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— Leipzig, 17. April. Ei« Rabenvater schlimmster Qualität ist ei« 37jähriger, aus C»»»erS- darf gebürtiger und ia L.-Lind«na« t» der Luther« -raße wohnhafter Spinner. Er hat seinen eigenen 2jährigen Jungen mit seinen Fäusten traktiert, ihm bann, um da- Schreien zu verhindern, die Kehle zugedrückt and, indem er dazu einen Riemen benützt hat, dem Kinde den Hal» rugezogen. Dann hat er das Kind unter die Wasserleitung gehalten und ihm den vollen Strahl in'S Besicht Platzen lasten. Der Wütrich wurde festgenommen. — Chemnitz, 17. April. Des Morde- au der Frieda Sonntag verdächtig wurde heute nach mittag ein bei Wittgen-darf verhafteter Mensch durch Polizeiorgane gefesselt nach dem Amtsgerichte ge bracht. EtwaS näheres hierüber konnten wir nicht in Erfahrung bringen. — Die König!. KreiShauptwannschaft Zwickau hat dem 12jährig«n Schulkuaben Max Emil Kelle, aus Niedermülsen, welcher am 25 Februar 1897 den zehnjährigen Knaben Kober au» Thurm mit eigener Lebensgefahr au» dem angrschwollenen Mül- feubache rettete, eine Beldbelohnung von 40 M. be willigt und ausgezahlt. — Crimmitschau. In der letzten Stadt- verordneten-Sitzung gab eS eine lebhafte Debatte über da- eigenmächtige Handeln de- Herr» Ober- Pfarrer- Schink, welcher seit Anfang d. I. da- seit her übliche Läuten der Kirchenglocke um 11 Uhr vormittags auf abend- verlegt hatte, eine Einrichtung, mit welcher sich die Einwohnerschaft unserer Stadt schon lange nicht befreunden konnte. Schließlich ward ein Antrag dahin angenommen, zu untersuchen, ob der Herr Oberpfarrer zu der eigenmächtigen Handlung berechtigt gewesen sei. — Döbeln, 17. April. Der größte Birn baum im Königreich Sachsen ist jetzt von feinem Besitzer gefällt worden. Er stand auf einem Acker hinter dem MöbiuS'schen Gute in Ostrau, 100 Schritte von der dortigen BahnhofSrestauration und hatte ein Alter von 350 bi- 400 Jahren. Wie Petermann in seinen »Deutschen Jugevdblättern" vom Jahre 1868 erwähnt, hatte dieser Baum am Boden 6 Ellen Umfang, 6 Ellen Stammhöhe, die Laubkrone maß 30 Ellen in der Höhe und 26 Ellen im Umfange. Trotz feines hohen Alter- liefertedies-r wilde Rettichs- birubaum bis vor einigen Jahren noch alljährlich bi» zu einer Malter Früchte. — In Ragewitz, so berichtet da» „Leis niger Tgbl.", spukt,s seit etwa 8 Tagen, indem allabendlich daselbst eine feurige Kugel bald in dem, bald in jenem Dorfteile zu sehen ist, die sich, sobald man auf dieselbe zugrht, entfernt, um dann immer wieder zurückzukehren. Vermutlich handelt e» sich um Wasterstoffgase, die dem dortigen Dorfteiche unter phosphoreszierenden Lichterscheinungen ent steigen. — Bi- nach Bautzen, ihrer Heimat, hat sich die am 7. April aus der Strafanstalt BoigtS- berg entflohene Marie Lische durchgefochteu. Auf erfolgte Anzeige, daß die AuSreißerin sich in ihrer ehemaligen Wohnung aufhalte, wurde sie unter sicherer Bedeckung wieder nach BoigtSberg gebracht. — Zittau. Zu der Ostritzer Mordthat schreiben die Laus. N. Nach».: Trotz wiederholter eifriger Nachforschungen haben die noch fehlende Lunge und die Leber der Ermordeten nicht gefunden werden können. Der Verbrecher ist am 14. d. M. nachmittag« halb 4 Uhr gefesselt über Görlitz nach Bautzen geführt worden. Bo, dem Amtsgericht Ostritz hatte sich, da sich die Kunde von de, Ueber- führung verbreitet hatte, eine hunderttöpfige Menge versammelt, die den Mörder mit Verwünschungen überschüttete und wieder wie am Vortage zu Thät- Ei« stolzes Herz. Roman von Robert Byr. ILt! (Nachdruck (Fortsetzung) Einen Moment stand er, sie unmutigen Blicke» betrachtend, vor ihr, dann setzte auch er sich und suchte sie zu