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87 Dienstag, de»» 60. Jahrgang Erscheint täglich »ät Ausnahme der Sonn-nndFestlage, atcnds füc den fol genden Tag. Preis vierteljährlich l M. btt Pf., monatlich btt Pf., Ein;elnumincr bPs. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Bolen und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalleu ang-nommen. Znserot-Kclüße««» Dtr b-gesp. PeNlzrll« oder deren Raum IS, bet Lokal-Jnlemt« 12 Ps.; iui ainlliche» Teil pro Zeile 40 Pf.; »Eingtsandl" im Ro» datlioustette 30 Pf. Bei schwierigem und tabellarischem Satz Ausschlag »ach Tarif. Für ^Nachweis und Oss-rlewAnnahme SS Pf. Lxirageblthr. Amtsblatt der Königlichen AmLshauptma^ des ^königlichen Amtsgerichts und desStadtrats zu Frankenberg. Nerautwvrtlicher Redakteur: Ernst Romberg In Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Rosiberg in Frankenberg t. Sa. Für Schulverwaltungen halten wir bestens empfohlen: Censur-Tabellen (für Censurhauptbücher), Tagebuch- und Versäumnis-Tabellen, Schüler-Verzeichnisse, Stundenpläne, einzeln und in Bogenform, sowie alle anderen vorschriftsmäßigen Formulare in sauberer Ausführung Ulld Wahl guter holzfreier Papiere. L. Lu. in Frankenberg. Wegen Ausführung eines Massenschuttcs auf dem Dorfweg? jn Ebersdorf wird dieser Weg für die Zeit vom 17. bis mit 23. April e. für den Fährverkehr gesperrt und letzterer auf den sogenannten Viehweg bcz. die Chemnitz-Mittweidaer Straße verwiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 14. April 1901. »r. Morgenstern. Ldgs Holzversteigerung auf Fichtenwälder Forstreuter. Im Kern'jchen Gasthof zu Ebersdorf sollen künftigen Donnerstag, den 18. April 1S01, Vormittags Iv Uhr nachstehende in den Revicrparzellen „Schncllmarkt" und „Stiftswald", Abth. 40, 37 und 38, bei Ebersdorf ausbcrcitete Nutzhölzer, als: 277 fichtene Stämme von 10 bis 36 ew Mittenstärke und diverser Länge, sowie 2 - Klötzer - 30 und 31 - Oberstärke -4m Länge, gegen gleich baare Bezahlung und unter den vor Beginn der Versteigerung bekannt zu gebenden Bedingungen an den Meistbietenden versteigert werden. Lichtenwalde, am 11. April 1901. Gräflich ^itzthum'sche Forstverwaltung. Oertliches und Sächsisches. Frünreiioecz, 1S. April 1901 -j- Um dem bereits wiederholt erwähnten städtischen Konzert fonds weitere Mittel zuzuführen und eine öftere Ausführung der öffentlichen Konzerte zu ermöglichen, hat in dankenswerter Weise sich auch der Frankenberger Sängerbund in den Dienst der guten Sache gestellt und wird nächsten Mittwoch abend im Kaiser saal zum Besten des gedachten Fonds unter gütiger Mitwirkung des Stadtorchestcrs ein öffentliches Konzert veranstalten. Der Eintrittspreis ist auf 40 Pfennige festgesetzt. Dem Konzert folgt Ball. Möge der Veranstaltung ein recht schöner Erfolg be- schiedcn sein! -j- Zu der Aufnahmeprüfung unserer Realschule mit Pro gymnasium hatten sich insgesamt 34 Schüler gemeldet, von denen aber einer wegen Krankheit fehlte und 4 dispensiert wurden, weil sie schon anderen sächsischen Realschulen auf gleicher Stufe angehört hatten. Ausgenommen wurden in Klaffe VI 19 Schüler, in Klasse V 2, in Klasse IV 3, in Klasse III 7 und in Klasse II 2 Schüler. — Den Ncuaufgcnommencn wurden von Herrn Direktor Prof. Schirlitz unter warmen Worten der Ermahnung die Schul gesetze und das neue Programm ausgehändigt. -j- Infolge ausgetretener Zweifel hat das Reichspostamt be stimmt, daß bedruckte Leinwandstreifen sowohl im inneren deut schen Postvcrkehr, als auch im Verkehr mit dem AuSlande zur Beförderung gegen die Trucksachentaxe ungeeignet sind. Die Ver sendung hat also mittels Briefes oder in geeigneten Fällen als Muster ohne Wert zu erfolgen. -j- Den