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HWsls-ZMM fiir Kühndorf, Udktz, Zernsdorf, Urdorf, St. Mim, Ltiimchmt, WitM mit Ws«. Amtsblatt für den Stadtrat zn Wittenstein. — — . — »7. Jahrgang. — — - Nr. 121. Donnerstag, de« 27. Mai 1897. Diese» Blatt erscheint täglich (anher Son«, und Festtag») abend» für den folgenden Tag. Vierteljährlicher BezugSprei» 1 Mark 2S Pfennige. — Einzelne Nummer 1V Pfennig«. — Gestellung«» nehmen anher der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie dir Austräger entgegen. — Inserat« werd«» di« viergespalttm KorpuSzeile oder bereu Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi» späteste«» vormittag 10 Uhr. Himmelfahrt. In der Himmelfahrt findet daS Erdenlebeu Jesu, deS Weltheilandes, seinen herrlichen Abschluß. Auf dem Oelberg scheidet da der Herr segnend von feinen Jüngern. Von einer Wolke wird er zusehends aufgehoben und fährt er auf gen Himmel. Dadurch giebt Jesus seinen Jüngern noch einmal klar zu er kenne», daß er nicht von der Erde, sondern vom Himmel stammt, daß er wahrhaftiger Gott ist vom Baler in Ewigkeit geboren. Und dämm bringen fie Jesu auch göttliche Ehre dar und beten ihn an, als er in seiner Himmelfahrt zurückgekehrt in seine ewige Heimat und sich setzt zur Rechten des Baler«. Wie aber so für die ersten Jünger, so ist für die Gemeinde Christi aller Zeiten und auch unserer Tage noch die Himmelfahrt ein klare-, stärkendes Zeugnis der ewigen Gottheit Christi, und darum hat die Christenheit auch heute noch und bis an daS Ende der Tage das gute Recht, zu Jesu betende Hände empvrzuheben. Aber Jesu» hat nun nicht etwa in seiner Him melfahrt sich von der Erde und den Menschen zu rückgezogen, um die Welt ihrem Lauf zu überlassen, fonder» er herrscht und regiert seitdem auf dem HiwwelSthro» alS der König aller Könige. Er breitet seitdem fort und fort sein Reich auS auf der ganzen Erde und unter allen Völkern. Er führt seitdem die ganze Menschheit immermehr dem einen große» Tage entgegen, an dem eine Herde und r i n Hirt sein wird. Und vor allem erweist sich der erhöhte Heiland täglich den Seivigeu alS ein reicher» milder Fürst. Er vertritt uns. Er tritt für seine Gläubigen ei» bei seinem und ihrem himm lischen Vater, so oft sie zu ihm in seinem, ihre» Heilande-, Namen beten. Dadurch vermittelt er fort u»d fort seinen Jüngern und Jüngerinnen alle«, was ihnen gut uud heilsam ist zu ihre« leibliche» und geistlichen Wohl. Und am jüngsten Tage wird er, der zur Rechten Gottes sitzt, sei» Werk in seiner Gemeinde vollenden. Er hat einst in seiner Himmel fahrt seinen verklärten Leib vor der Jünger Augen mit hineingenommen in den Himmel. So wird er, daS Haupt, in der Auferstehung der Toten auch seine Gläubigen, seine Glieder, samt ihren verklärte» Lei ber» »ach sich ziehen in de» Himmel. So ist denn die Himmelfahrt Christi für die Seintgen eine Quelle unverfieglichen, herrlichen Trostes. Aber anderseits mahnt nun auch die Himmel- fahrt die Gemeinde de- Herrn, daß sie immermehr himmlisch gerichtet und gesinnt wird. Die Kirche Christi soll immer fester in'- Auge fasten ihr himm lische« Ziel, dahin ihr Herr vorangegangen und da hin sie Nachfolge» soll. Die Jünger und Jüngerinnen Jesu sollen sich immermehr losmachen von dem, wa- auf Erden ist, von der Liebe zu de» vergänglichen, eitel» Gütern und Ehre», und zu de» flüchtige», schaalen Genüssen und Vergnügungen dieser Welt. Christen sollen im«ermehr trachten «ach dem, wa« droben ist, nach unvergänglichen, himmlischen Güter», nach Glauben und Lt«be, nach Frieden und Freude, »ach Leben und Seligkeit. Freilich dieser Himmel- fahrt-mahuung kann kein Mensch folgen auS eigner Kraft. Der heilige Geist muß unS irdisch gesinnten Meuscheu erst die Augen öffnen für die unvergängliche Herrlichkeit der himmlischen Güter. Darum wie in der ganzen Rüstezeit aus Pfingsten, so sollen die Christen allerort» insbesondere heute am HimmelfahrtStage beten zu dem heiligen Geiste, daß er ihre Herzen, ihre