beruhigen. Seine Frage, warum sie weine, klang sanfter und teilnehmender al- seine früheren Worte, da» schien aber die schmerzliche Bewegung nur zu verstärken. „Ach, da» Herz ist mir zu voll, ich kann nicht anders-, lautete dir unter erneutem Schluchzen ge gebene Erwiderung. „So viel stürmt auf mich ein von allen Sette«. Mein Vater — und Magda — und er — und jetzt wo ich die Minuten benutze, während welche, ich mich fortstehlen konnte, um hier her zu fliegen, wo ich Schatz, Hilfe, Aufrichtung er warte, auch hier noch — ein solcher Empfang! O ich wollte, ich köunte sterben! „Seien Sie vernüaftig, Mila-, sprach er ihr mit wohlwollendem Ernste zu, unwillkürlich der Rüh rung uachgebrnd, die sich seiner bei dem Anblicke de» schmerzüberwältigten Weibe» bemächtigte. „Sie kouuten doch nicht erwarten, daß ich diesen gewagten Schritt gutheiße uach dem, was bereit» geschehen. Wie leicht kouuten Sie auf dem Wege erkannt oder beobachtet werde». Ein Zufall genügt auch hier, um neue Verwickelungen herbeizuführen —" „Es ist mir jetzt schon einerlei «nd ich trotze jeder Gefahr!- erklärte Mila lebhaft, nachdem sie ihre Thräneu getrocknet. Der bei dieser Gelegenheit «»blich zarückgeschlageue Schleier enthüllt« aber lichkeiten hiureiße« lieh. Bisher Hot der Bursch« nicht- gestanden; die Annahme, daß er auch den Chemnitzer Mord verübt habe, gewinnt «ehr Wahr scheinlichkeit, ebenso die, daß er geistesgestört sei. Da» Messer, «it dem die Schandthat au-geführt worden ist, konnte ebenfalls »och »ichtgefuuden werden. Deutsches Reich. 8 Eine bezeichnende Erklärung hat i» einer öffentlichen Versammlung in Berli» der sozial demokratische RetchStagsabgeordnete Dr. Lüttgenau abgegeben. Uebrr die deutsche Gewerkschafttbewe- gung referierend, konstatierte er, eS sei bedauerlich, daß den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordnete» durch Parteitagsbeschlüsse hinsichtlich der Verkürzung der Arbeitszeit die Hände gebunden seien. Die Forderungen einer gleichen Arbeitsdauer für sämt liche Gewerkschaften sei thöricht; im Hinblick auf die Arbeit der Bäcker, Schlächter, Müller usw. sei an eine Durchführung de« Achtstundentag- nicht im Entferntesten zu denken. 8 Berlin. In der kaiserliche» Familie ist da- Osterfest in der herkömmlichen Weise gefeiert worden. Am Karfreitag wohnten beide Majestäten de« HauptgotteSdienst im Dom bei. Nach der Tafel fuhr der Kaiser beim österreichisch-ungarischen Bot schafter von Szögyevy vor. Am Sonnabend vor mittag machte da» «aiserpaar den gewohnten Spazier gang durch den Tiergarten, nachdem der Monarch vorher im kgl. Marstall daS Modell zum neuen Marstallgebäude besichtigt hatte. Nach der Bescherung besuchte da- Kaiserpaar am ersten Feiertag« deu Gottesdienst, ebenso am zweiten. ß Am heutigen Dienstag reist der Kaiser nach Wien, wo die Ankunft Mittwoch vormittag erfolgt. Nach dem Empfang durch Kaiser Franz Joseph und die Erzherzöge auf dem Nordbahnhof findet in der Hofburg ein Prunkmohl statt, abends wird die Hof oper besucht. Die Mlitärparade auf der Schmelz am Donnerstag soll sich großartig gestalten. Außer der ganzen Wiener Garnison rücken auch auswärtige Kavallerie- und Jnfanterieregimenter aus. Z Berlin, 17. April. Wie die „Nat.