nach Leipzig gehenden jungen Leuten wird der ! Besuch des Markusjünglingsvercins in Leipzig-Reudnitz empfohlen, welcher seinen Mitgliedern eine christliche Heimstätte bieten will, in der sie Gelegenheit zur Fortbildung und geselligen Unterhal tung haben und so einen Halt in dem versuchungsreichen Groß- ftadtleben finden. Den Verein betreffende Auskünfte erfolgen gern kostenlos durch den Vereinssekretär (Anfragen unter der Ver- einsadreffe), der auch gute Wohnungen »achweist. ff Dem „Reichsanzeiger" zufolge finden am 19. April, wie schon öfter früher, internationale Ballonfahrten zu Wissenschaft- lichen Zwecken statt, bei denen die Ballons von Personen unbe ¬ setzt sind und selbstregistrierende Apparate tragen. Es rst zu wün- i schen, daß sich überall, wo Ballons landen, verständige Leute finden möchten, die der hochwichtigen wissenschaftlichen Forschung dadurch zu dienen bereit sind, daß sic, ohne die Apparate zu öff nen oder mit den Fingern hincinzugreifcn, die durch Plakate vor- geschriebcnen Meldungen erstatten, wofür außer dem Ersätze der Kosten noch Belohnungen gewährt "werden. — König Albert empfing am Sonnabend mittag den kgl. großbritannischen außerordentlichen Botschafter Herzog von Abercorn und nahm von demselben die Notifikation über das Ab leben der Königin Viktoria und die Thronbesteigung des Königs Edward VII. von Großbritannien entgegen. Se. Majestät, der in einer offenen Halbchaise von Strehlen auS zum Empfange der Gesandtschaft nach dem kgl. Schlöffe in Dresden gekommen war, machte den Eindruck ausfallender Frische. Der Botschafter wurde zur Audienz vom „Hotel Bellevue" mittelst königlicher Hof equipage abgcholt. Bei der Einfahrt in das Schloß trat die Schloßwache zur'Ehrenerweisung ins Gewehr. Im Vestibül vor der Haupttreppe des Schlosses empfing Kammerherr v. Carlowitz- Maxen den Botschafter und geleitete denselben nach der zweiten Etage, wo ihn die Herren vom königlichen großen Dienst erwar teten. Vor dem Eingänge des Saales erwieS eine Paradewache des königlichen Gardcreiterregiments dem Botschafter die militäri schen Ehrenbezeigungen. Der König trug zur Audienz Generals uniform und bas große blaue Band mit dem Medaillon und dem Stern des königlich großbritannischen Hosenbandordens. Die An sprache des Gesandten erfolgte in deutscher Sprache. Der beab- i sichtigte Empfang bei der Königin mußte wegen des noch nicht > gehobenen Unwohlseins derselben unterbleiben. Nach beendigter Audienz begab sich der Botschafter zu den Empfängen bei den kö niglichen Prinzen. — Im Anschlusse an diesen feierlichen Ak- crteilte der König dem königlich großbritannischen Ministcrresidcnt tcn Sir Condie Stephen behufs Entgegennahme seines neuen Be glaubigungsschreibens Audienz. Dem Ministcrresidenten wurden ebenfalls militärische Honneurs durch die Paradewachc deS könig- lichen Gardcreiterregiments erwiesen. — Am Sonnabend abend 6 Uhr sand aus Anlaß der Anwesenheit der königlich großbritan nischen außerordentlichen Botschast im Bankcttsaale deS Rcsidenz- schlosses eine königliche Galatafel statt. Die Königin blieb der Tafel mit Rücksicht auf die ihr noch auferlegte Schonung fern. Bei der Ankunft der englischen Gesandtschaft in Dresden nahm die Bevölkerung so gut als gar keine Notiz von diesem Besuch. Nur am Bahnhofe hatten sich einige Neugierige versammelt. — Rascher als man selbst in Dresden vermutet hatte, hat ! das dortige Kriegsgericht der 3. Division Nr. 32 am Sonnabend die Hauptverhandlung gegen den Hauptmann Freiherr« Horst von Beust vom 2. königl. Jägerbataillon Nr. 13 in Dresden abgehalten. Die kurze Anberaumung war auch Veran lassung, daß der Zuhörerraum nur von wenigen Personen besetzt