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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 24.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190108245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19010824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19010824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-24
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
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di« Verwendung in der zur Bearbeitung eine» neuen Turn« und Fechtreglement- niedcrgesetzten Kommission. Während de» Feld züge» 188« that Schurig Dienst al» Generalstab»osfizier bei dem die Depotformation befehligenden General von der Planitz und hierbei zog er die Aufmerksamkeit de» damaligen Generalstabschef» der sächsischen Feldarmee, Oberst von Fabrice, auf sich. Dieser, inzwischen zur Leitung de» Kriegsministerium» berufen, nahm den während de» Feldzüge» zum Hauptmann beförderten, ungewöhnlich begabten Offizier al» Jntendanturrat in da» Ministerium. Al- solcher rückt« rr im Juli 1870 zum Major auf, leitrte zum größten Trilc die mit der Armeereorganisation in den Jahren 1867 —1870 zusammenhängenden Arbeiten und erhielt bei der Mobilmachung des sächsischen Armeekorps die hochwichtige Stellung eine« Feldintendanten übertragen. Bei der Bildung der Maas- armer wurde Major Schurig dem Oberkommando dieser 4. deut schen Heeresabteilung als Generalintendant zugeteilt. Nach Auf lösung des Oberkommandos der MaaSarmee trat Major Schurig, nachdem er in Anerkennung seiner Verdienste um die Armee als Feldintendant daS Eiserne Kreuz 2. Klasse und das Ritterkreuz deS Verdienstordens mit den Schwertern erhalten hatte, wieder in die Stellung eines Jntendanturrats zum königl. sächsischen KriegS- ministcrium zurück und wurde 1874 in derselben zum Oberstleut nant und Vorstand der dritten Abteilung deS Kriegsministeriums befördert. 1878 rückte er zum Obersten, 1885 zum General major auf. Im Jahre 1888 wurde er zum Generalleutnant er nannt. Eine schwere Erkrankung veranlaßte den General 1891, seine Verabschiedung zu erbitten. — Einen weiteren Verlust erlitt das sächsische Heer dadurch, daß am Dienstag mittag infolge Schlaganfalles der Kommandeur des 1. Bataillons des königl. sächs. Fußartillerieregiments Nr. 12 in Metz, Major Jäckel, gestorben ist. — Auf ein großes Braunkohlenlager in geringer Tiefe ist man in Sella bei Königsbrück gestoßen. Sofort angestellte Boh rungen ergaben, daß das Kohlenlager von bedeutender Ausdehnung ist und den Bezirk von 5 Dörfern umfaßt. Die Bohrungen wer den eifrig fortgesetzt. — Eine Sternbergaffaire ist nun auch in Taucha und Umgegend zu Tage gekommen. Wegen des Verdachtes eines scheußlichen Vergehens an einer Minderjährigen wurde der Seiler- meister Jul. Müller in Taucha von der Staatsanwaltschaft ver haftet. Weitere Verhaftungen sind sowohl in Taucha als auch in Knauthain erfolgt oder noch zu erwarten. Der in die gleiche Angelegenheit verwickelte Schuhmacher Goldhardt in Taucha nahm sich am Donnerstag früh durch Erhängen daS Leben. — In der falliten Pöppschen Maschinenfabrik in Werda« find von 340 nur noch einige 60 Arbeiter beschäftigt, deren Ent lastung ebenfalls befürchtet wird, weil die vor dem Konkurs be gonnenen Arbeiten der Vollendung entgegengchen. In den Spin nereien und der Motorfabrik wird nur noch an fünf Tagen in der Woche gearbeitet. — Während eines in Ehrenfriedersdorf