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alle» und jede» sehe« und mitmachen will (eiuschließ» lich ei«, Fahrt mit dem Fesselballon), muß etwa 12M M. in» Portemonnaie stecken, gegenüber ca. 22 «. tu Per»,. Selbstverständlich »st e« aber gauz ««»aUch, « wo«« Tage alle» zu befichttgeu; mit 2—3 M. LiutrMSgetd wird mau bei jedem Besuche Wer§e«lg scheu. — Themuitz, 26. April. Da« io der Nacht vom Sonuabend zum Sonutag eingetretene starke Regeowetter machte unmöglich, daß der Ballon „Wettin" mit Leuchtgas gesüllt werden konnte. Da sich jedoch i« Laufe de« Tage« da» Wetter gün stiger gestaltete, wurde der dem Verein gehörige Ballon „Chemnitz" zur Auffahrt fertiggestellt. Punkt *j,5 Uhr gab Her, Feller da» Kommando „LoS" und iu langsamem Austrieb stieg de, Ballon in der Richtung nach Stollberg zu; zunächst di» zu einer Höhe von 400 Metern. Hier ließ Herr Feller die Herrn Richard Lorenz gehörigen Brieftauben fliegen; iu ganz kurzer Zeit langten dieselben im heimatlichen Schlage wieder an. Bei 600 Meter Höhe entschwand der Balls« den Auge« der ihm Nachschauenden in einer Wolke, die nach vorgenommeuer Messung einen Durchmesser von 800 Meter hatte. Nachdem der Ballou diese starke Wolkrnschicht durchstiege« hatte, in der eine Temperatur von 4 Grad Wärme notiert wurde, hatte man Gelegenheit, die prachtvolle Er scheinung de» Wolkengespenste«, nämlich den Schat ten de» Ballon» auf der Wolkendecke, in sehr scharfen Umriffen zu beobachten. Zeds Hindbewegung, jede Au«laufSleine de» Netze« fleht man genau auf der Wolkendecke nochmal- und der nicht» ahnende Lust- schiffe, glaubt im Anblick de, Erscheinung, noch einen Ballon, der von irgend einer anderen Stelle abgelaffen worden, zu sehen. Immer Häher stieg dann der Ballon und erreichte eine Höhe von 2200 Metern bei — 10 Grad R. Em Wolkevpanorama, wie e» bei der gestern stattgefundeven Ausfahrt sich bot, wird selbst demjenigen Luftschiffer selten zu teil, de, ost Gelegenheit hat, in die Lüfte zu segeln. Nach füusviertelstündigrr prachtvoller Fahrt landete Herr Feller glatt bei Sörttzhain in der Nähe von Cossen. — Glauchau, 28. April. Gestern früh wurde in der Nähe der oberen Brücke ein männ licher Leichnam au» der Mulde gezogen. Ja der Tasche befand sich ein Militärpaß, noch ganz un durchnäßt, we-halb anzuuehmen ist, daß der Ver unglückte, namrn« Regner au» Haintchen, 28 Jahre alt, nur kurze Zeit im Wasser lag. Eine an der Stirne befindliche Wunde, sowie blaue Flecken am Halse de» Leichnam« lassen vermuten, daß ein Ver brechen vorliegt. — Se. Maj. der König hat den zum griechi- scheu Bizekonsul in Hohenstein-Ernstthal «rnauuten Fabrikanten Julius Edwin Böhme, da selbst in dieser Eigenschaft anerkannt. — Reichenbach i. Vogtl., 25. April. Die »v Sera iw LandgerichtSgefSngniS inhaftierte Marie Emilie Mathe» hat nach einer den „Reichend. Nachr." gewordenen Mitteilung da» bei ihrer hiesigen Ver nehmung abgelegte Geständnis dort tn vollem Maße wiederholt, und zwar in eine, ihren Charakter nicht im besten Lichte zeigenden Weise; ihr Auftreten war eiu höhnische» und sie ichien sich fast Übe, die ihr gelungene schändliche Täuschung zu freuen. Nach Ausweis der Akten haben die von ihr Bestohlenen und Geschädigte» förmliche Anträge nicht gestellt, aber die Verfolgung der Strafthat der Behörde an heimgegeben. Wegen schweren und leichten Dieb stahl», sowie Betrug« wird der Mathes (n!ia8 Elsa Bette,) die Anklageschrift wahrscheinlich in den aller nächsten Tagen zugestellt werden, indessen wird da» Urteil immerhin noch einige Zeit auf sich warten lassen, da erst nach Ablauf der für eventuelle Gegen ¬ anträge zu bestimmeudru Frist der Hauptoerhaud» luugStermin augesetzt