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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 19.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190112190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19011219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19011219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
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Jahr
1901
-
Monat
1901-12
- Tag 1901-12-19
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Monat
1901-12
-
Jahr
1901
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Maurrr«sohn Böttcher in Xetzschk«« am Sonnabend — wahr scheinlich beim Spielen mit Streichhölzchen — derart schwer »er. brannt, daß er am Sonntag an den erlittenen Brandwunden »erstorben ist. — Zu» Bürgermeister der Stadt Auerbach wurde Stadtrat Achille« m Zittau gewählt. — Der Schornsteinsegergehilse Lux in Löbau stürzte am Sonnabend oom Dache eine« Hause« und war nach wenigen Minuten eine Leiche. — Der in Zittau verstorben« ehemalige Gasthos«befitz«r Hermann Metzner errichtete eine seinen und seiner Gattin Namen tragende Stifdrng von 12000 M., deren Zinsen an arme Männer und Frauen verteilt werden sollen. Ferner vermacht« er d«r Armen verwaltung 3000 M., deren Zinsen zur Christbescherung armer Schulkinder verwendet werden sollen. 3000 M. ferner erhielt di, Ferienkolonie, 2000 M. die Verwaltung der Kirchengemeinde und je 1000 M. der Verein zur Rettung verwahrloster Kinder, der Verein M. Snitt M., und zwar für WohlthätigkeitSzwecke, sowie die Echützengesellschaft. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. — Kaiser Wilhelm empfing am Dienstag früh seinen Bru der, den Prinzen Heinrich, und hierauf seinen Neffen, den Prin zen Friedrich Sigismund, der auS Anlaß d«r Vollendung seines 10. Lebensjahres in dir Leibkompanie des 1. GarderrgimentS als Leutnant eingestellt wurde. Später ging Se. Majestät mit dem Großfürsten Michael auf die Fasanrnjagd im Wildpark bei Pots dam, um sodann nach der Rückkehr in« Neue PalaiS den Vor trag deS Chef- des MilitärkabinettS zu hören. Abends waren Kaiser Wilhelm und Großfürst Michael Gäste de- russischen Bot schafters in Berlin. Nach Aufhebung der Tafel reiste der Groß fürst wieder ab. Der Kaiser gab ihm da« Geleit zum Bahnhof und verabschiedete sich in herzlichster Weise. — Für die Erneuerung de« Dreibundes, so meldet ein italienischer Blatt, find Italien, Oesterreich-Ungarn und Deutschland im Prinzip entschlossen; die italienische Regierung mache jedoch Vorbehalte über die militärische Konvention mit Deutschland. Der Konvention zufolge soll Italien im Kriegsfälle zwei Armeekorps an den Rhein werfen. Italien dankt sein Ansehen in der Welt ganz wesentlich seiner Zugehörigkeit zum Dreibunde, dessen Er neuerung ihm daher sein eigenes Jnterrffe gebietet. Deutschlands und Oesterreichs Dreibundfreundlichkeit ist aber auch von unseren schlimmsten Feinden noch nie in Zweifel gezogen worden. Die Erneuerung erscheint daher thatsächlich gesichert. — Die angekündigte Boykottierung deutscher Wareu durch die wegen der Wrcschrner Vorgänge empörten Polen in Galizien und Russisch-Polen ist nicht besonders tragisch zu nehmen. Die Leutchen werden bald genug wieder einlenken. Im Anfang diese- Jahre-, so wird der „Tägl. Rdsch." geschrieben, hatte die Kra kauer Kaufmannschaft die Boykottierung deutscher Waren herbri- zuführen versucht, indem sie den Bezug französischer und englischer Waren empfahl. Wie damals