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1« Donnerstag, den 27 Juni >»»» 60. Jahrgang o Bezirks-Anzeiger Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmarmschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Einst Romberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg i. Sa. 19. 1901 bei dem Gerichte anzumelden. mittelsabrikation, Grubenbetriede, Eisenbahnbetrieb und sonstige A Im Kampfe «ms Glück iis. Fortsetzung.) (Nnchdrnck verboten.) Erbitterung über diesen fast unabwendbar erscheinenden Zusammen bruch unseres ersten Finanzmstituts gaben sich kund. Es wird eine ungemein schwierige Aufgabe der Verwaltung der Bank sein, ja fast unmöglich erscheinen, die Zahl der Bankkonten — es mögen 11000 bis 12000 sein — glatt zu regulieren und unter einen Hut zu bringen. Eine Beratung mit den beteiligten Großbanken, der Reichsbank und der Sächsischen Bank, ist im Gange; von ihrem Ergebnisse hängen die weiteren Schritte zur Abwendung einer finanziellen Katastrophe, deren Umfang noch gar nicht be urteilt und übersehen werden kann, ab. So viel steht fest, daß die Engagements der Leipziger Bank mit der Kasseler Träbcr- trocknungs-Aktien-Gesellschaft und deren Zweiggesellschaften, Firmen und einzelnen Personen in Diskonten und Vorschüssen enorm ge wesen, und daß deren Abwickelung nunmehr auf die schärfsten Hindernisse stößt. Eine einigermaßen denkbare Lösung der Finanz krisis hängt einzig und allein vorläufig von einer Verständigung der Hauptgläubiger ab, doch ist die Situation augenblicklich eine tadeLartschr« Satz AuffchlagmuhT«-. Kür Rachwei« um» Osserlen-Annahoo ds S^rK^ehW^i. zum 1A. Juli 1901 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Frankenberg so kritische, daß ein klarer Ueberblick über die hereingebrochene Ka lamität noch gar nicht geschaffen werden kann. Begreiflicherweise ist der Rückschlag auf die Finanzlage des heimischen Platzes ein ganz gewaltiger, was sich schon in den mannigfachen Erhebungen und Auszahlungen bei den anderen, wohlfundierten Kreditinstituten zeigte. Wie man erfährt, ist die sächsische Wollgarn-Spinnerei vorm. Tittel u. Krüger, die unbeteiligt ist, sofort mit einer hei mischen Großbank in Verbindung getreten. Die Leipziger Bank unterhält Zweiganstasten in Dresden, Chemnitz, Plauen i. V., Markneukirchen und Aue; ferner als Kom- mandite in Pößneck die Firma Otto Wagner u. Ko. Diese Filialen waren gestern sämtlich telegraphisch angewiesen, sich vorläufig der Auszahlungen zu enthalten. Auch bei der hiesigen (Dresdner) Filiale, schreibt der „Dresdner Anzeiger", drängte das Publikum, welches sich gerade bei diesem bisher außerordentlich gut akkreditierten Institute aus den wohlhabendsten Kreisen zusammensetzt, an den Schaltern, um seine Depots zurückzunehmen. Auszahlungen selbst Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in Z 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 19. Juli 1991 Bormittags 9 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 2. August 1901 Vormittags 10 Uhr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkurs- Lranssto»tg»W»rbo^s«»«» bermandte uw HlkfSWlvrtV^ auf Sonnabend, den 29. Juni 1901, Abends Punkt 8 Uhr, im Saale -es Mebermeisterhaufes, Sie wand sich förmlich unter seiner Leidenschaft, und er sah, wie cS in ihrem Innern kämpfte. Für eine einzige kurze Minute war cs nun wieder still im Gemach. Dann jedoch kam es bebend über die Lippen der Gepeinigten: „Verlange die Antwort nicht jetzt, Du Guter, sondern komme morgen wieder — schon in den Vormittagsstunden, wenn Du willst." Er sah sie an — lange, forschend. Endlich aber fügte er sich ihrem Beschluß — noch einmal küßte er die schönen Lippen, von denen er so oft die höchste Seligkeit getrunken, dann verließ er das Gemach. — — — — Egbert Schmieden wäre später nicht im stände gewesen, zu sagen, wie er eigentlich an diesem denkwürdigen Vormittag in sein Hotel zurückgekommen. In dem ihm zugewiesenen Zimmer warf er sich auf das Sofa und drückte stöhnend die Hände gegen die Schläfen, hinter welchen es jetzt wieder so qualvoll hämmerte. Er fühlte sich in der That zum Sterben krank und doch flüsterte er stets von neuem vor sich hin: „WaS wird mir nur der Mor gen bringen? — Wenn sie nun dabei bleibt, sich von mir zu lösen? — Aber nein, nein, — das darf — das kann sie nicht!" Und immer wieder faßte den starken, sonst so ruhigen Mann eine Angst, daß er aufsprang und wie ein Rasender im Gemach hin- und herciltc. Ohne daS Geringste zu genießen, glühende Fieberhitze hinter den pochenden Schläfen, verging ihm so der Tag — immer die Nacht herbcischnend, von der er endlich Ruhe er hoffte. Aber gerade die Nacht wurde ihm vollends zur Pein. Denn während langer Stunden vermochten sich seine Augen nicht zu erlösendem Schlummer zu schließen, bis ihm endlich die Mor genstunden einige Erquickung brachten. Als er erwachte, war cS zehn Uhr. Hastig erhob er sich und badete vor allem den schmerzenden Kopf in kaltem Wasser. Als er sich dann angckleidct, klingelte er nach seinem Frühstück. Der- selbe Kellner, welcher ihn gestern bediente, brachte ihm auch heute da« Gewünscht«. Der junge Mensch zögerte hernach ober so merk würdig lange, wieder das Zimmer zu verlaffen, daß eS Egbert Zur Zahlungseinstellung der Leipziger Bank. Die Panik, schreibt das „Leipz. Tagebl.", welche die Zahlungs einstellung der Leipziger Bank in Leipzig hervorgerufen, nahm, nachdem bereits am Dienstag vormittag sich eine tiefgehende Er regung aller beteiligten Kreise bemerkbar gemacht hatte, im Laufe des Tages noch an Umfang zu. Das Banklokal in der von Schutzleuten besetzten Klostergaffe war fortwährend von Kunden des Instituts und von Aktionären der Bank belagert, die Aufschluß über den Hergang und über die Motive der Katastrophe erbaten. In der Menge der Anwesenden waren alle Gesellschaftskreise unserer Stadt vertreten, kein Wunder bei den vielseitigen, weit gehenden geschäftlichen Beziehungen, die das Institut mit zahl reichen Firmen und Privaten vermöge seiner am hiesigen Platze gewonnenen, unerschütterlich erscheinenden Vertrauensstellung unterhal ten hat. Bittere Enttäuschung spiegelte sich auf den Gesichtern der in Mitleidenschaft Gezogenen wider, und Stimmen unverhohlener Bekanntmachung -v die Conftituiruug der am 1. Juli d. I. ins Leben tretenden „Bereinigten Ortskrankenkasse" betr. Behufs Vornahme der nach Z 48 flg. des Statuts der „Vereinigten Ortskrankenkasse" erforder lichen Wahl der Vertreter der Kassenmitglieder und der Arbeitgeber zur General versammlung werden 1. alle zur gedachten Kaffe gehörigen Mitglieder, w-i-h- großjährig und im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, und zwar: Dsiriterst«»s, deir 4. Jittt 1991, findet von Nachmittags ^3 Uhr an a«« im hiesigen Verhandlungssaale statt. Flöha, am 25. Juni 1901. Die Königliche Amtshauptmannschaft. »r Morgenstern. Pckr. Nach kurzer Pause setzte Else ihre erschütternden Mitteilungen über ihre Vergangenheit fort: „Als ich und meine brave Jeannette, die mir längst aus der Dienerin zur Freundin geworden, das Kind auf italienischem Boden begraben, dachte ich endlich auch an die Zukunft. Nach Danzig mochte ich jetzt nicht zurückkehren. Und so beschlossen wir denn, nach Berlin zu gehen, wo wir beide hofften, schnell zu paffenden Stellungen zu kommen. Jeannette erlangte auch eine solche schon in wenigen Tagen, ich aber mühte mich vergebens. Besaß ich doch keine Zeugnisse wie sic. Bereits am Abgrund des Elends stehend — die grause Not vor mir, machte mir da die Inhaberin eines Stcllenvermittelungsbüreaus den Vorschlag, Kellnerin zu werden. Für die Stellung einer solchen genügte nur eine gute Erscheinung und ein gewandtes, sicheres Wesen — und das besaß ich ja. Anfangs bäumte sich jedes Gefühl in mir gegen die zugcmutete Existenz auf: „Lieber sterben", meinte ich — „tausend Mal lieber!" . . . Ach, Egbert — aber da« Sterben ist nicht leicht. Und so gewann ich cS endlich über mich. Aber namenlos elend fühlte ich mich in dem neuen Bems. Zuletzt kamst Du jedoch mit Deiner treuen heißen Liebe und botest mir Deinen Namen. Ich wollte es anfänglich nicht auSdenken, nicht fassen. Aber Du lehrtest mich bald an die Ehrlichkeit Deiner Gesinnung glauben. Und da — Egbert, da sagte ich ja, trotzdem Du mir gleichgiltig warst und ich noch im mer mit der Erbärmlichkeit des schwachen Weibes den Mann liebte, welcher mich mit Füßen getreten. — Ich sollte jetzt wirklich eine ehrlich« Frau werden — der Gedanke allein bannte mich an Deine Seite." „Ist da« wahr, Els- — ist das wahr?» Egbert Schmieden hatte diese Morte mit brennendem