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122 Areitag, -ett «IO Mai LVO2 61. Jahrgang erscheint t»»ltch mtl Ausnahme der Kon»--und Festtage, au«nde slic deu sol- genden Tag. Prei« vierteljährlich t M dO Pf., ».tätlich b<> Ps., Einzeln umnier öPs. Bestellungen > >erden in unserer ^eschastsstelle, von den Boten undAus- gabesiellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadlrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Norberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg I. Sa. ÄM«// Bezirks--^V^MEzerger ^»seral-KeSuHre,: Die ö-gesp. Pettt^cUe oder deren Raum 1b, dei ^vkal-Inserate« t- Pj , im amtlichen Leit pro kjeile K> Pf.; ..Eingesandt" lm Ae- oaklivnoteite 80 Pf. Pei schwierigem und tadellarischem Sich Ausschlag nach Tarif. Ailr Nachweis und Offerten - Annahme 2ü Pf. Exlragedühr. Stratzensperrung. Wegen Vornahme von Arbeiten für den Bau der städtischen Wasserleitung wird der Weg über den Mühlgraben nach dem Zschohaudamm zwischen der Ncumühle und dem vormals Bergt'schcn Grundstück von heute ab bis auf Weiteres für allen Fahr» und Auhber» kehr gesperrt. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Haft bestraft. Frankenberg, am 29. Mai 1902. Der Stadtrat h. Idr Mettig, Bürgermeister. M. Bekanntmachung. Wegen Legung der Wasserleitungsrohre wird die Dvrfstratze z« Langenftriegis vom 3t. Mai bis aus Weiteres, von der Eulenbach bei Gasthof Wilhelmshöhe, gesperrt. Der Gemeinderath zu Langenftriegis. Ang. Böhme, G.-Vorst. Rach deutschen und österreichischen Bädern, Sommerfrischen rc. liefern wir das Tageblatt in allabendlich 7 Uhr hier abgehenden Kreuzbandsendungen und berechnen wir dafür insgesamt 40 Pfg. für die volle Woche. Vom Landtag. In der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer berichtete Ritter gutsbesitzer vr. v. Wächter für die zweite Deputation über Kap. 29, 31, 35 und 36 des ordentlichen StaatshaushaltSetats für 1902/03, Landtagskosten, sowie Allgemeine RcgierungS- und Vcr- waltungsangelegenheiten, HauptstaatSarchio und OberrechnungS- kammer betreffend. Ohne Debatte und einstimmig bewilligte die Kammer diese Kapitel nach den Deputationsoorschlägcn, die mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer übereinstimmen. Weiter eislattete Kammerherr vr. Sahrer v. Sahr (Dahlen) Bericht über Titel des außerordentlichen Staatshaushaltsetats sür 1902/03: Titel 20, Beseitigung von Slraßenübergängen, Titel 21, Areal erwerbungen, Titel 25, Reuanlage und Vermehrung der Reparatur stände sür Lokomotiven, sowie für Personen« und Güterwagen (zweite Rate), Titel 33, Erweiterung des Bahnhoses Weischlitz (erste Rate), Titel 34, Erweiterung des Bahnhofes Adorf (erste Rate), und Titel 37, Umbau und Erweiterung des Bahnhofes Schwarzenberg (Nachpostulat) betreffend. Allenthalben bewilligte die Kammer, ohne in eine Debatte einzutreten, die vorgenannten Titel nach den mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer überein stimmenden Deputationsvorschlägen. Aus der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Zweiten Kmmne^stmivzlMächst dl« Wähl von drei Mitgliedern und zwei Stellvertretern zum Staatsgerichtshofe, ferner die Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Beschwerde- und Petitionsdepu tation über die Petition vr. Felix Rudolphs in Niederlößnitz und Gen. um Befreiung vom Zwange zum Anschluß an die Niederlößnitzer Schleusen, endlich die Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputation über Titel 19 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats für 1902/03, Umbau des ehemaligen Polizeigebäudes in Dresden betreffend. Auf Vorschlag deS Vizepräsidenten geh. Hofrat Opitz wurden durch Zuruf Rechts anwalt Hofrat Damm, Landgerichtsdirektor a. D. vr. Schill und Senatspräsident