festgestellt worden ist, haben die Lemberger Kaufleute ihre Teilnahme an dieser Aktion adgelehnt, und zwar mit der Motivierung, daß die christlichen Kaufleute in Lemberg nur ein Drittel de- handel-stande» ausmachten, während die übrigen ruthenischen und jüdischen Händler an dem Plane durchaus kein Jutereffe nähmen. Hielten sich diese aber zurück, dann würden die polnischen Kaufleute die Konkurrenz noch schwe rer ertragen, al- die- ohnehin der Fall sei. Diese Einrede be- deutet aber doch nur, daß an sich die französischen und englischen Waren in Galizien unter gleichen Bedingungen mit den deutschen nicht konkurrieren können, und daß derjenige, der deutsche Gc- schästSbrziehungen pflegt, «inen Vorsprung hat, den er umso schärfer auSnützen würde, als die Gewinnchance steigt. Der deutsche Handel kann also dieser Entwickelung mit größter Ruhe zusehen. Die jetzige Erregung wird künstlich aufgebauscht und namentlich von schlechten Zahlern benutzt, dir sich ihrer Verpflichtungen unter dem Deckmantel patriotischer Entrüstung zu entziehen suchen. — Zur Bekämpfung des BauschwindeiS. Da» Reichs- verficherung-amt in Berlin hat jüngst, w'« man in der „Köln. Ztg." liest, eine Entscheidung erlassen, die von weitgehender Be deutung ist. Während man bisher daran festhielt, daß der Bau stellenverkäufer, der einem Bauunternehmer da- Baugelände zur Errichtung eines Bauer nach genau vorgeschriebenem Plane ver kauft, nicht als Bauherr zu betrachten sei, daß vielmehr dieser Charakter nur dem Bauunternehmer als Eigentümer zukomme, der in eigener Regie baut, während diese Auffassung auch den Bei fall deS Reich-gerichtS gefunden hatte, ist das ReichSverficherungS- amt der Ansicht, daß der Baustellenhändler, wenn sein Einfluß auf den Bauunternehmer so groß ist, daß dieser nur als vorge schobener Strohmann erscheint, auch als Bauherr zu gelten "hat, und daß er demgemäß der BerufSgenosienschaft für die Versiche rungsbeiträge haftet. Ob nicht auch noch über daS Gebiet der VerficherungSgesetze hinaus die Entscheidung die Wirkung haben wird, daß auch die Arbeiter in der Lage sein wrrden, ihren Lohn von demjenigen zu fordern, dem die ArbeiterthLtigkeit allein zu Gute kommt, muß die Zukunft lehren. Jedenfalls aber ist eS sehr erfreulich, daß die Rechtsprechung Mittel und Wege gesunden hat, um dem Lauschwindel wenigstens insoweit wirksam zu be gegnen, als da» Gebiet der sozialpolitischen VerficherungSgesetze in Betracht kommt; da- giebt eine Handhabt, die ficherlich in den schlimmsten Fällen nicht versagen wird. — Wie auS Detmold gemeldet wird, ist dort der bekannte Naturprcdiger Johanne« Gutzeit in dürftigen Verhältnissen ge storben. Er war früher kgl. prcuß. Leutnant, trat aber später durch Vorträge und Schriften für naturgemäße Lebensweise und den allgemeinen Weltfrieden ein, welche Bestrebungen er durch ein zerbrochenes Schwert und einen Apfel aus der Titelseite seiner Schriften bildlich andeutrtc. — Für die militärische Besatzung unseres ostasiatischen Schutzgebietes in Kiautschou stehen einige recht bemerkenswerte Veränderungen bevor. Tie bei dem 3. Seebataillon in Tsingtau während der letzten Jahr« formiert« Chinesrnkompanie hat sich als militärische Truppe nicht bewährt. Statt dessen will jetzt daS Gouvernement sich sür den militärischen Dienst freiwillig meldend« Chinesen als Polizeisoldaten sür daS ganze Schutzgebiet verwenden, nachdem die in den Dienst deS Gouvernement- getretenen Chi nesen in Tsingtau sür diesen Zweck