Schmerz hervorgestoßen und wie flehend streckten sich seine Hände dem jungen Weibe entgegen, daS ihm jetzt erst sein Urteil sprach. Mllaunptnontä für nehmen unsere Ausgabestellen, Stadt- und ^10 0 u ll r Ul r ll 1V s «1 91k Landboten, sowie Postanstalten entgegen. -»ftt«t-OW»ße«», Dt« 5-gcfp Pelttzell« »der deren Raum IS, bei Lokal-Initiale» 12 Ps.; toi amtliche» Tcll pro Zelle 40Pf.; »Eingesandt» im R«- daklwnStelle 30 Ps. Else Schaltmann sah die Qual in seiner Seele und strich mitleidsvoll mit der Hand über sein heißes Gesicht. „Es ist wahr", sagte sie hernach jedoch ernst, fast feierlich. Dann aber wiederholte sie ihm auch, wie unglücklich sie sich in Rodcrwin gefühlt, daß jede Empfindung in ihr sich gegen den Gedanken aufgelehnt hätte, der stolzen Familie der Schmieden als Eindringling zu gelten. „Und doch wäre ich Dein Weib gewor den", fuhr sie fort, „wenn ich nicht eines Tages Wolf von Wer« denstcin in X. wiedergcsehen hätte. Mit seinem Anblick aber lebte die Vergangenheit noch einmal in mir auf und ich empfand es als etwas Notwendiges, daß ich die Scheinexistenz vernichtete, welche ich führte, und mich vor allem von Dir löste. Aber ich hatte nicht den Mut, dies mit dem vollen Bekenntnis der Wahr heit zu thun. Und so erdachte ich eine Lüge, mit der ich aus Roderwin schied." Sie hatte geendet. Egbert aber war aufgesprungen und jetzt dicht vor ihr stehend, faßte er von neuem ihre Hände und rief: „Und nun?" „Und nun?" fragte sie leise, setzte dann aber hinzu, indem sie feuchten Auges zu ihm aufschautc: „Und nun bitte ich Dich, vcrgicb, daß ich Dich betrogen und geh — geh! — Ja, verlasse mich, Egbert", fuhr sie bebend fort, „und kehre zu der zurück, die Dich wirklich liebt." „Ich kann nicht — ich kann nicht!" Und plötzlich vor dem jungen Weibe in die Knie sinkend, rief er in einem Tone, der Elses arme gepeinigte Seele bis in ihre Grundticfcn erschütterte: „Sei doch barmherzig mit mir, Else! Du weißt, daß ich nicht ohne Dich leben kann — so schenke mir doch daS Dasein, indem Du mir in dieser Stunde versprichst — trotz allem mein Weib zu werden, auch wenn Du mich nicht liebst. Ich will Dich auf den Händen tragen, so lange ein Atemzug meine Brust bewegt, Dich lehren, meine Gefühle zu erwidern. Else — Teure, Gute, gegen die man gesündigt, wie selten gegen ein Weib — noch einmal flehe ich Dich an: Werde mein!" Erscheimt täglich mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. 50 Pf., monatlich 50 Pf-, Einzelnummer 5 Ps. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen der Fuhrwerksgeschäftsinhaberin Auguste Minna verehel. Manitz in Auerswalde wird heute, am 26. Juni 1901, Vormittags 9 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Ortsrichter Ludwig in Auerswalde wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis L) Gruppe I' Cigarrenarbeiter, sowie verwandte und Hilssgewerbe, auf Freitag, den 28. Juni 1901, Abends punkt 8 Uhr, im Saale -es Weber Meisterhauses, d) Gruppe II: Weber, Bleicher, Zurichter (Appreteure), Färber, Garn- und Zeugdrucker, Formstecher, Bordeuwirker (Posamentirer) und Strumpfwirker, sowie verwandte und Hilssgewerbe, auf Freitag, den 28. Juni 1901, Abends pnnkt 9 Uhr, im Saale -es Meber meisterst an ses, e) Gruppe III: Manrer, Zimmerleute, Steinmetze, Bildhauer, Dach decker, Klempner, Schlosser, Schmiede, Stellmacher, Tischler, Glaser, Drechsler, Stuhlbauer, Töpfer, Ofensetzer, Kupferschmiede, Maler, Sattler und Tapezierer, Eisengießer, Maschinenbauer, Gärtner, Land- und Forstwirthschaftsbetriebe, Gasanstaltsbetriebe, Dünge- 2. alle Arbeitgeber der Gruppen I, II und III, weiche für Kossen- Mitglieder Beiträge leisten, ans Sonnabend, den 29. Jnni 1901, Abends Punkt 9 Uhr, im Saale des Mebermeistrrhauses» hiermit eingelaven. Die Zahl der von den Kassenmitgliedern zu wählenden Vertreter beträgt für Gruppe I: 46, „ „ II: 58, ,. „ » » HI: 29, die Zahl der von den betheiligten Arbeitgebern der Gruppen I, II und IH zusammm beträgt 60 Die Kaffenmitglieder haben ihre Berechtigung zur Theilnahme an der Wahlversammlung durch ihr Krankcnkaffen-Mitgliedsbuch oder durch eine vom Arbeitgeber über daS bestehende ArbeitSverhältniß ausgestellte Bescheinigung oder sonst glaubhaft nachzuweisen. Frankenberg, am 20. Juni 1901. Der Stadtrat h. Mettig, Bürgermeister. Mr.