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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HWfk-KzM für Kohndors, KSdktz, Zmisdors, Mders, SL Wdm, Keiarilhserl, KariaiM md KW. Anrtsblcstt für den Stadtrat zn Lichtenstein. - »7. Jatzrg«»g. Rr. 130. Mittwoch, den 9. Juni 1897. Lies«» Blatt erscheint täglich (außer Son«- und Festtag») abend« für den folgende« Tag. Vierteljährlicher BezugSprei« 1 Mark 2b Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfensig«. — Mftellunaen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Mar» 17S, alle Kaiser!. Postanstalteu, Postboten, sowie die «««träger entgegen. - Inserate werde« dir vtergespaltm» Sorpuizeile oder dere« Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — ««nähme der Inserate täglich bi« spätesten« vormittag 10 Uhr. »ekauutmaHuug, Landtag-Wahlliste betreffend. Nachdem die Liste der stimmberechtigte« Urwähler für die i» Laufe diese» Jahre« stattfindenden Wahle« zur Zweiten Kammer der Etäudeversamml««g in hiesiger Stadt aufgestellt ist, liegt dieselbe hoher Berordnuug zufolge vom LO. diese- Mowets ab et«« Woche laug zur Einsichtnahme für di« Beteiligten in hiesiger Stadtsteuereiunahme öffentlich aus. Wir bringen die- hiermit zur öffentlichen Kenntnis unter dem gleichzeitigen Bemerken, daß etwaige Einsprüche gegen die Urwählerliste binnen 3 Tage» nach Ablauf der AuSliegefrist schriftlich oder müudlich alhier anzubringen sind. Lichtenstein, de« 8. Juni 1897. Der Stadtrat. Lange. Vgl. Holzauktion auf Forderglauchauer Revier! Mo»t«g, den 14 Juni von vormittags 9 Uhr an solle« im Rümpf walde, und zwar am Bogelherd, a«f de« Eta«ge«dorfer AuISufe», «n der Li«de, am Z»icka««r Weg, List- Ankauf re. 2 Rmtr. Laubholz-Rollen, 10 „ Nadelholz- „ 36 „ „ Stöcke und 60 Wllhdrt. „ Reisig unter den gebräuchlichen Bedingung«« gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Versammlung an der Waldhütte am Bogelherd. Gräflich Gchö«d«rg sche Sorstverwaltrmg and Gewtamt Forderglauchau, am 5. Juni 1897. Poetzschke. Hennig. an seine Verteidiger richtend, anscheinend in sich versanken, Mitangeklagten v. Lützow stetig den Rücken drehend, — er saß da wie teilnahmloS. War eS Gebrochenheit, war eS Zuversicht? Wer mochte eS entscheiden? Wenn mau sein Benehmen «ach dem freisprechenden Wahrspruch der Geschwo renen beobachtete, als er so friedlich und so still die Verkündigung des Urteil« anhörte, al« wenn ihm die ganze Sache nicht- mehr anging, so wurde man doch fast durch die diplomatische Reserviertheit überrascht, mit welcher er die «ilfertigev, eifrigen Glückwünsche seiner stenographierende« Kollege« von Ler Polizei in Empfang nahm, die von ihrem Schreib tische aufgesprungen waren, um dem Wiederge wonnenen die Hand za drücken. .Famoser Kerl, der Tausch, wäre schade gewesen!" murmelte ein distinguiert aussehender Herr seinen Freunden za. Im Gegensatz zu Tausch folgte v. Lützow mit Span nung dem aufgeregten Hin und Her der Verhand lungen. Lorvübergelegt schien er jede- Wort in sich einzufangen, da« für thu wirken konnte. Man konnte fast Mitleid haben mit diesem niederge brochenen Träger eines alten historischen Namens. AlS daS Urteil über Lützow gesprochen war, begrub dieser da- weinende Gesicht in die Hände und wagte erst Wiede» aufzublicken, al« ihm die beantragte AberkeunungderbürgerlichenEhrenrechte erlassenblieb. 