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werter, alt ähnliche, vom König verliehene Medaillen sich nur noch im Besitze von zwei anderen fächfischen Schützengesellschaften befinden. Dat Bildnit König Alberts auf der einen Seite der Medaille wird umrahmt von der Inschrift: „^Ibortus Doi Oratia Ile» 8a»oviae". Die andere Seite zeigt nachstehend« Widmung: „König Albert der Schützengesellschaft in Glauchau zur Feier ihre« 350jähr. Bestehens am 20. Juni 1901". — Auch der zweite Arbeiter, welcher beim GaSanstaltSbau in Zwönitz gerettet wurde, ist seinen Verletzungen erlegen. Der Un. glück-sall hat sich durch eigenmächtige und vorzeitige Wegnahme von Lfengewölbebogrn>G«rüsten ereignet. — Der 84 Jahre alte Färbereiarbeiter Köppel in Treuen i. B. wollte nachts in einer am Mühlgraben stehenden Holzbude übernachten, ist aber beim Einsteigen wahrscheinlich abgeglitten und in daS Wasser gestürzt; am andern Morgen wurde Köppel er trunken aufgefunden. Tagesgeschichte. Deutsche« Reich. — Prinz Heinrich von Preußen ist zum Ehrenadmiral der britischen Flotte befördert worden. Auch sein kaiserlicher Bruder wird bekanntlich L la suite der englischen Marine geführt. — Neber die Aussichten des Zolltarifs im Bundesrat und im Reichstag verbreitet sich der „tzdg. Corr.", also ein Organ, dem man Beziehungen zur Regierung nachsagt, in recht pessi mistischem Sinne. DaS Blatt glaubt nicht, daß die Tarifentwürfe im BundeSrat eine Verbesserung im Ein-ie der Handclsvertrags- freunde erfahren, e- halte vielmehr eine Verschärfung der agrarischen Tendenz für sehr wahrscheinlich. Der Reichstag werde daher die Pflicht haben, dem Entwürfe wenigstens die schlimmsten Bestim mungen auSzubrechen. Wenn eS nicht anders gehe, so könne — streng im Rahmen der Geschäftsordnung natürlich und mit legitimen Mitteln — dafür gesorgt werden, daß die Beratung im Reichstage nicht vor dem 31. Dezember 1902 zu Ende gehe. Dies ist der Kündigungstermin für die Handelsverträge. Verstreicht er ohne die Aufsage, so laufen dir Handelsverträge ein Jahr weiter, d. h., da sie ohnehin bis 31. Dezember 1903 reichen, dann bis zum Jahresschluß 1904. In der Möglichkeit, dies zu erzwingen, liege eine Stärke der Position der Handelsvertragsfrcunde im Reichstag. — Bou der deutschen Südpolar-Expedition ist der erste briefliche Bericht in Berlin eingegangen. Er datiert aus Porto Grande aus Sao Vicente, Kap Verden, 10. September. Der äußere Verlauf der Fahrt ist nach ihm der denkbar günstigste ge wesen. Alle Teilnehmer find in bester Stimmung. Sehr gelobt werden die äußeren und inneren Einrichtungen des PolarschiffeS „Gauß", daS seinem Zwecke zweifellos in hervorragendem Maße entspreche. Die wissenschaftlichen Arbeiten haben begonnen und waren bei der Absendung deS Berichts schon über die Erprobung und Bereitstellung der verschiedenen Maschinen und Instrumente hinaus gediehen. Gegen den 20. Oktober dürfte die Expedition in Kapstadt eintreffen. Vefterreich-Ungar». — Zur Verlobung der Enkelin des Kaisers wird weiter aus Wien geschrieben: Obwohl man in den engsten Familienkreisen schon ziemlich lange davon wußte, daß die Erzherzogin den Prinzen Windischgrätz lieb« und zum Gatten wünsche, ist dir Verlobung doch erst in den letzten Wochen zu stände gekommen. Bekanntlich hat die