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Bekanntmachung, die zum Schutze der Bauarbeiter nöthigen Matzregeln betr. Gemäß der Vorschrift in § 31 der Verordnung, die Ausführung deS Allgemeinen Baugesetzes sür daö Königreich Sachsen betr., vom 1. Juli 1900 hat die unterzeichnete Königliche AmtS- hauptmannschast im Einverständnisse des Bezirksausschusses beschlossen, zum Schutze der Bauarbeiter sür den diesseitigen Verwaltungsbezirk die folgenden Vorschriften zu erlassen: I. Zur Unterkunft für die an Bauten beschäftigten Arbeiter bei ungünstiger Witterung und in den Ruhepausen müssen Räume geschaffen werden, welche im Mittel mindestens 2,20 m im dichten hoch, mit Wänden umschlossen und mit einem Dache versehen sind, und deren Grundfläche derart bemessen sein muß, daß auf jeden am Bau dauernd beschäftigten Arbeiter eine Fläche von wenigstens 0,75 qm entfällt. Der betreffende Raum muß einen festen trockenen Fußboden haben und aus besonderes Er fordern der Polizeibehörde vom 15. Oktober bis 15. März heizbar sein. Für die dauernd auf dem Bau beschäftigten Arbeiter find in den Unterkunftsräumen Sitzplätze zur Verfügung zu stellen. Baumaterialien irgend welcher Art dürfen in diesen Räumen nicht abgelagert werden. Bei Tiefbanteu müssen die Unterkunftsräume so belegen sein, daß der Beschäftigungsart eine- jeden Arbeiters von der Unterkunftsstätte der Regel nach höchstens 750 m entfernt ist. 2. Bereitet in dicht bebauten Ortstheilen die Herstellung besonderer Unterkunftsräume un- oerhältnißmäßige Schwierigkeiten, so kann auch in anderer Weise für die nöthige Unterkunft gesorgt werden. Auf Schankwirthschaften dürfen die Arbeiter jedoch nur dann verwiesen werden, wenn ihnen der Aufenthalt daselbst auch ohne Entnahme von Speisen und Getränke gestattet wird. 3. Bei Hochbauten müssen für die in Ziffer I bezeichneten Personen Aborte in solcher Zahl vorhanden sein, daß rin Abort für höchstens 25 Personen dient. Die Aborte müssen derartig eingerichtet sein, daß von außen nicht hineingesehen werden kann. Erforderlichen Falles sind vor den Thüren Blenden anzubringen. Werden aus einem Baue auch weibliche Arbeiter dauernd beschäftigt, so sind sür dieselben gesonderte Aborte anzulegen. Für Tiefbauten wird die Anordnung der Herstellung solcher Aborte sür den einzelnen Fall Vorbehalten. 4. Für die nach Ziffer 3 herzustellenden Aborte dürfen keine durchlässigen Gruben angelegt, ondern die Aborte müssen entweder an eine öffentliche Entwässerungsanlage vorschriftsmäßig an geschlossen werden, oder eS müssen wasserdichte Tonnen, welche nach Bedarf rechtzeitig sortzuschaffen und durch leere mittels Kalkanstrichs desinficirte Tonnen zu ersetzen sind, aufgestellt werden. Diese Tonnen sind durch Sitz» und Stoßbretter zu verdecken. Bei Tiefbautrn in freier, von Wohngebäuden entfernter Lage kann die Herstellung einer Erdgrube gestattet werden. 5. Die Unterkunftsräume für die Arbeiter und die Aborte müssen genügend erhellt sein und find stets in reinlichem Zustande zu halten. Vorstehende Bestimmungen finden Anwendung bei Hochbauten, wenn einschließlich der Poliere und Lehrlinge mehr als 10 Personen zur Zeit der Rohbauaussührung gleichzeitig auf dem Bau beschäftigt sind; während der Rohbau- ausführung vorübergehend beschäftigte Arbeiter, wie Zimmerleute und dergleichen, werden nicht in diese Zahl eingerechnet, bei Tiefbautrn, welche von Unternehmern ausgeführt werden, wenn an einer bestimmten Stelle deS Baues mehr als 10 Personen länger als I Woche gleichzeitig beschäftigt sind. Für alle Bauten gilt Folgendes: 6. Vom 15. November bis 15. März dürfen Stuckateur-, Putzer- und Töpfer-Arbeiten in Neubauten nur dann ausgesührt werden, wenn die Räume, in denen gearbeitet wird, durch Thüren und Fenster verschlossen sind. Die nur vorläufige Anbringung derartiger Verschlüsse ist für ge nügend zu erachten. ) 7. In geschlossenen Räumen, in denm offene Koksfeuer brennen, darf nicht gearbeitet werden. 