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K1. Jahrgang Freitag, den 7. Mär, L»«2 ÄEif// Bezirks- Anzeiger Gür ^kach»«« und Veranttvortllchcr Redakteur: Ernst RoHberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Rohberg in Frankenberg i. Sa. mr Peucker. Nr Morgenstern Philipp, Vorsitzender. vr. Herr!, Syndikus. »f Donnerstag »erlagt. zu, auj ent > gegen V8 Stimmen lusse auf Streichung ab« der mbo sprechen sich StaatS» Stübel, die Abgg. Arendt eformp.), dagegen Richter mf Antrag Richter nament- E- r»< willigung der Bahnsortführung bis sekretär v. Richthofen, Kolonialdir (Rnchsp.), Werner und Bindewald auS. Ueber den Antrag Arendt wi sich abgestimmt und derselbe mit gelehnt. Er bleibt beim Kommis ganzen Position. Di« Weiterberatung wird hie -f- Die sogenannte „geschloffene Zeit" beginnt, wie schon erwähnt, nächsten Montag. Von diesem Tage an bi- einschließlich ersten Osterfciertag ist sowohl die Abhaltung öffentlicher Tanz belustigungen, wie die Veranstaltung von Prioatbällen, auch wenn diese in Privathäuscrn oder in Lokalen geschloffener Gesellschaften abgehalten werden, verboten. Konzerte und Theater können hin gegen stattfindcn. Aufruf. In den Jahren 1890 bi- 1894 soll ein Kunst- gärtner Kockel mit seinem Söhnchen Friedrich auS einer Stadt SachsenS nach Siebenbürgen verzogen sein und sich dort in oder bei Kronstadt niedergelaffen haben. Eine- TageS verschwand der Vater und dessen Sohn, Friedricki Kockel, blieb hilflos zurück. Nach langem Umherirren wurde er nach Deutschland auSgewiesen und aus Vermittelung deS Landarmen-Äerbande» zu BreSlau im Jahre 1897 als etwa 10jähriger Knabe — sein Geburtsdatum war nicht zu ermitteln — in das evangelische Waisenhaus zu Gleiwitz in Pflege und Erziehung ausgenommen. Dieser etwa im 15. Lebensjahre stehende Friedrich Kockel soll nun gedachte An stalt verlassen und sehnt sich nach seiner Heimat im Sachsenlande, wo er, soweit seine Erinnerung zurückreicht, einen kleinen Bruder Otto und eine Großmutter — seine Mutter lebte nicht mehr — Mches. , 6. MS», 1902. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des früheren Mühlenbcfitzers Richard Max Eifrig in Niederwiesa, vormaligen Inhabers der am 23. April 1901 gelöschten Firma C. H. Eifrig sb Sohn daselbst, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Ein wendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht oerwerthbarcn Vermögensstücke Oertttches und Fra Amtsblatt der Königlichen AmtshauptmannschaftFlöha, des Königlichen Amtsgerichts und desStadtratS z« Frankenberg Vom Reichstag. In der 158. Sitzung vom 5. März wurde der erste Punkt der Tagesordnung: Beratung des Entwurfs eines Gesetze-, be treffend die Feststellung eine- zweiten Nachtrag-etatS zum RcichS- hauShalt-etat für das Rechnungsjahr 1901, ohne Debatte ge nehmigt. Es folgt die Fortsetzung der Beratung deS Etat- für daS AuSwärtige Amt bei dem Titel 9, Zuschuß an die deutsche Kolonialgesellschaft für die Schaffung einer AuSkunftSstelle für Auswanderer 30 000 Mk., welche die Kommission unter die ein maligen Ausgaben deS ordentlichen Etat- verwiesen hat. Der Kommisfionsantrag wird schließlich angenommen. Für die Regierungsforderung auf regelmäßige Bewilligung der 30 000 Mk. stimmt nur ein Teil der Rechten und ein Teil der National liberalen, gegen dieselbe überhaupt die Linke, ein Teil deS Zentrum-, darunter Heim und Dasbach, ferner die Polen und die Welfen. Nachdem eine Reihe von Titeln in unerheblicher Debatte er ledigt worden