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Z 18 Dienstag, den 22. Januar LVQ1 60. Jahrgang Srsch'i.t tägttch mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends sür den fol genden Tag. Preis vierteljährlich I M. bO Pf., monatlich ül) Pf., Einzelnummer KPs. Bestellungen xerde» iu unserer (Geschäftsstelle, von den Bote» und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. -»seral OeSSßr«» Dir 5-gesp PeUIzetlr oder deren Raum 1Ü, bei Lokal-Juleralrn 12 Ps; im nmiliche» Teil pro^jeile 4OPf.; „Eingesandt" im Re» daltionsteile 30 Pf. Bei schwierigem und tabellarischem Satz Ausschlag „ach Tarh. Für.Nachweis und Osserlen Annahme 25 Ps. Extragebühr. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschast Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg t. Sa. Vie Vireviion: o. r. w. lloxpv. vss KUrgermeisteramt: L«aI1»«k. 8t8ltti8cds Skämtemeliülk ru livrelM. ^ameläunKvn tür das um 15. 4prll 1801. tiSAillnenstv neue kokuljalir llökwsa dis IIntPl-reiokustsn sotxeKSU. Vas Institut ist sine tltr dis I-aukdalm eins« Lurvaudsamtvn iu Igllkrixsm Lursus vordareitends LrnisdunxsLnstuIt. krosxelcte su visustsn. Bekanntmachung. Unsere Einwohnerschaft wird ersucht, ihre Theilnahme an der Akter deA Geburt-tageA Seiner Majestät des deutsche« Kaisers am Sonntag, den 27. dss. Monats, durch allgemeine Schmückung der Häuser mit Fahnen zu bethätigen. Frankenberg, am 18. Januar 1901. Der Stadtrath. »r. Mettig, Bürgermeister. Die Erkrankung der Königin Viktoria von England. Unter den telegraphischen Meldungen der am Sonnabend nach mittag ausgegebenen SonntagSnummer unseres Blattes wurde bereits berichtet, daß die große Nervenabspannung der letzten Jahre die Königin zur absoluten Ruhe zwinge und ihr jede Teilnahme an den StaatSgeschäften unmöglich mache. DaS klang schon ernst genug. Die im Laufe der Nacht zum Sonntag in Deutschland eingetroffenen Meldungen berichten sodann, daß der Zustand der Königin ein so bedrohlicher sei, daß die Tage der hohen Patientin gezählt seien. Wir teilen aus den bezüglichen Sonnabends- Depeschen folgende Einzelheiten mit: Die „Liverpool Post" meldet, das Sehvermögen der Königin Viktoria sei wiederum sehr schwach geworden. Professor Pagen stecher ist im geheimen aus Wiesbaden berufen worden. — Dem „Manchester Guardian" zufolge hatte die Königin einen leichten Schlaganfall. Am Sonnabend mittag wurde folgendes Bulletin veröffentlicht: Tie Königin leidet an großem Verfall der Körperkräfte, welcher von Symptomen begleitet ist, die Beunruhigung verursachen. Die am Spätnachmittage des Sonnabend in London verbreiteten günstigeren Meldungen über den Zustand der Königin bestätigten sich nicht. Der Zustand war vielmehr fortdauernd sehr ernst und gab zur größten Besorgnis Anlaß. Nach Sonnabend abend 9 Uhr aus Schloß Osborne in London zuletzt «ingegangenen Mel dungen »ar in dem Befinden der Königin keine weitere Ver schlimmerung eingetreten. Der Kräfteverfall schien zum Stillstand gekommen zu sein. Depeschen, die am Kopenhagener Hofe am Sonnabend von der Prinzessin von Wales eingelroffen waren, schilderten den Zustand der Königin Viktoria als sehr bedenklich. Die Festlichkeiten am deutschen Kaiserhose haben durch die Krankheit der Königin einen plötzlichen Abschluß gefunden. Der am Sonnabend nachmittag erschienene „ReichSanzriger" veröffent lichte eine Hofansage, wonach wegen schwerer Erkrankung der Kö nigin von Großbritannien und Irland und der Abreise deS Kaisers Wilhelm (Enkel der Königin) nach England die für den 23. d. in Aussicht genommene große Cour nicht stattfindet. — Der Kaiser reiste Sonnabend abend 6 Uhr mittelst Sonderzuges mit seinem in Berlin gewesenen Oheim, dem Herzog von Connaught, nach Lon don ab. In seiner Begleitung befinden sich die Generäle v. Kessel, v. Scholl, Kapitän v. Grumme und Generalarzt v. Leut hold. — Der