8. Arbeiterinnen dürfen nur auf solchen Gerüsten Beschäftigung finden, deren Stockwerke durchaus dicht mit Brettern belegt und unter einander nicht durch Leitern, sondern durch schiefe Ebenen verbunden find. 9. Die Durchführung vorstehender Bestimmungen wird nach Z 140 Absatz 2 des Allgemeinen Baugesetzes durch Androhung und Vollstreckung von Geldstrafen bis zu 1VV0 Mark oder von Haftstrafen bis z« fechS Wochen oder durch Verhängung des Bauverbote erfolgen. Insoweit die diesbezügliche Bekanntmachung vom 4. Dezember 1900 von Vorstehendem ab weicht, wird sie hiermit aufgekoben. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 29. Januar 1901. Von Loeben. v. W. Oertttches und Sächsisches. Frankenberg, 8. Februar 1901. -j- Vom kgl. Landstallamt Moritzburg find bei der kgl. AmtS- hauptmannschaft Flöha eine Anzahl Exemplare der „21. Mitteilung an die sächsischen Pserdezüchter" eingegangen und können solche in der Kanzlei der kgl. Amtshauptmannschaft unentgeltlich in Empfang genommen werden. Der diesjährige Remontemarkt in Frankenberg wird am 4. Juni d. I. abgehalten werden. -st Ottendorf. Am Dienstag vormittag sand innerhalb der 88. Brigade eine Winterübung statt, wozu aus den beiden Regi mentern der Chemnitzer Garnison ein kriegsstarkes Bataillon for miert worden war. Das Bataillon wurde mittelst Militärsonder zug bis etwa 1 Kilometer südlich Ottendorf befördert. Nachdem dasselbe auf freier Strecke entladen worden war, fand im An schluß daran eine Uebung gegen den markierten Feind statt, die sich bis auf Merzdorfer Gebiet — oberhalb des Merzdorf-Fran kenberger Stege- — erstreckte. Gegen 3 Uhr kehrten die Truppen per Fußmarsch in die Garnison zurück. — In Oberfrohua stürzte in einem unbewachten Augen blicke das zweijährige Kind des am Schulberg wohnhaften Kauf manns H. aus dem Fenster der zweiten Etage auf die Straße herab. Das Kind erlitt so schwere Verletzungen, daß eS nach kurzer Zeit verstarb. — Die Firma „Maxwcrke", Elektrizitätswerke und Automo- bilgesellschaft in Köln a. Rh., hat dem Rate zu Chemnitz mit geteilt, daß sie nicht abgeneigt sei, in Chemnitz elektrische Motor wagen zum öffentlichen Gebrauche einzustellcn, und um Bekannt gabe der Konzesfionsbedingungen gebeten. Mit Rücksicht darauf, daß eine ausgedehnte Benutzung von Motorwagen zum öffent lichen Gebrauche noch in keiner deutschen Stadt erfolgt ist, und noch kein« Erfahrungen über die zu stellenden Bedingungen vor- liegcn, und in der Erwägung, daß nach der noch in Aussicht stehenden Einstellung von Taxameterdroschken ein Bedürfnis für solche Motorwagen kaum vorhanden ist, hat der Rat das Angebot zur Zeit abgelehnt. — Die Stadtverordneten in Leipzig beschlossen, den sozial demokratischen Antrag, an den Reichstag eine Petition gegen die Erhöhung der Getreidezölle zu richten, abzulehnen. Dagegen be willigten die Stadtverordneten zum Ankauf des Vorwerks Sorg bei Adorf behufs Errichtung einer Lungenheilanstalt 300 000 Mark. — Noch ist das neue Rathaus in Leipzig lange nicht fertig und schon ist's zu — klein. Steuer- und Vollstreckungsamt werden in den Räumen des jetzigen „Stadthauses" am Obstmarkt Der Uampyr. Roman von Gustav Höcker. cs«. Fortsetzung.) - (Nachdruck verboten.! Alban halte, nachdem ec den gegenwärtigen Aufenthalt deS Obcrbeckschen Museums ausgekundschaftet, die Reise