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Donnerstag, de« S Juni 1SO2 K1. Jahrgang eu der» ! AintSblatt der Königlichen Amtshauptnmnnschast Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg 5 Druck und Verlag von C. G. Voßberg In Frankenberg I. Sa. Dit Königliche Amtshauptmannschaft. »r Morgenstern Lhm. Gammelort: BahnhofSrestaurant. Oberlichtenau. U«ke, Zwangsverwalter. a. 29. Konzessionen darstellen, die ird, ist die Stimmung deS Präsidenten Krüger eine sehr gedrüW; er ist tief enttäuscht darüber, u. !!. itag Gerhard» Fra« tkachdrAS t«. 8°N,rtzu»g.) die mit hin renommiere« wollt«. daß die Burenführer ihn sowie gierten verleugnet haben. Ob d zurückkehren wird, ist vollkommen mandcm sprechen. Nach einer «« könnten vorläufig ihr Los auch besinn. Andererseits geht man nicht fehl, daß die englischen U in Pretoria namentlich in bezug a ch längeres AuSharren nicht wohl auch mit der Annahme Händler den Burendelegierten die Amnestie der Kapholländer uuä sliob »ulro räen dou die das in Europa weilenden Dele- lte Krüger je nach Südafrika ewiß; er läßt sich von nie» Meldung verharrt Präsident erge t»«t ät. ie. iger ivll. fee, »e«. el ach ab. stampfte in mächtigen Schaftstiefeln die Stufen hinan und schüt telte dem jungen Manne kräftig die Hand: „Schon Bekanntschaft gemacht, Kinder? Vorstellung nicht mehr nötig? Freut mich, freut mich außerordentlich. Hast doch hoffentlich den Herrn gut unterhalten, Kleine, was?" Er kniff Erna väterlich zärtlich in die Wange, wobei er dem Assessor einen sehr schlauen Blick zuwarf, den nicht zu bemerken dieser sich die größte Mühe gab. „Du weißt doch, Onkel, daß cs mit meiner UnterhaltungSgab« nicht weit her ist, ich fürchte eher, daß ich den Herrn etwas ge langweilt habe", und ehe Raven noch Zeit zur Widerrede fand, stand Erna aus, nahm ihre Bohnenschüffel, nickte ein ganz klein wenig mit dem Kopfe und verschwand ins HauS. Raven blickte ihr nach, mit einem Gesichtsausdruck, der sehr unbefangen sein sollte, aber, ihm selber unbewußt, allerlei wun derlich gemischte Gefühle erraten ließ. „Nun, Assesiorchen — hm — was meinen Sie dazu, hat meine Alte recht gehabt? Eine nette kleine Majelle — was?" Raven fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes, etwas bu schiges Haar und lockerte die Halsbinde. Es war ihm sehr heiß in diesem Augenblicke, und er fand ei unmöglich, auf deS alten Herrn Frage eine kurze bestimmte Antwort zu geben. Erna Ettersdorf war ohne Zweifel ein hübsches Mädchen, ihm hatten diese schmalen mattgefärbtcn Gesichter von jeher besser gefallen, als die wie Milch und Blut prangenden, sie hatte eine schlanke, biegsame Gestalt und eine angenehme Stimme, Raven legte auf die Stimme bei Mädchen und Frauen sehr großen Wert, und er war dessen sicher, daß ihm die junge Dame sehr gut ge fallen würde, hätte er Gelegenheit gehabt, sie unter anderen Ver hältnissen kennen zu lernen. Aber die Verhältnisse — die leidi gen Verhältnisse! Wie konnte man eine junge Dame ohne Voreingenommenheit betrachten, die zu heiraten man die feste Absicht hatte. Sine junge Dame, die, um eine gute Partie zu machen, geschwind auf und fften iehlt i-. Zum Friedensschluß in Südafrika. Die Bedingungen, unter denen der Friede in Südafrika ab geschloffen worden ist, bleiben hinter den Erwartungen aller Buren freunde nicht unwesentlich zurück. Hatte man auch den Verlust der Unabhängigkeit der Buren als unabweiSliches Uebel voraus gesehen, so hatte man doch die Hoffnung gehegt, daß ein bestimmter Termin festgesetzt werden würde, an dem die Buren die ihnen gebührende Vertretung in der Regierung des Landes erhalten und daß die Afrikander amnestiert werden würden. In beiden Be ziehungen hat man sich durch die Abmachungen Kitcheners mit den Burrn getäuscht gesehen. Die