Erzherzogin, die am 2. September ihr 18. Lebensjahr vollendet hat, den Prinzen vor zwei Jahren bei einer Hoffestlich keit in Laxenburg kennen gelernt. Dem ersten Zusammentreffen folgten weitere Begegnungen bei Hofbällen rc. und dir Erzherzogin machte ihrer Umgebung kein Hehl daraus, daß sie eine tiefe Nei gung für den Prinzen gefaßt hatte. Als vor ungefähr einem Jahre ein Prinz aus einem regierenden deutschen Hause nach Wicn kam, um um die Erzherzogin zu werben, erklärte diese ihrem Groß vater, dem Kaiser, daß sie nur eine Liebesheirat oder keine Heirat schließen würde; der Kaiser nahm auf den Wunsch seiner Enkelin Rücksicht und die Verlobung mit dem deutschen Prinzen kam nicht zu stände. Der Kaiser hat sich damals dem ersten Obcrsthofmeister Prinzen Liechtenstein gegenüber freudig erstaunt geäußert, daß die Erzherzogin mit so fester Entschlossenheit die freie Wahl ihres Herzens zu verteidigen wisse. Dennoch zögerte man noch, die Ein willigung zu der Verlobung mit dem Prinzen Windischgrätz zu geben. Bei der Enthüllung des Kaiserin Elisabeth-Denkmals in Salzburg im August dieses Jahres brachte die Erzherzogin dem Kaiser ihren Herzenswunsch wieder in Erinnerung und der Kaiser soll damals schon die Gewährung versprochen haben. Vor drei Wochen wurde Prinz Otto Windischgrätz zum Kaiser nach Schön- Fein gesponnen, Das Fastnachtsgeheimnis. Kriminalroman von Lawrence F. Lynch. (2S. Fortsetzung.) spachdruck verboten.) „Als der Sheriff ins Zimmer trat", fuhr Steinhoff fort zu erzählen, „sagte er zu mir: „Sie werden unten gewünscht, junger Herr", und ich bemerkte sofort an seinem Ton und Aussehen, daß etwas Besonderes vorgefallen sein müsse. Ich besprach mit ihm kurz alles Nötige, legte den Revolver auf den Tisch und ging hinunter. Unten traf i» Susan, die in ihrer gefaßten Art zu mir sagte: „Wir haben soeben von Mr. Calton die Nachricht er halten, daß MrS. Warham ermordet woiden und ihre Leiche hier her unterwegs ist. Mr. Warham wünscht Sie zu sprechen." Ich erwartete, den alten Mann vollkommen niedergeschmettert zu sehen, allein er saß aufrecht in seinem Bett und schien zwar recht er schrocken, aber nicht besonders traurig zu sein. Die Aufregung verlieh ihm ersichtlich neue Kraft. „Verschließen Sie die Thür", sagte er, sowie ich eingetreten war. „Hat Susan Ihnen erzählt?" Ich bejahte. „ES ist fürchterlich", fuhr er fort, „ich kann es nicht begreifen, Calton hat sich die Leiche ausliefern lassen und will jetzt wißen, was damit geschehen solle. Ich telegraphierte ihm, er solle sie hierher senden." Er brach plötzlich ab. „Susan sagte mir, Sie hätten nach dem Sheriff geschickt, weshalb thaten Sie daS?" Ich sagte ihm, daß es geschehen sei, um Larsen sestnehmen zu lasten. „Das dachte ich mir", fuhr er fort, dann sprach er den Wunsch aus, daß Larsen jedenfalls im Hause bleiben müsse, bis der Leichnam auf der Farm angekommcn und beerdigt sei. Ich verhandelte hierüber mit dem Sheriff, und wir verabredeten, daß er einen Polizisten zur Ueberwacbung LarsenS schicken solle. Dieser lag indessen stumpf und teilnahmslos auf dem Bett und schien der Bewachung kaum zu bedürfen. Susan hatte ihm die Nachricht von MrS. WarhamS Ermordung überbracht, und er hatte sie schweigend angehört, wie er denn überhaupt zu allem schwieg, woS wir