sind, beantragt Müller-Sagan namentliche Ab stimmung über den Ankauf von Grundstücken in der Wilhelmstraßc und in der Maucrstraße, die für das Dienstgebäude der Kolonial verwaltung bestimmt sind und bisher der Prinzessin Luise von Hohenzollern gehörten. Rufe recht-: DaS ist doch unerhört! Der von der Budgetkommisfion befürwortete Ankauf wird mit 126 gegen 91 Stimmen beschlossen. Nach Erledigung deS Etats deS Auswärtigen Amte» beginnt die Beratung des Etats der Schutzgebiete, zunächst de- für Deutsch. Ostafrika. Arendt nimmt die 1901 gegen den verstorbenen Kolonialdirektor vr: Kayser in Sachen Tucker-Peter- erhobenen Anschuldigungen zurück. Bei den einmaligen Ausgaben beantragt die Kommission, die Forderung sür die Fortführung der Eisenbahn linie Tanga-Nuhesa-Korogwe bi- Mombo zu streichen. Arendt beantragt Bewilligung in Höhe vün 950 000 Mk. Für die Ae- .LU^tjp.PeltkM« »der den« R«m lö, bei Lokol-Jnsewt« SL Ps.; tm amtlich« Lett pro Fett« 40Ps.; „Emgel«»»" im «»- dakll«w»eü« 30 Pf. Bei l chwitri-m» nn» ers««l»i t««a4 mit Ausnahme de« Sonn- und Festtage, abend« für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. 50 Ps., monatlich bl) Ps., Einzelnummer 5Ps. Vierden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstqlten angenommen. Bekanntmachung. Von der Handelskammer zu Chemnitz soll für da» Jahr 1992 t^dem 11. Einkommensteuertermin zur Bestreitung ihres Aufwandes ein EleULDZU^chlUg Einkommensteuer von 2 Pfennigen für die Mark de» Steuerbetrage», welcher Wie in Spalte ck des EinkommenfteuerkatasterS (für Handel und Gewerbe) eingestellten BetrSg« Wlt, erhoben werden. Dieser Steuerzuschlag gelangt hierdurch mit dem Hinweis zur Ausschreibung, daß bei dessen Übung von allen Steuerpflichtigen, deren Einkommensteuer jährlich nicht 63 Mark beträgt, ab» Wn ist. K Ehemnitz, den 5. März 1902. Dir Handelskammer. zur Zeit de» Wegzuge» hinterlassen. — Menschenfreunde SachsenS, di« über genannte Personen irgendwelche Kenntnis haben, werden gebeten, der evangelischen DaisenhauSöerwaltung in Gleiwitz un gesäumte Nachricht zugehen zu lassen, damit dem verlassenen Knaben zum Auffinden seiner Angehörigen bezw. Heimat verhalfen wer den kann. — Die Einbrecher, welche in letzter Zeit in Altgering»«alde, Reinsdorf u. s. w. Diebstähle verübten, find in Einwohnern der Stadt Hartha ermittelt und festgenommrn word«n. Dir Dirb« hatten rS besonder- auf bares Geld abgesehen. — Auf unerhörte Weise seine Ehefrau in» Jenseits zu be fördern, »ersuchte in der Nacht vom Montag zum Dienstag der Schuhmacher Fichtner, der Bewohner de» Armenhauses zu Eiritz ham bei Burgstädt ist. Derselbe hatte in Abwesenheit seiner besseren Hälfte, mit der er, da er zeitweilig trinkt, in Unfrieden lebt, durch Streichhölzer und Pulverausstreuungen da» ganz« Armenhaus in eine regelrechte Mine verwandelt. Eine Zündschnur, die von außen durch Wegnehmen eines Ziegels leicht zugängig war, führte durch alle Räume. Die böse Absicht, diese Mine zu entzünden, sobald seine Frau ihr Lager aufgesucht haben würde, wurde aber glücklicherweise vereitelt, denn die Frau roch Lunte, d. h. das auSgegoffene Petroleum, und entdeckte die Bescherung. Sie eilte sofort zur OrtSpolizei und setzte diese »on dem Bor gefallenen in Kenntnis. Da Fichtner merkte, daß fein ver brecherisches Vorhaben entdeckt war, kehrte er in der Nacht nicht heim, wurde aber am anderen Morgen von der Gendarmerie fest genommen und in sicheren Gewahrsam gebracht. Er dürste einer empfindlichen Strafe