englische Kreuzer „Minerva" hat Beseh! erhalten, nach Vlissingen zu gehen, um den deutschen Kaiser und den Herzog ! von Connaught zur Ueberfahrt nach England aufzunehmen. Die Ankunft des Kaiser- und seines Gefolges in Schloß Os borne dürste Montag vormittag erfolgt sein. Mit der Prinzessin von Wales reiften der Herzog von Jork von Gandringham und die Prinzessin Luise von London nach Osborne an das Krankenlager der Königin. Sonntags-Telegramme. Aus Osborne wird gemeldet, daß am Sonnabend nachmittag nach mehrstündiger völliger Ent kräftung der TodeSkamps eingetreten sei. — Ein am Sonntag mittag 11 Uhr au-gegebeneS Bülletin besagt: Die Königin ver brachte eine unruhige Nacht; eS find in ihrem Befinden Aenderungen nicht eingetreten. London. Montag früh. Der letzte amtliche Bericht über den Zustand der Königin, der heute morgen 3 Uhr ausgegeben wurde, besagt, vaß die Königin in den letzten Zügen liegt. — Aus allen Teilen der Welt lausen Sympathietelegramme ein; einige Herrscher lassen sich über den Zustand der Königin fort lausend Bericht erstatten. London. Der Papst hat den Kardinal Rampolo beauftragt, dem Prinzen von Wales seine Sympathie auszudrücken. — Ein ununterbrochener Depeschenwechsel soll, wie es heißt, zwischen dem Quirinal und London stattfinden. London. Montag. Die Nachricht von der Erkrankung der Königin kam dem englischen Volke vollkommen überraschend, wenn man auch wußte, daß es mit dem Gesundheitszustände der „Queen" schlimm bestellt sei. Die Ereignisse in Südafrika, die Todesfälle in der Familie (Sohn Alsred .von Sachsen-Coburg und Enkel Christis MHMWOMMMMWBWMWmMMW drückten die Herrscherin schwer darnieder. Als sie vor einigen Wochen von Windsor nach Osborne übersiedelte, bemerkte man eine bedeutende Kräfteabnahme. Am Freitag stellte sich eine leichte Erkältung ohne erhebliche Schmerzen ein, aber die Königin wurde immer schwächer; die Kräfte sanken im Laufe dieses Tages so be deutend, daß man sich entschließen mußte» Krankenstandsberichte auszugeben. London. Die Folgen eines eventuellen Ablebens der Köni gin Viktoria werden hier lebhaft erörtert. In politischen Kreisen weist man darauf hin, daß der Prinz von Wales weder mit dem deutschen Kaiser noch mit dem russischen gute Beziehungen unter hält, er hege im Gegenteil für Frankreich mehr Sympathie. In den aristokratischen Kreisen genießt der Prinz vollstes Vertrauen, aber in den Bürger- und HandelSkreisrn sieht man seiner Regie rung mit großer Besorgnis entgegen. London. Die Morgenblättcr beschäftigen sich ausschließlich mit den Einzelheiten über den Gesundheitszustand der Königin und besprechen die etwaigen Folgen ihres Ablebens. Sie sind von dem Ernst der Krankheit überzeugt und meinen, daß die Ver einigung sämtlicher Mitglieder der königlichen Familie ein Zeichen des nahen Todes sei. — Kaiser Wilhelm traf heute morgen in Waterloo ein und wird frühestens um 10 Uhr vormittags in Osborne ankommen. — „Daily Telegr." teilt mit, daß die Nach richt von dem schlechten Gesundheitszustand der Königin das Volk wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf und überrascht hat, ob gleich eine amtliche Mitteilung jede Hoffnung bereits aufgegeben hatte. Mit der Königin scheide eine der interessantesten Persön lichkeiten der Welt und eine Krau mit klarem Blick. Berlin. Nach einer Meldung aus London empfing der Ma rinekommandant Kaiser Wilhelm im Hafen von Port Viktoria. 