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UMMckMMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KeWfk-DzeM ßr Kvhudorf, Udfitz, Amvilorf, Mars, §1. Wien, MmWort, MM« mb Mm. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — »7. Jahrgawg. — —— - - - Nr. 84. Sonntag, den 11. April 1897. Diese» Blatt erscheint t ä g l ich (außer Sonn- und Festtag») abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige- - Bestellungen nehmen außer der Expedition tu Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postaustalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. - Inserate werde« die vieraesvalte» Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. - Annahme der Inserate täglich bi» späwsten» vormittag 10 Uhr. » Nächsten Mittwo ch, de« L4 April L8K7, von vor«. LV Uhr an sollen io dem an hiesiger Chemnitzerstraße gelegenen Grundstücke, Cat.-Nr. SSL, verschiedene Maschinen: eine Paget«afchi»e — System II — eine englische RL»derkopfmaschi»e, eine Dynamomaschine nebst Zubehör, eine Bohr» Maschine, eine Epnlmafchine, sowie eine Drehbank usw. öffentlich ver steigert werden. Lichtenstein, am 8. April 1897. Der Gerichtsvollzieher deS dafige» Königl. Amtsgerichts. Zur Konfirmation! Ist der Kindheit Traum auch Dir entfloh'n, TheureS Kind? — Dich ruft in ernster Stunde All- der ew'gen Welt ein Glockenton Zu deS GottrSvolke» heil'gem Bunde. Eines ew'gen Reiches König schloß Auf zu seinem Thron die lichten Pfade; In die kranke Süvderwelt ergoß Er den Heilstrom seiner ew'gen Gnade. Hat, al» blutend Er sein Haupt geneigt, Eine ewige Erlösung fundeo, Und das offne Paradies gezeigt, TodeSwund, geheilt der Menschheit Wunden. Teures Kind, o schließ' au Ihn Dich an! Einen Halt bedarf das arme Leben; Taube Blüte nur, Betrug und Wahn Ist, was außer Ihm die Welt kann geben. Fühltest Du den frühen Schmerz der Schuld? — Seine Stimme hat Dick mild gerufen; — Ist Dir bange? — DeS Versöhner« Huld Winkt auch Dir zu seine- Altar« Stufen. Wie die Blume, Kmd, den Kelch erschließt, Oeffnr Deinem Herrn Dein tiefstes Wesen, Daß aus Seinem Leben in Dich fließt Lebenskraft zu ewigem Genesen. Wie denn auch die ew'ge Baterhand Dir die ird'scke Wallfahrt mag bereiten: Wenn Dein Leben den Erlöser fand, Wird Dich Wohl und Weh zur Heimat leiten. Und die Kindheit, die Dir heut entschwand, Wird Dir schöner dlüh'n in Eden» Garten, Wo die Seelen, die der Herr verband, Unter Palmen auf einander warten. Zum Palmensonntag. EL liegt ein tiefe« Weh aukgebrettet über de» feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem, dessen Ge dächtnis der Palmsonntag erneuert. Der Herr nimmt die au» aufrichtiger Begeisterung seine-BolkeL kom mende Huldigung an und läßt sich da« zum brausen- den Choral aoschwellende Hosiannah dem Sohne Davids gefallen. Nie hat da- Volk J«rael sich mit solcher Einmütigkeit zu seinem wahren König bekannt, nie war ein König so siegverheißend vor der alten SöntgSstadt erschienen. So überwältigend ist der Jubel de« Volkes über die Erfüllung prophetischer Verheißung: siehe dein König kommt zu Dir! daß der gefeierte Davidssohn die dazwischen fahrenden Pharisäer bedeutet: Wo diese schweigen werden, so werden die Steine schreien. — Und doch brechen Thränen hervor au- seinen heiligen Augen, als er die hochgebaute Stadt mit dem majestätischen Tempel vor sich sieht. „Jerusalem, Jerusalem!" so töut e« huldigend auS tausend Stimmen der palmenstreuen den Menge. „Jerusalem, Jerusalem", so tönt eS in ergreifendem Weh au« Jesu Herzen, „die Du tötest die Propheten und steinigest die zu Dir gesandt sind! Wenn Du e- wüßtest, so würdest Du auch bedenken