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MiMMUMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HtsM-SUizn für Kehssrs, ZödH, Jemdorf M-rs, Kt. Wim, KeimiHsori, Kmem M Mm. Amtsblatt füv den Stadtrat zn Li^tenstem. - , 47, Jahrgang» — Nr. 96.""""U.'*""'"*Mittwoch, den 28. April 1897. Diese» Blatt erscheint täglich (außer Sonn» und Festtag«) abend« für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mar! 28 Psenniae. — Einzelne Nummer 10 Nienaiae — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postbote«, sowiNie A«»Äger mtgegea. - Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi« spätesten» vormittag 10 Uhr. " Die neu eintreteuden Fortbild»»gSschüIer haben sich Mittwoch, d-n 28. April nach«. I Uhr mit Feder und Papier versehen in hiesigem Haoptschulgebäode einzufinden. Für sämtliche FortbtlduogSschüler beginnt der Unterricht Montag, den S Mai «ach«. I Uhr, und e» haben sich an diesem Tage auch diejenigen einzufinden, die sonst Mittwochs zu kommen verpflichtet sind. Lichtenstein, den 26. April 1897. Die Gchuldirektion Poenicke. Städtische Sparkaffe Lichteastei«. Spareinlage» werden an alle» Woche»tage» angenommen und zurückgezahlt. Gxpeditionsstunden: Bormitt. 8 bis 12 Uhr. Nachmitt. 2 bis 4 Uhr. Aus Stadt uud Land. *— Lichtenstein. Mit dem nahen Mai, de« wunderschönen, giebt eS nicht bloß alle möglichen Lenz, und Herzensfreuden, welche die Dichter so schön be sungen haben, die sich im nüchternen Leben oft aber ganz anders auSnehmeu, es giebt auch den neuen Sommecfahsplan für die Eisenbahnen, bei dessen Durchsicht sich auch in d«S bescheidenen ManneS Brust der Gebankeregt: Schön wäre eS doch, wenn du einmal eia paar Tage hinaus könntest, und ist eS nicht weit, dann ist eS nahe! Ais das reiselustigste und reise - freudigste Volk gelten bekanntlich die Engländer, wenn e» auch selten eine Freude ist, mit dem Darch- schnittö-Eagländer zusammen zu reisen, aber auch im Deutschen steckt ein gut Teil Wanderlust. So war eS im grauen Altertum, so ist eS bis heute geblieben. Nur zu Fuß will eS nicht mehr so recht gehen, Eisenbahn, oder, was noch moderner, Fahr rad muß eS sein. Werden doch von ReisebureauS sogar schon Gesellschaftsreisen per Fahrrad arrangiert, und wenn die Hochzeitsreise per Fahrrad noch nicht stattgefunden haben sollte, so wird sie wohl nicht mehr lang« außer Sicht bleiben. Aber schade ist e« eigentlich, daß daS Fußwanderv so bedenklich zurück- gegangen ist, denn gelegentliche Ausflüge sind doch kein wirkliches Wandern. Der reisende Handwerks - bursche war in seiner Art auch eine poesievolle Ge stalt, heute regiert der „Stromer- auf der Land straße. Erklärlich ist eS ja, wenn die Eltern, deren Söhne in die Welt hinausziehen, eS nicht gern sehen, wenn ihre Söhne zu Fuß wandern, aber be dauerlich bleibt'S doch, in de, Eisenbahn wird die Heimat durchsaust, man sieht meist nur, wa» von der Eisenbahn zu schauen, und die stillen, vom großen Verkehrswege noch unberührten Schönheiten bleiben ebenso ungeschaut, wie der traut« Reiz de» Wanderns ungekostet. Noch mancher deutsche Mann lebt, der zu Fuß an den Rhein, nach der Schweiz, ja selbst nach Italien gepilgert ist, und dem die Er innerung daran mehr wert ist, al» die schönste Fahrt im Lisenbahnzuge. — Herrn Geh. Schulrat Or. Bornemann, dem hochverdiente» Leiter de» sächsischen Seminar- weseuS von MichaeliS 1874 bis Ostern 1897, ist jetzt bei seinem Scheiden au» dem Amte von den Direktoren und Levrern de, sächsischen Seminare ein kostbare» Album überreicht worden. Das Album ist in grünem Plüsch gehalten. DaS Mittelstück de« mit Silberkante beschlagenen AlbuwS zieren Embleme in plastischer Arbeit nach Angaben de» Herrn Geh. Hofrat Graff. ES ruht auf einer Bronzestaffelei nach