ihm sagten. brunn berufen und nach einer längeren Unterredung mit ihm gab der Kaiser die Einwilligung zu der Vermählung seiner Enkelin mit dem Prinzen mit den Worten: „Es ist Gottes Fügung." Trotzdem wurde die Thatsache noch streng geheim gehalten und mit Ausnahme der beteiligten Personen, der Familie deS Prinzen und der Minister, wußte niemand, daß die Verlobung unmittelbar bevorstehe. Der Bräutigam der Prinzessin, Prinz Otto zu Win dischgrätz, 28 Jahre alt, ist ein schlanker, blonder, hübscher Offizier, steht als Oberleutnant beim 1. Ulanen-Regiment und hat eben jetzt die Kriegsschule, die zum Eintritt in das Generalstabskorps be rechtigt, absolviert. Er entstammt einem Geschlechte, das zu Be ginn des 12. Jahrhundert- von dem alten Dynastengeschlechte der Grasen von Weimar-Orlamünbe abzweigtc und sich in den süd lichen Gegenden der Steiermark ankaufte, wo es auch heute noch — sowie in Krain — ansässig ist. DaS Haupt des Hauses ist der Fürst Alfred Windischgrätz, der vor wenigen Jahren als Mi- nisterpräfident an der Spitze deS Koalitionsministeriums stand. Der Vater deS Prinzen, der Prinz Ernst zu Windischgrätz, ist Oberst im Ruhestand und gehörte als Abgeordneter eines Kraincr Landgemeinden-BezirkeS in den Jahren 1889 — 1890 dem Reichs rate an, wo er sich dem klerikalen rechten Zentrum, dem soge nannten Hohenwartklub, anschloß. Seit dem Jahre 1890 hat er sich am politischen Leben nicht mehr beteiligt. Das HauS Win- dischgrätz gehört im übrigen zum streng konservativen, mäßig kleri- kalen Hochadel. Es war ehemals reichsunmittelbar, und die jüngere Linie, der Prinz Otto angehört, ist erst zu Beginn deS 19. Jahr hunderts auS dem ReichSgrafenstand in den Fürstenstand erhoben worden. Diesen Geschlechtern ist in der deutschen BundeSakte vom Jahre 1815, durch Bundesbeschluß vom Jahre 1825 und durch das Aachener Konferenzprotokoll vom Jahre 1818 daS Recht der Ebenbürtigkeit gegenüber den souveränen Häusern gewährleistet wor den. Die Mutter des Prinzen war eine geborene Prinzessin Oet- tingen und ist bereits im Jahre 1888 gestorben. Seit vierzehn Monaten ereignet es sich nun zum dritten Male, daß ein Eh bund zwischen einem Mitglied« des HofeS mit einem Angehörigen des österreichischen beziehungsweise ungarischen Adels geschloffen wird. Im vorigen Jahre hat sich bekanntlich der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand mit der Gräfin Sofie Chotek, nunmehrigen Fürstin Hohenberg, vermählt, und die Mutter der Erzherzogin Elisabeth, die Kronprinzessin Stefanie, hat den Grafen Elemer Lonyay ge heiratet. Nun folgt die Vermählung der Enkelin des Kaisers mit dem Prinzen Windischgrätz. Eine andere Enkelin des Kaisers, Prinzessin Elisabeth von Bayern, ist bekanntlich mit dem Frhrn. Otto Seefried aus Buttenheim vermählt. Grotzbrita««ieu. — Wehe der Kolonie, die sich unter Englands Oberhoheit befindet! Die englische Regierung hat in diesem Jahre grauen haften, beispiellosen Elends aus dem verhungerten, von Seuchen dezimierten Indien für die oberen und reichen Klaffen Großbri tanniens keine geringere Summe als 16 Millionen Pfund Ster ling, d. h. 320 Millionen Mark in Gold, allein aus amtlichem Wege gezogen. ES geschieht dies in Gestalt von Pensionen, Heim-AuSgaben, Interessen, Dividenden u. s. w. Diesen riesigen