beim Oberlandesgericht a. D. Thierbach, sämtlich in Dresden, als Mitglieder und Rechtsanwalt Justizrat Opitz in Dresden und Rechtsanwalt Justizrat Schuricht in Plauen als Stellvertreter zum Staatsgerichtshofe gewählt. In der Debatte über die Petition Or. Rudolphs treten Hofrat Dieterich und BehrenS für das Gesuch des Pententen, Leupold für das Votum der Deputation ein, die Petition aus sich beruhen zu lassen. Nach dem der Staatsminister v. Metzsch daS Wort ergriffen hatte, um die ergangenen Maßregeln zu rechtfertigen, im übrigen aber eine möglichst wohlwollende Handhabung des Baugesetzcs zuzusagen, pflichtete die Kammer einstimmig dem Deputationsvolum bei. Bezüglich des letzten Gegenstandes der Tagesordnung stellte Gon- tard die Ansrage, ob die Unterbringung der Generaldirektion der Königl. Sammlungen in dem Polizeigebäude vorgesehen sei, und Leupold die weitere Anfrage, ob bei dem Umbau auf den allge meinen Bebauungsplan der Stadt. Dresden Rücksicht genommen worden sei. Auf beide Anfragen omtwortete geh. Baurat Waldow. Titel 19 wurde hierauf nach Abstrich von 70000 M. mit 130000 M. bewilligt. , Oertlichrs unv Sächsisches. Frankenberg, 29. Mai 1902. In der hiesigen Teppichfabrik der Firma Aug. Hofmann Söhne sind seit Sonnabend naHnittag die Teppich- und Vor- jchußweber ausständig. Seiten- her Streikenden wird in einem in hiesiger Stadt verbreiteten Flugblatt als Grund des Ausstan des angegeben, daß die Firma E H. S. an die Arbeiter mit dem Ansinnen herangctreten sei, eHe 33^ prozentige Lohnreduk tion eintreten zu lasten und anstelle der verheirateten männ lichen Arbeiter jugendliche und weMche Arbeiter einzustellen. Dem gegenüber wird uns von der in Hede stehenden Firma aus eine Anfrage nach dem Stand der Sa<W mitgeteilt, daß die behauptete Lohnreduktion überhaupt nicht staWkfunden habe und auch nicht angekündigt worden sei. Im GeWteil sei seitens der Vorschuß weber sogar nachträglich — am Mjgen Montag nachmittag gele gentlich einer Sitzung des ArbeibWÜtschuffe- — eine Forderung auf Lohnerhöhung eingereichk WöMfl^eine Forderung, welcher bis zum Eintritt in den Streik keiner Erwähnung gethan worden war. Diese Forderung sei natürlich abgelehnt worden. WaS weiter die beanstandete Einstellung von weiblichen Arbeitskräften (an Stelle der jugendlichen männlichen) anbelangr, so sei diese aus Gründen der größeren Leistungsfähigkeit der mechanischen Web- stühle, da die Mädchen gegenüber den jungen Männern nicht durch Fortbildungsschule von der Arbeit abgerufen werden, als zweck mäßig erachtet worden. Eine von den ausständigen Arbeitern für Dienstag abend nach dem „Stadtpark" einberufene Versammlung der Interessenten konnte infolge eines bei der Anmeldung began genen Formfehlers nicht abgehaltcn werden. In der dafür am Mittwoch abend stattgefundenen zahlreich besuchten öffentlichen Versammlung wurde folgende Resolution angenommen: „Die heute am 28. Mai dieses Jahres im Saale deS „Stadtparkes" tagende, von über 500 Personen besuchte öffent liche Gewerkschaftsversammlung erklärt sich mit der Arbeits niederlegung der Teppich- und Vorschußwcber der Firma Aug. Hofmann Söhne vollständig einverstanden. Die Versammlung sieht in den Maßnahmen der Herren Aug. Hofmann Söhne nur ein Mittel, die sowieso schon herabgedrückte Lage der Frankenberger Weber und Weberinnen noch mehr herabzudrücken. Die Versammelten versprechen deshalb, die Ausständigen in jeder Weise zu unterstützen." 's Wiedergesunden wurde das seit einer Woche in Mitt weida vermißte Schulmädchen Ida Streubel. Das Kind hielt sich die ganze Zeit im Keller eines Mittweidaer Grundstücks ver. borgen. Ueber den Grund des Entfernens giebt das Mädchen keine Auskunft. 1- Für Leisniger Stadtkinder liegt ein Exemplar, da- Pro gramm zum dortigen Heimatsfeste, das vom 7.