eine Sonderausbildung er halten haben. Bei den besonderen örtlichen Verhältnissen Kiau- tschau» hat sich ferner di« Bildung einer Reitertruppe al- Not wendigkeit erwiesen, nachdem bisher nur Chinesen zum Reiterdienst herangezogen worden waren. Die Marine-Reitrrabteilung soll in einer Stärke von 120 Mann gebildet werden. Im letzten Jahre hat der Ausbau der sortifikatorischen Anlagen Tsingtau«, beson- der« nach der Merrfront zu, recht bedeutend« Fortschritte gemacht. ES gilt jetzt, dirse neugeschaffrnen Befestigungen auch zu armieren und zu besetzen. Daher soll in Kiautschou fortan eine ganze Ma- trosenattillerie-Abteilung garnisoniert werden. — Gute Fortschritte macht die Kultur in Deutschostafrika. Wir di« „Dtutschostafr. Ztg." berichtet, findrt man in d«n meistrn Hütten Teller, Taffen, Gläser, Schüsseln, Spiegel, Löffel, Meffer, Lampen, Regenschirm, ab und zu auch schon eine Uhr; nach Seife und Erdöl ist große Nachfrage. Früher waren dir Neger im all gemeinen Vegetarier; jetzt giebt e« überall auf den Märkten Schlächter, bei denen man sür wenig Geld einkausen kann. Eigen tümlich berührt e«, wtnn man auf dem Markte Tische findet, an denen Negerarbeiter beim Thee fitzen. Besonders bemerkbar macht fich der Einfluß der Gesittung in der Frauenkleidung. Die schwarze Gattin steht, wenigstens wa» die Häufigkeit ihre» Wunsche« nach neuen Kleidern anbekifft, ihrer europäischen Schwester nicht nach, und nicht selten geht der größte T«il de« Verdienste« d«r Manne» drauf, damit er fich die Liebe seiner meist veränderungs süchtigen Schönen wieder durch neue bunte Tücher befestigt. Kaum glaublich ist «S, wie schnell fich selbst solche technischen Hilfsmittel wie Nähmaschinen cinbürgern. I t a l i e «. — In der italienischen Deputiertenkammcr rief am Sonnabend bei Erörterung der Anträge betr. Besserung der Zustände in Neapel und Süditalien die Aeußerung des Sozialisten Ferri, „in Nord italien komme daS Verbrechen gleichsam nur in Oasen vor, ebenso wie in Süditalien die Rechtschaffenheit", einen derartigen Ent- rüstungssturm hervor, daß der Präsident unter dem Beifall des Hauses die Sitzung aufhob. — In der Sitzung am Montag for derte der Präsident den Deputierten Ferri aus, seine in der Sitzung vom Sonnabend gethane Aeußerung zurückzunehmen. (Rufe: Sehr gut! Beifall. Unmhe auf der äußersten Linken.) Ferri erklärt, e» werde niemandem gelingen, ihn zur Zurücknahme seiner Worte zu bewegen. (Sehr großer Lärm. Ruse: Hinaus! Bewegung.) Der Präsident schlägt der Kammer vor, über Ferri die Zensur zu verhängen. Die Kammer stimmt dem mit großer Majorität zu. (Beifall.) Der Präsident ersucht Ferri, da die Zensur über ihn verhängt sei, den Saal zu verlassen. (Ruse aus der äußersten Linken: Nein, nein! Die Zensur ist nicht beschlossen.) Die De putierten der anderen Bänke erwidern: Ja, ja! Die Zensur ist verhängt. (Sehr lebhaft« langandaurrnde Unruhe.) Der Präsident fordert Ferri nochmals auf, fich den Beschlüssen der Kammer zu unterwerfen. (Zustimmung und Lärm.) Ferri weigert fich. (Rufe: Hinaus!) Die Sitzung wird unterbrochen. Um 4 Uhr wird die Sitzung wieder ausgenommen. Der Präsident etklärt, da Ferri fich den Beschlüssen der Kammer nicht gefügt habe, hebe er die Sitzung auf. (Unterbrechungen feiten» Ferris und auf der äußersten Linken.) Der Präsident beauftragt dir Quästoren, dafür zu sorgen, daß die Befehle der Kammer ausgeführt werden. (Sehr lebhafte Zustimmung. Protestrufe Ferris.) Die Sitzung wird inmitten großer