men fühlt man das Drückende des Grundtones heraus. Es klingt zu viel Moll, zu viel Subdominante hinein. Zwiespältigen Herzens vernimmt man die vom Cello eingeführte Walzer melodie des 2. Themas (G-dur). Ein Aufschwung gipfelt in hastig angeschlagenen Sextakkorden. — Etwas freundlicher wirkt die knappe Durchführung, die dem Hauptthema gilt. Der Wiederholungsteil wird durch Pizzicati und übermütige Trompeteneinwürfe neu belebt. — Um so wehmütiger wirkt das Trio in Des-dur, das ganz deutlich auf das Grave Bezug nimmt, zumal, wenn nach dem ersten Teil die 16taktige Melodie in a-moll (Viol.) erscheint. Packend ist das erneute Des-dur (grandioso), in dem die Hörner und Posaunen das Triothema mit vollen Akkorden unter bewegter Streicher- Umschreibung vortragen. In der Rückleitung zur Scherzo- Wiederholung ist eine schmerzliche c-moll-Stelle vonBedeutung. b) 4. Finale (6/8 Allegro con brio, c-moll) Das Finale ist der letzte Akt des Dramas. In nahezu 800 Takten zieht es wie ein großes Ringen vorüber. Eine be sondere Einleitung weist auf das Bevorstehende hin. Ihr in den Bässen losspringendes Kopfmotiv spielt im folgenden die Rolle des Sturmkünders. Das Tonstück ist ein „durchgeführ- tes" Großrondo. Den drei aufgeregten Themen des Haupt satzes liegt Tarantellarhythmus zugrunde. — Der Zwischen satz in Es-dur dient zur Erholung. Sein Thema ist dem des Grave-Mittelsatzes verwandt. — Bei der ersten Wiederkehr des Hauptsatzes (in B-dur) ist freudige Stimmung erwacht, was besonders in einer thematischen Veränderung zum Aus druck kommt. Sie verliert sich erst, wenn gegen Schluß die drei Themen in ursprünglicher Gestalt auftreten. — Wie ein Fels in der Brandung reckt sich ihnen eine scharf profilierte Abwandlung des Zwischensatzthemas entgegen, von deren kanonischen Engführungen willensgeladene Gegenkraft aus geht. Nach beiderseitigem Ermatten erklingt erlösend und doch von Vorahnungen erfüllt eine von Draesekes Riesen melodien im Umfang von 24 Takten. Sie wird in jubelnder Höhe wiederholt. Dann kommt das Unheil näher. Der Haupt satz wird aus dem verminderten Septakkord heraus entwickelt. — Voll Sehnsucht nach Ruhe tritt der Zwischensatz in C-dur ein. Er bringt die „Gesamtreprise" der Symphonie. In einem beispiellosen Satzgefüge läßt Draeseke wie vor dem Auge eines Ertrinkenden die Themen der vorhergehenden Sätze mit- einander vorüberziehen. Die mit dem Grave-Thema gegebene •rinnerung an den Tod löst neuen Lebenswillen aus. — Mit um so furchtbarerer Gewalt bricht der letzte Sturm herein. Eine Steigerung jagt die andere. Mit zermalmender Kraft werden in schärfster Reibung mit dem Orgelpunkt die Klang massen entfaltet (Tamtam-vibr.). Wie vom Sturmwind ge peitscht, fegen die G-Oktaven dahin. Bei den eingeworfenen Moll-Akkorden aus der Einleitung scheint der letzte Wider stand gebrochen zu sein. Alles Weitere ist Kraftablauf. — Bei dem verklärenden Anhang mit der Wiederkehr der C-dur- Melodie und den erhebenden Schlußharmonien glaubt man einen Blick ins Jenseits zu tun, das endlich den Frieden gibt, den diese Welt versagt. Jubelouvertüre (1898) Die Jubelouvertüre wurde Anfang 1898 im Auftrag der Stadt Dresden für das Doppeljubiläum König Alberts ge schrieben und für die gesamte, 130 Mann starke, sächsische Hofkapelle, also für größte Besetzung eingerichtet. Eine schwungvolle Gelegenheitskomposition, entwickelt sie sich aus einem stürmischen Haupt- und einem lyrischen Seiten thema. Im Mittelpunkt steht die kontrapunktlich meisterhafte Bearbeitung von Marschners „Wer ist der Ritter hochgeehrt" und „God save the king“. Ihren Verlauf zu verfolgen, hatte der 70jährige König nach eigenem Ausspruch „aufgepaßt, wie ein Heftelmacher". Mit der festlichen Aufführung der Ouvertüre war die Verleihung des Hofrattitels an Draeseke verbunden. Mitteilung der Felix-Draeseke-Gesellschaft Die Felix-Draeseke-Gesellschaft ruft dazu auf, das 100. Geburtsjahr Felix Draesekes festlich zu begehen. — Es ist Pflicht, dem deutschen Volke die Bedeutung eines solchen geistigen Erbes be wußt zu machen. Die Felix-Draeseke-Gesellschaft würde es freudig begrüßen, wenn Sie ihre der deutschen Kunst dienenden Bestrebungen fördern und sich als ihr Mitglied eintragen lassen wollten, der Jahresbeitrag beträgt 4 RM., Postscheckkonto Dresden Nr. 114916. Anmeldungensind zu richten an Herrn Kammer virtuos Lederer, Dresden A 16, Elisenstraße 6. Elternhaus in Rodach, wo der Meister seine Kindheit verbrachte