stattgefundenen Trauergeläutes brach plötzlich eine Holzfäule, auf der sich das für die große Glocke nötige Zapfenlager befindet. Hierdurch wurde die sich noch in vollem Schwünge befindende 170 Zentner schwere Glocke etwas auf die Seite gelegt, und nur dem Umstanve, daß durch den Zusammenbruch der Säule die Glocke in ihrem Schwünge aufgehaltcn wurde, ist es zu danken, daß dieselbe nicht vollständig hinabfiel und durch den Boden schlug. — Ein Einbruchsdiebstahl wurde in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag im Gasthof zur „Goldenen Krone" in Crauzahl verübt, wobei den Dieben verschiedene Schmucksachen und bareS Geld in die Hände fielen. In derselben Nacht ist im Nachbar orte Sehma bei dem Uhrmacher Woldemar Bach eingebrochen wor den, wo die Diebe eine ganze Menge Gold- und Silbersachen, sowie Uhren, Ketten rc. erbeuteten. Von den Dieben fehlt jede Spur. — Die niedergebrannte Fabrik der Firma Sonntag u. Löscher in Netzschkau war in ihrem ältesten Teile am Ende der 1850er Jahre errichtet worden. Insgesamt umfaßte der Betrieb über 700 mechanische Stühle, von denen nur etwa 200, welche in dem verschont gebliebenen Teil der Shcdanlage stehen, erhalten geblieben sind. Einige Hundert Arbeiter sind durch dieses Brand unglück leider brotlos geworden. In den Brandschaden, welcher sehr bedeutend ist, teilen sich 6 Versicherungsgesellschaften. — Tödlich verunglückt ist am Montag das im 2. Lebensjahre stehende Töchterchen des Arbeiters Habich in Auerbach i. L. Die Kleine war in Abwesenheit der Mutter auf einen am Fenster stehenden Stuhl gestiegen und alsdann zwei Stockwerke tief hinab gestürzt. Zertrümmerung der Schädelvecke führte den sofortigen Tod des Kindes herbei. — Das Rittergut Nieder-Strahwalde kam am Sonnabend wenn Sie nicht einen Verdacht auf den Upsen werfen wollen, der Schuft soll noch nicht ahnen, daß ich seine Schliche kenne. Eins muffen Sie mir aber versprechen: sorgen Sic dafür, daß keine Anzeige beim Gericht gemacht wird." „Wie könnte ich dafür sorgen?" „Sie brauchen nur ein Wort zu sagen, daß Sie es nicht wollen, dann wickeln Sie die beiden Barone, den Wolfgang rind den Herrn Freiherrn Adalbert, um die Finger, die tanzen, wie Sie pfeifen. Wenn ich auch die Augen halb zu hatte, so habe ich doch gesehen, mit welchen Blicken beide Sie angcschaut haben." „Sie trauen mir großen Einfluß zu", erwiderte Klara, un willkürlich errötend. „Versuchen Sie cs nur, sagen Sie nur ein Wort und sorgen Sie auch dafür, daß mir nicht etwa solche alte Hexe aus dem Schloß oder dem Dors zur Pflege geschickt wird, lieber will ich ungepflegt sterben, als solchen alten Drachen hier an meinem Bett zu sehen. Ja, wenn Sie bei mir bleiben könnten, dann würde ich wohl bald gesund werden." „Ich werde bei Ihnen bleiben, so lange Sic der Pflege be dürfen." „Das wollen Sie thun? Sic wollten selbst bei dem alten, ruppigen Kerl bleiben und ihn gesund pflegen?" „Ich verspreche cS Ihnen. Dafür aber verlange ich, daß Sie jetzt ganz still sind und kein Wort mehr sprechen, bis der Doktor kommt. Versuchen Sic, ein wenig zu schlummern." „Ich will cs versuchen. WaS Sic verlangen, thuc ich. Kcin Wort rede ich mehr." Er hielt sein Wort, er sprach nickt mehr, er schloß scheinbar die Augen, abcr durch die nur halb geschlossenen Lider schaute er mit einem ganz eigenen Gesühl des Wohlbehagen» nach seiner reizenden Pflegerin, die ihren Platz am offenen Fenster wieder eingenommen hatte; nach