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AWMMMWM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich tzeWs-ZMW für Kondors, Ködlitz, Amirdorf, Ddorf, St. Zzidim, LeinWort, Kniemu und Mlfes. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — «7. Jahrgang. — Nr. 108. ... Mittwoch, den 12. Mai 1897. Diese« »latt «»scheint täglich (außer Sonn» und Festtag») abend» für den folgenden Lag. BierteljShrlicher Bezugspreis 1 Mark SS Pfennig«. — Einzelne Nummer 10 Pfennige- — VesttUrmaeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstallen» Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespallen« SorpuSzeile oder deren Raum mll 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi» spätesten» vormittag 10 Uhr. Aus Stadt ««d Laud. * —L.- Lichtenstein, 11. Rai. Bor einigen Wochen brachten auch wir die durch verschiedene sächsische Zeitungen gegangene Notiz, daß hinter dem Röbias'schen Tute in Ostrau der größte Birn baum SachsenS von seinem Besitzer gefällt worden fei, welcher ei» Alter von 350 biS 4lX) Jahre» auf- zuweiseu hatte. Wie Petermann in seinen „Deut schen Jugendblättkrn" vom Jahre 1868 erwähnt, hatte dieser Baum (wilde RettichSbirne) am Boden 6 Ellen Stammumfang und 6 Ellen Stamwhöhe, die Laubkrove maß 30 Ellen in der Höhe und 26 Ellen im Umfange. Bet Abdruck dieser Notiz hatten wir jedoch keine Ahnung davon, baß selbst unser Lichtenstein einen Birnbaum besitzt, der den sogen, größten Birnbaum Sachsens in allen Größer Verhältnissen wesentlich übertrifft. Allerdings find die folgende» Angaben denjenigen von Peter man» oow Jahre 1868 gegenübergestellt. Auf dem reizend gelegenen Grundstücke des Herrn Oekonom LouiS Günther am Schieferberg hterselbst be findet sich ein wilder Honigbirnenbaum, dessen Stamm am Boden 6*/« Ellen Umfang besitzt. Die Stamwhöhe beträgt 7 Ellen, während die Gesamt höhe d«S Baumes das respektable Maß vou 30^/. Ellen aufweist. Die Laubkrone dieses Jahrhunderte alten BaumeS zeigt den stattlichen Umfang von etwas über 100 Ellen. Der erste vom Stamme ausgehende Ast hat 2^1 Ellen Umfang. Die obigen Angaben entsprechen vollständig den Thatsgchen, da der Be sitzer die Freundlichkeit hatte, in unserer Gegenwart die verschiedenen Messungen de» Baumes vorzu- nehwen. Gegenwärtig steht derselbe im schönsten Blütenschmuck und wird auch in diesem Jahre wie- der wie früher einen bedeutende» Früchteertrag liefern. Für Naturfreunde aber dürfte eS interessant sein, diesen Baum einmal in Augenschein zu nehmen. Ob nun der eben beschriebene Birnbaum gegenwär. tig der größte seiner Art in Sachsen ist, wird sich durch Weiterverbreitung obiger An gabe» wohl bald klarstellen lassen. * — Zur Erleichterung des Pfingst-Personenver kehre» gelten im Bereich, der königlich Sächsischen Gtaatteisevbahn-Verwaltung die am 4. Juni d. I. und an den folgenden Tagen gelösten gewöhnlichen Rückfahrkarten von tarifmäßig kürzerer Dauer bis einschließlich 13. Juni d. I. Die Rückreise ist späte- strnS an diesem Tag anzutreten. Die dreitägigen Rundreisekarten genießen die gleiche SültigkeitSver- längrrung. Betreffs der durchgehenden Rückfahr ten im Berkehre mit Stationen der Preußischen StaatSeisenbahnen greift die Vergünstigung mit der Beschränkung Platz, daß im Preußischen Bahnbereiche die Rückreise schon am 10 Junt anzutreten ist, während sie im Sächsischen Bereiche noch in der oben angegebenen längeren Frist auSgeführt werden kann. Inwieweit die durchgehenden Rückfahrkarten iw Ber kehre mit Stationen noch anderer al» der Preußi sche» StaatSeisenbahnen eine Gültigkeit-Verlängerung auf den fremde» Bahnen genießen, ist au» der dem nächst auf deo Stationen zu« Anschläge kommenden Bekanntmachung zu entnehmen. * — Callnberg, 11. Mai. Segen 6 Uhr abend» ertönte gestern das Alarmsignal und rief die Feuerwehr zu einer Hauptprobe. In kurzer Zeit waren die Mannschaften auf den Plätzen, wo hin sie mittelst Ordrekarte» beföhle» waren. AIS Brandobjekt war feiten« de» Branddirektor» Herrn Limmermeister Schick der