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Bo» Reichstag. In der 191. Sitzung am II. Juni beriet das HauS das Süßstoffgesetz. Hermes (fts. Vp.) kann bei diesem Gesetze, wo durch eine blühende Industrie hingeschlachtet werde, die Regierung nicht unterstützen. Der Vorgang bei diesem Gesetze sei eine Bru talität der agrarischen Majorität. Graf Carmer (kons.) spricht sich für das Gesetz aus; Fischer-Sachsen (soz.) bekämpft dasselbe. Becker (Ztr.) hält das Verbot der Herstellung und des Verkaufes von künstlichen Süßstoffen, wie in § 2 ausgesprochen wird, im Interesse der Landwirtschaft für notwendig und wird mit einem Teile seiner Freunde für die Kommissionsbeschlüsse stimmen. Pach nicke (srs. Vg.) meint, wenn man Saccharin verbiete, weil eS keinen Nährwert habe, so müsse man auch alle Gewürze verbieten. Gamp (kons.) bittet um Annahme des KommisfionSbeschlufseS. Haffe (nl.) wird mit einem Teile seiner Freunde gegen daS Ge setz stimmen. Speck (Ztr.) ist mit einem Teile seiner politischen Freunde nicht in der Lage, für den KommisfionSvorschlag zu stimmen. Paasche (nl.) wird dagegen mit einem Teile seiner Freunde für das Gesetz fstimmen. Z 2 wird sodann in nament licher Abstimmung mit IS3 gegen 115 Stimmen angenommen. Die M 3 bis 10 werden debatteloS angenommen. Z II handelt von der Entschädigung der Inhaber der Süßstoffsabriken, ihrer Beamten und Arbeiter, die das sechsfache des jährlichen Rein gewinnes betragen soll. Der Paragraph wird mit dem Anträge Kamp angenommen, wonach die Höhe deS Gewinnes für jedes Kilogramm chemisch reinen Saccharins auf 4 Mk. festgesetzt wird. Schließlich wird daS ganze Gesetz in zweiter Beratung erledigt. Hieraus tritt eine Mittagspause ein. Nach Wiederaufnahme der Sitzung stimmt daS HauS dem Anträge auf Vertagung bis zum 14. Oktober debattelos zu. Bei Beratung der Zuckersteuervorlage nimmt Graf Bern- storff-Uelzen seinen früheren Antrag auf, wonach der eine gewisse Summe überschreitende Ertrag aus der Zuckersteuer zu einem Fonds angesammelt wird, der bei Ucbersteigung von 10 Millionen zur Herabsetzung der VerbrauchSabgabe verwendet werden soll. Staats sekretär Thielmann und Richter (frs. Vp.) bekämpfen den An- trag. Singer (soz.) meint, die Verantwortung, daß der Zucker mit einer Steuer von 14 Mk. belastet werde, trügen die Frei sinnigen. Nach erregter Polemik zwischen Richter und Singer und nach Ablehnung des Antrages Bernstorff wird das Gesetz fast ein stimmig angenommen. Das Süßstoffgcsetz wird in dritter Beratung debattelos erledigt. Bei Beratung der Brüsseler Zuckerkonventio» beantragt Herold (Ztr.), daß die Kündigung des Vertrages für den I. Sep tember 1908 und die späteren Jahre rechtzeitig zu erfolgen hat, falls der Reichstag die Zusrimmung zur Verlängerung nicht vorher gegeben habe. Präsident Grcf Ballestrem erklärt es nicht für zulässig, an die Annahme des Gesetzentwurfes Bedingungen zu knüpfen. Der Reichskanzler Graf Bülow erklärt namens der verbündeten Regierungen, der Antrag sei unannehmbar. Würden die Regierungen dem Anträge zustimmen, könnte die gleiche For derung gegenüber allen kündbaren internationalen Abkommen er hoben werden. Den Regierungen müsse es überlassen bleiben, den geeigneten Zeitpunkt zu wählen, um den bestehenden Zustand zu ändern. Eine vorherige parlamentarische Erörterung dieses Zeit punktes sei ausgeschloffen. Selbstverständlich werde bei der Wahl deS Kündigungszeitpunktes für die Verträge, welche die Interessen der Landwirtschaft berühren, seitens der Regierungen diese Inter essen besondere Beachtung finden. Die Annahme des Antrages Herold würde für die Regierungen gleichbedeutend sein mit der Ablehnung der Konvention. Herold zieht darauf seinen Antrag zurück. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärt namens der Regierungen, daß die Ratifikation der Brüsseler Konvention unter keinen Umständen eher erfolgen werde, als bis das Zuckcrstcuer- gesctz von den Regierungen angenommen und im Reichsgesetzblatte veröffentlicht sein werde. Gegenüber dem Fürsten Bismarck, der die Annahme der Konvention als einen Sprung ins Dunkle be zeichnet, tritt Reichskanzler Graf Bülow auf. Er könne diese Bezeichnung nicht zugcben. Die Vorlage sei auch nicht übers Knie gebrochen, sondern die Materie sei gründlich geprüft worden. Gegenüber weiteren Bemerkungen deS Fürsten Bismarck erklärt der Reichskanzler, er habe nicht die Pflicht, die Interessen der Zucker fabriken zu wahren, sondern die Interessen der Allgemeinheit zu vertreten. (Beifall.) Die Konvention wird hierauf mit 209 gegen 101 Stimmen angenommen; gleichfalls das Branntwein steuergesetz. Nachdem v. Levetzow dem Präsidenten Grafen Ballestrem für seine unparteiische Haltung gedankt und der Reichskanzler die kaiserliche Botschaft, betreffend Vertagung deS Reichstages bis zum 14. Oktober, verlesen hatte, vertagte sich das Haus mit einem dreimaligen Kaiser-Hoch. Die Sozialdemokraten hatten vorher den Saal verlassen. Gerhards Fra«. Erzählung von Marlin Bauer. i». AorNetzang.) MaLdrii« Ltrbolru.I Gerhard hatte das Zimmer, welches Erna so gefiel, wirklich für sic bestimmt und bei der Einrichtung, die durchweg neu war, diese zukünftige Bestimmung des Zimmers vor allem ins Auge gefaßt, ja, er konnte eS sich nicht verhehlen, daß er mit Lust und Liebe daran gearbeitet hatte, den Raum besonders heimisch zu machen; nun, im Augenblicke seiner Mißstimmung, die er nicht länger zu beherrschen vermochte, ärgerte er sich wieder über den sicheren Blick, den Erna auch darin bekundete, und er sagte ziem lich steif: „Du weißt, daß Du mit dem heutigen Tag hier Herrin wurdest und deshalb keiner Erlaubnis mehr bedarfst, verfüge ganz nach Belieben über die Zimmer." Jetzt endlich ward Erna aufmerksam, der kühle Ton seiner Stimme befremdete sie, sie mußte ihn verletzt haben, wenn sie auch im Augenblicke durchaus nicht wußte womit. Sie senkte den Kopf und sann nach — vergebens, eS fiel ihr nichts ein. ^Sie hob den Blick und richtete ihn fest auf ihren jungen Gatten, den Mann, dem sie heute ihr Leben anvertraut hatte, den sie mehr liebte wie dieses Leben selbst, und ein tödlicher Schrecken überkam sie, sie stürzte auf ihn zu und schlang mit einem Aufschrei ihre Arme um seinen Hals. „Du leidest, Gerhard, Du bist krank!" Dieser unverfälschten Todesangst gegenüber fühlte er endlich sein häßliches Mißtrauen schwinden, die Wolke, die auf seiner Stirn zusammengezogen, zerteilte sich wieder, seine Augen bekamen einen wärmeren Blick, sein Arm schlang sich langsam um die feine Taille. Er war denn doch ein Narr, sich durch unfruchtbare Grübeleien den Genuß des Augenblicks zu verkümmern, durch Grübeleien, die im Grunde genommen zu spät kamen und an dem Thatbestandc nichts mehr zu verändern vermochten, und er wandte Erna gegenüber das alte Mittel von dem Kopfschmerz an, der sichtlich üble Laune herbeigeführt habe, und hatte