Erregung aufgehoben. — Wie gemeldet wird, erklärte der Kammerpräsident, daß dir von ihm über den Deputierten Ferri verhängte Zensur fich auf 5 Tage erstrecken werde. — Bei der Jnversturaufnahme der nachgelassenen Papiere CriSpi» wurden Briefe de» verstorbenen König» Humbert gesunden, die, an Crispi gerichtet, gegen dessen ausdrücklichen und bestimmten Willen und seine wiederhtlkn Porstellungen beim Könige den General Baratieri al- Oberkommandanten der Afrika-Armee be stätigten. . . . CriSpi beankagte wiederholt BaratieriS Absetzung, aber der König hielt denselben auf Antrag des Kriegsministers, obwohl im Ministerrate sämtliche Minister auf Wunsch CrispiS für die Absetzung deS unfähigen Generals gestimmt hatten. Damit wird CriSpi von allen Anklagen entlastet, als sei er in irgend einer Weise verantwortlich für die Katastrophe, welche die italie nischen Waffen in Abessinien erlebten. S p a «i e n. — Die Tochter der spanischen Königinregentin hat den Sohn des Don Carlos, den Grafen von Caserta, geheiratet, sodaß dieser Aussichten auf den Thron hat, falls Alfons XIII., der Sohn einer schwindsüchtigen Vater-, sterben sollte. Da- Volk war über diese Heirat aufs tiefste empört, und «S kam während der Hochzeit zu Etraßenunruhen. Derselbe Lärm hat fich während der Taufe des ersten Kinde« wiederholt. Die Regierung, die beiden Kammer präsidenten, alle hohen Kirchen« und Zivilbehörden, Generäle, Kammerherren, Hofdamen, Mitglieder der höchsten Madrider Aristokratie, da« diplomatische Korp« und die gesamte spanische Königsfamilie wohnten der Zeremonie bei. Die Königin-Regentin und der päpstliche Nuntius hielten den neuen Prinzen über die Taufe, und dem drei Tage allen Kind« wurden die drei höchsten spanischen Auszeichnungen, das goldene Vließ und die Großkreuze des Carlos III. und des Jsabellen-Ordens verliehen. Indessen spielten sich „draußen vor oem Thore" minder angenehme Vor gänge ab. Eine ungeheure Volksmenge, in ihrer Mehrheit aus Studenten bestehend, veranstaltete vor dem königlichen Palastc eine antidynastische Kundgebung der gröbsten Art. Das Geheul wurde weithin vernommen und hallte in den Gemächern de« Schlosses wieder. Es wurde gerufen: „Nieder mit der Königin! Nieder mit dem Jesuitendiener Caserta! Tod der Regierung! Es lebe die Republik!" und andere noch bedenklichere Dinge, die deS Sängers Höflichkeit lieber verschweigt. Die vor dem Palaste aufgestellte Leibgarde war den Volksmassen gegenüber ohnmächtig und wurde von diesen über den Hausen geworfen. Vom Palastc aus wurde an den Gouverneur telephoniert, und bald darauf kam zahlreiche berittene Gendarmerie herangesprengt, die mit flacher Klinge vor- ging und in einem Nu die Tumultuanten auseinander trieb. Bulgarien. — Von einem Zwischenfall an der türkisch-bulgarischen Grenze wird berichtet: Drei bulgarisch« Grenzsoldaten, die im Nebel ei nige Schritte über die Grenze geraten waren, wurden im Bezirk Paschmakla von zehn türkischen Soldaten unter einem Leutnant beschossen. Zwei der Bulgaren konnten fliehen, der dritte aber wurde festgenommen, vollständig auSgeraubt und dann enthauptet. Die bulgarische Regierung hat selbstverständlich von der Pforte Genugthuung verlaygt. Türkei. — Trotzdem der Konflikt zwischen Frankreich und der Pforte längst beigelegt und der Botschafter ConstanS wieder vergnügt am Goldenen Horn lebt, setzt Frankreich der Türkei gegenüber die Politik der Nadelstiche fort. Der französische Staatsangehörige Bartisal, der angeblich 