entgegensetzen. Fichtner stand schon seit mehreren Jahren in dem Rufe eine« bösartigen Menschen. — Bezeichnend für die Dresdner WohnungS»erhältnisfe ist der Erfolg, den ein Inserat, in welchem eine größere Wohnung gesucht wurde, zu verzeichnen hatte. Es gingen auf eine einmalige Einrückung im „Dresdner Anzeiger" nicht weniger denn 170 Woh- Jm Bethlehemstift z« Hüttengrund -ei Hohenstein werden kränkliche und schwächliche Kinder, soweit sie nicht an acuten oder ansteckenden Krankheiten oder an Klämpfen leiden, während der Zeit von Mitte April -i» in den Oktober hinein auf die Dauer von 40 Tagen zur Kur und Pflege ausgenommen. In der ersten (Frühjahr»-) Abtheilung finden Kinder im Alter von 10—15 Jahren, in den drei folgenden Abtheilungen Kinder im Alter von 3—15 Jahren Aufnahme. Die Königliche Amtshauptmannschaft ist in Folge eine» mit der Verwaltung genannten Stift» getroffenen Abkommens in der Lage, sür dieses Jahr daselbst einige Freistellen vergeben zu können. Hierauf gerichtete Gesuche von Einwohnern des hiesigen Bezirks find mit thunlichster Beschleunigung bei den Gemeindebehörden anzubringen und von Letzteren umgehend mit einer gut achtlichen Aussprache über Würdigkeit und Bedürftigkeit der Gesuchsteller und unter Bei fügung eines ärztlichen Zeugnisses hier rinzureichen Flöha, den 4. März 1902. Die Königliche Amtshauptmannschaft. der Schlußtermin, sowie Termin zur Prüfung der nachträglich angemeldete« Kordernngeu anf den 4. April 1992, BormittagS 1V Uhr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt worden. » Frankenberg, den 5. März 1902. Der Gerichtsschreiber de» Königliche« Amtsgericht». Die verhängnisvolle Inschrift. Kriminalroman von N. W. Kahle. l«. Sortierung.) («achdru« verboten.) In einem Vorzimmer, daS zu den von dem jungen Grafen bewohnten Zimmern führte, traf dieser den Expedienten der Por- zrllanmanufaktur. ES war «in Mann in der Mitte der dreißiger Jahre, kein unübler Mann für ein gewöhnliche» Auge, denn sein zwar jü disches, aber durchaus nicht häßliche» Gesicht zeigte eine frische Farbe, und sein« Gestalt war schlank und hoch. Unangenehm an ihm waren die schwarzen Augen, die er für gewöhnlich halb ge schloffen und auf den Boden gerichtet hielt, die aber, wenn er sie aufschlug, eine scheue Unruhe und beim Nachdenken ein tiefes Grübeln zeigten, recht das ernste Grübeln dessen, der keinen Vor teil vergessen, keine Rücksicht außer Acht lassen möchte. Es waren Augen, von denen man sagen konnte, sie hätten selbst rückwärts sehen mögen. Er verneigte sich demütig gegen den eintretenden Grafen, dessen Gesicht seine Mißstimmung nicht verbarg. „Nun, Salomon? WaS will er? Wie kann er mich auS dem Salon rufen lasten?" „Verzeihen der Herr Graf — eS ist doch eine sehr wichtige Angelegenheit!" sagte Salomon Wolf. „Ja nun, was ist cs?" rief Graf «aniSka. „Er braucht keine Angst zu haben wegen der zweitausend Thaler. Frankenstein hätte sie gewiß bezahlt, daS weiß ich, wenn nicht ein Brief, der vorgestern eintraf, ihm die schwere Erkrankung seiner Mutter ge meldet hätte. Er ist sogleich mit Kourierpscrden abgercist.