Sinnen und Gedanke» himmelan richte. Möge so dir Christenheit in Kraft de» heilige» Geiste- ein reichgesegnetes Himmel- fahrt-fest feiern und twmermehr au- innerstem Her zensgründe fingen: Himmelan, ach himmelan, da. soll meine Losung bleiben. Ich will allen eitlen Wahn durch die Himmel-lust vertreibe». Himmelan steht nur mein Ginn, vi» ich in de» Himmel bi». Aus Studt und Laud. *— Lichtenstein, 26. Mai. Wie wir vor kurzem bereits durch Inserat bekannt gegeben, ver anstalte» die Bienenzüchtervereine Lichtenstein Call», berg und OelSnitz i. E. am 8., 9. und 10. August d. I. im Tarten deS goldueuHelm hier eine bi enenwtrtschaftltche Ausstellung, ver bunden mit Prämiierung und Verlosung. Für Freunde der Bienensache dürste nun die Mitteilung von ganz besonderem Interesse sein, daß sich Ihre Durchlaucht die Frau Erbprinzessin von Schönburg-Waldevburg gütigst bereit erklärt hat, daS Protektorat über ge nannte Ausstellung zu übernehmen. Wie wir ferner erfahre», sind bereit« verschiedene Ehrenpreise von Mitgliedern beider Vereine gestiftet worden. ES ist höchst erfreulich, daß auch in hiesiger Pflege die Bienenwirtschaft einen ansehnliche» Fortschritt macht, indem sich von Tag zu Tag «ehr Anhänger und Verfechter der Bieneuzucht finden. Möge infolge- dessen auch die geplante Ausstellung recht reich be schickt werden und Zeugnis dafür ablege», welche Fortschritte auf dem Gebiete der Bienenzucht bisher gewacht worden sind. — Da» Gaunertum wählt mit Vorliebe den Berkaus von Anteilen an Lose», insbesondere An- leheurloseo, und an Jnhaberpapieren mit Prämien als ein Feld seiner Thätigkeit. Durch Reklame und Verheißungen, die nur auf Täuschung abzteleu, wird daS mit derartigen Dingen nicht vertraute Publikum zum Ankauf von Anteile» an Losen und zur Betei ligung an sogen. Losgesellschaften veranlaßt. Die Schwtudrlinstitute legen sich weist die Bezeichnung „Bank* oder „Bankgeschäft" bei, während ihr Ge schäftsbetrieb lediglich darin besteht, die Leichtgläu bigkeit und die ErwerbSkucht kleiner Leute durch den Verkauf von Lospromrfsen auszubeuten; meist er füll«» sie auch die übernommenen geringen Verpflich tungen, obwohl dieselben nur ein Wuchergeschäft verhüllen, nicht. AlS Agenten suchen fie solche Leute anzuwerben, welche daS Verbrecherische der Hand lungen dieser angeblichen „Banken" nicht zu über sehen vermögen. Nach unseren in der Herrschaft de» Liberalismus zustandegekommene» Gesetzen ist es sehr schwer, diesen Betrügereien strafrechtlich bei zukomme», und um diese Schwierigkeiten zu erhöhe», erfolgt der Geschäftsbetrieb hauptsächlich vom Au«- land au- und werde» solche Länder al» Betriebs sitz gewählt, in denen die Gesetzgebung und die Aus lieferungsverträge diese Schwindler am meisten vor Bestrafung sicher». S« ist zu empfehle», sich gegen über alle» Anpreisungen von Losen durch unbekannte Leute oder nicht ganz sichere „Bankgeschäfte" ab lehnend zu verhalten und Thatsachin, die zu einem strafrechtlichev Einschreiten Anlaß geben könnten, zur KenntmS der Polizeibehörden zu bringen. ES wird daher neben dieser dringenden Warnung immer wieder auf die Notwendigkeit hingrwiesen werden müssen, daß e« ermöglicht werde, solchen bis jetzt unfaßbaren Betrügereien durch gesetzliche Mittel ent« gegevzutreten. — Dresden. Eine interessante Entscheidung fällte daS hiefige Königliche Landgericht auf de« Gebiete der Kinderimpfung. Eine Anzahl Meißner Einwohner ließe» in den Jahren 1891 und 1892 ihre Kinder rechtzeitig und mit Erfolg bei dem Dr. med. Böhm in Dresden impfe». Diese» Personen ging eine Verfügung des EtadtrateS io Meißen zu, wonach ihnen die Beibringung eine» Zeugnisse- de» dortigen städtischen JmpfarzteS Dr. med. von Keller über den Erfolg der s. Zt. von Dr. Böhm vorge nommenen Jmpfaug aufgegeben wurde. Die Nicht befolgung dieser Aufforderung brachte ein Straf mandat über je 10 Mark Geldstrafe, waS auf er hobenen Einspruch auch da« Schöffengericht in Meißen bestätigte. Die Betroffenen wendeten