kurzer Zeit schlossen sich seine Lider ganz, er schlummerte. (Fortsetzung folgt.) vor dem Amt«g«richt Herrnhut zur Zwangsversteigerung. Hierbei wurde da» Tut, da« ca. 1S0 Hektar umfaßt und dessen Wert gerichtlich aus «twa 200000 M. abgeschätzt war, für 155000 M. erstanden. — Bahnarbciter fanden am Dienstag früh den Streckenarbeiter Karl Theodor Repke au» JosrphSdorf aus dem Bahnkörper in Levter-dors bei Zittau entseelt auf. Dem Toten waren beide Beine vom Rumpfe getrennt. Der Verunglückte hat bei seiner Rückkehr vom Schützenfeste in Leutersdorf die Bahnstrecke, di« er frei wähnte, zum Heimweg gewählt und ist vom Nachtschnellzuge überfahren worden. Der Verunglückte hinterläßt eine Witwe mit acht unversorgten Kindern, von denen da» ästest« noch nicht 12 Jahre alt ist. Tagesgeschichte. Deutsche» «eich. — Von der Marine. In diesem Herbst ist der Stapellauf noch eines großen Linienschiffes zu erwarten, daS auf der Werft des „Vulkan" bei Stettin gebaut wird. Da im Juni d. I. schon die Linienschiffe „Wettin" und „Zähringen" und zuletzt „Schwaben" vom Stapel liefen, wird in diesem Jahre der noch nie dagewesene Fall eintrrten, daß im Laufe eines Jahres vier vollwertige Schlachtschiffe zu Wasser kommen. Im ganzen be finden sich gegenwärtig 15 deutsche Kriegsschiffe, nämlich 8 Linien schiffe, 2 große, 4 kleine Kreuzer und ein Kanonenboot im Bau, ungerechnet die Torpedoboote und die im Umbau befindlichen Küstenpanzer. Auf den 3 Reichswersten in Kiel, Wilhelmshaven und Danzig befindet sich jetzt kein Schiff auf dem Stapel, da die Neubauten des MarincetatS 1901 sämtlich der Privatindustrie zu gefallen find. — Die Kriegsbeute de» Grafe« Waldersee ist in der Gestalt von 4 chinesischen Geschützen nunmehr in Hannover ein getroffen. Die beiden größeren Geschütze find glatte, bronzene Vorderlader alten Stils und ruhen auf grün angestrichencd La fetten; sie scheinen russischen Ursprungs zu sein. Die beiden anderen Geschütze ruhen in blau gestrichenen Lafetten und sind kleiner als die beiden anderen. Auf den ungefähr einen Meter langen Läufen find chinesische Schriftzcichen angebracht. Mit weißer Farbe sind auf dir Läufe die Worte gemalt: Für den Generalfeldmarschall Grafen von Waldersee, Hannover. — Bom Flottenverei«. D«r Rücktritt des Fürsten zu Wied von dem Präsidium des deutschen Flottenvereins und sein Aus scheiden aus dem Gesamtvorstande hängt mit den unliebsamen Er fahrungen zusammen, die der Fürst während der Dauer seines Amtes in finanzieller Beziehung machen mußte. Es haben auch die damit verbundenen Aufregungen bedauerlicherweise wesentlich zur Erschütterung seines Gesundheitszustandes beigetragen. Wie nämlich die „Nat.-Ztg." hört, soll der gewesene Präsident einen Betrag von über 180000 M. geopfert haben, um dem Flotten- vcreine über die Folgen einer ganz unverständlichen finanziellen Gebarung hinwegzuhclsen. Als voraussichtlicher Nachfolger deS Fürsten zu Wied wird der Fürst Otto zu Salm-Horstwar ge nannt. — De« Teiluehmer« a« der Chinaexpeditio« find laut kaiserlicher Anordnung bei der Pensionierung zu der wirklichen Dauer der Dienstzeit hinzuzurechnen : ein Jahr, wenn sie wenigstens einen Monat Teilnehmer gewefon find; ein zweite» Jahr, wenn sie in den Jahren 1V00/1901 zusammen wenigstens 9 Monate als Teilnehmer außerhalb der Reichsgrenze und der heimischen Gewässer zugebracht haben. Waren sie an der Erfüllung dieser Bedingung infolge einer in Lstafien erlittenen