nach Dresden unternommen, um das Wachsbild des Mörders mit eigenen Augen zu sehen. Die Reise, an welche Fanny so große Befürchtungen knüpfte, hatte ihre Spitze lediglich gegen Josefine gerichtet, „Aus einer Geschäftstour, die ich kürzlich machte, besuchte ich eine Sehenswürdigkeit", erzählte er, Wahrheit und Lüge nach Be dürfnis vermischend. „Es waren darin u. a. auch berüchtigte Verbrecher in WachSnachbilvungen zur Schau gestellt. Der Name Scharmann, der auf den Plakaten besonders hervorgehoben war, hatte mich angelockt. Mein Erstaunen läßt sich nicht mit Worten schildern, als ich in der Wachsfigur die Züge Bruhns wieder- crkannte, mit dem ich in Gens und in Paris viel verkehrt hatte. Er war es, darüber konnte gar kein Zweifel obwalten; bis in die kleinsten Linien seines Gesichts war dos Portrait getroffen, welches man nach der Totenmaske deS Hingerichteten angcfertigt hat. Aus dieser überraschenden Entdeckung mußte ich naturgemäß den Schluß ziehen, daß die im hiesigen Spitale verstorbene Persönlichkeit un möglich Bruhn gewesen sein könne, sondern sich nur im zufälligen, wenn auch unerklärlichen Besitze von dessen Papieren befunden habe." „Ich möchte eher vermuten, daß Sie sich in dem Wachsfiguren kabinett durch eine Aehnlichkeit yaben täuschen lassen", wandte Herbeck ein. Alban lächelte fiegeSgcwiß. „Darüber mag Ihre Frau Ge mahlin selbst urteilen. — Es kostet Ihnen nur die kurze Reise nach Dresden, gnädige Frau; dort werden Sie im Overbeckschen Museum sich mit eigenen Augen überzeugen, daß die geheimnis volle Person Scharmanns niemand anders al- Ihr erster Gatte gewesen ist." Als Alban schwieg, trat eine längere Stille ein. Gewiß er schien seinen beiden Zuhörern der Fall seltsam genug, der ihm verbleiben, das mit einem Kostenaufwande von 41500 Mk. ver ändert werden soll. — Zur Beilegung des Konfliktes in der „Leipziger Volks-' zeituug" hat in Berlin abermals eine Konferenz unter Leitung des sozialdemokratischen Parteivorstandes getagt, die von Vertre tern der Leipziger Partei« und Geschäftsleitung der „Leipziger Volkszeitung", des Vorstandes des Verbandes der Buchdrucker Deutschlands, der Ausständigen und der Gewerkschaft der Buch drucker beschickt war. Nach fünfstündigem Verhandeln wurde den Buchdruckerverbandsvertretern als letztes Zugeständnis der Vor schlag gemacht, 12 der Ausständigen innerhalb 14 Tagen wieder einzustellen und die übrigen 19 bei Bedarf von Arbeitskräften ebenfalls wieder unterzubringen. Die Verbandsvertreter erklärten, das Angebot mit den Ausständigen beraten und in einigen Tagen den endgiltigen Entschluß mitteilen zu wollen. Es wird hierzu eine Versammlung der Leipziger Verbandsbuchdrucker noch be sonders Stellung nehmen. — Eine Kanone ist der gewiß nicht alltägliche Gegenstand eines sich gegenwärtig am Crimmitschauer Amtsgericht abspielen den Prozesses, und zwar klagt der Maurermeister Hoffmann nebst fünf Genossen in Neukirchen gegen den Ziegelmeistcr Popp, Ober leutnant der Artillerie von der Schützengesellschaft Neukirchen, auf Herausgabe der der Batterie gehörigen Kanone. Die Geschichte trug sich, nach dem „Sachs, Volksbl.", folgendermaßen zu: Die Schützengesellschaft Neukirchen setzt sich aus verschiedenen Kom panien zusammen. Einen Teil davon bildete die „Artillerie". Was nützt aber eine so feurige kampfesmutige Truppe ohne Ge schütz? Dem mußte abgeholfen werden, „koste es, was es wolle", meinte der Oberleutnant und lieh das Geld zu einer Kanone. Ein anderer Herr, der Schlosser Weiß, fertigte das Gestell dazu. In einer späteren Versammlung wurde dann beschlossen, daß jedes Mitglied monatlich 10 Pfg. zu entrichten habe