Summen find hinzuzufügen — von den Handelsprofiten abge sehen — die Privatwechsel und die sonstigen von Engländern be zogenen Summen, die sich auf 12 Millionen Pfund Sterling jährlich oder 240 Millionen Mark belaufen. DaS ist ein Ader laß von 28 Millionen Pfund Sterling in Gold für da» Jahr, d. h. von 560 Millionen Marl. . . DaS ist aber nicht alles. In Indien selbst find 28 000 Engländer, die in Form von Lohn und Gehalt nicht weniger als 15 Millionen Pfund Sterling oder 300 Millionen Mark daS Jahr beziehen, wobei keiner unter 1000 Silber-Rupien daS Jahr erhält. Die Eingeborenen find von den höheren Stellen so gut wie ausgeschloffen. Die Stellen, die sie früher noch unter der mohammedanischen Herrschaft beklei deten, werden jetzt alle von jungen Engländern eingenommen. — Wir entnehmen diese Angaben den Veröffentlichungen des Eng länders tzyndmann, der sich das Studium des englischen Regi ments in Indien zur besonderen Aufgabe machte und der nun selbst tiefen Abscheu davor empfindet. Er schreibt weiter: „Wir erhöhen die Steuerstufen deS zu Grunde gerichteten Landes in einem solchen Maße, daß die Eingeborenen nicht allein nicht im stände find, etwas für schlechte Jahre zu erübrigen, sondern sogar un fähig, nur soviel aus dem Lande herauszuziehen, um sich in guten Jahren halb satt essen zu können. Kaum jeden zweiten Tag ein mal sind sie in der Lage, da» zu sich nehmen zu können, was sie als eine volle Mahlzeit zu betrachten gewohnt sind. Das Durchschnittseinkommen, daS nach offiziellen Angaben vor 20 Jahren auf 20 Rupien pro Kopf der Bevölkerung geschätzt wurde, ist Als die Leiche angelangt und in dem großen Saal aufgebahrt worden war, bestellte mir Susan, daß der alte Mann wünschte, ich möchte Larsen zu ihm hinunterbringen. Ich that dies und betrat zusammen mit ihm den Saal. Mr. Warham hatte den Laden eines Fensters geöffnet, und ein Streifen Hellen Lichtes fiel in die Mitte des Zimmers» gerade aus den Sarg. Larsen blieb an der Thür stehen und blickte mit starren Au gen auf die Tote. Ich habe manchen schrecklichen GesichtsauS- druck gesehen, aber nichts kommt dem Entsetzen gleich, das sich jetzt in LarsenS Antlitz spiegelte. Der alte Mann fing an zu sprechen, ohne seine Augen von dem Sarge abzuwenden: „Joe", sagte er langsam, „die Leute sagen, daß Du mehr über mein armes Kind weißt, als Du je mals erzählen wirst, und sie mögen recht haben. Wenn cs so ist, so betrachte das, was Du jetzt von mir hören sollst, als den Anfang Deiner Strafe, und sieh zu, junger Mann, was das Ende derselben sein wird. Aber, ob cs wahr ist, was man mir zugcflüstert odcr nicht, es bleibt doch meine Pflicht, Dir etwas mitzuteilen, das ich schon seit langer Zeit wußte, und von dem Bertha ebenfalls zufällig erfuhr." Der alte Mann hielt inne und befeuchtete seine Lippen, er raffte ersichtlich die letzte Kraft zu sammen. Ich hatte keine Ahnung, was nun kommen sollte. „Bertha war sehr erschrocken darüber", fuhr er fort, „und ich vermute, daß cs auch ihre Gefühle gegen Dich verändert hat — daS würde ja nur natürlich sein — aber sie versprach, das Ge heimnis zu bewahren, und sie war ein Mädchen, das Wort hielt." „Joe, die arme ermordete Frau, die vor Dir liegt, war Deine Mutter. Sic brachte es zu stände, daß Du von ihrer Schwester adoptiert