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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 30.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190201304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19020130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19020130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-30
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
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Aichmg d«s »origen J«hrhund«rtt, wo die Mitglieder beider Kirchen bei den anderen dar Gute anerkannten? Staatssekretär Gras PosadowSky erklärt, daß der Bundesrat kein Parlament sei, und daß jedes Mitglied desselben nicht seine persönliche Ansicht vertrete, sondern lediglich das von seiner Re. gierung ihm vorgrschriebene Votum abgeb«; insolgedesien werde es auch kaum der Fall sein, daß der Reichskanzler auf Grund eines Bundesratsbeschlusse- die KabinettSsrage stellen könnte. Noch weitertn Bemerkungen von Bachem (Zentr.), Schrader (frris. Verg.) und Stöcker (sraktionSlos) wird die Besprechung geschloffen. E» folgt die Fortsetzung der zweite« EtatSberatuug beim Titel Staatssekretär des Innern. Stolle (Eoz ): (Viele Abgeordnete verlaffen den Saal.) Ich bleibe dabei, daß in der Sozialpolitik in den letzten Jahren so gut wie nichts geschehen ist. Eine Verordnung über die Kinder arbeit soll uns jetzt erst zugehen, trotzdem seit zehn, zwanzig Jahren auf die schreienden Mißstände hingewiesen wird. Die Rechte wirft un» Terrorismus vor. Aber der Terrorismus der Unternehmer ist west schlimmer. Die Verträge und geheimen Klauseln, die der Zentralverband seinen Mitgliedern zur Pflicht macht, find geradezu gemeingefährlich. In Sachsen wurden auf Grund dieser Klauseln kurz vor Weihnachten Tausende von Ar beitern vor die Thür gesetzt. Anstatt daß die Regierung hier gegen einschreitet, droht sie den Arbeitern beim Streiken mit blauen Bohnen. Auf der einen Seite gehe die Polizei überaus scharf da vor, wo es sich um vermeinte Verfehlungen der Arbeiter handle; auf der andern Seite übe sie den Arbeitgebern gegenüber die größte Nachficht. So werde die LehrlingSzüchterei vielfach vor aller Augen betrieben, ohne daß die polizeiliche Ueberwachung eingreise. Redner kommt sodann auSsührlich auf die Berichte der Gewerbeinspektoren zu sprechen und behandelt besonders die Kinderarbeit. In dieser Beziehung herrschten vielfach noch die unerträglichsten Zustände; die bisher getroffene Abhilfe genüge nicht. Sächsischer Bundesbevollmächtigter Fischer: Es ist besonde ren Bemühungen der Gewerbeinspektoren gelungen, Weihnachten vorigen Jahres Arbeitgeber von Arbeiterentlaffungen abzuhalten. WaS die Klauseln und Konventionalstrafen anbelangt, die zwischen Arbeitgebern vereinbart find, so find diese prioatrechtliche Ab machungen, in die die Regierung nichts einzurcden hat. Die Ar beiter haben in dieser Beziehung ganz dasselbe Recht wie die Ar- beitgeber. WaS die Einschränkung von Arbeiteroersammlungen in Sachsen betrifft, so trägt hieran nicht die sächsische Regierung die Schuld, sondern die Gastwirte. (Lachen bei den Sozialdemokra ten.) Es wird höchstens von den sächsischen Verwaltungsbehörden zu viel Wert auf die bauliche Beschaffenheit des Lokales gelegt. In der Revision von Fabrikbrtrieben steht Sachsen an der Spitze, und das ist den Herren Sozialdemokraten sehr unangenehm. (Lachen und Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Jawohl, Sachsen revidiert 73,6 Prozent, also die meisten Betriebe, abge sehen von'einigen Kleinstaaten, bei denen es in der That kein Kunststück ist, bei der geringen Anzahl Fabrikbetriebe mit einer hohen Prozentzahl zu paradieren. (Wiederholte Zwischenrufe von den Sozialdemokraten. — Präsident Graf v. Ballestrem bittet, den Herrn Bevollmächtigten zum Bundesrat nicht zu unterbrechen.) Glauben Sie denn in der That, daß unsere GewerbeauffichtS- beamten schuld find an