Entwurf des Herrn Professor Naumann. Die wohlgelungenen Abbildungen der sächsischen Seminare bilde« nach dem künstlerisch auSgeführten Widmungs blatt, den Inhalt. LS folgen in alphabetischer Reihenfolge die Seminare: Annaberg, Auerbach, Bautzen (evangelisches und katholisches), Borna, Eallnberg, Dresden (Lehrerinnen, von Fletcher'scheS, Fried,ichsstädter), G,imma I, Grimma II (jetzt in Rochlitz), Rochlitz, Löbau, Nossen, Oschatz, Pirna, Plauen b. Dresden, Plauen i. B., Schneeberg, Waldenburg und Zschopau. — Der LandeSkalturrat bringt über den Saaten- stand im Königreiche Sachsen Mitte April diese« Jahre» nachstehende allgemeine U«berstcht: Die Wit terung de» Winter» 189H97 «ar im großen und ganze« dem Saatenstand günstig. Die erste Hälfte bi» Jatzre»schluß war, »ie in de« letzte« Jahren, mehr mild als kalt, während zu Beginn der zweiten Hälfte alsbald stärkerer Frost sich einstellte, jedoch nicht in zu starkem Grade und auch nicht von an haltende, Dauer; im übrigen zeichnete reichlicher Schneefall den letzten Winter von seinen Vorgängern in den letzten Jahren auS, sodaß allenthalben reich liche Schneedecke vorhanden war. Im allgemeinen stad die Herbstsaaten, Roggen und Weizen, gut durch den Winter gekommen und zeigen schönen Stand. Nur auf schweren Böden mit nassem Untergründe stehen die Saaten etwas weniger günstig, ebenso zeigen die spät bestellten noch dünnen Stand. Einigen Schaden haben außerdem daS langsame Auftauen i« Februar durch Eisbildung während der Nächte, sowie einige starke Nachtfröste im März und zu An fang April gebracht, sodaß in einigen wenigen Be zirken Umpflügungen besonders von Roggensaaten, jedoch in geringem Umfange, vorgenommen werden müssen. Raps zufriedenstellend, jedoch Witterung zu naß, sodaß in einigevFluren derselbe zu faulen beginnt. Auch der Glanzkäfer hat sich bereits Wiedereingestell». Kleefelder und Wiesen haben bis auf wenige Aus nahmen den Winter gut überstanden, besonder» steht der Klee zumeist sehr schön und sind Umackerungen desselben bi» jetzt nu, auS zwei Bezirken gemeldet, jedoch ist auch hier zum WachStuwe der baldige Liatritt trockener, warmer Witterung sehr notwendig. Letztere ist auch für die Frühjahrsbestellung sehr er wünscht; dieselbe ist infolge der andauernden Nässe noch allenthalben zurück; nur in wenigen Bezirken konnte» sie bis jetzt in vollem Umfange ausgenom men werden, am weitesten ist die Hafereinsaat vor geschritten. *— Hohndorf, 24. April. I» welch' rascher Weise unser Ort in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist, mögen folgende Zahlen aus dem Schulleben beweisen: An hiesigen Schulen wirkten von 1839—78 ein Lehrer, 1878 zwei, 1884 drei, 1886 vier, MichaeliS 1888 fünf, Ostern 1891 sechs, Michaelis 1891 sieben, Ostern 1892 acht, 1893 neun, 1894 zehn, 1895 elf. Gestern wurde die zwölfte Lehrkraft, eine Lehrerin, Frl. Schmidt, eingewiesen. — Der Borsitzend« des Christlichen Vereins junger Männer zu Dresden, Staatsanwalt v. d. Decken, kann folgendes erfreuliche Ereignis be richten : An dem JahreSfeste zu Dresden, bei welchem übrigen» der Verein die Freude hatte, drei Minister bei sich zu begrüßen, wurde dem Vorsitzenden ein Couvert mit der Aufschrift 10,000 Mk. überreicht. Allerdings befand sich darin ein Brief, worin aller lei schwer zu erfüllende Bedingungen an die Gabe geknüpft waren. Doch traf bald darauf ein Brief «in, worin der Geber auf eigenen Antrieb alle Be dingungen znrückzog und nur darum bat, e» möchte die Summe womöglich als Baukapital zusammen gehalten werden. Die Zinsen deS Kapital» haben r» nun dem Vereine ermöglicht, jetzt größere Räume zu mieten. — Leipzig, 25. April. Noch am selben Tag«, au welchem die Sächsisch - Thüringische In dustrie- und Gewerbe-Ausstellung