Volltext Seite (XML)
MWMMMM Wochen- und NachrichtMatt zugleich HWsk-DzcM für LoftSors, Udlih, Aenvdors, Wdsrf, Sl. Wim, KemWorl, Mn« und Mm. Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. - - — - - - «7. Aahrg««g. — — ' > - > - «r. 116. Freitag, den 31. Mai '«NT?».'?,'?" 1897. Diese» Blatt erscheint täglich (außer Sonn» und Festtags) abend» für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Marl 2S Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Nestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie di« Au-träger entgegen. — Inserate werde« die viergespaltt« KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi» spätesten» vormittag 10 Uhr. Aus Stadt und Laud. *— Lichtenstein, 20. Mai. Mit dem heutigen Tage hat hier der FrüdjahrS-Jahrmartt feinen Anfang genommen. Der Verkehr war rin ziemlich lebhafter. — Jetzt beginnt die Zeit der immerwährenden Dämmerung, die schönsten Wochen auf der Höhe de« Jahres. Möchte ihnen ein heiterer Himmel leuchten. Diese Periode, während deren eS bei klarem Himmel selbst über Mitternacht nicht ganz dunkel wird und vom Sonnenuntergang bi« Sonnenaufgang da» Licht der Sonne in dämmernden Strahlen um den nörd lichen Horizont spielt, endet nach den astronomischen Angaben mit de« 19. Juli. — Bekanntlich erklärt eine ReichSgerichtSeat- scheidung die Katze al- Raubtier, sobald sie in Gärtern, Wäldern oder Feldern heramschleicht, und spricht den Besitzern der betreffenden Grundstücke die Berechtigung zu, sie zu töten. Wer also seine Katze nicht verlieren will, der suche ihr daS Herum- streichen außerhalb de« Hause« abzugewöhnev. — Eine Depesche auS Beuthe » meldet: Se. König!. Hoheit Pri> z Max wird anläßlich d»S 200- jährigen Gedenktags de« UrbertrittS August'» de» Starken zum Katholizismus in Deutschptekar (Ober- fchlesien) am 27. Juni da« Hochamt celebri« e». — Vom 9.—11. Juni tagt in Leipzig der evangelisch-soziale Kongreß in der Centrolhalle da selbst. Kirchenrat Professor vr. Wandt aus Jena spricht über da» Eigentum nach christlicher Beur teilung, vr. Oldenberg auS Berlin über Deutschland als Industriestaat, Professor vr. Schmöller au» Berlin über: Was verstehen wir unter dem Mittel stand? Hat er im 19. Jahrhundert zu» oder abge- nommen? Frau Dr. jur. Kempin au« Bertin über die Grenzlinien der Frauenbeweguna, vr. v. Wevck- stern auS Berlin über Genossenschaftswesen der Ar beiter, und LandgerichtSrat Kulemann auS Braun schweig über Malthusianismus and Christentum. — Die Sächsiich-Thüringische Industrie- und Gewerbe- AuSstelluna zu Leipzig 1897 hat in den wenigen Wochen seit ihrer Eröffnung am 24. April den Nachweis ihrer An ziehungskraft vollauf erbracht. Trotz der wenig günstigen Witterung wurde sie täglich im Durchschmit von mehr als 12000 Personen besucht, ja an einem leidlich schönen Sonn tage stieg die Besucherziffer auf über 400.9. In der Haupt sache setzt sich das Publikum natürlich aus Einheimischen und Bewohnern der Nachbarstädte zusammen, aber man findet doch auch schon viele Fremde in Leipzig, welche, größtenteils Interessenten, von dem Rufe der in der Ausstellung an den Tag gelegten Leistungsfähigkeit der sächsischen und thüringi sche» Industrie angezogen, ihr