ihrem nicht ganz günstigen Verhältnis zu den Arbeitern? Da sind nicht die Gewerbeinspektoren schuld, sondern die Verhetzung gegen die Gewerbeinspektoren, die von den Sozialdemokraten von vornherein als die Feinde der Arbeiter hingestellt werden. Südekum hat in seiner neulichen Rede er klärt, ein höherer sächsischer Beamter hätte ihm gesagt, daß er unter solchen Mißständen am liebsten auch Sozialdemokrat werden würde. Ich kenn daS wohl nicht eher glauben, als bis mir der Name dcS betreffenden Beamten genannt würde. (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Uebrigens ist dem Setzer und Korrektor deS „Vorwärts" die Sache selbst so bedenklich vorgekommen, daß sie in dem betreffenden Parlamentsbericht schon eine Korrektur angebracht haben, sodaß da zu lesen war, ein höherer „sächsischer Arbeiter" hätte Südekum diese Erklärung gemacht. (Große Hei terkeit.) Pauli-Potsdam (b. k. F.) spricht über Zwangsinnungen. Er bedauert, daß sich die Zwangsinnungen kaum würden halten kön nen, und daß neue wohl kaum würden gegründet werden. Dies beruhe auf den Entscheidungen der Verwaltungsbehörden und der Gerichte, die gerade die leistungsfähigen und bester gestellten Be triebe, z. B. schon diejenigen, die über 10 Arbeiter beschäftigen, dem Handwerk und damit den Innungen entzögen und sie als Fabrikbetriebe spezialisierten. Redner wendet sich gegen den preu ßischen Handelsminister Möller, der den Oberpräfidenten von Bran denburg angewiesen habe, eine seiner früheren Entscheidungen über die Zugehörigkeit zur Innung zu ändern. Wir halten einen Be fähigungsnachweis für das Baugewerbe auch für erforderlich. Zur Baukontrolle wolle man Arbeiter mit hinzuziehen; ich hege jedoch die Befürchtung, daß diese nicht unbefangen ihr Urteil abgeben, sie werden durch die sozialdemokratische Fraktion dazu verleitet werden, wider ihren Willen und ihre Ueberzeugung ihr Urteil zu fällen. Auch die Arbeitgeber wären zu unbefangener Beurteilung mit Rück sicht auf die Konkurrenzverhältnisse nicht geeignet. Nur die Ge werbe- und Fabrikinspcktoren wären am besten imstande, die Bau kontrolle auSzuüben. Sollten diese nicht genügen, so müßte man ihre Zahl eben vermehren. Präsident Graf Ballestrem teilt mit, daß ihm ein Schreiben deS Stellvertreters deS Reichskanzlers zugegangen sei, nach welchem zu den Beratungen noch einige Regierungsräte zugezogcn werden sollen. Ein Regierungskommiffar bemerkt Pauli gegenüber, in die Organisation der Zwangsinnungen könnten solche Gewerbetreibende nicht rinbezogen werden, die ihr Gewerbe fabrikmäßig betreiben. Die Trennung von handwerksmäßig und fabrikmäßig sei schwierig, doch laste eS die Regierung an Wohlwollen nicht mangeln. Esche (nat.-lib) weist aus die üblen Folgen des immer mehr zunehmenden Alkoholkonsums hin. Es sei ein dringendes Gebot gesundheitlichen und volkswirtschastlichen Interesses, diesem Miß brauch durch ein Gesetz entgegenzutrcten. Hieraus vertagt sich das Hau- aus Mittwoch: Antrag Basscr- mann, betr. kaufmännische Schiedsgerichte; Anträge der freisinnigen Vereinigung und deS Zentrum-, betr. Abänderung deS Wahl gesetzes und zweite Lesung des Toleranzantrages. Schrader (f:. Vg.) bittet die Vertreter der verbündeten Re gierungen, bei den Verhandlungen betr. Abänderung dcS Wahl gesetze- zahlreich anwesend zu sein, um zu hören, wie der Reichs tag über dasselbe und die Gründe zu einer Abänderung desselben denkt. Born Landtag. Aus der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer stand außer dem Vortrag« auS der Registrandr und der Beschlußfassung aus die Eingänge der Antrag zum mündlichen Belichte der zweiten Deputation über Titel 22, 23 und 24 de- außerordentlichen StaatShauShaltSetatS für 1002/03, Ver mehrung der Lokomotiven und Tender, Vermehrung der Personen wagen und Erbauung von Heizhau-ständcn für Lokomotiven betr. Berichterstatter war Kammerherr Sahrer v. Sahr (Dahlen), der der