früheren Buren, jetzigen sogenannten Afrikander in der Kapkolonie und in Natal, die ihren Bluts verwandten im Kampfe gegen England zur Hilfe eilten, werden ausnahmslos bestraft werden. Die früheren Beamten werden von den ordentlichen Gerichten der genannten beiden Kolonien abge urteilt werden, allen übrigen wird für die Zeit ihre» Lebens das aktive wie passive Wahlrecht entzogen. Die Gerichte können auf jede, nur nicht auf die Todesstrafe erkennen, falls nicht besondere Veranlassung zu einer Verschärfung deS Urteils oorliegt. Durch die Versagung der Amnestie für die Kap- und Natal-„Rebellen" hat sich England daS ganze holländische Element in Südafrika zum ewigen Feinde gemacht; dir Saat, die es damit auSgestreut, wird einmal zu blutiger Ernte reifen. Daß alle BurgherS, also auch der Präsident Krüger, wieder freien Zutritt in ihre Heimat erhalten, ist selbstverständlich, und konnte seitens der Engländer nach keinem Krieg-- und Völkerrechte der Welt versagt werden. Die Gewährung von 60 Millionen Mark für den Aufbau der Farmen und der Verzicht auf jedwede Kriegsentschädigung seitens der Buren ist gleichfalls nichts Besonderes; gebietet eS doch Eng lands Interesse, daß die wirtschaftlichen Zustände in seinen jüngsten Kolonien recht bald wieder zur Blüte gelangen. Unaufgeklärt ist eS noch immer, weshalb die Burenvertreter in Südafrika eS unterlassen haben, sich mit dem Präsidenten Krüger über ihre Stellungnahme zu den englischen FriedenSaner- bietungen auseinander zu setz» n. Es muß wohl angenommen werden» daß Lord Kitchener jede Verbindung mit den Buren in Europa verbot, und daß die Buren der Meinung waren, sie Der in Puunersdorf von der Flöha-Frankenberger Staatsstraße abzweigend«, nach Mühl« bach führende CommunicationSweg wird wegen oorzunehmender größerer BefferungSarbeiten Vom G. bi- 11. dieses Monat- für den Fährverkehr gesperrt und letzterer während dieser Zeit Hbcr Frankenberg oder auf den von Altenhain nach Mühlbach führenden CommunicationSweg verwiesen. L Flöha, am 3. Juni 1902. würden damach noch nicht die les den Buren gemacht werden sollen. M Wie au- dem Haag gemeldet st die Halle aus- ;eben - DI« ö-^s». Petü»«U« oder deren Naum 1b, bei Lokal-Inserate« 12 Pf.; un amtlichen Teil »ro Zeile Kl Pf.; „Eingesandt" u» Re VattionSteile 80 Pf. Bei schwierigem und tabellarischem Satz Ausschlag nach Tarif. Kür RachmeiS und Offerten-Annahme 2Ü Pf. r^ra^tllh«. Krüger in dumpfem Schweigen, « Ast auch noch nicht eine einzige Beußerung über den ihm t gekommenen Frieden»« schluß gethml. In Utrecht dre -aKe Krüger «wrdSat»- bald wieder nach Südafrika zurückkehren, um in der Heimat zu sterben und in heimischer Erde begraben zu werden. Die englischen Blätter loben ausnahmslos die FriedenSbeding- ungen. Die imperialistischen Organe erblicken in ihnen die Ver nichtung auch der letzten Spur von Unabhängigkeit; objektiver Ur teilende meinen, die Bedingungen stellten einen Ausgleich zwischen den gemäßigten Männern auf beiden Seiten dar. Die ganze Ehre deS Erfolges wird Lord Kitchener zugeschrieben, der nach Moltke als der größte militärische Denker gepriesen wird. Im Parlament wird ein Ehrensold für Kitchener von 2 Millionen Mark beschlossen werden. Gleichzeitig wird König Eduard dem General einen hohen AdelSrang verleihen. Der Pariser Cemeinderat nahm einstimmig einen Beschluß antrag an, wonach es gemißbilligt wird, daß Frankreich unthätig die Burenrepubliken niederwcrfen sah. Der Gemeinderat votierte den beiden Präsidenten Krüger und Steijn seine Sympathie. Die „Voss. Ztg." spricht ihr Bedauem über die Annahme dieser Friedensbedingungrn durch die Buren aus und meint, ernsterer Widerstand hätte doch wohl zur Gewährung der Amnestie für die Rebellen gesührt. Trotzdem habe England nicht den ge« mfe 138 