eröffnet worden ist, sind auch bereit» 16 Aussteller in der mit der selben verbundenen Frühjahrs-Gartenbau-Ausstel lung, die am 5. Mai geschloffen wird, prämiiert worden. Je eine goldene Medaille ward von den 12 Preisrichtern zuerkanut Herrn Hanisch - Leipzig für Blatt- und Dekorationspflanze», Herrn Albert Wagner-Leipzig-SohliS für Blatt- und Dekorations pflanzen und der Garieubauschule in Dresden für ihre Gesamtleistung, die allgemeine Anerkennung und Bewunderung fand. Die Sächsisch Thüringische In dustrie- und Gewerbe - Ausstellung war am Eröff nungstage gut, am heutigen Sonntag, obwohl vor mittags die Witterung noch zu wünschen übrig ließ, sehr gut besucht. — Leipzig, 26. April. Vom AuSstellung»- platz. Der gestrige Sonntag zeigte (da» Eintritts geld betrug am zweiten Ausstellungstag pro Person 1 Mark) trotz deS kalten Wetters einen regen Be such und viele der in Menge vorhandeuen reizenden Vergnügungsstätten wurden lebhaft frequentiert. — Der Fesselballon des Herrn Godard hatte, da Wind stille war, bi» um 7 Uhr abends bereits zehn Auf fahrten gemacht. An den Fahrten bis zur Höhe ca. 400 Meter nahmen bis zu 13 Personen auf ein mal Teil. Der ganze Apparat arbeitete tadellos und bei der absolut sicheren vornehmen Eivrichtung kann man auch ängstlichen Gemüter« eine Fahrt «it dem Äodard'schen Fesselballon anraten. Der Blick von oben herab über den Ausstellungsplatz und seine weite Umgebung ist entzückend. — Die Jndustriehalle der Leipziger Aus stellung ist ein wahrhaft imposanter Bau! Vom Boden bi« zur Fahnenstange gemesse», hat derselbe eine Höhe von 66 Metern, seine 4 Eck-Türme sind 46 Meter hoch, das ganze Gebäude 245 Meter lang und 48 Meter breit! Die Kuppel, bez. die Platt form derselben ist besteigbar. Die Gesamtgröße dieser Jndustriehalle stellt sich aus 23,500 <M, die Baukosten haben über 800,000 Mark betragen. Drei Portale vermitteln den Eingang. Der mächtige Raum deS Mittelbaue» zeigt bezüglich seiner dekorativen Ausgestaltung aus den vier Ecken emporstrebende starke Eichenbäume, deren Aeste sich i» der Mitte zusammenschliugend daS sächsische Wappen zeigen. Die hohen Fenster sind mit Glasmalereien geschmückt. Auf der Galerie sind Erzeugnisse deS Kunstgewerbes, sowie Gegenstände aus dem Unterrichts- und Er- ziehungSwesen plaziert. Saal 2 und 13 zeigen die Ausstellung der Textil- und BekleidungS-Jndustrie, Saal 3 zeigt die buchgewerdliche Ausstellung. Daß hier die Buchhandelsstadt anderwärt« Unerreichbare» leistete, bedarf Wohl nicht der Versicherung. Auch die periodische Presse ist vollständig vertreten (Sach sen u»d Thüringen). Saal 4 birgt die Sammlung mechanischer Musikwerke, Saal 5 die Erzeugnisse der Papier-Judustrie. Zwischen den beiden letztgenannte» Sälen liegt die Sonder-SuSst«llung de, Sgl. sächs. StaatSregierung. Die Säle 6 und 7 bergen Mö- bilstoffe usw., sowie Erzeugnisse der chemischen In dustrie, Saal 8 Nahrung«- und Genußmittel, Saal 9 Zimmer- usw. Einrichtungen, 10 Berg- und Hüt tenwesen, 11 musikalische Instrumente, 12 wieder Zimmtreinrichtungen, 13 (s. oben), 14 und 15 Leder und Gummiwaren, Galanterie-usw. Waren, 16 da» Jngenieur- uud Bauwesen, 17 die Metall-Industrie. Wir kommen nach diesem Rundgange durch dieJn- dustriehall«, welcher uns tausenderlei herrliche Sache» zeigte, nach der Maschinenhalle. — Wa» kostet der Besuch der Leipziger Ausstellung? Wie unsere Lesrr wissrn, beträgt der Tagespreis 50 Pfg. Nur au Elitetagen wird 1M. Eintritt erhoben. Damit ist den Forderungen an die Kaffe der Besucher naturgemäß »och nicht genügt; sür Dors und Meßviertrl werde» je 10 Pfg, für die Kuusthalle uud Tiroler Bergfahrt je 1 M. ab- verlaogt, Kolonial-Ausstellung 30 Pfg., Hippodrom 10 Pfg., Jerusalem-Panorama SO Psg. usw. Wer