Kammer d e ungekürzte Bewilligung der Titel besonder- auch im Hinblicke auf die darniederliegendc Eisenindustrie empfahl. Oberbürgermeister vr. Beck dankte der Deputation für die wohl wollende Beurteilung deS Au-gabetitels 22 im Interesse der Eisenindustrie und der darin beschäftigten Arbeiter und bat die Regierung, die sächsische Industrie auch weiterhin zu fördern. Gras v. Brühl wandte sich gegen den Deputationsantrag, da kein Bedürfnis vorliege, ein Privatunternehmer,, wie im vorliegenden Falle die Maschinenfabrik von Hartmann, zu unterstützen. Dem gegenüber bemerkte Oberbürgermeister vr. Beck, daß die Neu anschaffungen lediglich zur Beseitigung der Beschäftigungslosigkeit der Eisenindustriearbeiter beitragen sollten. Der Berichterstatter führte aus, daß die Bewilligung auch im Interesse dcS StaateS sei, während Domherr Trützschler Frhr. zum Falkenstein sich gegen die Bemerkung deS Grafen v. Brühl wandte, daß die zur Be ratung stehenden Positionen eigentlich in den ordentlichen Etat gehörten. Die obengenannten Titel wurden hierauf gegen 4 Stimmen den Regierungsvorschlägen gemäß bewilligt. Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer standen die Schlußberatungen über den mündlichen Bericht der Beschwerde- und Petitionsdeputation über die Petition deS vormaligen Stationsgehilfen Karl Hermann Döring in Leipzig- Neustadt um Wiedereinstellung in den Staatseisenbahndienst und über die Petition der Vereinigung sächsischer und thüringischer Kalkproduzenten in Geithain, die angebliche Anordnung der aus schließlichen Verwendung deS böhmischen Kalkes zu Staatsbauten betreffend. Den Bericht erstattete zur ersteren Petition Ab geordneter Engelmann, zur letzteren Abgeordneter Heymann. Die Kammer beschloß auf den Antrag der Deputation, und zwar ein stimmig und ohne in eine Debatte einzutreten, die erste Petition auf sich beruhen zu lassen. In seinem Berichte zu der zweiten Petition erklärte der Berichterstatter, daß die Deputation, da die Regierung befriedigende Erklärungen hinsichtlich der Wünsche der Petenten abgegeben habe, den Antrag stelle, die Petition auf sich beruhen zu lassen. In der Debatte sprach Abgeordneter Liebau den Wunsch auS, daß die Regierung wie bezüglich des Kalkes so künftig auch bezüglich der Mauer« und Dachsteine den sächsischen Erzeugnissen den Vorzug vor fremden, besonders den schlesischen, geben möge. Geh. Baurat Waldow gab für die Regierung die Erklärung ab, daß in der demnächst erscheinenden Dienstanweisung für die Landbauämter vorgeschriebcn werde, daß in erster Linie immer sächsische Baumaterialien zu bevorzugen seien. Abgeordneter Oekonomicrat Andrä beschwerte sich darüber, daß von staatlichen Bauleitungen gewisse sächsische Kalkwerke zum Bezüge vorgeschlagen, andere gleich günstig gelegene sächsische Werke mit gleichwertigem Material aber nicht berücksichtigt würden. Regierungskommiffar Geh. Baurat Poppe rechtfertigte da- Verfahren der Baubehörden aus praktischen Rücksichten. ' Die Kammer beschloß hierauf, dem DeputationSantrage entsprechend, auch diese Petition auf sich be ruhen zu lassen. Oerttiches «uv Sächsisches. Frankenberg, 29. Januar 1902. In eigener Sache! Wenn wir mit Bedauern vernommen haben, daß einzelne Leser auS einer Nachbargemeinde an zwei Aufsätzen, welche unser Tageblatt im vorigen Quartal brachte — deren einer der Feder eine- ständigen Mitarbeiters, der andere aber der Feder eines Feuilletonisten entstammt — und welche wir ohne eine gründliche Sichtung aus den Wortlaut zum Ab druck gelangen ließen, Anstoß gefunden haben, als der christlichen Religion widersprechend — so dürfte doch die ganze Haltung unseres Tageblattrs zu religiösen und kirchlichen Fragen uns einer beson deren Rechtfertigung darüber entheben, als ob die Redaktion sich mit jenen angefochtenen Sätzen identifizieren wolle. Wie wir bisher bestrebt waren, allem Guten und Edlen zu dienen, so werden wir