war. Die peinlichen Vorgänge vor der Dresdner Jägerkaserne, welche zur Erhebung der Anklage gegen von Beust frührten, find seinerzeit von den Zeitungen geschildert worden und haben wir uns bei der Aufmerksamkeit, die dem Falle in allen Kreisen gewidmet wurde, der Berichterstattung darüber nicht entziehen können, sodaß wir heute auf die Einzelheiten, welche die Ver handlung zu Tage förderte, aus wohlerwogenen Gründen nicht . weiter eingchen wollen. Durch die Beweisaufnahme und die Zeugenaussagen wurden die bereits bekannt gewordenen Thatsachen bestätigt. Der in Mitleidenschaft gezogene vr. Schaumann konnte nicht anders als zugeben, daß er von seiner gewissenlosen Frau in arger Weise hintcrgangen worden und ein vollständiger Bruch unvermeidlich sei; die letztere selbst war als Zeugin nicht er- schienen. Nach etwa I ^stündiger Beratung wurde daS Urteil verkündigt. Der Angeklagte wurde wegen Mißbrauchs der Dienst gewalt, wegen versuchter Nötigung unter Mißbrauch der Dienst- gcwalt und wegen Freiheitsberaubung zu drei Monaten drei Wochen Gefängnis verurteilt. DaS Gericht ist bei der Urteils fällung nicht der Meinung gewesen, daß in den Delikten Be amtendelikte volliegen, da nach einer rcichsgerichtlichen Entscheidung Offiziere keine Bcamtcneigenschaft besitzen, wenn sie subjektiv an einer strafbaren Handlung beteiligt find. — Eine für die Dresdener Gewerbetreibenden und Kaufleute wichtige Materie beschäftigte die Stadtverordneten in Dresden: die Einführung einer Gewerbesteuer. Nach 3stündiger Debatte beschloß man, mit dem Rat die Staatsregierung zu ersuchen, dem nächsten Landtage einen Gesetzentwurf wegen einer Sonderbesteuerung der Warenhäuser und der Zweiggeschäfte vorzulcgen. Auch wurd der Rat ersucht, einen bezüglichen Entwurf selbst auSzuarbcite^ Die Schwane von Weidlingen. Roman von Emmy von Borg st cd c. (». Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Unbeschreiblich still und traurig liegt das Moor in seiner weißen Eisdecke da. Selten nur streicht ein einsamer Vogel darüber hin. Die rote Friede verläßt jetzt sehr wenig das Häus chen. Meistens sitzt sie still im Stübchen und spinnt. So recht von Herzen froh ist sie nicht mehr gewesen, seit Doktor Wolffhardt sie zum Mitgehen zwang und sie ihm ihre Feindschaft erklärte. Wenn sic auch seitdem kein Wort, kein Lied mehr für ihn gehabt hat, so konnte sie cS doch nicht hindern, daß Wolffhardt wieder und wieder mild und ernst von allem Guten und Schönen zu ihr sprach. Alle seine Worte find in ihrem Herzen eingegrabcn und zuweilen fährt sie erschreckt zusammen, so deutlich vernimmt sie den Klang seiner Stimme. Wolffhardt ist schweigend von dem Mädchen geschieden, an welches er im Wachen und Träumen denkt. Kein Laut, welcher seine Gesühle hätte verraten können, ist über seine Lippen gekommen. Noch kämpft er mit seiner Leidenschaft, umsomehr, da er an ihre Abneigung glaubt. Wenn Friede seine Zuneigung erwiderte, gäbe cs tausend Wege, sie zu seinem geliebten Weibe zu machen, so aber steht ihre Feindschaft trennend zwischen ihnen auf immerdar! Doktor Wolffhardt ahnt nichts von dem Kampfe in FricdeS Brust. Wie geschlagen geht er zurück nach Schwanthal, packt gleichmütig seine Koffer und fährt heim nach D . . . „Leb' wohl, Onkel!" sagt er dem alten Freischulzen beim Abschied. „Es thut mir leid, Dich enttäuscht zu haben. Aber so oft Du es wünschest, will ich wicderkommrn." „Ja, ja, mein Jung', ja, Du bist mir immer willkommen!" Sie drücken sich kräftig die Hand und find auseinander ge gangen wie zwei, die ganz genau wissen, daß sie einen schönen Traum geträumt haben, welcher nun zerronnen ist. FloriS van der Straaten thut kein« Frage an den veränderten Freund, er