8 Die zunehmenden Unglück«fälle im Bergbaa haben den preußischen Handelsminister veranlaßt, für die einzelnen St-inkohleubergbaubezirke je eine Kommission Sachverständiger zu berufen, deren Auf gabe e« sein soll, die Ursache der Unfälle an der Hand der Erfahrungen deS In- und Auslandes, sowie durch eigene Anschauung zu untersuchen und etwaig« Vorschläge zur Verhütung von Unfällen zu machen. In den Kommissionen sollen GtaatSberg-, Privatberg- und Grubinbramte», sowie Arbeiter vertreten sein. ES wird ihnen ei« festes Programm vorgelegt werden, wonach sie zu arbeiten haben. 8 Für seinen Aufenthalt auf Helgoland hat sich der Kaiser eine Baracke bauen lassen, die er al« Wohnung benutzen will, um nicht dem Gouver neur, bei dem er bisher abstieg, die Räume weg- oehmen zu müssen. Die Baracke ist etwa 30 na lang und 15 m breit und hat die Form eine- Acht ecks. Au der einen Schmalseite befindet sich ein kleiner Vorbau nach Art einer geschlossenen Veranda. DaS Innere ist durch einen Gang in zwei Teile geteilt. Der nach dem Anbau zu gelegene Teil um faßt zwei Räume, die für den Kaiser als ArbeitS- und Empfangszimmer, sowie al- Schlafzimmer be stimmt find. Der andere besteht gleichfalls au« zwei Räumen, einem Zimmer für die Dienerschaft und einem Badezimmer. Die Baracke hat außen eine» grünlichgrauen Anstrich und ist innen weiß mit Ver zierungen in Grau und Sold, unter denen der preu- ßische Adler eine Hauptrolle spielt. 8 Hamburg, 5. Juni. Der „Hamburgische Korrespondent" meldet: De» Schnelldampfer „Fürst BiSmarck" hat gestern vormittag in der Nordsee bei langsamer Fahrt und dichtem Nebel einen englische» Fischerkutter in den Grund gebohrt, der unterlasse« hatte, die übliche« Glockensignale zu geben. Fünf Aus Stadt und Laud. *—Lichtenstein. Die Feiertage sind vorüber, da- Laub de» frische» MaieaschmuckS beginnt zu wel ken, und ein Jeder kommt zu dem Schluffe, daß er sich auch diese» Pfingsten am Ende, den Verhältnissen entsprechend, so gut amüsiert hat, wie «S gehen wollte. Alle- wird nicht in Erfüllung gegangen sein, bei mauchem Wünschen ist in «iu« falsche Kerbe gehauen, aber nett war e» auch trotz der immer wiederkehren den Ausfluß-Verdrießlichkeit««, gegen welche da» beste und erprobteste Rezept der Gleichmut ist. Jo den Feiertagen rollten die zahlreiche» Extrazüge, welche Tausende von heimatSsrhusüchtigen Gästen «ach Haus« brachten, besonder« junge Krieger nützten den Pfingst urlaub weidlich aus, und nun rollen bereits die Eisen bahnzüge, welche schon die Letzten der letzten Pfingft- touristen wieder in die alte Thätigkeit, in die Heim stätte der täglichen Arbeit zurückführen. Mancher wäre wohl gern noch längrr ausgeblieben, aber daS ist ja nun einmal so, daß da« Schöne gerade zu Ende geht, wenn «» am schönsten wirb. Such die Pfingstserieu sind nur kurz, und mancher A.-B.-C - Schütze meint schon altklug, deS AnfangenS wäre «S eigentlich nicht recht wert gewesen. Aber für Alle giebt eS einen Trost, und das ist der nahe Sommer. Der Jugend bringt er die großen Ferien, und wer fonst Tag aus Tag ein tüchtig „schuften" muß, er obert am Ende doch auch einmal eine Woche oder zwei, wo er ausspannen kann, um sich ein Stückchen Welt zn besehe». Und für Die, welche auf den schönen Traum verzichten müssen, beginnt doch die vergnügte Zeit der Landpartien, die namentlich für die Damenwelt dasselbe im Sommer bedeuten, wie im Winter ein Ball. Und eS ist eine Freude, wie sich heute trotz aller Irrungen und Wirrungen die alte, treue deutsche Geselligkeit forterhält, die sich »icht selten von Generation auf Generation vererbt. Wär'S damit au», wär'S mit vielem Angenehmen vorbei, dann kann man auch mit Bezug hierauf sagen: Es ist nicht hübsch, wenn die Menschen allein sind! *— Die Lichtenstein-Stollberger Straße im oberen Teile der Gemeinde Hohndorf ist vom 8. bis 14. Juni cr. wegen Raffenschüttung sür Fuhr- verkehr gesperrt