wurdest, und nur ihre Eltern wussten darum. Deine Adoptivmutter kennt die Wahrheit noch heute nicht. Ja, sie war Deine Mutter und hat Dir in ihrem Testament ihr Vermögen hinterlassen. Wer Dein Vater ist, weiß ich nicht." Als der alte Mann geendet hatte, sah ich auf Larsen. Er hatte die Hände um den Hals gepreßt und seine Augen, die ihm nach der letzten Statistik auf 17 Rupien herabgesunken. Da» be deutet, daß in der bäuerlichen Bevölkerung daS durchschnittliche Gesamteinkommen einer Familie von 5 Köpfen nicht über 200 Mark pro Jahr beträgt. Eine solche Armut hat die Welt noch nicht gekannt. Solch niederträchtige Erpressungen sind weder von den Römern, noch von den Spaniern, al- sie aus der Höhe ihrer Macht standen, jemals verübt worden. Einen solchen Ruin hat nicht einmal Timur, der Tartar, und nicht DschinschiSkhal bewirkt. DaS find kein« rhetorischen Phrasen, keine Redefiguren. ES ist die buchstäbliche Wahrheit über die britische Art, in Indien zu regieren, wir sie heute besteht. Es scheint unfaßbar, daß die könig liche Familie, die Aristokratie, die Fürsten des Handel- und der Industrie England-, die vermögenden Klaffen überhaupt ein solch verabscheuung-würdige« Spiel treiben, daß Millionen sterben, weil die Quellen deS Lebens versagen, die wir auSgeschöpft haben, nichtsdestoweniger ist ei gerade daS, was stets eintritt. Dieses Jahr haben wir wieder Hungersnot; aber unsere herrschenden Klaffen find so beschäftigt, die Buren niederzuschlagen, um die Goldminen dieses Landes an sich zu reißen, daß sie eS selbst unterlassen, die üblichen mildthätigen Gaben hinzusenden. Doch ja, wir sandten ja im letzten Jahre nach Indien 300 000 Pfund Sterling als Almosen, man denke 6 Millionen Mark! Dies wiegt sicherlich die 28 Millionen Pfund Sterling oder 560 Millionen Mark, die wir von dort geschäftsmäßig beziehen, reich lich auf." O diese schmähliche Heuchelei! R u tz l a « d. — Die russische Regierung ist um die Ausdehnung ihrer Macht auf dem Balkan geradeso bemüht, wie um die Vergrößerung ihrer Machtsphäre in Asien, und hier wie da wird die Geräuschlosigkeit ihres Vorgehens nur durch die Größe ihrer Erfolge übertroffen. Telegramme aus Athen besagen, daß die griechische Regierung an Rußland die Erlaubnis gegeben hat, im Piräus eine Kohlenstation, sowie ein Proviant- und Munitionsdcpot für die russische Flotte zu errichten. Es ist niemals etwas von bezüglichen Verhandlungen bekannt geworden, kein Mensch hat eine Ahnung davon gehabt, daß sich Rußland auf diese Weise im Mittelmeer festzusetzen be absichtige, die Welt sieht sich vielmehr ganz unerwartet vor eine fertige Thatsache gestellt. Das ist Realpolitik, wie sie klassischer gar nicht gedacht werden kann; was für Augen werden über Den jüngsten Erfolg der Ruffen nur die Engländer machen! — So glänzend die Erfolge der auswärtigen Politik Rußlands, so düster und trübe ist und bleibt die Lage im Innern. Im Innern deS russischen Reiches sanden an den verschiedensten Stellen blutige Zusammenstöße zwischen hungernden Volksmaffen und Militär statt; besonders ernst sind die Vorfälle im Gouvernement Saratow. Der Minister deS Innern hat sich nach Spala begeben, um dem Zaren persönlich Bericht zu erstatten. Türkei. — Die Okkupation des Hafens Koweit im persischen Golf durch die