Verwundung oder sonstigen Dienstbeschädigung verhindert, so soll auch in diesen Fällen die Hinzurechnung eines zweiten Jahres stattfinden. — Das deutsche Tschadseegebiet wird nun auch endlich erforscht werden. Oberleutnant Domnik wird am Sonntag von Hamburg aus die Reise nach Kamerun antreten, um vom Benuö- fluß aus da» deutsche Gebiet am Tschadsee zu durchforschen. Die Expedition besteht auS 3 Europäern und 200 Farbigen. Niederlande. — Prinz Heinrich der Niederlande, „äs merkvaarclixe man". Obgleich kaum ein halbes Jahr seit dem Einzug des Prinzen Heinrich der Niederlande an der Seite von „ons Willswienhs". in der Hauptstadt deS Lande» verflossen ist, kann man mit Fug und Recht behaupten, daß der Prinz schon jetzt in allen Kreisen populär ist. Ein — allerdings nebensächlicher — Beweis für diese Behauptung ist daS gegenwärtige Stillschweigen der roten Presse über das Thun und Lassen des Prinzen; schon gelegentlich seines Besuchs als Bräutigam bemängelte diese an ihm so ziem lich alles, in erster Linie seine Abstammung von den Obotriten. Als solcher mußte Prinz Heinrich selbstverständlich ein Autokrat vom reinsten Wasser sein. Anstatt der an ihm getadelten Vor liebe für die Jagd u. a. hörte man aber bald von Ansorstungcn in mageren Heidestrichen, die er besohlen halte und häufig besich tigte, von Besuchen, die er einigen landwirtschaftlichen Mufter- wirtfchaftcn machte, von stundenlangen Ritten in glühender Hitze, denen militärische Inspektionen folgten, und dann auch von seinen Besuchen in Amsterdam. 'n werkvaarclix man! Er kam nicht im Vier- oder Sechsspänner; der bürgermeisterliche Landauer genügte ihm völlig. Und dann ... I Er trug nicht einmal eine Uniform! Ein Deutscher, ein niederländischer General und Ad miral und . . . und . . . nicht in Uniform! „Nes, nss, äa's msi-kvaaräig!" Und der „prius iu politiek" sah sich alles so genau an, die Schiffswerften, die Schiffe, die Hafenanlagen, dir Arbeitgeber und die Arbeiter. Ja, die Arbeiter; er sprach fogar mit ihnen, nicht gesucht, nein, so wie der Menfch zum Menschen spricht, dessen Thun er würdigt. Der „merkv^arcligs man" avancierte im VolkSmund zum „Sinks vsnt". Das will viel, sehr viel sagen, denn der Holländer mißt jeden an sich selbst und er schätzt sich nicht gering. So recht in innige Berührung mit der öffentlichen Meinung kam der Prinz aber doch erst gelegentlich seines jüngsten Besuches in Amsterdam am 12. August, der in der Hauptsache dem Schützenfeste des Vereins „Claudius Civilis" galt. Zuvor besichtigte der Prinz das städtische Schlachthaus, wo man auf den Besuch absolut nicht vorbereitet war. Als die Vieh händler und Metzger davon hörten, ließen sie Handel Handel sein und verstärkten die Rechen blutiger und stallduftender Gestalten, die dem Prinzen begeisterte Hochs zuricfen. Von den Scharf schützen auf dem Schießplatz wurde der Prinz bcgreiflicherweife mit Jubel empfangen. Diesen Jägern und Schützen stand der deutsche „Hirschmeister" ja schon von jeher näher als denen, die Schießen und Jagen für «ine Sünde halten. Ein freundliche» Lächeln spitlte um die sonst so energisch geschloffenen Lippen deS Prinzen, als er die Büchfe in der Hand hielt, um den ersten Schuß auf 150 Meter abzugeben. 12 Kreise, da» Maximum, wurde angewiesen. Allgemeine» Bravo. Nun lud der Prinz den holländischen Schützenmeister Koster, der sich kürzlich auf dem internationalen Schiehwattstreite in Zürich einigt Hauptpreise er schaffen hatte, zu einem Wettschießen «in. Da» Resultat de» Prinzen, der mit der Büchse Koster», abwechselnd mit diesem, schoß, war: 11. 