da- Rechtsmittel der Berufung beim Dresdner Landge richte ein «it der Begründung, daß dem Stadtrat zu Meißen keine Berechtigung zustände, eine gewisse Auswahl von Aerzten zu treffe». Auch sei die Zeit der Impfung so lange her, daß eine Feststellung über den damalige» Erfolg der Impfung kaum «och möglich sein könne. E» erfolgte Aufhebung dr- erstinstanzltchen Urteil- und kostenlosen Freisprechung der Beteiligten, da das Berufungsgericht zu der Ansicht kam, daß nach dem avgezvgenen Paragraphen deS JmpfgesetzeS eine Bestrafung nicht gerechtfertigt erscheine. — Bon der Leipziger Ausstellung. Der Besuch des Prinzen Johann Georg beim Fesselballon ist i« Bilde festgehalten worden. Wie alle Auf fahrten, so wurde auch die 103., an welcher der hohe Besucher Teil «ahm, von dem Photographen Johannson ausgenommen. Prinz Johan» Georg be stellt« sofort 6 Abzüge. Die Bilder liegen nunmehr vor und überraschen durch Schärfe uud vorzügliche Retouche. Auf der linken Hälfte der Gondel er blicken wir zunächst den Prinzen, daueben de» Luft schiffer Godard und Hinte, ihnen den persönlichen Adjutanten de- Prinzen, Premierlieutnavt v. Nostitz- Wallwitz, während die rechte Seite der Gondel die Ehrendame Freifrau v. Finck und der zweite Luft schiffer Taupin einuehmen. Wie man hört, werde» Ver größerungen dieser Aufnahmen in den nächsten Tage» in mehrere« Kunsthandlungen Leipzig- wie DreSden- zur Auslage gelangen. — Meerane, 24. Mai. Bei einem heute vormittag in Meerane erfolgten Transporte eine- großen Kessel» au» de« Oschatz'schen Kesselfabrik nach der Bahn ereignete sich ein eigentümlicher Unfall. In der Nähe de« Hammer'schen Hotel- und de- Schleife'schev Garten- berührte der obere große Stutzen de- Kessels die LeitungSdrähte der elektri schen Beleuchtung, wodurch heftige elektrische Ent» ladungeu herbeigeführt wurden. Die au-sprühende» elektrischen Flammen waren ganz bedeutend. Trotz vieler Bemühungen gelang e» vorerst nicht, de» Kessel von den Drähten loszubringe«, bi- von der Centrale au« die Zuführung deS elektrischen Stro««S abge stellt worden war. ES wurden durch den Unfall sehr viele LeitungSdrähte zerrissen, so daß der ent standene Schaden nicht unbedeutend sei» dürfte. — Wie e« den deutschen Soldaten in der Fremdenlegion in Algier ergeht, darüber wurde schon mehrfach berichtet. Unter den Legionären io Sldi den abba-, Provinz Oran, befiudeu sich auch einige Vogtländer, darunter ein junger Mann au» Haselbrunn. Eine« Privatbriefe au seine An gehörigen entnehmen wir die folgenden gewiß auch für weitere Kreise bemerkenswerte Angaben: Ich bin seit de« 2. Dezember 1896 hier, aber e- geht mir recht traurig. Die furchtbarste Qual bereitet die Hitze; morgens 7 Uhr ist e» schon so heiß wie bei Euch im Sommer. Der Dienst ist sehr streng; be straft wird hier jede» Vergehen «ach den Kriegs- artikeln. Die Nahrung ist dürftig; nach dem Genuß etn«S Stückchen Brot und eines Becher» Kaffee wer den die unglaublichsten Marschleistungen verlangt. Auch die andauernden Kämpfe gegen Araber and Neger wirken aufreibend. Warnt jeden, in di« Frem denlegion «inzutreten. Hoch lebe Sachse»! Wie sehne ich «ich zurück nach dem herrlichen Vogtland, aber leider, ich werde wohl niemals die- unglückselige Afrika mehr verlassen. Man lernt hier zu Gott betea uud seine Hilfe anfleh,». Wir sind viele Lands leute hie,; auch Landsleute von 1870 sind »och da. WaS bei Euch Passiert, erfahren wir alle«; denn «S ist einer von Auerbach hier, der bekommt alle 14 Tage den Bogtl. Anzeige, von Plauen. Wir sehen braungebrannt auS, einige find schwarz wie die Rabe» geworden; der Hunger quält «och weniger wie der entsetzliche Darst. Ist e« da ein Wunder, wenn man immer und i«mer wieder an Desertion denkt? Wa ich eiost im Jugendübermut verschnldrt, jetzt büße ich'» auf furchtbare Weise. — In Freiberg starb a» ihre« Jubeltage der goldene« Hochzeit Frau Therese Lucius geb. Frosch t« Atter von 77 Jahr,». Der Tod hatte bi- abend- halb 6 Uhr «it dem Abruf von der