und letzterer über den sogen. Hoch graben und GerSdorf geleitet. — Neuerdings vorgekommeneUoglückSfälle geben der kgl. Amt«hauptmannschaft Glauchau Anlaß, auf die durch Bekanntmachung vom 30. April 1892 angeordneten Schutzvorrichtungen gegen da« Herab- fallen von Personen von den Scheuveuböden auf merksam zu machen. Danach sind di« Balken über die Tennen mit Brettern oder starken Stangen der art zu belegen, daß Niemand durchsallen kann. Diese Balkenbeleg« sind sestzuvageln. Oeffnungen sind mit Barrieren zu versehen, welche au» vier feststehenden Ecksäulen und auf jeder Seite mindesten» zwei Quer- riegrln, je einem in Knie- und Brusthöhe zu bestehen haben. Die Querriegel können zum Abnehmen ein gerichtet, müssen jedoch nach beendigter Arbeit jeder zeit wieder an ihre Stelle gebracht werden. Wo «er Scheuuenbode» zum Pansen gebraucht wird, empfiehlt e» sich, die Barriere mit Brettern nach Art einer bewegliche» Tischplatte zu üb«rdecke». Zuwiderhandlung«» werd«» mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahudet. — Blühende« Korn wurde bereits an vielen Stelle» gesehen. Dir wenige« warmen Tage haben in de» Natur Wunder gewirkt. — Gersdorf, 5. Juni. Gestern abend kurz nach 11 Uhr ertönten schon wieder Feuersiguale in unser« O»t. Es brannte da» »eben de« Brauerei gelegene Bartengut deS Herrn Brauereibesitzers Hübsch nieder. Zuerst brannte die Scheune, dann aber auch das vo» mehreren Familien bewohnt« Hau». Da eS alte Gebäude waren, griff da« Feuer sehr schnell um sich und wird daher den Betroffenen wohl ziem lich alle- verbrannt sein. (Wir hatten ber«itS in voriger Nummer kurz gemeldet, daß in obigem Orte Feuer au-gebrochen war. D. Red.) — Ein am Freitag mittag au» Osten komme»- deS schweres Gewitter mit wolkeobrachartigem Regen richtete infolge deS Austretens der weißen Elster und zahlreicher Bäche im oberen Vogtland namentlich auf den Wirsen durch Berschlemmen d«r prächtigen TraSwuchseS schweren Schaden an. I« RaaSdorf brachten die Wassermassea sogar ein Wohn haus zum Einsturz. — Sebnitz, 4. Juni. Ein« Riesenforelle wurde dieser Tage von einem Fischereipächter hier im Gebnitzbach in der Nähe der HertigSwalder Mühle gefangen. Der Fisch war reichlich «ine Elle lang und wog 6 Pfund. Deutsches Reich. 8 Berlin, 5. Juni. Kriminalkommissar v. Tausch reichte unter Beifügung eines ärztlichen At teste« sein Abschiedsgesuch ein. Ueber die Frage etu«S »euen Disziplinarverfahren» ist «och nicht» entschiede». 8 verliu,5.Suni. Da» ArmeeverordnungS- blatt veröffentlicht eine KabiuettSordre vom 6. Rat, wonach der Kaiser beschlossen hat, die LandeSver- teidtgungskommission aufzuhe en und sich vorbehält, zur Beratung einzelner die Landesverteidigung be treffender Fragen jeweilig eine besondere Kommission zu berufen. 8 Ueber die letzten hochdramattschen Akte de» Tauschprozesses entwirft ein Augenzeuge eine sehr lebhafte uud anschauliche Beschreibung, der wir, trotzdem über den Abschluß des Prozesses nun schon eine halbe Woche in da- Land gegangen, doch noch einige Stellen entnehme» wolle». Wenn man die Verhandlungen d«S letzten Tages überschaut, so heißt e» da, wenn man die Angeklagte», die Zeugen, die Verteidiger, da« hin- und herwogende Publikum auf de» Zuschauertribüne beobachtete, so kam man zu recht eigentümliche» Gedanken. Herr v. Tausch saß den ganzen Tag, de» Kopf auf die linke Hand gestützt, hintenüber gebeugt auf seiner Bank, ab und zu benutzte er rin ihm überlassenes Riechfläschchen, sich mit einigen Tropfen da» Taschentuch netzend, die Stirne kühlend: keinen Blick ins Publikum, keine» Blick auf die Geschworene», kaum einmal ein Wort