Augenmerk vor allem auf deren wirklich großartige Vertretung richten. Nach dem Ur teile Sachverständiger gilt die Ausstellung der Maschinen- industrie, welche in der 1700) <>ui bedeckenden Maschinen halle untergebracht ist, als die bedeutendste der letzten Jahr zehnte. In der 240t ) gm großen Jndustriehalle ist es vor allem die Buchgewerbliche Kollektiv-Ausstellung, welche durch ihre Reichhaltigkeit und ihr vornehmes Aeußere allgemeine Bewunderung hervorruft. Doch auch die anderen Industrie zweige thun sich rühmlich hervor. Daß die Textilindustrie nicht hintansteht, ist bei einer sächsisch-thüringischen Ausstel lung selbstverständlich. Ihre volle Bedeutung kommt sowohl in den fertigen Produkten als auch in deren Erzeugung zur Geltung, welche in einer eigenen Textilhalle in einer bisher nie gezeigten Weise auf den verschiedensten, im Betriebe be findlichen Maschinen vorgeführt wird. Der offizielle Katalog führt nicht ganz 30)0 Aussteller auf. Wenn man aber den Wert einer Ausstellung nicht nach der Zahl der dabei Be teiligten, auch nicht nach dem äußeren Beiwerk, sondern allem nach der Bedeutung bemißt, welche eine solche Veranstaltung für die Fortbildung der Besucher besitzt, so gehört di« Leip» ziger Ausstellung entschieden zu den bedeutendsten dieser Art. Jeder, der mit prüfendem Blick die Hallen und Säle durchwandert, findet so unendlich viel de» Neuen und Be lehrenden. daß ihm reiche Anregung zu neuem Schaffen qe« geben wird. Doch auch das UnterhaltungSbedürfniS wird in der Ausstellung befriedigt. Da» Altleipziger Meßviertel und da« Thüringer Dörfchen, in denen szenische Aufführun gen veranstaltet werden, das Vergnügung-Viertel mit seinen interessanten, aber nicht aufdringlichen Darbietungen, Concerte und andere festliche Veranstaltungen bringen angenehme Ab- wechselnng. Abend« erfreut die Leuchtfontäne im großen Teiche, ein bisher in solcher Vollkommenheit noch nicht ge sehene», farbenprächtige» Schauspiel, den Besucher, und an jedem Montag abend findet bei günstiger Witterung festliche Beleucht»«» de» gesamten Platze» durch 50000 Lampen statt. Der <n»Ii< de« die Ausstellung an einem solchen Abend hietet, ist «nbeschreiblich schön- — In Che» »itz soll am Sonntag ein Po saunenfest aller Posauneuchöre der evangrl.-lather. JüvglingSvereine des Königreichs Sachsen stattfinden. Etwa 100 Posauvenbläsrr werden an dem Feste teilnehmen, welche- durch Blaseu vou den Türmen der Stadt vor dem Frühgottesdienst, ferner durch einen liturgischen Festgottesdienst am Rachmittag um 2 Uhr in der Petrikirche und endlich durch eine Nachversawmlung im „Kolosseum" am Nachmittage um 5 Uhr gefeiert werden soll. — In der Nacht zum 18. d. M. entstand in der Kaserne zu Chemnitz Feuerlärm. Ein städ tischer Wächter hatte bemerkt, baß Qualm aus einem Fenster drang; er hatte deshalb sofort telephonisch an der nächsten Feuermeldestelle Großfeuer gemeldet und bald darauf raffelte» die Dompfspritze und zwei andere Wagen in den Kaservenhvf. Natürlich war sofort alles auf den Beinen und Jeder raffte zu sammen, waS er nur konnte, zumal der Zwickauer Brand noch in aller Erinnerung war. Glücklicher weise stellte sich heraus, daß nur rin Schrank in