westliche Flügel de» Kgl. Gemtnar» erwählt. Den Ausbruch de» Feuers be- landete ein 2. Signal. Binnen 7 Minuten ergoß sich eiu kräftiger Strahl auf da» Seminardach. Dl« Gtadtspritze, bedient von der Pflichtfeuerwehr, suchte den angrenzenden Flügel zu schützen. Da« Wasser eatnahm «an dem Wasserbasfia am Markte und wurde durch Zubringer de» Spritzen übermittelt, weShalb große und doppelte Schlauchvrrwendung »Stig tuar. Ruhig mid sicher wurde gearbeitet, ganz besondere« Lob verdiente sich die Freiw. Feuerwehr durch ihr brstiwwte» Auftreten und Eingreifen. Mehrere Jungen« hatten sich au den Dachfenstern des Seminar» postiert und warteten sehnsüchtig auf den Rettungschlauch, in dem sie herunterrutschen wollten, leider fand derselbe keine Verwendung. Dir jungen Damen de» Seminars erhielte» seitens ihres Herrn Seminardirektors Anweisungen über Berhaltungsmaßregeln bei eveut. FeuerSgefahr. Herr Geheiwer Schulrat Grüllich au» Dresden, der als Kommissar der WahlfähigkeitLprüfung hier weilt, war auch zugegen und verfolgte mit sichtlichem In teresse den Verlauf der Uebung. Die Nachverfamm- lung fand im Gasthof zum goldenen Adler statt. Der Stadtgemeinderat u»d die Chargierten derFreiw.- und Pflichtfeuerwehr waren dazu geladen. Herr Bürgermeister Prahtel sprach in einleitenden Worten voo der Bedeutung einer gutorgantsierten Feuerwehr und gab dem Branddirektor und den Zugführer» da» Wort zu freier Aussprache über die Hauptprobe, welche sich sehr lebhaft und anregend gestaltete. Alle Mängel bezüglich der Spritzen, de, Schläuche rc. wurden erwähnt und werden demnächst dem Stadtgemeinderat zur Begutachtung unterbreitet, künftig sollen an die Uebungen Instruktionsstunden angesügtwerde»; dieLeutederReihmannschaftwerden ferner teil» dem Spritzenzuge, teils zur Bedienung der Schlauchrolle» und de« WafserzubringerS ver wendet. Die Uebung selbst wurde allgemein al- befriedigte Leistung hingestellt. Nach 8 Uhr schloß der Vorsitzende die Sitzung. — Dem Gesamtvereine der Gabelsbergerfchen Stenographenverein« im Königreiche Sachsen gehören jetzt 140 sächsische Verein« an. In dem 1868 ge gründeten Deutschen GabelSberger Stenographen» bunde ist nach Nr. 10 deS BundeSblattes die Anzahl der BuudeSvereine von 790 auf 825 gewachsen. — Ueber die neue Thüringer Lotterie liegt jetzt die erste amtliche Auslassung vor. Danach sollen 25000 Lose auSgegeben werden, denen 12500 Gewinne gegenübersteh,u. Die Lotterie wird in sechs Klassen geteilt, und e» kostet daS ganze Lo« 192 Mk. Dasselbe wird in Viertel- und Achtel- Lose geteilt, welch letztere demnach für jede Klasse 4 Mk. kosten. Die Hauptgewinne werden wahr scheinlich betragen: 10000 Mk. in der ersten, 15000 Mk. in der zweiten, 20000 Mk. in der dritten, 25000 Mk. in der vierten, 30000 Mk. in der fünften und 300000 Mk. in der sechsten Klasse. Außerdem fällt auf den zuletzt gezogenen höheren Gewinn ein« Prämie von 200000 oder 300000 Mk. Bon dem Gewinn soll ein Abzug in Höhe von 15 Prozent gemacht werden. — Leipzig, 10. Mai. LandeSverrattprozeß Meinecke. Der Angeklagte wird von den Zeugen, insbesondere von dem auS dem Zuchthaus vorge- führten Kohlenhändler Hanne aus Montigvy be schuldigt, den französischen Polizeikomwissar JSmert als Spion gekannt und ihn mehrfach in die Fort» und in die Schuppen geführt zu haben, wo die kleinen Geschosse and die schweren Geschütze lagen. Hanne behauptet auch, Meinecke habe JSmert über die ver schiedensten militärischen Geheimnisse Auskunft erteilt. Meinecke bestreitet alle», er giebt nur zu, JSmert, deo er allerdings als französischen Offizier gekannt und al» Spion im Verdacht gehabt habe, in den Schuppen, wo die kleinen Geschosst lagen, Hineinge lasseu und ihm auch einmal in dem Fort ein, au»- rangiertr Granate gezeigt zu haben. Mehrere Polizei- beamte bekunden, daß die polizeilichen Ermittelungeo die Wahrheit der Angaben Hanne« bestätigt haben. Während der Vernehmung deS PolizeiratS Zahn auS Straßburg i. E. betreffend die inner, Einrichtung der von