6 Uhr 20 Min. traf der Kaiser in London ein und wurde vom Prinzen von Wales, dem Herzog von Dort und dem Prinzen Christian von Schleswig-Holstein begrüßt. Der Menschenandrang am Bahnhof war ungeheuer. Der Kaiser begab sich sofort nach dem Palast der Königin. Berlin. Montag Vorm. Auf der hiesigen englischen Botschaft ist heute früh ein Telegramm mit der Nachricht eingelroffen, daß die Königin Viktoria bewußtlos war «ud daß man stündlich die Katastrophe erwarten könne. — Die königliche Familie war heute früh in OSborne im Schlaf gemach der Königin versammelt, da der Tod jede« Augen blick erwartet werde. AuS Berliner politischen Kreisen wird geschrieben: Es ist be merkenswert, daß sogar in den amtlichen Nachrichten die Erkrankung der Königin mit den „Aufregungen deS letzten RegierungSjahreS" in Zusammenhang gebracht wird, und daß die Londoner Blätter ausdrücklich auf den tiefen Schatten Hinweisen, den der südafri kanische Krieg auf ihr Leben geworfen hat. Während der 64jäh- rigen Regierung der jetzt nahezu 82-Jährigen haben allerdings keiner von all diesen Kriegen war so schwer und opferreich als der Burenkrieg, dem auch die Königin lange heftig widerstrebt haben soll. Es hat ihr nichts geholfen. Obwohl ihr Einfluß auf die Politik des Königreichs und insbesondere aus die auswärtige Politik erheblich größer ist, als gemeinhin angenommen wird, mußte sie sich schließlich der Chamberlainschen Politik schweren Herzens unterwerfen. Der südafrikanische Krieg hat den Lebensabend der Königin Viktoria verdüstert und zu all der ungeheueren Verant wortung, die Josef Chamberlain jeinem Lande gegenüber durch die Anzettelung dieses schmählichen Eroberungskrieges auf sich geladen hat, gesellt sich auch die, dadurch das Leben der englischen Herrscherin abgekürzt zu haben. Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 21. Januar 1901. -j- Endlich ist in der Stacht zum Sonntag ein Umschlag der Witterung eingetreten. Ein Anzeichen dafür bot schon am Sonnabend die Meldung aus London, daß dort morgens Regen niedergegangen sei. Am Sonnabend abend und in der Nacht zum Sonntag hatte man kaum 2 Grad unter Null zu verzeichnen. Die Hamburger Seewarte kündigte bei einem Maximum von 765 über Südeuropa und einem Minimum von 745 über der Nordsee als wahrscheinliches Wetter „Tauwetter mit Niederschlägen" an, und prompter noch, als sich erwarten ließ, ging diese Prophezeiung in Erfüllung. Der Dampyr. Roman von Gustav Höcker. (17. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Während auf Herdccks Bilde die Figur deS Herzog- von Fried land mit Hilfe Alban- erfreuliche Fortschritte machte, hatte der letztere die Stunden, wo er sich zu den Modellfitzungen einfand, geschickt benutzt, sich die Gunst und Achtung deS Maler- zu erwerben. Alban war ein weitgereister Mann, der viel zu erzählen wußte und dem man gern zuhörte. Wo es ihm gerade darauf ankam, verstand er eS, sich durch gefällige Manieren angenehm zu machen, denn er hatte sich früher in der feinen Welt bewegt, ehe er sein Vermögen durchbracht« und von Stufe zu Stufe zum Verbrecher herabsank, der vor keinem Mittel mehr zurückbebte, um wieder zu Reichtum zu gelangen. Er hatte dem Maler eine gut erfundene Geschichte erzählt, wie er durch schlechte und gewissenlose Menschen, die seine Gutmütigkeit und sein Vertrauen mißbrauchten, nach und nach um alles gekommen sei und sich nun genötigt sehe, jeden Gelderwerb, der ihn nicht unter seinen Stand erniedrige, mitzunehmen. Herdeck schenkte ihm seine Teilnahme und sein Mit leid ; mehr von ihm anzunchmen, als ein bescheidene- Honorar für seinen Anteil an Herdecks Kunstwerke, war Alban nicht zu bewegen, und dieser selbstlose Stolz, diese- zarte Ehrgefühl ließ ihn in der Achtung des Künstler- nur noch höher steigen. Daß Alban jene geheimnisvolle Mittelsperson gewesen war, welche Herdecks pvNlagernden Brief erhoben und writerbesördert hatte, nachdem er dessen, für ihn leicht zu enträtselnde- Inserat in den Zeitungen gelesen, wird der Leser längst erraten haben. Er hatte die Möglichkeit erwogen, daß dec Witwe die Bitte in der Zeitung entgehen könne, und sich erlaubt, nach Verlauf mehreren Tage den wirklich unabgeholt gebliebenen Bries aus dem Postamte selbst in Empfang zu nehmen, um dafür zu sorgen, daß die