-9. Juni d. I. begangen werden soll, zur Einsichtnahme in der Schulbuchhandlung im Kaushause aus. -j- Ebersdorf. Nächsten Montag, den 2. Juni d. I., erfolgt die teilweise Inbetriebnahme deS RangierbahnhofeS Hilbersdorf. Als erster Zug wird am genannten Tage auS der Richtung Kappel der OrtSgüterzug Nr. 7027 und aus der Richtung Alt chemnitz der OrtSgüterzug Nr. 7521, in der Richtung nach Ober lichtenau der OrtSgüterzug Nr. 7303 und in der Richtung nach WittgenSdorf der OrtSgüterzug Nr. 7389 bis bezw. ab Hilbers dorf durchgeführt. 's Flöha. In der am Montag abgrhaltenrn KirchenvorstandS- sitzung wurde dem Uhrmacher, Oberglöckner und Bälgetreter Herrn Moritz Wächtler hier sür seine 25jährigen treuen Dienste eine Anerkennungsurkunde unter herzlichen Worten feiten- deS Vor sitzenden, Herrn Pfarrer Axt, überreicht. — Den Ständekammern ist noch ein neues Dekret zugr« gangen, das den Entwurf eines Gesetzes über die Aufnahme einer dreiprozeutige« Reuteuauleihr in Höhe von 99,800000 R. betrifft. Die Anleihe ist auszugeben in Abschnitten über 100, 200, 300, 500, 1000, 3000 und 5000 M. Kapital. Ueber die Tilgung wird bestimmt: „Vom 1. Januar 1907 ab ist bis auf weiteres mindestens 1 Prozent des Kapitalbetrages der auf Grund dieses Gesetzes ausgegebenen Amte in den Staat-hauS- haltSctat einzustellen und entweder zum Ankäufe eines entsprechen den Betrages von Schuldverschreibungen über dreiprozentige jähr liche Renten oder zur Tilgung anderer Staatsschulden über die in den bezüglichen Tilgungsplänen vorgesehene Höhe hinaus oder zur Bestreitung solcher StaatSausgaben zu verwenden, welche an dernfalls durch Aufnahme neuer Anleihen gedeckt werden müßten. Im Falle der Verwendung des Tilgungsbetrages zur Bestreitung von Ausgaben der zuletzt erwähnten Art ist von der nächstfolgen den Finanzperiode ab der jährliche TilgungSbctrag der Anleihe um mindestens eins vom Hundert des in dieser Weise verwendeten Betrages zu erhöhen." Für den Fall, daß die zu Grunde ge legten Titelsummen im Verlaufe der ständischen Beratungen noch weitere Abänderungen erleiden sollten, würde die auf 89,371100 M. im Effektivwerte bezifferte Bedarfssumme und infolgedessen auch der Nominalbetrag der neuen Anleihe (99,300000 M.) ab zuändern sein. — Mit der Notwendigkeit der Reform unseres Landtags wahlrechtes rechnet auch die Regierung, wenn sie auch eine bal dige Aenderung des WahlmoduS nicht in Aussicht stellt. Bei der Beratung der wegen Vermehrung der städtischen LandtagSwahl- krcise eingegangcnen Petitionen in der Beschwerde- und PetitionS- Pfeilgift. Roman von Georg Höcker. .41. Sorts-tzung.) a-rdotc-.> Noch am selben Tage wurde Arno von Sencken in Köln er griffen. Der Verbrecher hatte über Frankreich nach Australien entfliehen wollen, aber die allwaltende NemesiS über den Sternen hatte die Flucht nicht zugegeben. Fast daS ganze Gelb wurde noch bei dem Verhafteten gesunden und trotz des wütenden Pro teste- desselben dem Bankier Spindler ausgehändigt. Schon am nächsten Morgen nach der Einlieferung des Ver hafteten in das Untersuchungsgefängnis ließ Lindemann denselben vor sich führen. Er empfing ihn kalt und mit verächtlichem Blick. „Sie sehen, Herr von Sencken, die Arme der Gerechtigkeit reichen weit!" begann er das Verhör. „Nach den in der Zwi schenzeit von mir fcstgestellten Thatsachen wird es sür Sie wohl das Beste sein, jetzt nicht mehr zu leugnen, sondern alles zu ge stehen!" Arno war furchtbar bleich im Gesicht. Ein nervöses Zucken blähte hin und wieder seine Nasenflügel auf. Mit unstetem Blick maß er den Untersuchungsrichter, der noch in letzter Stunde alle seine so fein angelegten Pläne durchkreuzt hatte. Lindemann verstand den bodenlosen Haß, der in diesem Blicke lag, wohl, aber er