Brand geraten war, der alsbald aas den Hof ge schleudert wurde. Der Brand ist durch einen Re» krnten veranlaßt wvtden, der vor dem Schlafen gehen seine brennende Cigarre in den Schrank ge legt hatte. — In LeiSnig war daS Gewitter am Mon tag von tobendem Sturm begleitet, der dichte Massen von Heuschrecken mit sich führte. Sie ließe» sich auf dem Eichberg, de» Bäumen und in drn Gärten nieder, hier und da Schaden verursachend. — Im Alter von 80 Jahren starb in Pieschen bet Dresden der Arbeiter Petrick. Man hielt ihn schon einmal für tot, und da« war 1855. Damals wurde er in Mockritz bei einem Brunnenbau in einer Tiefe von 55 Ellen samt seine« Arbeitgeber verschüttet und brachte 9 Tage und 11 Stunden ohne Nahrung zu. Sein Arbeitgeber, welcher eben» falls lebend zu Tage gefördert wurde, starb bald darauf; Petrick, welcher eine kräftigere Natur besaß, hatte die Qualen überstanden, ohne daß ihm Scha den an seiner Gesundheit zugefügt worden war. — Trotz der scharfen Bewachung der Grenze in Sachsen und Böhmen hört der Schmuggel nicht auf. Kürzlich gelang eS zwei Beamten der öster reichischen Finavzwache, in dem kaiserlichen Wald zwischen Johanngeorgenstadt und Platten in der Nacht drei Schwärzer anzuhalten und drei Hocken mit 54 Kilogramm Linoleum und 18 Kilo gramm Senf zu beschlagnahmen. Bei Jugel wurde ein Pascher ertappt, der sein« Hocke, die 1400 Ci garren enthielt, wegwarf und entfloh. — Destillateur Kießling und Schmiede-Ober meister Zieger io Wurz,» hatte» gegen ihren im Jahre 1895 erfolgten Ausschluß auS der dortigen Schützengilde bei« König!. Landgericht in Leipzig Klage erhoben und, al« sie dort mit derselben auf den Verwaltungsweg verwiesen worden waren, Be rufung bei dem König!. OberlandeSgericht in Dres den eingereicht. DaS Kg!. OberlandeSgericht erkannte aber in demselben Stvne. Neuerdings hat nun die König!. KreiShauptmannschaft de« Rekurs, welcher von den obgenannten Herren gege» den erfolgten Ausschluß bei ihr eingereicht wurde, zurückgewiesea und entschiede», daß eS bet dem Beschlusse der Ge neralversammlung der Schützengilde, wonach die beiden Herren auS der Mitgliedschaft der Gilde ausgeschlossen sind, za verbleiben habe. Darnach ist da- seiner Zeit erfolgte Vorgehen der dortigen Schützeogilde gerechtfertigt und wird diese Angelegen heit damit wohl ihr Ende erreicht haben. Deutsches Reich. 8 Folgende Warnung wird vom „Reich-an- zeiger" veröffentlicht: Trotz aller Warnungen in der Presse nehmen die Füll« kein Ende, wo sich Per sonen, di, noch dazu meisten- drn ärmere» Klaffe» aagthöre», durch schwindelhafte Anprrisnvgen hol ländischer Lo-geschäfte um ihr Geld bringen lassen. DaS Verfahren dieser Geschäfte, die uvter hoch tönenden Firmen, meisten« als Prämien-, Kredit- oder VerlosuvgSbanke» auftreten, läuft darauf hin aus, da- Publikum in den Glaube» zu versetze», daß eS bei dem Erwerb von Anteilscheinen an Lo». papieren, die zu sogenannten Sertenlosen zusammen« gestellt sind, stet« einen sicheren Gewinn erzielen werde, während die Teilnehmer »ach Entrichtung er heblicher Beträge fast nie einen Gewiv» oder auch nur die LoSpapiere erholte». Zu den Geschäfte» dieser Art gehört die „Holländische Kreditbank" in Amsterdam. Der Inhaber dieser Bank, ein gewisser Beni (Benjamin) Grün, treibt sein Wesen auch unter der Firma „Bankvereinigung Grün u. Co." S» wird dringend davor gewarnt, sich auf die vo» Hol land auS angepriesene Beteiligung an Losgeschäften der geschilderten Art einzulafsea. 