zu dieser Deiner Zeit, wa« za Deinem Frieden dient. Aber nun ist e« vor Deinen Augen verborgen". Der von schallendem Jubel seine- Volkes getragene Held au- Juda- Stamm weiß, daß er seiuem Tod «nt- gegeozieht. Wie Abraham einst dieseu Berg hinauf zog, seiueu Sohn zu opfern, so zieht jetzt Gotte- Soh» hinauf, sich selbst zu opfern. Hinter den Wogen der Begeisterung aber vernimmt er bereit- die Trompete, de- künftige» Gericht«: Euer Hau- soll E»ch wüste gelassen werden, darum, daß Ihr nicht erkannt habt die Zeit, darinnen Ihr heim gesucht seid. Mit tiefem Weh im Herzen begleiten wir am Palmsonntag auch das „Hosiannah dem Sohne Da- V dS" auS dem Munde unserer Konfirmanden. So rein und unverfälscht di« Begeisterung ist: wir wissen im voraus, daß sie nicht nochhalten wird. Wird auch daS Hostannah nicht bei allen umschlagen in da« Kreuzige, kreuzige ihn, sein Blut komme über unS uud unsere Kinder! — eS wird auch an solchen nicht fehlen —, wie viele werden dem PetruS fol gen, der in schnellerem Tempo noch al- daS Volk der Juden den Herrn bekannte und — verleugnete: Die Verhärtung zur ChristuSfeindschaft, die Selbst- Verstockung wider die Wahrheit nimmt sich mehr Zeit alS der Abfall vom Bekenntnis, die Abwendung vom Evangelium. Wie viele, die wir jetzt „wallen sehen zum Hause Gotte« mit Frohlocken und Danken unter dem Haufen, die da feiern", werden wir bald sehen „hinter sich gehen und nicht mehr mit ihm wandeln". Da« könnte unS auch Thränen der Wehmut ent locken wie einst dem Herrn, als er die Stadt ansah. Thränen aber weint der Herr nur über die ver lorene Stadt, der er das Gericht verkündigt. Als er Petrum ansah. weinte er keine Thräne und sprach er kein Wort. Aber getroffen von dem Blick ging PetruS hinaus und weinte bitterlich. Die erste Thräne. die ein junger konfirmierter Christ über seinen Fall weinen wird, die soll unser Trost sein, unsre Hoffnung, daß er wieder ausstehen werde. Wieviel werden ihrer geweint werden? lieber eine jede wird Freude sein im Himmel vor den Engeln Gottes. O Herr, blicke jeden unserer neu konfirmier ten Christen bei seinem ersten Falle an mit dem Blicke, den Du Petro gegönnt, damit der ersten Verleugnung durch daS Wort daS Bekenntnis durch die That folge, der ersten Untreue im neu geheilig ten Leben die Treue bis in den Tod! Aus Stadt und Land. *— Lichtenstein, 10. April. Heute vor mittag 9 Uhr bez. 9,40 erfolgte in hiesiger Schule in feierlicher Weise die Entlastung der diesjährige» Konfirmanden und Konfirmandinnen, wozu sich außer dem gesamten Lehrerkollegium auch die Herren Geist lichen und viele Mütter eingefuvdeu hatten. Herr Schuldirektor Poe nick« legte auf Grund von 2. Joh. 4 den Knabe» die Mahnung a.«S Herz: ,,Wandelt in der Wahrheit! ' 1. Wie wandelt ihr in der Wahrheit? 2. Welchen Segen könnt ihr erwarten, wenn ihr in der Wahrheit wandelt?; während Herr Kantor Reuter den Mädchen dar Schriftwort Luc. 11,28: Selig sind die GotteS Wort hören und bewahre» alS Geleitsspruch auf den ferneren Lebensweg mitgab, 1. als eine Mahnung, 2. als ein Trost. Die Herren Lehrer Schramm und Bergmann baten im längere» Gebete um Gottes Schutz und Segen für die Kinder. Besonders ergreifend wurde die Feier, al« Herr Lehrer Colditz deS früh Heimgegangenen Konfirman- de» OSkar Marti» in tiefempfundenen Worten gedachte. Gemeinsame- Baterunserschloß die erhebende Feier. Möge auch aus dieser de» Kindern rechter Segen erwachse»! *— Wir werden demnächst Gelegenheit haben da- vielbesprochenste und bewundertste Werk der neuzeitlichen Litteratur, da« so emiueut poesievolle Märchendrama „Die versunkene Glocke" von Gerhart Hauptmann