es auch ferner halten, wenn es auch für Zeitungs schreiber nicht leicht ist, zwischen vielerlei Anfechtungen hindurch, die fast täglich in anderer Form daS Thun oder Lasten der Re daktionen beeinflussen wollen, unentwegt die rechte Bahn zu ver folgen und zu einer so großen Lesergemcindc, wie sie sich an ein Lokalblatt anschließt, die rechte Sprache und die rechten Worte zu finden! Die Redaktion des Frankenberger Tageblattes. -s Unter den gestern auSgelosten Geschworenen, welche als solche an den Sitzungen der diesjährigen ersten ordentlichen Sitzungs periode des königl. Schwurgerichts Chemnitz teil zu nehmen haben werden, befand sich keiner aus dem Amtsgerichtsbczirke Frankenberg. -j- Kaiserpanorama. Leider ist die dicswöchige so hochinter essante Serie „Der Bnrenkampf" nur noch bis Freitag abend zur Schau gestellt, da besonderer Umstände halber die betreffende Bilderserie bereits für Sonnabend an ein anderes gleichartiges Unternehmen vergeben ist. Es ist deshalb allen denjenigen, die an dem Verzweiflungskampfe des schlichten BurenvolkcS gegen die britische Weltmacht Interesse haben — und wer hätte solches nicht — dringend anzuraten, die noch verbleibende kurze Zeit zu benützen und sich die seltene Gelegenheit nicht entgehen zu lassen, sich mitten hinein in jenen auch heute noch im Vordergründe der Tagesereignisse stehenden Krieg zu versetzen, wie es eben nur mit tels so vorzüglicher naturwahrer und den, Leben abgelauschter Photographien möglich ist. Wir beobachten Buren und Englän der auf Vorposten, im Lager, in den Laufgräben, im Schlacht- vcrlauf, auf dem Schlachtfelde selbst, bez. auf dem Verwundeten transport. Alles höchst sehenswert und für jeden, der dem Buren krieg in seinem Verlauf folgt, sehr instruktiv. Ebersdorf. Mit großer Frechheit stahl ein Fremder dem Bäckermeister Berthold ein Paar Sticsclctten, welche des Reinigens wegen in der Hausflur standen und einige Augenblicke unbeobachtet gelassen waren. Obgleich der Spitzbube sofort verfolgt wurde, gelang cs diesem doch, über die Felder zu entfliehen und in der Nähe der Riesaer Bahnstrecke im Walde zu verschwinden. — Die Residenzstadt Dresden prangte gestern abermals im Flaggen- und Fahnenschmuck; galt der Schmuck am Montag dem Kaiser, so war er gestern seinem ältesten Sohne, dem Kronprinzen tze» deutsche« Reiche- «ad vo« Preuße«, gewidmet, der in Dresden eintras, um dem Könige und der Königin einen Besuch abzustatten. Die Ankunst war aus 4 Uhr 11 Min. festgesetzt. Schon vor 4 Uhr war durch Polizeimannschaften der Platz vor dem Hauptbahnhos dem öffentlichen Verkehr entzogen, nur auf den Fußsteigen war dem Publikum gestattet, Aufstellung zu nehmen. Es machte davon auch den stärksten Gebrauch; denn die Menschen standen Kops an Kopf, ebenso in der Prager- und Seeftraße, durch di« drr hohe Gast fahren mußte. Längs der Wiener Straße war eine Ehrenwache vom königl. 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" mit der RegimentSkapelle und Fahne und dem Trommlerzug aufgezogen und am AuSgang der Carolastraße hatte eine als EhreneSkortr befehligt« Schwadron deS königlichen Gardereiter-Regiments Aufstellung genommen. Er schienen waren zahlreiche Generäle und Vertreter der OffizierkorpS, an der Spitze der Kommandeur deS 1. königl. sächs. (XII.) Armee korps, General Frhr. v. Hausen, und der Kriegsminister von der Planitz, ferner Stadtkommandant Generalmajor v Stralenheim, die zum Ehrendienst bei dem Kronprinzen befehligten 3 Offiziere: Kommandeur der 1. Infanterie-Brigade Nr. 45 Generalmajor v. Stieglitz, Kommandeur des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 Oberst Frhr. v. Hausen und der Hauptmann v. Seydlitz-Gersten« berg desselben Regiments, sowie Platzmajor Rohde. Zum Em pfange waren noch nachstehende Herren erschienen: der preußische Gesandte Graf Dönhoff, der LegationSsekretär bei dieser Gesandt schaft Graf v. Wedel, Oberbürgermeister