M.. -SN Iber lfd. fü- lst. Vielleicht fühlte sich Erna durch den aufmerksamen Blick, den Raven auf ihre Hand richtete, geniert, das Messer glitt ab, und auf der weißen Haut zeigte sich ein roter Blutstropfen. „O, wie ungeschickt", zürnte Erna, rasch das Ende ihres Ta schentuches um den verletzten Finger windend. Raven lächelte sarkastisch: „Den jungen Damen der Jetztzeit pflegt eS bei derartigen häuslichen Beschäftigungen an der nötigen Uebung zu mangeln." „Meinen Sie?" gab Erna kurz zurück, dann mit einem Auf lachen : „Da bin ich keine Dame der Jetztzeit, denn gerade wegen mangelnder Uebung in häuslichen Hantiemngen darf ich mich nicht beklagen." „Sir will mit Wirtschaftlichkeit vor mir kokettieren", huschte cs Raven durch den Sinn, und seinen langen Schnurrbart lang sam durch die Finger ziehend, warf er einen sprechenden Blick von ErnaS verletzter Hand auf die Schüssel mit den Bohnen und von dieser wieder zurück auf die Hand. Erna hatte diesen Blick verstanden und richtig gedeutet, sie ward glühend rot, mit einer etwas hochmütigen Bewegung warf Verantwortlicher Redakteur: Ernst RoHberg in Frankenberg i. Sa. auf- ähc, und Di- >icht und M-, SS Sie sprach die Wahrheit, Raven war plötzlich felsenfest davon überzeugt, er fühlte sich beschämt und murmelte irgend etwas von einem Mißverständnis, wozu Erna nur leicht ein wenig den feinen Kopf neigte, um ihre Arbeit wieder vorzunchmen, wobei sic aber jetzt größere Vorsicht zu beachten schien, denn sie hob die Augen gar nicht mehr empor. Raven hatte Zeit und Gelegenheit, daS stille Gesicht mit der etwas erhöhten Farbe aus den Wangen ein gehend zu studieren. Erna Ettersdorf hatte eine» jener Gesichter, die jahrelang un beachtet bleiben können, weil ihnen alle» Auffällige, jeder blen dende Reiz mangelt, die aber bei sorgfältiger Beobachtung von Sekunde zu Stände gewinnen, und Gerhard Raven betrachtete sie mit bemerkenswerter Beharrlichkeit. Erna schien nicht darauf zu achten, sie war ganz in ihre Arbeit vertieft, aber zwischen den feingezeichneten Augenbrauen begann sich allmählich eine leichte Falte abzuzeichnen, der kleine Mund zog sich zusammen. Diese Zeichen innerer Ungeduld veranlaßten Gerhard Raven, wieder ein Gespräch anzuknüpfen, er suchte auch nicht lange nach einem Thema, er griff das auf, was ihm gerade durch den Kopf fuhr. „Sie sprachen vorhin von Ihrer Familie, mein Fräulein, es muß sehr angenehm sein, einen so zahlreichen Familienkreis sein eigen zu nennen." Ein rascher Blick flog zu dem Sprechenden hinüber. „Eine sonderbare Frage, die nur jemand stellen kann, der selbst keine Familie hat." Ravcn beugte sich leicht vor. „Ich bewundere Ihren Scharf sinn, mein Fräulein. Sie haben recht, ich hatte nie Geschwister und meine Eltern starben beide kurz hintereinander, da ich noch ein halberwachsener Bursche war." „O", sagte Erna halbleise, aber diese einzige winzige Silbe drückte eine ganze Stufenleiter von Empfindungen aus. In diesem Augenblick taucht« der Herr AmtSrat auf, und seine mächtige Baßstimme ließ sich sofort hören! „Ssrvrw, Assessor« chen, freue mich, Sie wieder einmal begrüßen zu können", er ringsten Anlaß, sich auf diesen Krieg, seine Entstehung und seinen Verlauf, etwas zu gute zu thun. Wer LOO 000 Rann über» Meer senden und an 4^/, Milliarden Mark aufwenden muß, um eine streitbare Mannschaft zu bekriegen, die auch in der besten Zeit nicht über 6b 000 Kämpfer zählte, hat zu allem eher Anlaß, als sich al» Sieger zu fühlen. Jedenfalls aber werde kein ernster und verständiger Engländer sich darüber täuschen, daß der Friede von Pretoria einen sehr ernsten und vielleicht entscheidenden Ab schnitt in der Geschichte Südafrika- eingeleitet hat. DaS ist auch die Meinung anderer Blätter, die die Verhältnisse ganz objektiv