näher keimen za leruen. Da- Werk wird i« Saale de» Gasthauses „zum goldenen Helm" durch de» Herzoglichen Hof schauspieler Herrn Oskar Mummert zum Vor trag gelangen. Nachdem „die versunkene Glocke" in Berlin bereit« über 50 Mal vor ausverkauftem Haase in Szene ging, ist sie am 19. Januar 1897 unter wahrem Beifallsjubel in Leipzig zur Auffüh rung gelangt. Herr OSkar Mummert, der über große oratorische Fähigkeiten verfügt, wird da» Wort nicht einfach vorlese», sonder» treu im Cha rakter der einzelnen Rolle» zu Gehör bringe», so weit die- ohne Dekorationen und Kostüm möglich ist. *— Auf de« die Firma A. L. Günther in Lichtevstei» betreffenden Folium 126 de« hiesige» Handelsregisters ist heute verlautbart worden, daß der Kaufmann Herr Otto Ernst Schubert in Lich- tenstei» Mitinhaber der Firma ist. *— Der sächsische Landesverband zur Förderung deS HandfertigkeitS-UnterrichtS im Königreich Sachse» wird seine diesjährige Hauptversammlung am A.Oster feiertag DienStag, de» 20. April, vormittags 11 Uhr, zu Glauchau im Saale der Bürgerschule mit folgender Tagesordnung abhalten: 1. Die Idee und die prak tische Ausgestaltung deS erziehenden Schulgarte»- Unterrichts. Bortrag von Schuldirektor Wilsdorf, Plauen bei Dresden. 2. Der Normallehrgang de» Deutschen Vereins für Knabenhandarbeit in der Holzschnitzerei. Bortrag von Lehrer Parthum, Glau chau. 3. Der gegenwärtige Stand und die zukünf tige Entwicklung des erziehenden KvabenhandarbeitS- Unterrichts in Deutschland. Bortrag von Dir. Dr. Götze, Leipzig. Im Anschluß an die Versammlung findet ein gemeinsame« Mittagessen im Hotel zum Deutschen Hause, daS Gedeck zu 1,50 Mark, ohne Weivzwaog, statt. Danach Verhandlung der ge schäftlichen Angelegenheiten, Bericht deS Schatz meisters. Gleichzeitig mit der BcrbandSversammlung soll im Zeichensaal der Bürgerschule eine Ausstellung von Handfertigkeitsarbeiten veranstaltet werden. Die Leiter der sächsischen Pflegeftätten der erziehliche» Knabenhandarbeit werden freundlich ersucht, diese Ausstellung mit ArbeitSwodelle», Schüler- und Leh« rerarbeiteu zu beschicken und sich hierüber mit dem AuSstellungSkomwissar, Lehrer Parthum in Glaucha«, Herwannstraße 5, in« Einvernehmen zu setzen. — Rückerstattung der Beiträge für die In validität«- und Altersversicherung. Es scheivt nach den gemachten Erfahrungen noch nicht genügend bekannt zu sein, daß, wenn eine männliche Person, für welche für fünf BeitragSjahr« (zusammen für 235 BeitragSwochev) Beiträge für die Invalidität-- und Altersversicherung entrichtet worden sind, die hinterlassene Witwe, oder, fall» eine solche nicht vorhanden ist, den hiuterlasseneo ehelichen Kindern unter 15 Jahren ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für den Verstorbenen entrichteten Beiträge zufteht. Wir wollen deshalb auf diese gesetzliche Bestimmung und weiter darauf aufmerksam machen, daß unter derselben Voraus setzung den hinterlaffenen, vaterlosen, unter 15 Jahren alten Kindern einer weiblichen Person ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für die Verstorbene entrichteten Beiträge zusteht. Der Anspruch ist unter Beibringung der QuittuugSkarte rc. bei der Woh»- ortSbehörde oder bei dem zuständigen Vertrauens mann arzumelden. — AuS den verschiedenste» Gegenden unsere» Sachsenlandr- liege» Mitteilungen vor, daß Störche is größere» und kleineren Schaar«» au- dem Süden kommend beobachtet wurden. Ja unserer Gegend hält sich Freund Langbein nur in ganz kleiner A»- zahl auf, die große Mehrzahl geht nach de« nord deutschen Tieflande, woselbst in de» Niederungen der Flüsse auf Hau»- und Stalldächeru und auch auf