verzicht auf diese Pläne ist wohl kaum zu denken, eine Verwirklichung ist aber kaum anzaneh» men ohne eine fest« Mehrheit. Und diese zu erziele», ward in Preußen der erste Schritt gethan, e» wird ihm, wenn er glückt, i« Reich« der zweit« folgen. Damit ist der Schlöffel zur ReichS-Politik von heute gegeben, und der deutsche Bürger weiß, mit welchen Ereignissen er rechnen wvß. Wir stände» in unser«« prinzipielle» innere» Reich«-Polttik lauge Zeit still! Damit soll e» nun zu Ende fein. Vermischtes. * Ein teuflische« Weib. JmJah«e1714 hatte der königlich preußische, kurfürstlich sächsische, sowie Hessen - caffelsch« Hofmaler David Hoyer in Leipzig da« Eckhaus vo« Barfußgäßchen uud der Klostergasse, — jetzt umgrbaut al« „ZtllS Tunnel" bekannt — gekauft. Bou ihm ist da» Porträt des gelehrten Bauers Christoph Arnold in Sommerfeld, 1695, welches sich auf der hiesigen Gtadtbibliothek befindet. Hoyer starb am 28. Mai 1720 eine» schnelle» Tode». Da er unverheiratet war, beerbte ihn seine Schwester, Susanne, früher verehelichte Hegewald, di« nach dem Tode ihre- Manne» sich zum zweiten Male und, al» auch dieser Gatte starb, zum dritte« Male, mit dem Postkommiffar Zimmer- man« i» Wittenberg, verheiratete. Da kgm im Jahre 1728 ein fürchterliche« Geheimnis an den Tag. Da« tenfltsche Weib hatte au« Habsucht vier Kinder au» erster Ehe, ihre beiden erste» Männer und, um de« Hause- im Barfuß, gäßchen zu Leipzig habhaft zu werden, auch ihren einzigen Bruder, den Hofmaler, mit Gist um'« Leb«u gebracht. Nach ihrem volleu Geständnis wurde sie am 18. Mai 1728 in Wittenberg hingertchtet, »ach- dem ihr vorher die rech»« Hand abgrhauen worden war. Diese Hand wird im Rathause zu Wittenberg noch jetzt gezeigt. * Die teuersten und die billigsten Wohnungen. In keinem Orte der Erde soll das Wohnen so teuer sein al» in Gibraltar, und zwar au- dem einfachen Grunde, weil e- für diese Stadt unmöglich ist, sich nach irgend einer Richtung hin «eiter auszudehnen. Ein langer, schmaler Streifen Land, der früher Meeresstrand war, konnte allein bebaut werde»; sonst ist i« weiten Umkreise nicht- als steile-, zer klüftete« Gestein. Auf dem au manchen Stellen nicht mehr als hundert Schritt breite», bewohnte« Land- strich find die Heimstätten vo« beinahe 30000 auf de« Sofa lag wie vordem, sonder« am Fenster saß und — Strümpfe stopfte. „Wie da- nach Armut und Entbehrung riecht," flüsterte die junge Frau vor sich hin. Dann fuhr sie plötzlich erschrocken zusammen. Bou ihrem Stuhl auffahrend, flog sie au» dem Gemach nach der Küche. „Um d«» Hi«melSwillen, ich glaube, wir be kommen Besuch," rief sie dort Eleonore za, welche eben die letzte Flinze auf den Telle, gelegt hatte. Doch da klingelte e» auch schon, da» junge Mädchen eilte, die Eutrsethür zu öffnen. Aber welch ei» Schreck durchfahr dasselbe nuu, al» es gleich daraus Max Zimmermann gegenüberstaud. Ein Dienst«avn folgte ihm, der eine» ziemlich umfang reichen Packen auf dem Rücken trug. Nachdem fich der junge Mastklehrer artig vor dem tieserglühenden Mädchen verneigt, sagt« er mit merklich bebender Stimme: „Ich komme im Auftrage meiner Mutter, gnädige» Fräulein, und bring« Ihnen die tu Aussicht gestellten Fächer. Gebe« Sie da» Paket her, Manu, wendete er sich daraus an seium Begleiter. Der Augeredete folgte dem Verlangen. Da er aber jedenfalls vorher schon bezahlt worden, machte «r alsbald auch seinen Kratzfuß und ging seiner Wege. Eliouore hatte sich inzwische» gefaßt. Sie nötigte jetzt de« «verwarteten Gast, oäherzutrete». Mit dem Packen im Arm folgte Max »an ia da einfache Stübchen, da« trotz seiner Armseligkeit so viel Behaglichkeit in fich barg und «inen so feine» veiblicheu Geschmack verriet. Ehe Herr Zimmer««»» darauf aber der Ei»- laduug zu« Ntederfitzea folgte, welch« Eleou,re so-