-Ztg." von zuverlässiger Seite erfährt, steht aus Anlaß deS BereinSgesetzrS ein Konflikt nicht zu befürchten. Was dir Reform der Militärstrafprozeßordnung be trifft, so giebt daS genannte Blatt der Hoffnung Ausdruck, daß die herzlichen Beziehungen, die neuer dings zwischen de« preußischen und de« bayerischen Hose zum Ausdruck gelangt sind, sich auch dem ge planten Reformwerk dienlich erweisen wird. 8 Da» Zustandekommen der Milttärstraf- prozeßresorm soll, wie die Magdeb. Ztg." auf Grund augeblich zuverlässiger Mitteilungen meldet, i« Buudesrat gesichert sein, sodaß die Vorlage nach den Osterferien dem Reichstag ganz bestimmt noch zugehen wird. 8 Der Anarchistenprozrß Koschemann, der in der Nacht zum Karfreitag erst nach Mitternacht zum Abschluß gebracht wurde, hat mit der Verurteilung de- Hauptangeklagte» Koschemann zu zehn Jahren und einem Monat Zuchthaus wegen Beihilfe zum versuchten Mord und zu« Verbrechen gegen daS Sprengstoff-Gesetz geendet, während Westphal ein Jahr Gefängnis erhielt und die drei anderen Ange klagten freigesprochen wurden. 8 Die Kaiserin Friedrich hat dem evangelische« Sircheuvorstand inCronberg (TaunuS) die Nach richt überbracht, daß der Kaiser für die Wiederher stellung der dortigen historischen evangelische« Kirche «in Gnadengeschenk bis zur Höhe von 20000 Mk. bewilligt habe. keineswegs ein blaffe», leidvirzerrte» Gesicht, «» lag vielmehr Helle Farbe auf den Wangen und ei« über mütiges Frohlocken i« de» noch thräoenfeuchten uud doch schon wieder wovter und trotzig aufblitzenden Auge«. „Ja, uud am liebsten würde ich gar nicht wieder zurückkehren, e» mag daraus entstehen, was da will. Ich würde ihm die Ueberraschung gönnen, dem Heuchler, der so kalt and herzlos über andere aburteilt and sich auf den Richterstuhl setzt, während er selbst als armer Sünder sich zu verantworlen hätte, und mich quält und von aller Welt abschueideu möchte, selbst von meiner eigene» Schwester, der er sein HauS verbietet, als ob e» nicht eigentlich daS meine wäre. Wir werde» sehen, wer da- Hau- räumen muß!" „Verstehe ich Sie recht, Fräulein Magda — „Ist fortgegangen — auf und davon. O, sie ist keine so duldsame Natur wie ich. Ohne ein Wort hat sie da» HauS verlassen nach der fürchter liche« Szene. O, eS «ar schrecklich, ich habe ge glaubt, mein Herz zerspringt mir und alle Nerven zerreißen, so abscheulich sind sie «it ihr umgegangen. Die ganze Zeit habe ich gezittert und gebebt und habe gemeint, sie wird eS doch »och sage« und sie war auch schon einmal ganz nahe daran, aber dann hat sie doch getrotzt uad ist standhaft gebltebe», ob wohl Papa sie verstoßen hat uud enterbt." „WaS sage« Sie?" „E« ist gewiß wahr, Papa hat sie verstoße» a»d euterbt," wiederholte sie, al- ob sie irgeud eine interessante Geschichte, die sie von Bekannten gehört, erzähle. 8 G r e i z, 16. April. Eine eigenartig« Heraus forderung hat, laut „M. Allg. Ztg.", die Redaktion der „Greizer Zeitung" an de» Chefredakteur der „Fürst!. Reuß-Geraer Zeitung" gerichtet. Die letz tere hatte der Greizer Kollegin vorgeworfen, daß sie »icht den Mut gehabt habe, ihren Lesern deu Wortlaut der bekanuten Kuudgebung de» Erbpri«z«n von Reuß j. L. mitzuteilev. Darauf erwiderte der Redakteur der „Greizer Zeitung", die Wiedergabe d«S Wortlauts der Kundgebung würde in Reuß ä. L. strafbar gewesen sein, and niemand werde ver langen, daß er sich mit vollem Bewußtsein der Thatsache der Möglichkeit einer längeren Freiheits strafe au-setzte. Wenn aber der Chefredakteur der „Fürstl. Reuß-Geraer Zeitung" den Versuch wage» wolle, einen Tag die „Greizer Ztg." al» verant wortlich zu zeichnen und an diesem Tage de» volleu Wortlaut de- Schreiben» de» Erbprinzen Reuß j. L. in dieser zu veröffentlichen, so sei ihm die» avheim- gestellt. Der Chefredakteur der „Geraer Zeitung- Hat nun laut ausdrücklicher Erklärung in seinem Blatte diese seltsame HerauSfolderung angenommen «vd erwartet von seinem Greizer Kollegen die Nen nung de- Tage«, au welchem daS Wagestück au»ge- führt werde« soll. Uebrigen» hat daS „Greizer Tageblatt" das Wagestück sofortnach Bekanntwerde» der rrbprinzlichen