8 Berlin, 19. Mai. An einen Schluß de» ReichStageS tu dieser Woche ist, wie bestimmt ver lautet, nicht zu denke». Herr v. Boetttcher hat privatim Parlamentariern miigeteilt, daß die MUi- tärstrafprozeßordnung in den nächsten Tagen an dm Reichstag gelangen wird. Da« dürfte ein Pflaster für die Wunde des BereiaSgesrtze« lein. 8 Ein Schiffsuntergang hat sich am Sonn abend auf der Havel ereignet. Der Dampfer „Clara", welcher sich mit sechs großen Elbkähnen im Schlepptau aus der Fahrt von Berlin »ach Hamburg befand, geriet vor Havelberg auf eine steinige Untiefe und erhielt ein Leck. DaS Wasser drang schnell ein und brachte da- Schiff zum Sinken; die Bemaunnng erreichte mit dem am Bord befind lichen Rettungsboot da» Land. De« Dampfer ge hört nach Spandau. 8 Osnabrück, 19. Mai. Die ganze Familie eine- Landmannes au» der Umgegend ist einschließ lich de- Dienstmädchens und eine- 4jährigen Kinde» geistiger Umnachtung verfallen und mußte zur Sicher heit ihre« Lebens und ihrer Gesundheit in mehreren Irrenanstalten untergebracht werde». Die Polizei sand die Familie in grauenvoll verwahrlostem Zu stande und mußte einzelne Mitglieder mit Gewalt entfernen. ES scheint sich um einen Ausbruch re ligiösen Wahnsinn- zu handeln. 8 München, 18. Mat. Bei der Wanderver- sammlung bayerischer Landwirte, welche jetzt in Wei den abgehalten wurde, sagte Prinz Ludwig vo» Bayern, der Sohn de- Prinzregenten Luitpold, folgende«: „Daß ich i» Bayern überall gut ausge nommen sein werde, davon war ich überzeugt, habe auch wie immer gebeten, für mich keine besonderen Feste zu veranstalten, weil ich nicht will, daß meinet- halben Städte und Gemeinden sich io Unkosten stürzen. Ich halte mich an da- Wort Ludwig« II. bei de« Wittel« bacher Jubiläum, wo er sagte: „Ich und mein Volk brauchen keine solchen Sachen, und in der That, wenn Volk und Fürstenhaus 700 Jahre ununtribrochen zusammengestanden und da- Fürsten haus au« dem Bölke selbst hervorgegangen ist und da« Volk so oft Blut dafür vergossen, und die Dy nastie auch eingestaoden, wenn eS gegolten hat, für das Volk einzutreten, so sage ich; Wir brauchen keine solchen Feste." Z Köln, 10. Mai. Ueber da» Eisenbahnan- glück bei Gerolstein wird de« „Köln. Ztg." gemel det: Da» Unglück trug sich zu, al- der Zag die starke Kurve in der Höhe der Gerolsteiner Schloß- bruanenS auf Pellen zu passierte. Bei dem Anprall wurden siebe» Wagen teil« ganz, teil- nur einzeln« Abteile derselben zertrümmert. Der Arzt au» Jünke- rat, wo da» Unglück zuerst bekannt wurde, fuhr mit eiuer Nascht»« »ach der Unglück-stätte. Bald aber träfe» auch Aerzte auS Gerolstei» und den benachbarte» Orte« ein, welche »ach Kräften Hilse leisteten, während Geistlich« an» Gerolstein de» Sterbenden die Tröstungen der Religio» spendete». Bet de« Anprall wurde» ein Bremser und zwei Reservisten as» ei«em Wagen i» einen neben d«« Bahndamm befindlich«« Wafs«rtümpel geschleudert,