« „Also dir Mutter von dem Herrn Baron sind krank — thut mir recht sehr leid!" sagte Wolf, ein Papier, das er in den Hän den hielt, auSeinanderfaltend. „Aber der Herr Baron hätten doch bedenken sollen, daß heute der Tag ist, und daß ich das Geld selbst nur geliehen habe und zurückzahlen muß." „Wolf, man bedenkt nicht viel, wenn eine Mutter im Sterben liegt!" sagte der junge Gras. „Gewiß, Herr Graf, aber war soll ich thun? Der Mann, von dem ich daS Geld habe, ist zu mir gestürzt gekommen und hat gewettert und geflucht wie ein Rasender, als ich ihm sagte, daß der Herr Baron verreist seien und nicht gezahlt hätten. Er hat geschworen, daß er mich in der ganzen Stadt ausschreien lassen will als einen Betrüger, wenn'ich ihm sein Geld nicht bringe heut abend. Ich habe ihn gebeten, er möchte sich gedulden noch einen Tag, zwei Tage, aber er will nicht» hören von Vernunft. Da hab' ich mich erinnert mit schwerem Herzen, daß der Herr Graf mir Bürgschaft gegeben — und ich erlaube mir, dem Herrn Gra- fen zu präsentieren dieses Papier über zweitausend Thaler, zahlbar am heutigen Datum." „Unsinn, Wols! Man hat doch nicht immer zweitausend Thaler in der Tasche oder im Hause!" rief Graf Laniska, halb lachend, halb bestürzt. „Komm er morgen wieder, dann will ich daS Geld schaffen. Frankenstein ist sicher. Ich weiß, daß er solid geworden. Noch vor acht Tagen sagte er mir, er habe bald den Wechsel zu bezahlen und er wisse auch schon, welche Ein nahme er dazu verwenden wolle." „Morgen —- morgen, Herr Graf?" sagte Salomon Wolf achselzuckend. „Wenn ich's wäre — bis überübermorgen wollte ich gern Frist geben. Aber mit dem Manne ist nicht zu reden. Er hat sich verschworen bei Gott, daß er einen Auflaus machen will in der ganzen Manufaktur und mich verklagen beim Herrn Inspektor, wenn ich ihm nicht bringe heute abend sein Geld! Und was geschieht dann mit mir? Ich bin ein »erlorcner Mann, ich verliere meinen Kredit —" „Wolf, schaff' er Auskunft!" rief Graf LaniSka ungeduldig. „Ich habe keine Zeit. Der König ist im Salon meiner Mutter — e» muß ausfällig, «S muß leichtsinnig erscheinen, wenn ich nicht anwesend bin." „Seine Majestät find zugegen? Viel Ehre!" sagte Wolf mit einem demütigen Zusammenschauern, ohne daß seine Miene den dreisten, dringlichen Ausdruck verlor. „Herr Graf, rS thut mir leid — aber wenn ich zurückkomme ohne Geld, so bin ich ein ruinierter Mann!" „Nun zum—! WaS machen wir da?" rief der Graf. „Ich will ihm gern eine Gratifikation geben, wenn er den Mann be gütigt — zehn Thaler, zwanzig Thaler. Aber heute laß er mich in Ruhe!" „Ich kann nicht, Herr Graf — ich kann nicht, ich schwöre eS, ich verliere meine Existenz! Und den Mann zu begütigen, den Mann — Sie kennen ihn nicht, Herr Graf! Vielleicht, wenn man ihm sagt, daß er noch verdienen kann zwei-, dreihun dert Thaler, falls er wartet einige Tage — vielleicht, daß er ein Auge zudrückt und schweigt. Aber ander» thut er eS nicht. Er ist ein Gauner!" „Und er, Wolf? Er ist ein ehrlicher Mann?" rief Laniska bitter. „Kurz und gut — komm er morgen, er soll sein Geld haben. Heute bin ich nicht im stände!" Er war zornig geworden und wandte sich zum Gehen. Sa lomon trat ihm in den Weg. „Herr Graf — ruinieren Sie nicht einen ehrlichen Mann, der dem Herrn Baron eine Gefälligkeit erwiesen!" rief er. „Ich bin in Todesängsten — ich kann mich nicht retten! Entweder Sie schreiben dreihundert Thaler mehr — oder ich gehe sogleich, noch heut abend, zum Ches deS Regiments und sage ihm, daß — daß der Herr Baron nicht Wort gehalten. Dann mag der Mann, der mir daS Geld gegeben, thun, was er will, denn er wird einsehen, daß ich nicht die Schuld habe und daß ich alle» gethan, was ich konnte." „DaS würde Frankenstein ruinieren!" rief Graf Laniska. „Da» thust Du nicht! Der Chef ist ein übermäßig strenger Herr und Frank«nstein steht nicht bei ihm in Gunst wegen seiner tollen