setzte demselben ein beredtes, verächtliches Lä cheln entgegen. „Vor allen Dingen verlange ich jetzt endlich zu wissen, wessen man mich eigentlich beschuldigt!" rief Arno mit heiser klingender Stimme. „Wir spielen hier keine Komödie mit einander!" ries der Un tersuchungsrichter scharf, dicht an ihn herantretend. „Man be schuldigt Sie nicht nur, nein, man klagt Eie an, denn Ihre Ver ¬ brechen find erwiesen — Sie haben schamlose Erpressungen gegen Frau Spindler verübt und fernerhin —" „Die Beweise!" „Den Beweis hat mir diese Dame selbst gegeben!" „Ach, das ist stark! Weiß diese Dame denn nicht, daß ich sie vernichten kann — vernichten werde!" „Nein! Das hat diese Dame in ihrer Rechtsunkcnntnis frei lich befürchtet, darum und um ihren hochfinnigen Gatten zu schonen, ist sie zu Ihrer bedingungslosen Sklavin geworden — aber die Ketten dieser unwürdigen Sklaverei sind nunmehr gesprengt, mein Herr Baron. Alles, was Sic gegen jene durchaus achiungswertc Dame hervorzubringen im stände sind, ist bereits zur Kenntnis des Gerichts gekommen!" Arno erbleichte. Sein trotziger Mut sank und zum ersten Male schaute er betroffen zu Boaen nieder. „Außerdem aber, Herr von Sencken", nahm Lindemann plötz lich wieder mit hart klingender Stimme das Wort, während er den anderen mit durchbohrendem Blicke ansah, „klage ich Sie an, daß Sie vorbedacht und vorsätzlich Ihren Bruder Werner vergiftet, mit anderen Worten, ermordet haben!" Trotzigen Blickes stampfte der Verhaftete mit dem Fuße auf den Boden. „Immer wieder dieses Ammenmärchen!" stieß er in zischendem Ton hervor. „Wie oft soll ich Ihnen sagen, daß dies eine Lüge, eine ganz schamlose Verleumdung ist?" „Sagen Sic dies den Geschworenen! Versuchen Sie es, bei diesen Männern Glauben geschenkt zu bekommen!" schnitt ihm Lindemann mit kühler Verachtung daS Wort ab. „Sie sind der Mörder Ihres unglücklichen Bruders, alle Beweise sind gegen Sie, nicht ein einziger spricht zu Ihren Gunsten, und wenn Sie mit Engelszungen redeten, Sie werden keinen Menschen von Ihrer Schuldlosigkeit zu überzeugen vermögen! Sie find der Mörder!" Gleich einem leisen Aufschrei ging es über die blau angelau fenen Lippen des Verhafteten. Wieder stampfte dieser mit dem Fuße auf den Boden auf, währens dunkle Rede über sein Gesicht huschte, um blitzschnell der vorigen Leichenblässe wieder Raum zu geben. „Sprechen Sie dieses. Wort nicht aus! — ich kann eS nicht hören!" stieß er rauh hervor. „Nein, ich bin kein Mörder' — hören Sie, ich bin es nicht!" „Und wenn Sie das tausendmal sagen, ich glaube Ihnen nicht, die Beweise führen eine zu deutliche Sprache!" Ein drückendes Stillschweigen entstand nach diesen Worten in dem Gemache. Lindemann hatte sich verächtlich von dem regungslos Da stehenden abgewandt und war zu seinem Protokollführer herange treten, anscheinend aufmerksam dessen Schreibereien durchsehend. Nach einer Weile trat er plötzlich unvermittelt wieder an den Verhafteten heran und maß ihn mit einem strengen, durchbohrenden Blick. „Herr von Sencken! Sie führen einen stolzen, altehrwürdigen Namen!" begann er in feierlich klingendem Tone. „Eie sind der letzte Sproß eines Geschlechts, daS in Ehren hochangesehen jahrhunderte hindurch gelebt, ruhmreich gelebt hat. Wie ist eS möglich, daß Sie, der gereifte Mann, der Achtung doch wenigsten- von seinen Mitmenschen zu verlangen berechtigt ist, sich selbst diese verscherzen können durch knabenhaftes, erbärmliches Leugnen, durch Lüge, abscheuliche Lüge!" „Herr Untersuchungsrichter! Diese Sprache!" „Sie verdienen nichts anderes, wenn Sie gleich einem Knaben leugnen. Nun, soll ich Ihnen wirklich nochmals alle Verdachts momente, die mit vernichtender, zerschmetternder Wucht wider Sie aufgestellt find, vorhalten?" fuhr Lindemann fort und zürnend