betrachten. Ueber dir wirtschaftliche Bedeutung des Friedensschlusses in Südafrika hat da» „Berl. Tgbl." eine Umfrage bei hervorragen den Vertretern deS Bankwesen», der chemischen und elektrischen Industrie Deutschlands veranstaltet. Die Antworten der Be fragten weichen in der Beurteilung der wirtschaftlichen Wirkungen de» FriedenSschluffeS zum Teil von einander ab. Im ganzen kommt in ihnen ab« doch die Erwartung zum Ausdruck, daß der FriedenSschluß eine befruchtende Wirkung auch auf da« deutsche Wirtschaftsleben auSüben werde. Lord Hamilton-Bruce, begleitet von einem GeneralstabSadju« tanten, hat Pretoria verlaffen und sich nach London begeben, um dem König die amtlichen Schriftstücke über die FriedenSbedingun« gen zu überbringen. Auch die Mehrzahl der Burenführer hat Pretoria verlaffen, um ihre Kommando» aufzulösen; diese Arbeit wird in etwa 14 Tagen geleistet sein. Es scheint, daß einige kleine Kommandos in der Kapkolonie noch unter Waffen stehen, an Widerstand können dieselben natürlich nicht mehr denken. Trotz dem wird, nachdem die Hauptmasse der Buren die Waffen über- geben, wahrscheinlich noch ein umfassende» Kesseltreiben veranstaltet werden. Frankfurt a. M. Auf eine Frage des Utrechter Korrespon denten der „Franks. Ztg.", waS Krüger zu thun gedenke, gab WolmaranS die merkwürdige Antwort: „Schreiben Sie, der Prä sident ist gesund." Vv. LeydS lehnte alle Besuche von Journa listen ab. Auch bei Krüger meldeten sich zahlreiche Besucher, doch wurde niemand vorgelaffen. — Es macht den Eindruck, als habe man in Krügers Umgebung noch an die Möglichkeit der Aufrecht- Versteigerung. Sonnabend, den 7. Juni, Nachmittag- 6 Uhr sollen in dem in AuerSwalder Flur dem Oberlichtenau—Gornsdorfer CommunicationSweg gelegenen Nanmannschen Nachlaß» «dstück 4 Parzellen erster Gra-- und Meeschnitt durch Unterzeichneten öffentlich eigert werden. Pr scheint täglich mit Ausnahme der Soun-und Festtage, abends für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. bO Pf., monatlich SV Pf., Einzelnummer SPs. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstallen angenommen. verbindliche Zusicherungen in dem Winne gemacht haben, daß sie ihnen besondere Gnadenerweise s s des König» anläßlich der Krönung-stier in Aussicht stellten. IDie geschriebenen Bedingungen sie da- Köpfchen in den Nacken, dann richtete sie die Augen, in diesem Moment merkwürdig dunkel aussahen, fest auf Antlitz ihres Gegenübers. „Nur in dieser Art des Bohnenschneidens mangelt mir Uebung, wir pflegen sie daheim anders zuzubereiten." Dann setzte fi- hinzu, wobei sie sich bemühte, immer noch der Hellen Zorne-röte auf den Wangen, unbefangen zu lächeln: „Wenn man daS älteste von sechs Kindern und kein Vermögen vorhanden ist, aber allerlei Ansprüche an äußerliche Repräsentation, so lernt man eS so allgemach ganz von selbst, die Finger zu rühren, mein Herr. Sie brauchen nicht zu glauben, daß ich vor- unl. Ge- s-n; izen ldet, bcn. >nn< sehr :bst- are, hen, dcrt afcr sten »tet. ituS für To. uni» Die Königliche Krei-Hauptmannschast Ehemnitz hat gemäß § 138 der Gewerbe-Ordnung nach Anhörung der Gewerbekammer in Chemnitz beschlossen, eine MeisterprüfungSkommisfion für das Steindruckrrhandwerk mit dein Sitze in Chemnitz für den ganzen Regierungsbezirk zu errichten und bei dieser Kommission den Steindruckereibesitzer Hermann Ernst Lauterbach in Ehemnitz als Vorsitzenden, dir Steindruckereibefitzer Karl Emil Schmidt in Chemnitz, Max Wilisch in Chemnitz, Moritz Eduard Schmidt in Buchholz, Ernst Pilz ^au. in Schletta« aber al- Beisitzer zu ernennen. Flöha, Frankenberg, Oederan und Zschopau, am 27. Mai 1902. Die Königliche Amtshauptmannschaft Flöha. »r Morgenstern. Der Stadtrath zu Frankenberg. Oederan. Zschopau. vr Mettig. vr Schoene. Rudolph. Fischbach.