3'/^ Millionen Frcs. für nachträgliche Ar beiten bei oem Bau de« Hafens von Saloniki fordert, verlangt die Einsetzung eines Schiedsgericht« zur Regelung dieser Frage. Fall« die Angelegenheit nicht auf gütlichem Wege geregelt wird, will die französische Botschaft einschrritcn. Schließlich ist die Tür ¬ kei freilich an derartigem Ungemach ganz allein schuld, denn einem schlechten Zahler wird eben überall aus die Hühneraugen getreten. Amertk«. — Vereinigte Staaten. In New-Aark findet gegen- wärtig eine wichtig« Konferrnz zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern statt, um rin Ueberrinkommrn zu treffen, wodurch künf tighin die Möglichkeit eine« Konflikt« zwischen beiden Partei«» ab« geschwächt werden soll. Ferner soll ein Schird«fystrm eingeführt werden, um in Zukunft jeden Au«stand zu verhindern. ! Bom englisch-trau-vaaLer Kriegsschauplatz, j Lord Rosebery« Rede in Chesterfield beschäftigt nicht nur die ' englische Press«, sondern auch dir dr- Auslandes in hohem Raße. ! Im allgemeinen erwartet die ausländische Preffe von einem durch ! Rosebrry herbrizuführenden Wechsel der Politik ein bessere» Ein vernehmen mit England. In diesem Sinne schreibt z. B. die ! „Tägl. Rundschau", die der Englandfreundlichkeit nicht verdächtig ist: Wir haben alle Ursache, der kommenden Wendung in Eng« , land» Politik hoffnung-freudig entgegenzusehrn. Nicht nur, daß Rosebery der gegebene Mann scheint, der Tran»oaalkrise, die wir ein Alp auf der ganzen Kulturwelt liegt, ein Ende zu machen, er wird auch daS Zeug dazu haben, sein Land au- der einst so gerahmten und jetzt so beklagten „Isolation" zur Versöhnlichkeit und zur Freundschaft mit den Festland-Völkern zurückzufahren. Wir lausen nach BiSmarckS Wort niemandem nach. Wir wünschen aber, soweit unsere nationalen DasrinSinteressen dem nicht ent« i gegenstehen, mit aller Welt in Freundschaft zu leben. Wir wür« ! den e- doppelt freudig begrüßen, wenn wir mit dem angelsächsi schen Vetter zu einer offenen, ehrlichen Verständigung kämen. Bisher war eine solche Annäherung nur durch den Hochmut und die Feindseligkeit der selbstsüchtigen Insulaner unmöglich gemacht. Hoffentlich findet Lord Rosebery den richtigen Weg, die englische Politik von ihren langen Irrungen in gesund« Bahnen zurückzu lenken. — Dagegen sagt die „Nat.«Ztg.", die politisch« Stellung« nähme Roseberys zu der Kriegsfrage unterscheidet sich nicht von der der gegenwärtigen Regierung, insoweit ändert dir Rede also nichts an der Sachlage: ebenso steht es dahin, ob fie für dir Ge« staltung des englischen Parteiwesens größere Bedeutung erlangm wird. Es scheint zunächst auch nicht, als ob Lord Rosebrry Eng land auS dem nationalen Nebel herau-führen werde, in dem e» sich befindet. — Die „Kreuz«Ztg." macht namentlich auf die au- der Rede hervortretrnde Nachgiebigkeit gegen die Buren aufmerk sam und sagt: Da es eine alte Wahrheit ist, daß jeder Gedanke an Kapitulation schon ein Zeichen der Nachgiebigkeit ist, so ist auch zu erwarten, daß andere Ansichten fich in den Vordergrund drängen, wenn die KriegSmüdigkeit der Engländer einen gewissen Grad erreicht. Möchten auch die Bedingungen weniger scharfe werden, unter denen fich Großbritannien in Verhandlungen ein- läßt, als die der unbedingten Abhängigkeit. Wird Rosebery in der That Salisburys Nachfolger, so kann man fast annchmen, daß die Energie Englands zur rücksichtslosen Durchführung del Kriege- einer milderen Auffassung Platz gemacht haben dürfte. Eine neue