10. 11. 11. 10. 12. 11. 8. Ein vorzügliche» Resultat, wenn man bedenkt, daß der Prinz weder die Bahn, noch die Büchse kannte. Koster schoß 12. 11. 11. 11. 11. 11. 12. 10. Jedermann war entzückt von dem freimütigen Auftreten de» Prinzen, der sich so »aus xsns unter den Schützen bewegte und für jeden ein freundliche- Wort hatte. Auch noch bei der Abfahrt bewies er, daß er nicht der unnahbare, Ehrfurcht for dernde Prinz ist, al» welchen man ihn beschrieben. Im Landauer, in welchem er mit dem Bürgermeister und noch einem Würden träger Platz genommen, war noch ein Platz übrig. Baron Tindal, der Direktor der Westindischen Dampfschiffgesellschaft, stand unweit deS Wagens. „Baron", rief der Prinz, „es is nox ssn Matejs" und von Tindal nahm dem Prinzen gegenüber Platz. Nun ging'» i n scharfen Trabe zum Panorama, wo der Prinz die verschiedenen Rundbilder b«fichtigte. Dann ging's zum Tiergarten und von dort zur „Wsstsr Luiker R-akSnaäsrH", wo in Abwesenheit deS technischen Direktors, unseres Landsmannes Freitag, der kauf männische Direktor Barbe dem Prinzen die Einrichtung der großen Fabrik zeigte. Der letzte Besuch galt dem Reichsmuseum, dessen herrliche Kunstschätze den Prinzen aufs neue entzückten. Zwölf volle Stunden hat Prinz Heinrich d«n Amsterdamern und den Sehenswürdigkeiten der Stadt gewidmet, ohne eine Spur von Ermüdung zu zeigen. Wo er erschien, gewann er die Herzen, dies verkünden die Tagcsblätter mit Freuden. Und das Volk sagt: „Vs prins is Loob ssn wsrkvaaräixs mau, so Sinks vsnt." Amerika. — Vereinigte Staaten. Morgan, jener vielfache Milliardär, den man mit Fug und Recht den Vater de» amerika nischen Stahl- und Eisentrusts nennen könnte, ist eine „ganz moderne Figur im angelsächsischen Sinne des Wortes". Morgan hat etwas von Cecil RhodeS und von Bismarck, von ersterem den starken Ehrgeiz, von dem anderen die eiserne Festigkeit der Ent- fchlüffe. Er ist schweigsam und berechnend, und er läßt sich nie mals frei gehen. Im „Union-Klub" in Ntw-Iork, wo er regel mäßig alle Tag« rrschtint, ist niemand sein Vertrauter; er fitzt allein am Tisch, raucht, scheint zu träumen, zieht sich bald zurück, und kein Wort entschlüpft dem Gehege seiner Zähne. In der St. GeorgS-Kirche, wo er jeden Morgen pünktlich erscheint, hat er seinen bestimmten, aber einsamen Patz. Während dieser Stunde einsamer Sammlung unterwirft er seine Pläne der Prüfung. Ist der Gottesdienst vorüber, so geht er in sein Büreau, wo er um 12 Uhr ankommt, und daS er um 5 Uhr verläßt. Dabei sieht er aus, als ob er sich mit nichts ernsthaft beschäftigte, wenn er von einem Angestellten zum andern geht, mechanisch ein Register, ein Kopierbuch durchblättert oder mit einem, man könnte sagen zerstreuten Blick einen Prospekt, einen Bericht, ein Dokument flüchtig durchlieft. In Wirklichkeit ist dieser scheinbare Müßig gänger ein Arbeitsamer, der sich keine Ruhe gönnt. Er denkt nach, kombiniert und entscheidet, er bringt daS Räderwerk in Gang und regelt es, indem er jedem für sich seine Arbeit zuteilt. Er legt alles zurecht, wie bei einem geschickt hergestellten Mechanismus, dessen Schlüssel er allein besitzt. Da er sich auS Klugheit und Prinzip nur seiner eigenen Initiative und seiner ganz persönlichen Leitung anvertraut, so enthüllt er seine Organisationstalente