de« Angeklagten dem französischen Spion geöffneten Forts and der militärischen Sachverstäv- digrn wird auf Antrag de« ReichSanwaltS im Inte resse der Sicherheit de« Staate» die Oeffentlichkeit »»«geschlossen. Der ReichSauwalt beantragte in seinem Plaidotzer sechs Jahr« Zuchthau» und 10 Jahre Ehrenrechte Verlust, der Verteidiger führte au», daß rr den Nachweis deS Bewußtsein» der Straf barkeit vermisse. Der Angeklagte wurde zu 6 Jahren 3 Monaten Zuchthaus wegen LandrSverrat« und Diebstahl in zwei Fällen, zu 10 Jahren Ehrverlust und Tragung der «osten verurteilt. — Zwickau, 8. Moi. (Oeffentliche Ver handlung vor dem Kgl. Landgericht, Strafkam«er II.) Gegen den am 9. August 1859 in Lichtenstein geborene» und zuletzt daselbst wohuhaft gewesenen Kaufmann Otto Mehnert, z. Zt. in Untersuchung»- Kast, setzte der Gerichtshof wegen Betrug» gemäß 8 263 deS Strafgesetzbuch» eine Gefängnisstrafe von 1 Jahre fest, erachtete aber davon 1 Monat al» durch die Untersuchungshaft verbüßt. Mehnert hatte die strafbaren Handlungeo beim Betriebe seine- früheren Geschäft» begangen und dadurch eine aus wärtige Bankfirma um bedeutende Beträge geschädigt. — Hohenstein, 9. Mai. Seitdem der Früh ling seine« Einzug gehalten hat, find auch in dem Bethlehemstifte, das idyllisch auf waldreicher Höhe beim benachbarten Hüttengrunde liegt, wieder junge Gäste, schwächliche, kränkliche Kinder eingekehrt. Jetzt ist «an aber auch iw Begriffe, ein Genesungs heim für ältere Personen zu errichte». Der neue, stattliche Bau ist im Rohen bereit» fertig. Da» Bethlehemstift besteht nunmehr au» drei Gebäuden. Inschriften weisen auf die Bedeutung der oetteu Häuser hin. — Waldenburg, 10. Mai. Se. Durch laucht Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg hat dem bisherigen Fürstlichen Kutscher Albert Ne- mecek gelegentlich dessen Pensionierung in Aner kennung seiner langjährigen treuen Dienste im Fürst lichen Hause (34 Jahre) da» Prädikat Futtermeister verliehen. — Eine ganz abnorme Geburt kam am vorigen Sonnabend in Altstadtwaldenburg vor. Einem dortigen Einwohner wurden nämlich Zwil- lingStöchter geboren, die an Brust und Bauch zu sammengewachsen waren; die Gesichter der beiden Rädchen waren einander zugewandt. Kopf, Arme und Beine waren wohlansgebildet. Die beiden klei nen kamen tot zur Welt. — Plauen i. B, 9. Mai. Sestern wäre» Krelrhauptmann von Welck au» Zwickau, Seh. RegierungSrat Amtshauptmann von Polenz au» Plauen und AmtShauptmanu vou Erdmonntdorff auS Kamenz in der Arbeiterkolonie Schneckengrün anwesend, wo auf dem von dem Verein für Arbeiter- kolonie» im Königreich« Sachsen zum Preise vou annähernd 200,000 Mark angekaufte» Schönburg scheo Rittergute eine Arbeiterkolonte «»gerichtet wer den soll. Da» seit dem 22. Februar 1886 al» Ko lonie benutzte Rittergut Schneckengrün ist — dank der umsichtigen Leitung de« HauSoaterS Zimmer mann — zu einem Gute umgewandelt worden, defsea Ertrag sich von Jahr zu Jahr gesteigert hat und welche» bei einer etwaigen Auflösung der Kolonie jedenfalls leicht Käufer finden dürft,. — Frankenberg, 10. Mai. Elu blutige» Ehedrama, dem aller Wahrscheinlichkeit nach zwei Menschenleben zum Opfer fallen dürften, hat sich gestern abend gegen '/»7 Uhr iu unserer Stadt zu getragen. Der in der Fabrikstroße wohnhafte, 24 Jahre alte Kartonnagenarbetter Max Helge versuchte seine etwa gleichalterige Frau, mit der er seit ca. 2 Jahren verheiratet ist, durch Ha««erschläge zu töten und schnitt sich dann selbst, um seinen eigenen Tod herbeizuführen, die Pulsader auf. Helge ist lungen krank und leidet überdies an hochgradige, Kurzsichtig keit, sodaß er vor etwa 14 Tagen seine bis dahin ionegehabte Stelle als Packer in einer hiesigen kar- touvagenfabrik aufgeben mnßte; die Frau ist meiner htrsigen Webwarenfabrik beschäftigt gewesen. Durch die ihm durch Berluft seiner Stelle aufgezwuname Muße — er bezog nun als Lungenkranker kranken- Unterstützung — und die infolge seiner Kurzsichtig keit gering« Aussicht, «inen anderen paffenden Poste,