erwartet geduldig, bis dieser von selbst zu ihm sprechen wird. Schon oft schwebte Wolffhard das erleichternde Geständnis seiner Liebe auf den Lippen, immer wieder aber schweigt er, aus Furcht, der ältere, welterfahrcnc Mann könnte ihn verspotten oder vcrlächeln, was er nur schwer ertragen würde. Trotzdem leidet ihr altes, gutes Verhältnis nicht darunter. Wolffhardt bleibt ein gern gesehener Gast in dem schönen Hause der van Straatens und die beiden Herren forschen gemeinsam weiter, wenn auch die kost bare Pflanze auf dem Schwanthaler Moor vorläufig noch ein Traum bleibt. Der Diener meldet dem Bankier seinen Freund. „Sehr willkommen, natürlich. — Aber Doktorchen, Sie müssen hier in mein AllerheiligstcS kommen, wenn Sie mich sprechen wollen, ich kleide mich gerade zu dem Verlobungsfest der Fürstin Lewincff an, und da ich mich möglichst schön machen will, bedarf ich hinreichend Zeit." Doktor Wolffhardt tritt lächelnd näher und reicht dem Bankier beide Hände. „Guten Abend, liebster, bester Straaten, ich will Sie auch gar nicht lange aufhaltcn und belästigen. Ich wollte Ihnen nur kurz erzählen, daß ich soeben Nachricht von Fräulein Avcltraut erhalten habe." „Ah, — wirklich." „In einer halben Stunde soll ich die Dame vom Bahnhof abholcn, und da wollte ich Sie fragen, lieber Straaten, ob es wohl schicklich wäre, ihr einen Strauß zu überreichen." „Natürlich, Doktorchen! Mein ganzer Wintergarten steht zu Ihrer Verfügung. Bitte, klingeln Sie mal! So, danke bestens." Dem eintrctendcn Diener sagt der Bankier freundlich: „Schulze, führen Sic den Herrn Doktor in den Wintergarten und treffen Sie eine nette Auswahl unter den Blumen. Sie stammen ja aus einer Gärtnerfamilie und verstehen daS." „Ja, ja, Schulze, daS ist mir sehr lieb. Fräulein von Weid lingen hat einen so vornehmen Geschmack", entgegnete Wolffhardt erfreut. „Gehen Sic nur. Ich bleibe hier." Floris van der Straaten vergißt seine Toilette zu beenden, so überrascht hat ihn die Nachricht von Adcltrauts Kommen. Hans Ulrich und Magdalene haben beide versichert, daß sie krank sei und leider von des Bruders Verlobungsfest fern bleiben müsse, sodaß an ein Kennenlerncn, welches er bereits erhoffte, nicht zu denken war. Und nun soll sein heimlicher Wunsch doch in Er füllung gehen. Er wird sie endlich sehen, welche Wolffhardt so ganz, ganz anders schildert, als die Geschwister, von welcher der stille Mann mit Bewunderung und Hochachtung spricht und deren er mit warmer Freundschaft gedenkt. „Doktorchen", Floris knüpft harmlos an seiner weißen Kravatte, „sagten Sie eigentlich, daß Fräulein von Weidlingen so schön ist, wie ihre Schwester?" Doktor Wolffhardt lächelte verständnisvoll und erwiderte dann: „Ich weiß wirklich nicht, lieber Straaten, aber Sie werden ja selbst sehen. Mich dünkt auch daS Gänseblümchen auf der Wiese schön; Ihr Stadtkinder seht ja mit anderen Augen. Eines aber steht fest, wenn Adeltraut Weidlingen die Häßlichste unter den Häßlichen wäre, ihre Seele ist wunderbar schön!" „Wolffhardt, sie ist also häßlich?" FloriS van der Straaten fragte eS fast zaghaft. „Wenigstens keine goldhaarige Nixe, wie ihre Schwester!" Karl sieht seinem Freund ein wenig hinterlistig lächelnd in- Gesicht. — Schulze kehrt zurück und überreicht Doktor Wolffhardt ein zierliches Sträußchen kostbarer Blumen. „Wie schön — ich danke! Ja, lieber Straaten, waS ich noch sagen wollte, nehmen Sie sich Fräulein Adcltrauts etwa- an, versprechen Sie cS mir! Man kann nicht wissen, ob sie von der ihr fremden Gesellschaft genügend gewürdigt wird. Hier ficht jeder nur auf den äußeren Schein, und eS wäre mir unendlich schmerzlich, eine Dame, welche ich so hoch verehre, verletzt zu sehen."