HerzenSergießungen de- Malers und dieser selbst den Weg zu der schönen jungen Witwe fanden. Welche- Ergebnis seine unerbetene Vermittelung in dem Liebesidyll gezeitigt haben mochte, wußte Alban nicht; doch entging ihm die veränderte Stimmung des Malers nicht: dieser war schwermütig und geistesabwesend und das nahm Alban für ein günstiges Zeichen. Eines TageS, als er sich nach einer Modellsitzung entfernen wollte und Herdcck ihn hinausbegleitete, um hinter ihm wieder die Vorsaalthür zu verschließen, traf es sich gleichzeitig, daß ein eben anlangender Besuch von draußen hereintrat. Alban trat höflich zur Seite, um die Dame — denn eine solche war es — an sich vorüber zu lasten. Die Begrüßung zwischen ihr und dem Maler war freundschaftlich und vertraulich und ließ keinen der beiden Teile Zeit, sich um Alban zu kümmern. Die grünen Vorhänge der GlaSthürc verdunkelten das kleine Entree, sodaß Alban nur zu unterscheiden vermochte, daß die Eingetretene dicht verschleiert war; nach ihrer Stimme und ihren Bewegungen zu urteilen, schien sie jung zu sein; die Silhouette ihrer mit einem eng anliegenden Paletot bekleideten Gestalt zeigte schlanke Formen. Einen Augenblick hatte Alban geglaubt, es sei Josefine, doch hatte er bereit- in der Domkirche, als er sie neben dem Maler stehen sah, bemerkt, daß beide von gleicher Höhe waren, während die Verschleierte dem Maler um einen reichlichen halben Kopf nachstand. Bei dem lebhaften Anteil, welchen Alban an dem jungen Künstler nahm, war eS begreiflich, daß er sich auch für dessen Besucher interessierte, und da eS sich in diesem Falle um eine Dame handelte, die offenbar heute nicht zum ersten Male kam, so regte sich sogar eine Art argwöhnischer Eifersucht in ihm, daß die Verschleierte oer Witwe, die er dem Maler zugedacht hatte, da- Feld streitig machen könne. Er wollt« erfahren, wer sie sei, und so war es ihm höchst ! willkommen, daß sich dem Hause gerade gegenüber eine kleine s Kneipe befand. In dies«r ließ er sich nieder, einen Platz am Fenster einnehmend, und als nach Verlauf einer Stunde, die dem Wartenden sehr lang wurde, Hcrdecks Besucherin, den dichten Schleier sorgfältig über das Antlitz gezogen, auf die Straße trat, verließ er seinen Beobachterpostcn und folgte der Unbekannten nach. Unterwegs betrat sie eine Konditorei und bald nach ihr trat auch Alban ein. Sie hatte sich an einem kleinen Tische nieder gelassen und den Schleier zurückgeschlagen, um ein Stück Kuchen zu verzehren. Alban ließ sich ebenfalls etwas geben und wählte einen Platz, von wo aus er sie, ohne ihre Aufmerksamkeit zu erregen, bequem beobachten konnte. Tas pikante Gesichtchen mit den lebhaften dunklen Augen war ihm durchaus nicht fremd. Herdeck hatte es in so lebensvollen Zügen, in so sprechender Aehn- lichkeit auf die Leinwand gezaubert und Alban hatte cs so oft vor sich gehabt, daß er sofort das Urbild Gertrudens, der Nürn berger Wirtstochter vom „Wilden Mann" wiedcrerkannte. Also nur ein Modell. Nur? Jedenfalls kein gewöhnliches. Nach ihrer eleganten Erscheinung und Haltung zu schließen, war es eine Dame der besseren Gesellschaft, und es mußten besondere Umstände obwalten, daß sie dem Künstler einen Dienst erwies, dem ein starkes bürgerliches Vorurteil entgegensteht, weshalb sie wohl auch ihr Antlitz so sorgfältig unter dem Schleier geborgen hatte. Jene argwöhnische Eifersucht regte sich wieder in Alban. Er beschloß, die bekannte Unbekannte nicht au- den Augen zu lasten» stand auf, bezahlte und ging, um draußen, scheinbar in die Betrachtung eines Schaufensters verloren, auf sie zu warten. Als sie bald darauf ebenfalls die Konditorei verließ, setzte er die Ver folgung durch mehrere Straßen fort, bis sie in einem Hause ver schwand. Vor einem der Läden, dir sich in einem Hause befanden, war sie von einer Frau, di« an der offenen Ladenthür stand, mit