gleichem Maße Rechnung wie der Musikalität. Es ist ein neu deutsches und zugleich neuklassisches Werk. Von der über lieferten Konzertform weicht Draeseke insofern ab, als er die ausgedehnte ,.doppelte Exposition" durch sofortige Wieder holung der Themen ersetzt und so die Längen meidet. Obwohl das Schwesterwerk der „Tragischen", steht das Konzert inhalt lich der 10 J ahre früher geschaffenen F-dur-Symphonie näher. 1. Der Kopfsatz hat festlich stolzen und kriegerischen Charakter. Das Orchester führt das marschartig beschwingte Thema ein, das Klavier fährt mit nachschlagenden Doppel oktaven fort, rauscht dann in 32-Wogen mit nordischem Kolorit empor, die in kräftigen Spritzern gipfeln. In ständigem Wechsel Tutti-Solo folgt der Vordersatzwiederholung ein breit strömender Nachsatz. Das vom Klavier eingeführte 2. Thema ist eine von Draesekes klar gegliederten Riesenmelodien im Umfang von 2mal 16 Takten. Es wird anschließend glitzernd umschrieben. Oktavtrioien treiben das 3. (Coda-) Thema her aus, das rhythmisch auf das 1., melodisch auf das 2. Bezug nimmt. Die knappe kämpferische Durchführung widmet sich der Reihe nach den 3 Themen, deren letztes das Klavier in Ces-dur vorträgt. Mit einem sieghaften Einsatz des Haupt themas beginnt der Wiederholungsteil. Kühn mit dem Hauptmotiv aufspringend und in Sextenläufe übergehend, leitet das Klavier seine kurze Kadenz ein. Nach freudiger Be antwortung einer Fanfare geht es in Trioien zum Schluß, den die Pauke schmissig unterstreicht. 2. Das Adagio in C-dur ist ein wunderbarer langsamer Satz. Sein lötaktiges Thema hat als eine der schönsten und tiefsten deutschen Melodien zu gelten. Der gedämpften Strei cherwiederholung ihres 2. Teiles folgen sechs Verände rungen, die in künstlerischem Gegensatz zueinander stehen. In der vorletzten wird das Thema schlicht vom Klavier vor getragen und mit harfenartigen Arpeggien umspielt. In der lichtvollen letzten geht das Klavier leise bebend mit den melo dietragenden hohen und gedämpften Geigen. Bei dieser Sphärenmusik hat man den Eindruck, als schwebe eine himm lische Erscheinung vorüber. 3. Der Schlußsatz ist Finale und Scherzo zugleich. Er wirkt wie eine dionysische Siegesfeier, ein Volksfest. Nach einer Rückleitung nach Es-dur bricht im Klavier der volks tümliche Jubel eines lötaktigen Themas aus, das bei der Wiederholung mit glitzerndem Sprühregen versehen wird. Das 2. Thema ist eine schwungvolle Walzermelodie, deren Um schreibung wie Gläserklang wirkt. Einer polternden und rau schenden Durchführung folgt am Schluß des Wiederholungs teiles unter F anf arenklängen eine tolleStretta, die in scherzoartig nebeneinandergesetzten Sextakkorden gipfelt. Thematische Zusammenhänge mit dem Schwesterwerk sind unverkennbar. Symphonie Nr. 2 in F-dur op. 25 (187ö) Die König Albert von Sachsen gewidmete F-dur-Sympho nie ist Draesekes „klassischste“. Erhöhte Anwendung des Kontrapunktes deutet auf den Beginn der Meisterjahre. Mit ihr begrüßte der Heimkehrer sein Vaterland. Die Entstehung geht auf den 70er Krieg und die Neugründung des Reiches zurück. Das kommt in der heroischen Grundhaltung zum Aus druck. Schon vor einem halben Jahrhundert nannte man das Werk „Siegessymphonie“. Hier schlägt das alte Soldatenherz der Draesekes, deren Vorfahre in der Berliner Siegesallee steht. Der 1. Satz ist in jugendlicher Auszugs- und Kampf stimmung gehalten. Nach 3 Einleitungstakten schwingt sich das Hauptthema unter Militärmusikklängen der Bläser auf. Ein breitströmender Nachsatz wechselt von den Bässen in die Geigen. Nach durchführungsartigem E-dur hebt die Oboe auf der Dominante das innige 2. Thema an, das von jeher als Klage der Zurückgebliebenen gedeutet wurde. Am Schluß seiner gemütvollen Weiterführung treten beide Themen miteinander auf. 16 tel-Sturm beginnt. Wie ein Heerruf erklingt das dem Hauptthema verwandte 3. — Die Durchführung bringt anfangs hauptsächlich kontrapunktische Verarbeitungen des Nachsatzes. Ein unmittelbarer Kanon zwischen Violine und Cello wächst zu einer scharf hingemeißelten Steigerung an. Auf dem Höhepunkt tritt in merkwürdiger Kreuzung paralleler Tonarten das Hauptthema in den Bässen auf. Unter ergreifen den Wendungen des 2. und 1. Themas gibt es ein scheinbares Ermatten. Beim Wiederaufleben mit dem Thema im Baß werden wieder zwei Tonarten zusammengespannt. In scharfer Steigerung strebt das Ganze zur Dominante mit alterierten Quinte. — Gegen Ende des Wiederholungsteiles führe* die Hörner den verkürzten Nachsatz in hinreißendster Ein stimmigkeit dreimal ins Treffen. Nach einem verklärten Bläser vortrag des 2. Themas erholt sich der Satz über motivisch scharfen Bässen und wird dann mit einer Kraft zu Ende geführt, die bis zum Äußersten durchschlägt. Q e denktafel in Coburg, enthüllt am 7. Oktober 1935