Kirchenmusiker. Das Requiem in h-moll begründete 1882 seinen Weltruf, den die 10 Jahre später von Kretzschmar in der Leipziger Thomaskirche uraufgeführte fis-moll-Messe bestätigte. In späteren Jahren neigte er mehr und mehr zu Schütz, dem anderen Dresdner Meister. Von Beethoven und Wagner kommend, entwickelte er dabei völlig selbständig eine neudeutsche A-cappella-Kunst, die J ahrhunderte überragt. Die Messe, die der 74jährige schrieb, zeigte ihn auf der höchsten Höhe seiner Kunst. Ein wortgebundener Ausdrucksstil ver bindet sich hier mit herrlichster Gesangsmehrstimmigkeit. Das „Kyrie" beginnt mit einem Fugato über ein flehendes Thema, das sich in dem bewegteren Schlußteil mit Gedanken des zuversichtlich-innigen Mittelsatzes „Christe eleison“ mischt. — Das „Credo" ist in scharfer dramatischer Charak terisierung gehalten. Seine drei Teile (Vater, Sohn und heiliger Geist) eröffnet jeweils ein kräftiger Bekenntnisruf. Die Schluß fuge „et vita" strebt von Moll nach Dur. Das eigenartig be leuchtete „Sanctus" mit seinem durch 4 Oktaven gespannten „pleni" und dem herrlichen „Osanna"-Fugato ist von beson derer Wirkung. Das „Agnus dei“ wächst wie ein inbrünstiges Gebet extatisch empor und sinkt zu der rührenden Bitte „donna nobis pacem“ zurück. „Gudrun“-Ouvertüre Komponiert August 1882 Zu jeder seiner selbstgedichteten Opern hat der Vollblut musiker Draeseke ein Vorspiel geschrieben. Das zu seiner herr lichen „Gudrun“ ist das größte, ein neudeutsches Gegenstück zu dem der „Euryanthe“. In eigenartiger Gestaltung der Melodik, Harmonik und Rhythmik verbindet sich hier männ liches, germanisches Heldentum mit deutscher Innigkeit. Die Einleitung ist bezeichnend für Draesekes Charakterisierungs kunst : Man sieht die Nordlandstochter auf den eisigen Klippen der winterlichen Nordsee und fühlt ihre Leiden. Unter den angedeuteten Themen tritt hervor das 12taktige des Rache gesangs (a-moll): „Einst erdämmert Tag dem Lande, da der Hegelingen Volk ersteht.“ Der stürmische Hauptsatz hat als Thema die Weise der Meerminnenverheißung: „Gudrune, du getreue, Es kommen jetzt zwei Boten, Freude geht dir zu, Eh der Tag zur Ruh!“ Die zweite Themengruppe fußt auf Hartmuths Liebesbeteue rungen im 1 Akt, gipfelnd in dem feurigen A-dur-Satz: „In meinen Träumen webst nur du, Deines Auges Strahl stört mir die Ruh, Ob Brandung sich an Klippen staut, Ob milde droben der Himmel blaut, Ob Meereswogen schaukelt das Eis, Ob den Scheitel dörrt die Sonne heiß. In meiner Brust lebst du allein Hartmuth zur Lust, Hartmuth zu Pein!“ In der Durchführung tritt ein Fugato über den Rachegesang hervor. Nach der aus der Tannhäuser-Ouvertüre bekannten Weise der Cellini-Ouvertüre von Berlioz zieht dieser im Wieder holungsteil mit eherner Gewalt als Blechsatz vorüber. Auf dem Höhepunkt einer hinreißenden Stretta erstrahlt sein Dur- Schluß „Lache, Gudrun!“ Klavierkonzert in Es-dur op. 36 (1886) Das Konzert ist wie Draesekes Klaviersonate in seiner Gattung eine deutsche Spitzenleistung des Jahrhunderts. Für die Dresdner Lisztschülerin Laura Kahrer-Rappoldi geschrieben, trägt es dem draufgängerischen Virtuosentum in (Fortsetzung siehe Seite 16) Felix Draeseke Aufn. Adolf Dous Frau Frida Draeseke Aufn. Ursula Richter