und die von ihm gebrauchten Mittel, sie ins Werk zu setzen, immer erst dann, wenn sein Ziel erreicht ist. Keiner außer ihm weiß, was er unternehmen will, und er teilt daS Unternehmen denen, die ihm dabei geholfen, erst dann mit, wenn es bereits geglückt ist. Eines Morgens versammelte er seine Angestellten und teilt« ihnen als etwas ganz Einfaches mit, daß er die „New-Jork and Northern Railroad" gekauft und die „New-Jork Zentral and Hudson River Railroad" verkauft habe. Der Vorteil bezifferte sich auf Millionen. Um 11^/, Uhr machte er diese Mitteilung, zehn Minuten früher wußte niemand ein Wort davon. Diese Transaktion war geheimnisvoll, ohne Vorwiffen selbst der Scharf sinnigsten geführt worden. Ebenso wurde der Gedanke seine» letzten Trusts geheim gehalten. Die Nachricht dqvon verbreitete sich, sobald sie von Morgan verkündet wurde, mit der Plötzlich keit und dem Sturme einer Revolutipn, die bei völliger Stille deS politischen Himmels unerwartet auSbricht, alles mit sich fort- reißend. Die Partner deS „großen Reorganisator»" verlaffen sich auf seine Fähigkeiten und betrachten ihn al» einen Generalissimus, der auS dem Kampfe, in den er sie führt, wie gewöhnlich sieg reich hervorgeht. Dieser Finanzmann ist in der Welt der Banken geboren und auch ausgewachsen. Sein Vater, JuniuS Morgan, war bereit» ein KrösuS seiner Zeit und hinterließ ihm 20 Mill. Dollars, die, vom Sohne vorteilhaft angelegt, goldene Früchte trugen. Morgan Mus ist jetzt 64 Jahr« alt, aber niemand lyerkt an ihm etwas von der Last der Jahre. Die „Liga der Gold- könige" ist sein Werk. Etwas so Kolossales war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch nie versucht worden. Dieser Finanz dreibund gründet sich auf der Koalition d«S Metalltrusts und um faßt drei große Faktoren, vielleicht die größten in dem materiellen Lcbcn der Nationen: die Förderung der Mineralien, die Metall industrie in allen ihren Formen und den TrqnSport des Metalls über alle Punkte der Erde. Sie hat die offen eingestandene Ab sicht, ausschließlich Herrin des Metalls, so wie es der Boden und die Fabrik liefern, zu sein. Dieser Dreibund wird durch di« Millionäre Morgan, Rockefeller und Carnegie repräsentiert. Diese vereinigten Mächte verfügen über folgende Summen: Morgan (Riesentrust und assoziierte Banken) 1754 Millionen Dollar-, Rockefeller (Petroleumtrust und Banken) 850 Millionen Dollar-, Carnegie (Stahltrust und Banken) 1000 Millionen Dollar-, im ganzen also 3'/, Milliarden Dollars gleich 14 Milliarden Mark. Morgan ist heute Direktor von 14 Eisenbahngesellschaften, 3 Tele- graphengesellschaften, 1 Stadtbahn, der National-Handel-bank, der Gesellschaft des Pacific-Kabel-, er ist stark an den Steinkohlen, gcschSsten interessiert, und er hat den Trust koalisiert. Der „große Reorganisator" besitzt eine Jacht, die ihm eine halbe Million Dollars gekostet hat und die er den „Korfar" heißt. Der Nam« ist wie eine Anspielung... — Südamerika. Kolumbien, die südamerikanische Republik, die mit Venezuela in Fehde liegt, hat ein Drittel der Kriegs marine verloren. Nach einem Telegramm au» Colon scheiterte da» kolumbische Kanonenboot „La Popa" während der Uebrrfahrt von Cartagena nach Savanilla. Man glaubt, daß die Besatzung und die an Bord befindlichen Truppen sich gerettet haben. Di« ganze Kriegsmarine Kolumbien» bestand au- 3 Kanonenbooten mit je einem Geschütz.
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