wird. — Plaueai. Vogtl., 26. April. Der Stadt- diuko»»« Roßte hat sich heut« vor Mittag opn der Elfterthalbrücke bei Zocket« abgestürzt. Der Grund zu der unseligen That ist in Schwenn»t tbe« de» Verlust der Gattin zu suche». Roßke wurde völlig zerschmettert aufgehobev. — Schellenberg, 25. April. Der 27. April ist ein wichtiger Gedenktag au» der Geschichte de» Schlöffe« Augustusburg. Bor 350 Jahren nämlich, am 27. April 1547, fuhr bei einem „heftigen Don- uerwetter" gegen Abend ein Blitzstrahl iu die alte Varg, damals noch „der Schellenberg" genanut, zündete und äscherte über die Hälfte deS Baur» eiu. Durch den Strahl wurde der damalige Schlöffe» Bocrigel auf der Stelle getötet, sei» Weib aber auf einer Seite gelähmt und de« Gehöre» beraubt. Nach jenem Unglückrtage hatte die Stätte dann 20 Jahre wüst gelegen. 1567 erst verordnete Kurfürst August, die Reste der alten Gebäuoe vollend» abzutragen und au ihrer Stelle von Grund au« ein neue» Schloß zu erbauen „zur Zierde de» Lande»". Der neue Bau wurde bekanntlich vo» dem berühmten 8-ipziger Baumeister Hieronymus Lotter, wenigst««« der Hauptsache nach, entworfen und ausgeführt. Daß daS Schloß, wenn auch nur im Hinblick auf sei» AeußereS, noch heute eine „Zierde de- Laude»" ist, weiß Jeder, de, unser Erzgebirge durchreist: überall wiuken ihm die vier weißglänzenden Türme d« Augustusburg zu! — Stollberg, 26. April. Heute früh kurz nach 1 Uh, brach in BrünloS in dem au« vier Gebäuden bestehenden Deckerscheo Gute Feuer au». Da« Gut wurde bi- auf einen Schuppen vollständig eingeäschert. Hierbei wurde der Restaurateur Emil Zimmermann auf der Golduen Höhe hier, der durch den Feuerlärm erwachend, sofort da» Fenster öffnete, vom Herzschlage getroffen. Der Tod war sofort eingetreten. — Meißen, 26. April. Am 27. April er füllen sich 350 Jahre seit jeuem UnglückStage, an de« d-r Dom zu Meißen durch einen Blitzstrahl seiner Türme beraubt ward. Deutsches Reich. 8 Berlin, 26. April. Die Kaiserin empfing am Sonnabend abend die Abordnung, welche da» Zentralkomitee der deutschen Verein« vom Roten Kreuz nach Athen entsandt hat. Die Absendung einer au» zwei Aerzten, zwei Pflegern und fünf Pflegerinnen, sowie aus Verband»- und Lazarett- material für etwa 100 Verwundete oder Kranke ge bildeten Ambulanz, war von dem Zentralkomitee dem griechischen Roten Kreuz unter de» 22. d. M. telegraphisch angeboten und dankend angenommen worden. Die Nachricht, daß die» auf Grund eine» von der Kronprinzessin Sophie bereit» hierher ge langten Ersuchens geschehen sei, ist irrtümlich. Die nach Konstantinopel seitens der Zentralkomitee» zu entsendende Aboronung ist in der Bildung begriffen, nachdem auch dort da« deutscherseits gemachte An erbieten angenommen worden ist. 8 Berlin, 26 April. Gegen daS auf Dienst entlassung lautende Urteil der Disziptivarkammer hat Dr. Karl Peter« bereit« die Berufung an den reich«- gerichtlichen DiSzipliuarhof eingereicht. Er beabsich tigt, seine Kräfte auch fernerhin den kolonialen In teressen im Dienste privater Unternehmungen za widmen. Zu seine, Verurteilung bemerkt die „Post": In England würde man einen solchen Maßstab an da» außereuropäische Verhalten kolonialer Bahn brecher zwar nicht anlegen, manche der erfolgreichsten Partisane der britische» Kolonialpolitik haben ganz andere Verfehlungen «us dem Kerbholz al» da-, wm» bet un» zn der disziplinarer, EMafsuu»»« Er. Peter» führt, ohne daß man davon viel Auftzebe»» macht. Manche Kenn« kolonial« Evtwtckestmg er blicken tn diele, Gleichgiltigkeit gegenüb« de» VE europSiste» Standpunkt strengsten« »«urteilt« sitt liche« Schwäch«, eine« faust Überau» brauchbaren Kolonial-Pioniers selbst «in« d« Ursachen -« Ge folge der britischen Kolonialpolttik; aber da» ändert an der Auffassung nicht», daß auch im deatscheu Kolouialdieust der Beamte genau denselben Anfor derungen in dienstlicher und außerdienstlicher Hinsicht genügen muß wie in jedem anderen Zweige de» Retchödienste», «ad man wird daher nur bedauern können, daß nach dem Urteil vr« Gerichtshöfe» da» Verhalten Dr. Peter'S in zwei schwerwiegenden Punkte» diesen Ansprüchen nicht genügt hat. 8 Berlin, 26. April. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Anläßlich der im Februar d. I. er folgten Auswanderung 15 Devtfcher nach Surtnam hatte die Presse vor der Auswanderung dahin, de» ungesunden Klima» wegen, gewarnt. Wie «an von zuständiger Stelle erfahren, machte nunmehr auch die niederländischeRegierung die leitenden deutschen Kreise auf die Gefahren aufmerksam, welche« di« «ach Su rinam nuSwandernde« Deutschen eutgegeugehev, und sprach dabei den Wunsch au», im Interesse der AuS« wanderunqSlustige» wöge vor der Auswanderung dorthin öffentlich gewarnt werde». 8 Berlin, 26 April. Der „ReichSanzeiger" schreibt: Um den von Süden kommende» neutralen Schiffen da« Passieren von Kreta zu erleichtern, haben die vo, Kreta kommandierendes Offiziere der Großmächte folgende Aenderung der Blokadegrenze« beschlossen: Die No,dgrenze de» BlokadegebteteS wird durch eine gebrochene Linie gebildet, ausgehend von 26 Grad 30 Minuten Ost und 35 Grad 25 Minuten Nord über 25 Grad 20 Minuten Ost und 35 Grad 40 Minuten Nord, welche fich auf der Länge von Kap spade mit de, bisherigen Grenze dem Breitengrad von 35 Grad 48 Minuten Nord vereinigt. Die Ost-, West- uns Südgrenze de» Blokadebiet» bleiben dieselben wie bisher. 8 Berlin. Ein geheimnisvoller Vorgang hat sich bei PichelSbe^ge abgespielt. Am Dienstag nach Oster» befand sich unter den Gästen im „Königgrätzer Garten" auf PichelSwerder eiu junge» Paar; der Herr etwa 30 Jahre alt, die Dame eimge Jahre jünger; beide sehr gut gekleidet. Sie saßen allem an einem Tisch und verließen bei Eintritt der Dunkel heit das Lokal; die Dame ließ ihren «chirm und eine schwarze Mauiille zurück, so daß es schien, al« ob sie bald wiederkommen wollten. Sie wurden aber nicht wieder gesehen. Dagegen ist am Donnerstag im benachbarten Gatower See die Leiche jener Dame, eines hübschen Mädchens, gefunden und nach dem Friedhof bei Schildhorn gebracht worden. Bonde« Verbleib lhreS Begleiters weiß man nichts. Bei de« Toten stad LegittmatiouSpapiere nicht vorhanden gewesen; ihre Wäsche ist „I. H." gezeichnet. 8 Am Sonnabend abend tazte in Berlin eine Versammlung der Ausschüsse der Berliner Innungen, um zu der Handwerkervorlage Stellung zu nehmen. Da anzuvehmen ist, daß die Beschlüsse dieser Ver sammlung für den zünsilerischrn Handwerkertag am 27. und 28 April vorbildlich seM werden, so sei die Tendenz derselben kurz mitgeteilt. Sie fordern nach wie vor die „unbedingte Zwangsinnung" und lehnen die „fakultative Zwangsinnung" sowohl io der Fassung der Regierungsvorlage, als auch iu derjenigen de» Antrags Tawp, der tn der Reich»- tagSkommissioa eine Mehrheit gefunden hat, des wegen ab, weil sie die Zwietracht geradezu fördern. Die Ausschüsse der Berliner Innungen schlagen an Ein stolzes Herz. Roman von Robert Byr. Po/ lNachdruck »erbotr».) (Fortsetzung.) „Damit wäre ich vollkommen einverstanden, wenn nur die Spitzbuben nicht die gleiche Ansicht hätten," erklärte Hermann lustig, vooem Spitzbuben. Wa» hast Du denn wieder für ein neue» Ohrfeigengesicht in Deine Livree gesteckt? Sieb acht, Tante, wenn Du soviel wechselst, triffst Du noch auf einen Cartouche und ich sehe Dich eine« Tage» von Deinen eigenen Leuten ermordet und auS- geraubt." „Sott im Himmel, sprich