vie Genugthu- ung, daß sie sofort dieses alte Märchen glaubte. Wie angenehm auch wieder, sich von zarten Frauenhänden umsorgt, von Frauenliebe verwöhnt zu sehen, denn Erna hatte mit der Selbstverständlichkeit, die alle ihre Handlungen kennzeich nete, ihr Amt als Pflegerin angetreten. Gerhard mußte ein kühles verdunkeltes Zimmer aufsuchen, sich in die Sofaecke setzen, und cs kostrte einen kleinen Kampf, bis er er durchzusetzcn vermochte, daß Erna ihn wenigstens mit kalten Umschlägen verschonte, die sie als bestes Heilmittel sofort in Vorschlag gebracht hatte. Zum Glück verlor der böse Kopfschmerz zusehends an Heftig keit, und nach Verlauf einer Stunde wünschte Gerhard wieder als Gesunder betrachtet zu sein, und Erna hatte ihn wirksam gepflegt, daß mit dem häßlichen Kopfschmerz auch alle die finsteren Gedan ken in die Flucht geschlagen waren, BräutigamSstimmung und BräutigamSzärtlichkeit waren ihm zurückgekehrt. Nur daß eben leider diese Stimmung nicht von Dauer war, und daß sich nach dem Verlaufe etlicher Wochen ein bemerkenswert kühles Verhältnis, wie es sonst zwischen Neuvermählten nicht üblich zu sein pflegt, bei den jungen Gatten herangebildet hatte. Erna litt darunter, war aber doch zu stolz, das zu zeigen, da Gerhard das zu finden schien, waS ihr, als widersinnig, Schmerz Jetzt ist die Zeit, wo der Postbote mit den Lrinnernngsscheinen für das Abonnement auf das „Frankenberger Tageblatt" pro z. Quartal vorsprechen wird und bitten wir unsere ver ehrten Postabonnenten, ihre -tnenernng hierbei gefl. gleich bewirken zu wollen, damitt keine Unterbrechung in der Zustellung eintrete. Neu hinzutretende Leser machen wir darauf aufmerksam, daß sie ihr Abonnement bei jedem Briefträger bewirken können. Auch genügt ein größerer Zettel mit der Aufschrift: Erbitte die Zusendung eines Exemplares des „Fran kenberger Tageblattes" ab z. Juli 1902. Unterschrift. Vieser Zettel wird in den ersten besten Brieskasten geworfen und zwar unfrankiert, worauf die zuständige Postanstalt alles Nähere veranlassen wird. bereitete; sie ward nur stiller, und die Wangen zeigten kaum je mals erhöhte Farbe, Vas Lächeln ward ein immer seltener Gast um den kleinen Mund. Sie lag auch jetzt mit bemerkenswertem Ernst dem anmutigen Geschäft des Rosensammclns ob, ging dann mit ihrer duftigen Bürde nach dem Wohnhaus und ordnete sie auf der hübschen, dicht mit wildem Wein berankten Veranda auf graziöse Weise in Vasen und Schalen. Dann machte sie einen Gang nach den Wirtschaftsräumen, mehr um dem eigenen Bedürfnis zu genügen, als weil etwa die Notwendigkeit dazu vorhanden war; die Wirtschafterin, die schon dem HauSwescn des verstorbenen OheimS vorgestanden hatte, war eine durchaus zuverlässige Person, die eS zudem nicht gern sah, wenn die junge gnädige Frau sich in Dinge hineinmischte, die sie, Frau Karoline Mittwurz, sich seit langen Jahren gewöhnt hatte, für ihre allereigensten Angelegenheiten anzusehen. DaS hatte Erna sehr bald bemerkt, und so hatte sie denn wieder einmal lange einsame Stunden vor sich, die sic sich be mühen mußte, so gut das eben gehen wollte, durch Lektüre und Handarbeit, allenfalls auch durch Musik, auszufüllen. Nur daß sie durchaus nicht immer in der Stimmung war, zu musizieren. Sie hatte einen schüchternen Hinweis bei Gerhard versucht, daß sie gar keine Gelegenheit fände, worauf sie sich doch schon gefreut gehabt, ihre Talente als umsichtige Hausfrau zu entfalten, daß