Organisation der Burenstrcilkräfte soll im jüngsten Kriegsrate der Burenführer in Brüssel beschlossen worden sein. Di« zahlrrichrn, auf dem ganzen südafrikanischen Kriegsschauplatz« zrrstrrukn Abteilungen soll«n in dr«i Korp» unter Botha, D«w«t und Delarey vereinigt werden. Da- Interessanteste daran ist, daß Botha als KorpSkommandant genannt wird, obwohl ihn doch die Londoner Blätter schwer verwundet und in einem Busch ver steckt sein lassen. Londoner Meldungen au« Johannesburg be sagen, daß sehr wichtige Entwickelungen in den nächsten Tagen br« vorstehen. In Kapland hat ein Zusammenstoß zwischen den Tmppen dr« Obersten Price und einem etwa 80 Mann starken Burenkommando stattgefunden. Die Buren töteten einige Engländer, und zogen sich dann, der Uebermacht weichend, zurück. In London verlautet, Präsident Krüger habe der englischen Regierung die Abtretung von WitwaterSrand mit allen Goldgruben angeboten, falls den Burenstaaten die Unabhängigkeit gelaffen wird. Auch im Haag wird, einem Telegramm der „Magdeb. Ztg." zufolge, bestätigt, daß die leitenden Burenführer geneigt sind, den ganzen Witwatersrand mit allen Gruben an England abzutretrn, falls die Burenstaaten dafür ihre Unabhängigkeit be halten. Man glaubltz daß auf dieser Grundlage Fritden-verhand« lungen möglich sein werden. Einen englischen Soldatenbrief geben die „Münch. N. Nachr." mit der Orthographie deS Original- wieder. Ein englischer Feld webel B. schreibt au- Utrecht in Tran-vaal an seinen Freund, den Buren-Feldkornet O. Witte in Jerusalem: „Lieber Freund! Ich theile Dir hierdurch mit, da- ich mein Leben vollständig über drüssig bin. Manchmal fehlt e- uns an Wasser, dann wieder an Proviant. Das Brod ist halb verschimmelt, daS Wasser stinkend u. s. w. Keine Sohlen habe ich nicht mehr unter den Stiefeln, Hemdenwechsel weiß ich nicht mehr, wa- da- bedeutet wir find noch schlimmer dran, auch sehn wir schlechter auS, wie die größten Weltstrolche. Die Buren werden als Räuber erklärt, aber bei uns ist eS noch weit schlimmer ich sehe ein, daß dir Burrn nicht können besiegt werden. Denn fie werden immer mehr gereizt weil ein jeder der noch Muth und Kraft besitzt d«r sieht fich nicht nach die kämpfenden Buren, sondern nach die halb nackenden Buren frauen um . . ." (Folgen die schwersten Anschuldigungen gegen englische Offiziere und Mannschaften, welche Verbrechen nach § 176 des ReichSstrafgesetzgebuchS mit Zuchthaus bis zu 10 Jahren geahndet werden.) Vermischtes. * DaS „Berl. Tagebl." meldet: Im bremischen Osterholze wurde die 50jährige Ehefrau deS Landmann« Schnakenberg von dem 26jährigen Maler Grimm au» Sachsen, der einzubrechen ver suchte, mit einem Rasiermesser ermordet. Der Thäter wurde verhaftet. * Der „Berl. Lokalanz." meldet: Die Bergleute Haverkamp und JakelSki au« Baak bei Bochum, die fich im Wald« schlafen gelegt hatten, find rrfroren. * Während im Süden und Nordwesten Nordamerika« eine Kälte bi« zu 40 Grad Celfiu» herrscht, ist in den Ost« und Mittelstaaten große Schneeschmelze eingetreten. E« find weite Strecken Lande« unter Wasser gesetzt, besonder« haben die Berg« werke gelitten. Bei Essex entgleiste rin Eisenbahnzug infolge de« Einfluffc« der Witterung auf die Schienen, wobei 11 Personen getötet, 14 verletzt wurden. Auch in Portugal herrscht eine strenge Kält«, strenger al» bei un» in Deutschland. In Lissabon find zwei Schildwachen erfroren. Ferner werden neue Schiffsunsälle
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