Engländer ist entgegen Londoner Angaben thatsächlich nicht erfolgt. Es ist sogar Grund vorhanden, anzunchmen, daß eine derartige Okkupation von der englischen Regierung bis jetzt nicht in Erwägung gezogen worden ist. Asien. — China. Im „Reichsanzeiger" werden die zwölf Artikel des am 7. September in Peking von den Bevollmächtigten der Mächte und der chinesischen Regierung vollzogenen Schlußproto« kollS veröffentlicht. Von den Vertretern der Mächte hat der deutsche Botschafter daS Protokoll an erster Stelle unterzeichnet, dann folgen Oesterreich, Belgien, Spanien u. s. w. Rußland ist an letzter Stelle eingetragen. DaS Rätsel klärt sich dadurch auf, daß die Namen der Mächte in französischer Sprache nach alpha betischer Reihenfolge ausgeführt werden. Und da kommt bei allen solchen internationalen Abmachungen ^llemaxne, d. i. Deutsch land, immer an die erste Stelle. Der Inhalt deS Protokolls ist längst bekannt. — Lihungtschang intrigiert wieder. Er läßt auf Umwegen bekannt machen, daß er die Abtretung der Mandschurei an China von dem russischen Gesandten in Peking verlangt habe. Der russische Gesandte Leffar erwiderte auf diesen Vorschlag, Lihung tschang möge doch eine Mission zur Verhandlung über die Mand schureifrage nach Petersburg entsenden. Es heißt, Lihungtschang wolle seinen schlimmsten Feind, Tschangtschitung, mit dieser Mis sion betrauen. Augenblicklich läßt sich noch nicht erkennen, was der hinterlistige chinesische Diplomat mit diesen Ausstreuungen bezweckt, vielleicht soll dadurch England zu irgendwelchen Zuge ständnissen geneigt gemacht werden. Daß Rußland die Mandschurei erhielt und behält, ist übrigen- so selbstverständlich, daß es dar über keines weiteren Wortes bedarf. förmlich aus dem Kopfe quollen, stierten auf den Sarg. Sein Gesicht war vom Nacken bis zu den Schläfen dunkelrot, und auf seinen Lippen stand weißer Schaum. Er machte eine Bewegung, als wolle er sich dem Sarge nahem, und fiel dann mit einem wilden Aufhculcn der Länge nach zu Boden. Der Arzt war bald zur Stelle und flößte ihm ein starkes Schlafmittel ein, daS ihn bis nach der Beerdigung in ständiger Betäubung erhielt. Als daS Begräbnis vorüber war, erfolgte ein neuer Ausbruch. Der Arzt erklärte, er könne nichts thun, Larsen sei —" „Steinhoff", rief Carnow in heftiger Erregung, „was willst Du sagen? Wo ist Larsen jetzt?" „Im Jrrenhause." „Wahnsinnig?" Steinhoff versenkte beide Hände in die Hosentaschen und streckte die Beine aus wie jemand, dem ein Stein vom Herzen gefallen ist. „Wenn er nicht wahnsinnig ist, so benimmt er sich doch in höchstem Grade auffallend." „Wie denn?" „Wie rin toller Hund, wie ein Teufel. Er steckt in einer Zwangsjacke zwischen gepolsterten Wänden, am Fußboden festge kettet." „Und glaubst Du die Geschichte, die er von sich und dem Mädchen erzählt hat?" „Darüber werde ich mich später äußern. Der Mensch kann nicht immer sprechen, er muß auch essen. Laß unS erst früh stücken, Carnow, und erzähle mir dann, was Ihr wißt." Als sie sich erfrischt und Carnow Steinhoffs Wunsch will fahrt hatte, kam er auf seine alte Frage zurück. „Glaubst Du, daß Larsen Dir über Bertha Warham die Wahrheit gesagt hat?" Der Polizeidirektor war inzwischen abgerufen worden, und die beiden Freunde befanden sich allein. (Fortsetzung folgt.)