Frau Mittwurz alles allein besorge und für sie selbst kaum eine Arbeit übrig bliebe. Der junge Gatte hatte zu ihrem Kum mer noch gelacht: „Aber, Liebchen, ich habe Dich doch geheiratet, um eine kleine Frau zu haben; daß Du nach dem Wirtschafter« innenposten Verlangen trägst, konnte ich nicht wissen. Du wirst Dich da schon mit Frau Mittwurz, die eine sehr verdienstvolle Dame ist, einigen müssen; daß ich mich in dergleichen Dinge hi neinmische, kannst Du unmöglich verlangen, ich käme mir dann vor wie der richtige Topfgucker, etwas, daS ich kaum genug ver abscheuen kann." Nein, Erna verlangte da- ganz gewiß nicht, aber sie konnte eS nicht hindern, daß sich ihr die Stunden in Gerhards Abwesen heit zu halben Ewigkeiten dehnten. Eie blätterte in etlichen Zeit schriften, aber sic kannte es von daheim, wo der Tag immer mehr, als cs ihr lieb scheinen mochte, au-gefüllt gewesen, daß die Lek türe wohl eine Belohnung für gethane Arbeit ist, aber doch nicht als Tagesbeschäftigung gelten könne. Da — Pfcrdegetrappcl! Gerhard kehrte früher vom Felde heim, als sie zu hoffen gewagt — sie schob die Journale zur Seite, ja, sie beachtete eS nicht, daß etliche Blätter zu Boden fielen, und stand auf, um ihm entgegenzugehen. Wie hübsch er auSsah, wie gut er zu Pferde saß! Er lüftete grüßend den Hut bei ihrem Anblick, er hätte eS sich nie verziehen, hätte er irgend eine Höflichkeit ihr gegenüber versäumt, hatte aber dann noch etwas mit dem Stallknecht zu besprechen, bevor er nicht eben übermäßig hastigen Schrittes die Stufen zur Veranda hcrauf- kam. Er warf Hut und Gerte auf den Tisch und zog Erna ne ben sich auf die Garteubank. „Nun, kleine Frau?" Erna senkte den Kopf, und als er sie leicht am Kinn faßte und das Gesicht zu sich emporhob, sah er, daß in den Augen, die sich umsonst hinter den langen Wimpern zu verstecken suchten, Thränen standen. Er war klug genug, um sofort die Situation zu übersehen, auch zu gerecht, um irgend welches Mißfallen in sich aufkommen zu lasten. Sie kam aus einem großen Familienkreise, und sie war stets durch Liebe verwöhnt worden, er hatte sich ja durch eigenen Au genschein überzeugt, welche bevorzugte Stellung Schwester Ema im Kreise ihrer Geschwister eingenommen, eS war sehr leicht ver ständlich, wenn sie sich einsam fühlte. Es war richtig, sie war viel allein; wenn er auch die Entschuldigung mit seinem Bems für sich hatte, dem ein praktischer Mann vor allen Dingen nach- gehcn mußte, so besaß er doch auch wieder die bekannte Schwäche der Männer Frauenthränen gegenüber, und er hätte in diesem Augenblick viel varum gegeben, hätte er sich sagen können, er sei gänzlich ohne Schuld an diesen beiden schimmernden Tropfen, die unter den gesenkten Wimpern heroorblickten. Aber es war wunderlich, so tadellos sein Verhalten gegen seine junge Frau jederzeit gewesen war, so ward doch in seinem Gewissen etwas laut, das einer anklagcnden Stimme zum Ver wechseln glich, und mit dem es recht schwierig schien, sich abzu finden. Vorderhand that er, was jeder Mann an seiner Stelle gethan hätte, vorausgesetzt, daß die weinende Frau jung und hübsch war. Er nahm sie in seine Arme, er küßte ihr die Thränen von den Wimpern, ja, er flüsterte allerlei thörichte Dinge in ihr rosiges Ohr, die durchaus nicht seiner sonstigen Gemessenheit entsprachen, und deren er sich auch in der nächsten Minute fast ein wenig schämte, und schließlich kam ihm der Gedanke, der vom ersten