Erklärung unternommen, vhnkbiS jetzt irgend zur Verantwortung gezogen worden zu sein. 8 Zum Tode de» GroßherzogS von Reckleu- burg-Schwerin. Aus Berliner Hofkreifen wird ge schrieben : Der a« 10. d. M. gestorbene Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin hat schon seit Jahren an Ohnmachtsanfällen grlitteu, die sich infolge seine- schweren Herzleiden» und der von seiner Mutter er« bien asthmatischen Beschwer den oft nach ganz unbedeutenden körperlichen An strengungen einstellten. So ist «S ihm vor etlichen Jahre« widerfahren, daß er, al» e, bei eiuer der höchsten Umgebung de» Kaiser- zum Besuche weilte und die Schloßtreppe Hinaufstieg, plötzlich mitten ans der Treppe zusammenbrach und erst nach etwa zehn Minuten wieder zu sich kam. Damals war der Troßherzog im übrigeu noch ganz rüstig. Da er in seinen letzten Tagen schon ganz geschwächt war, so hat thn, al» er am Abend seine- TodeS oon der fürchterlichen Atemnot gepeinigt, die freie Luft aufsuchte, offenbar wiederum eine Ohnmacht befallen, «nd dabei ist er über die vor der Thür der Villa befindliche niedrige Umfassungsmauer in die Tiefe gestürzt. 8 Hamburg, 17. April. Da- Schadenfeuer in Harburg ist gegen Mittag gelöscht worden. Nieder gebrannt sind die Harburger Oelfabriken von Brinck mann und Co., daS Oellager von Friedrich Thoerl und Comp. und da» auf der anderen Seite deS Ka nal- liegende Lager der Speditionsfirma Heinso» und Brammer, während da» Holzlager der Firma Max Brinckmann unversehrt geblieben ist. 300 Pioniere waren auf der Brandstätte thätig. Menschen wurden nicht verletzt. Der Schade« wird aus mehrere Millionen Mark geschätzt. 8 Di« nunmehr erhobene Anklage gegen den KriminalkommissariuS o. Tausch und den Schrift steller v. Lützow umsaßt 133 Seiten. Den Ge schworenen werde» zwei an sich selbständige Straf sachen zum Wahrspruch oorgelegt werden, die aber mit einander verbunden worden sind; die eine be titelt sich „v. Tausch" und betrifft den diesem vor- geworsene« Meineid, die andere wird „v. Lützow und Genossen" genannt und bezieht sich auf die Ur kundenfälschung, begangen durch unbefugte Ausstel lung von Quittungen unter dem Namen de» Herr» Kukatsch. Aus Waltram machte diese Mitteilung dagegen einen ganz anderen Eindruck. Bestürzt sprang er auf. „Und da» haben Sie alle» zugegeben und ruhig mit angehört?" rief er voll Entrüstung au-, daß Mila darüber zusammenschrak. „Mein Sott, waS hätte ich denn thu» sollen?" erwidert« sie klagend. Ich sage ja, daß ich gezittert habe wie Espenlaub. Noch nie habe ich Papa so gesehen, «S war, al» ob ihn der Schlag treffen sollte und er hat mir, obwohl ich mich sehr vor ihm fürchtete und ihn recht grausam fand, doch leid gethan. ES war ja doch gar »icht notwendig, daß Magda e» so weit kommen ließ, aber sie hat nie «in rechte» Herz gehabt für ihre Familie, sonst würde sie da» dem liebe« alten guten Papa erspart habe». Du lieber Himmel, er hat eS ja so gut gemeint «nd hätte ihr alle» verziehe», wenn sie nur nicht so hart näckig auf ihrem Kopf bestanden wäre. Daß sie aber gar niemand nehmen wollte, daS hat de« Fasse den Boden ausgeschlagen. Bei Ihnen war's ja natür lich und auch bei Dallargo begreiflich, aber mit Baron Fink stand eS doch ander-. Man hat ja in unsere» Kreisen schon halb und halb davon gesprochen, Papa u«d Fischer waren dasür und auch ich muß sage«, die Partie wäre ganz konvenabel gewesen; sie selbst hat sich seine Huldigungen gefallen lasse», jedermann mußte sich freuen über de» glückliche« AuSgang — «an konnte frei aufatmen. Sie brauchte nur „ja" za sage», — statt dessen teilt sie nochmal» eine» Korb au». E- war wirklich zu rücksicht-loS." lFortsetznng folgt.)