nicht so ruchlo»!" schrie die alte Frau entsetzt auf. „LS geht mir durch Mark und Bein. Ich bin eine arme, alte, wehrlose Person, ganz verlassen und dem Schreck lichsten preiSgegrbrn. Habt Erbarmen mit mir, habt Erbarmen!" Der jungesStudent hatte aber nicht da» geringste Erbarmen, ergötzt sah er auf die ganz verwandelte alte Frau, die sich in ihrem Schreck ächzend auf den Kiffen wand. Er hatte gewußt, daß e, sie da mit zum Schweigen bringe, denn ihre Furcht vor Räubern und Feuer war ja mit ein Grund, warum sie de» Nacht» nicht schlief and erst bet« Morgen grauen zu Vette ging. Bou ihr nun unbehelligt, wandte er sich noch etumal an die Schwefle» und sucht« ihr iu- Ge wissen zu rede». Sie aber wie» ihn herb zurück. „Sieb Dir keine Mühe, Hermau». Da» ver siehst Du sicht". „Du willst also nicht?" fragte er unmutig aufstehend. „Ich habe meinen Entschluß gefaßt und er ist unwiderruflich", entgegnete sie fest. „Dann — sage auch ich mich von Dir lo»", erklärte er. „Ich habe Dich immer lieb gehabt, auf Dich habe ich etwas gehalteu. AuS ist'«". Damit drehte er sich kurzweg zu der noch immer jammernd auf dem Ruhebett Kauernden um. „Geh' in ein Kloster, Opelia, daS ist daS einzige Mittel, dort bist Du sicher!" rief er ihr burschikos zu und ging Pfeifend auS dem Zimmer. Seine Mahnung hatte aber eine ganz entgegen gesetzte Wirkung. Die Entrüstung half der Frei denkerin augenblicklich übe, die Angst hinweg. „Ich in ein Kloster, ich, ich?" rebellierte sie, mit ihrem Zauberstabe hinter ihm herfuchtelnd. „Und nicht, wenn ich katholisch wäre! Lieber tn die Hölle! — Laß Dich nicht überreden!" richtete sie dann ihre Worte an Magda, in der di« Abschieds worte ihre« Bruder» wieder so mancher bittere Ge fühl herausbeschworen hatten. „Halte den Kopf oben! Du bist unter memem Schutz und uuter «einer Leitung. Wir wollen all' den Borurteilen tu» Gesicht schlagen. Ein freies Leben führe» wir, Ein Leben voller Woune, Im Wald ist unser Nachtquartier, Der Mond ist unsre Soune". Während sie »och mit einer Stimme sa»g, die ihre ganze lebende Umgebung in Aufruhr brachte» flüchtete Magda au« dem Bereich dieser Offe»baruug i» die Einsamkeit »»d Stille ihre» Zimmer». Aber wie sie die vier Wände desselben kalt und fremd anstarrte», fühlte sie, daß ihre» Bleiben» auch hier nicht sei. Da« also sollte die Konsequevz ihre« aufopfernden Verhalten« sein, daß sie unauf haltsam eine schiefe Ebene hinunterglitt, geschoben und gedrängt von aller Welt, aufgegeben von denen, die, ihr helfend die Hand bieten sollten und sie nur lieblos weiterstießen? Wie man sie verloren gab, sollte auch sie s«lbst fich verloren geben? Solange noch ein klarer Ge danke in ihrem Kopfe, ein Tropfen Blut tu ihre» Adern war, gewiß nicht! Hochaufgerichtet, mit funkelnden Auge», tn jedem Zuge Kraft und Ent schlossenheit, stand sie da. Nicht mehr iu stumpfer Gleichgültigkeit sah sie in» Leben, sondern bereit, mutig den Kampf mit demselben aufzunehwe». I» solcher Stimmung sand ihre Schwester sie. ES war derselben nicht schwer geweseu, ihren Auf enthaltsort zu erfahren, denn der Diener, welcher den zurückgelaffenen Koffer holte, hatte ungefragt darüber Aufschluß gegebe» und nur einer Regung eifersüchtigen Mißtrauens folgte sie, da sie sich Waltram gegenüber stellte, al» ob sie üb« da» Verbleibe» Magdat selbst ohne Kunde wäre. Ihre» durch den Argwohn geschärfte» Suge mußte sofort die Veränderung auffallen, die mit Magda vorge- ga»gev. „Du siehst ja merkwürdig gut a»» und die »eue» verhältniffe schlage» Dir vortrefflich an. wi« ,» scheint. D» Haft Dich rasch i» dieselbe« g«. fnude»." ES kam die« i« so eigentümliche» To«fall vo« Mila» Lippe», daß ihre Schwester bifremdet a«fsah.