Moment an der richtige gewesen wäre: Erna braucht Zerstreuung. Unwillkürlich löste sich sein Arm wieder, weil e» ihm so gerade zur rechten Zeit eingefallen war, daß er ja eigentlich gar keine Liebesheirat geschloffen hatte, eS kam nur zuweilen ein Etwas in seine Beziehungen zu Erna hinein, was ihn daS fast vergessen ließ, und er machte Erna in etwas gehaltenem Tone den Vor schlag, ob es ihr nicht Spaß machen würde, heute nachmittag eine Fahrt nach Lüderwitz zu unternehmen, die Frau Amtsrat würde sicher sehr erfreut sein, ihre Nichte wieder einmal bei sich zu sehen. Erna schüttelte leicht ihr Köpfchen, es lag etwas ungesucht Melancholisches in dieser leichten Bewegung. „Tante hat mich lieb, gewiß, und ich bin ihr, ach, wie dankbar dafür! Aber eS wäre egoistisch, wollte ich nun auch versuchen, aus dieser Liebe den größtmöglichsten Nutzen zu ziehen. Ich war auch erst vor drei Tagen in Lüderwitz und weiß, daß Tante augenblicklich in einem ihrer nur vierteljährlich abzuhaltendcn riesengroßen Wäschefeste drin steckt, zudem sie in den nächsten drei Tagen ihren einzigen Sohn nach mehrjähriger Abwesenheit für einen längeren Aufenthalt daheim erwartet, und ich weiß, daß mein Besuch, wenn auch kein Hindernis, so sicherlich auch keine Förderung der mancherlei durch diesen Umstand bedingten Vor bereitungen sein würde." „Du könntest ja helfen," schlug Gerhard vor, „Du wirtschaftest ja so gern, hast ja zuweilen schon bedauert, daß die eigene Häus lichkeit nicht mehr praktische Thätigkeit von Dir verlangt." „Tas könnte ich und würde ich auch sehr gern, hätte ich ni«s» leider schon die Erfahrung gemacht, daß Tante, seitdem auS.Er Ettersdorf Frau Assessor Raven wurde, mir auch nicht die aller- winzigste Arbeit zuschieben würde, und wenn ich darum betteln wollte. Es ist nicht so leicht, lieber Gerhard, für mich eine Be schäftigung zu finden, gicb jeden Gedanken daran auf." Wieder diese unbewußte Melancholie in der Stimme, mährend Erna ganz entschieden einen Scherz beabsichtigt hatte. Der Herr Assessor stampfte ärgerlich ein wenig mit dem Fuße, so leicht, daß es seine junge Frau keinesfalls bemerken konnte, dann machte er einen hastigen Gang von einem Ende der Veranda bis zum an deren; an einer der weiten Oeffnungcn, die in Form eines Spi- tzenbogcnfenfters in der dichten Laubwand angebracht war, machte er Halt und sah nachdenklich in die Blütenpracht deS Gartens hinein. Erna war eine gute, kleine Frau, gewiß, jedenfalls die beste» die er bekommen konnte, und er hätte sich um die Welt nicht eine andere junge Dame seiner Bekanntschaft an ihre Stelle denken mögen, aber er qualifizierte sich wohl überhaupt nicht besonder- zum Ehemann, was sollte er in dieser fatalen Situation machen? Noch ein schwerer, gedankenreicher Augenblick, dann ein glück licher Einfall und er wandte sich schnell zu Erna herum: „Ich schreibe heute noch an Mama und bitte sie, daß sie Schwester Lili mit unbeschränktem Urlaub zu uns schickt, Du hast dann eine Gesährtin, die Dir Langeweile und Bangigkeit hoffentlich mit Er folg vertreiben hilft, und der Kleinen macht eS gewiß Spaß, den neuen Wohnsitz ihrer Schwester einmal gründlich kennen zu lcrnen, denn allzubald wird sie nicht wieder fortgelassen, das steht felsenfest." Gerhard war ganz glücklich über seine ausgezeichnete Idee, und auch Ernas Augen strahlten auf, sie hatte nur ein Bedenken, Mama würde Lili nicht entbehren können und deshalb vielleicht