zur Bezahlung dieses Vehikels. Nicht lange sollte ihnen die Freude, eine leib haftige Kanone zu besitzen, erhalten bleiben. In den Reihen trat Uneinigkeit ein. Beim Schulbau in Neukirchen, welchen der Bau meister Hoffmann ausführte, war der Ziegclmeister Popp bei der Ziegellieferung verdrängt worden und hatte — keinen Auftrag erhalten. Seinem Aerger machte er nun dem Baumeister Hoff mann gegenüber Luft. Es traten bald viele Mitglieder infolge der fortwährenden Streitigkeiten aus. Wie aber nun die Kanone bekommen und nicht stehlen? Darüber war Popp nicht sehr ver legen. Eines Tages kommt er mit Pferden an und ersucht den Wirt um die Herausgabe des Schlüssels, er müsse die Kanone zum Schmied (!) schaffen, denn es müsse daran etwas repariert werden. (!!) Das Instrument ist auch zum Schmied geschafft wor- das Dunkel, in welches die Persönlichkeit des Mörders gehüllt war, gelüstet hatte. Aber unwahrscheinlich war seine Erzählung durchaus nicht, und auf keinen Fall war sie eine bloße Erfindung, sonst hätte er Josefine nicht das Mittel in die Hand geben können, sich selbst an Ort und Stelle von der Wahrheit zu überzeugen. Hcrdeck unterbrach das herrschende Schweigen. Alban scharf ansehend, sagte er: „Ich muß Ihnen Glauben schenken, umso mehr, als in Ihren überraschenden Eröffnungen ja zugleich das Zugeständnis liegt, daß der Totenschein, für den Sic 50 000 Mark empfingen, ein Stück wertloses Papier gewesen ist." „Wertlos?" wiederholte Alban. „Hot dieses Stück Papier nicht das Hindernis beseitigt, welches Ihrer Heirat im Wege stand? Sehe ich Sie nicht glücklich mit der Dame Ihres Herzens ver einigt ? Ist das nicht mein Verdienst? — Ich hoffe sogar, gng- dige Frau, daß unsere Rechnung noch nicht abgeschlossen ist, denn ich gedenke mich UM Ihr Glück noch ein zweites Mal verdient zu machen." „Hoffentlich mit mehr Uneigennützigkeit als das erste Myl warf Herdeck ein. „Mit Uneigennützigkeit bringt man es im Leben nicht vor wärts", lächelte Alban verächtlich. „Ich befinde mich augenblick lich in einer günstigen Situation und werde dieselbe zu meinem Vorteile auSzunützen versuchen. Der Eine gelangt zu einem Lot- teriegcwinne, der andere zu einer Erbschaft — ich bin in den Besitz eines wichtigen Geheimnisses gelangt. Es steht mir frei, gnädige Frau, den Namen Scharmann durch den Namen Bruhn zu ersetzen unp es laut in die Welt hinaus zu rufen, daß Ihr Gatte zwei Frcmea ermordet hat und dafür um einen Kops kürzer gemacht worden ist --- »der zu schweigen, und mir mein Geheim nis von Ihnen abkaufcn zu raffen. Ich denke, das letztere wäre noch einmal fünszigtausenb Mark wert" „Elender Schurke!" rief Herdeck außer sich und stürzte auf den ««deren zu. Josefine warf sich dazwischen und zog den empörten Gatten sanst zurück. „Bedenke, Ley", ffvsterte sie, „wir sind in seine Hand gegeben." den, aber dann sofort in die Behausung des Herrn Popp. Da nun diejenigen, welche der Batterie noch angehörten, die Kanone zurückforderten, schaffte man diese nach der „Krippe" als ein Ge schenk für diese Gesellschaft. Jedoch diese lehnte das Geschenk ab! So steht nun die Kanone im Gasthose „Zur Krippe"; ver lassen von denen, welche treu zur Fahne geschworen hatten. Der Gerichtshof vertagte den Kanonenstreit, um erst noch einige Zeugen zu vernehmen. In Crimmitschau ist man gespannt, wer schließlich die Knallbüchse erhält. — Im Zwickauer Vorort Wilkau ist am Mittwoch ein 5- jähriges Mädchen auf der Eisdecke eines Fabrikgrabens durchge brochen und ertrunken. — Am Mittwoch hatte die Ehefrau des Maschincnstickers Hermann in Eibenstock auf einige Zeit die Wohnung verlassen und ihre beiden Kinder, das eine im Alter von 4 Jahren, das andere 19 Wochen alt, allein gelassen. Das ältere Kind hat jedenfalls den Korb, in dem das jüngere lag, umgeworfen, sodaß cs mit dem Gesicht auf den Fußboden fiel und dadurch den Er stickungstod fand. — Auf der Anschlußstrecke Hermsdorf-Friedland ist der we gen Schneeverwehung eingestellte Verkehr in vollem Umfange wie der ausgenommen worden. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Zur preußische» Kanqlvorlage wird dem „Hannoo. Cour" gemeldet, daß die Mehrheit des Zentrums für den Kanal eintreten werde, wenn die Frage der Lippe-Kanalisierung nach seinem Wunsche geregelt würde. Auch kmservative Abgeordnete Schlesiens wünschen das Zustandekommen des Kanalprojektcs. Die Kanalvorlage ist also nicht unter so schlechten Ausspicien in der Kommission angelangt, als man nach den Reden des Partei führers bei der ersten Lesung annehmen mußte. Immerhin ist ein Erfolg der Regierung noch außerordentlich ungewiß. — Der deutsche Landwirtschaftsrat in Berlin hat sich auch sür die Notwendigkeit der Einführung öffentlicher Schlachtvieh- Versicherungen in den Bundesstaaten ausgesprochen. Die Zwangs« Versicherung müsse auf Grund staatlicher und provinzieller Organi sation errichtet werden, weil alle anderen Formen der Versicherung den Zwecken, welche anzustreben sind, nicht gerecht werden kynnen. Im Interesse einer möglichst erfolgreichen Wirksamkeit der Ver sicherung sei in allen deutschen Staaten für größere Fleischverbraucher die Errichtung von Freibänken ynzustreben. Weitere Beschlüsse betreffen den Handel und die Notierung nach Lebendgewicht. „Ich werde die Reise nach Dresden unternehmen", warf sie dem Gauner, dem sie gerade den Rücken zugewendet hatte, über die Achsel zu. „Und wann darf ich wiederkommen?" fragte dieser. „Gönnen Sie mir vier oder fünf Tage Frist", erwiderte sie in dec vorigen Haltung, worauf Alban sich entfernte. . . . Zwischen den Zurückbleibenden wurde lange Zeit nichts ge sprochen; sie war unter der Wucht der empfangenen Eindrücke verstimmt. Josefine, die in unruhigem Nachdenken bald auf- und abgegangen war, bald sich wieder in den Fauteuil geworfen hatte, ergriff zuerst das Wort. „Wenn ich auch das Schweigen dieses Vampyrs erkaufe", sagte sie, „so ist einem so ehrlosen Menschen, wie er, doch zuzu- traucn, daß er später immer wieder mit neuen Forderungen her vortreten und uns beständig ein Schreckgespenst bleiben wird. Und doch wollte ich diese Furcht ertragen; aber den GewissenSvorwurf, daß unsere Ehe sich auf den Totenschein einer fremden Person gründet, vermag ich nicht auf mich zu laden. O, Leo! es ist weine Pflicht, das Geheimnis, wer mein Gatte war, zu enthüllen — ich muß inst die Bescheinigung meiner Witivenschaft vom Staatsanwalt in Berlin ausstellen lassen. Und dann bin ich in den Augen der Welt entehrt durch die Blutthaten und daS schimpfliche Ende des Mannes, mit dem ich einst vor dem Trau altäre stand. Träfe diese Schande mich allein, so wollte ich sie mit Ergebung tragen; aber Du, armer Leo, wirst Du nicht auch gebrandmarkt, da Du Dein Lebe:-: an die Witwe eines Hingerich teten Mörders gekettet hast? Was soll ich thun?" „Vorläufig nichts", erwiderte Leo. „Ich begleite Dich nach Dresden. — Du Arme! welche neue Erschütterung wird Dir dort bevorstehcn! — Erst wenn wir zurückkommcn, können wir han deln, und dabei sollst Du Dich nur von Deinem Gewissen be stimmen lassen, um mich mache Dir keine Sorgen. Dein Besitz kann mich nrrr ehren und beglücken, aber nicht beschimpfen. Und waS die Welt uns auch Demütigende- aufcrlegen könnte — mit Dir will ich es freudig erdulden." (Fortsetzung folgt.)