Geh. Finanzrat Beutler, Generaldirektor der Staatsbahn Geh. Rat v. Kirchbach, Polizei präsident Le Maistre, OberregierungSrat Köttig, Polizeikommiffar Assessor Adolph, Polizeirat vr. Fischer, Oberstallmeister v. Haugk. Kurz nach 4 Uhr fuhr Prinz Georg vor, der die Uniform seines preußischen Ulanen-RegimentS angelegt hatte und den F«ldherrnstab trug. Der Kronprinz benutzte — zugleich mit dem Prinzen Jo hann Georg — zur Reise nach Dresden den fahrplanmäßigen Schnellzug, welcher 4 Uhr 4 Min. in Neustadt einzutreffen hat. Hier verließ der sächsische Prinz den Zug. Da der eingestellte kaiserliche Separatwagen an der Herrschaftsrampe deS Hauptbahn- Hofes anzufahren hat, so wurde der kaiserliche Train von dem Neustädter Bahnhof durch Sonderlokomotive nach dem Hauptbahn hofe geführt und langte daselbst 4 Uhr 17 Min. an. Der Kron prinz, der in Begleitung deS Oberleutnants L la suite deS ersten Garde-Regiments z. F. v. Stülpnagel war, verließ den Salon wagen und wurde vom Prinzen Georg mit Handdruck herzlich be grüßt. Er trug den Kordon deS königl. sächs. HauSordcns und nahm zunächst die Meldungen der Generäle und zum Dienst be fehligter Offiziere, sowie die Vorstellung der ihm fremden Herren entgegen, reichte diesen und sodann dem königl. preuß. Gesandten Graf v. Dönhoff und Oberstallmeistcr v. Haugk die Hand und begab sich nach dem Bahnhofsausgange. Kaum zeigte sich der Prinz, als das Publikum in lebhafte Hochrufe ausbrach. Er schritt sodann die Ehrenkompanie ab, währenddem die Regimentskapelle „Den König segne Gott" spielte. Alsdann defilierte die Kompanie, worauf der Kronprinz mit dem Prinzen Georg den offenen Gala wagen bestieg. Den Zug eröffnete die halbe Schwadron Garve- reiter als Ehrencskortc, dann folgte Polizeihauptmann Klahre, dem der Wagen mit den beiden Prinzen, dem zwei Spitzenreiter vorauf ritten, folgte. In den übrigen Equipagen nahmen da- Gefolge und di« Offiziere des Ehrendienstes Platz. Den Schluß bildete die zweite Hälfte Kavallerie. Abermals brach bei der Abfahrt das Publikum in lebhafte Hochrufe auS und auch in der Prager-, S«e- und Echloßstraße wiederholten sich die herzlich«» Begrüßungen. Im Refidenzschlosse wurde der Kronprinz von den Herren dcS tgl. Dienstes im Vestibül empfangen und nach der 1. Etage geleitet, woselbst der König und die Königin den hohen Besuch erwarteten. Um r/,6 Uhr fand bei dem KönigSpaar eine Familientafel statt. An derselben nahmen teil der deutsche Kronprinz, die Frau Groß herzogin von Toscana mit Erzhcrzogin-Tochter Margarethe, der Fürst Reuß j. L. Heinrich XlV., die Herzöge Paul Friedrich und Borwin zu Mecklenburg-Schwerin und die Prinzen und Prin zessinnen des königlichen Hauses. Für die Suiten fand zur sel ben Zeit eine Marschallstafel im königlichen Schlöffe statt. Abends r/,8 Uhr begab sich der Hof mit seinem Gaste in das königliche Opernhaus. — Am Sonnabend verschied der Generalleutnant z. D. v. Funcke, ä 1a suite des 1. Fcldartilleric-Regiments Nr. 12. Mit ihm scheidet einer der wenigen HeereSangehörigcn der sächsischen Armee aus dem Leben, welche in den Kriegen des letzten halben Jahrhunderts in maßgebenden militärischen Stellungen Verwendung gefunden haben. — Ueber den gegenwärtigen Stand deS Konkurses der Aktien gesellschaft vorm. O. L. Kummer u. Ko. in Dresden berichtet der Konkursverwalter Justizrat vr. Mittasch u. a. folgende-: Die Schuldverhältniffe der Gesellschaft find noch wenig geklärt. Es sind bis jetzt angemeldet: 446 592 Mk. Forderungen, welche Vorrecht in Anspruch nehmen, davon sind 89830 Mk. mit Vor recht, 100159 Mk. ohne Vorrecht scstgestellt, 256603 Mk. find bestritten. Weiter find angcmeldet 23,176 086 Mk. nicht bevor rechtigte Forderungen, davon find festgestellt 12,357 713 Mk., und 10,818 373 Mk. sind bestritten. Berücksichtigt sind bei den 23,176 086 Mk. nicht bevorrechtigten Forderungen noch nicht die etwaigen Ausfälle, die bei den 4 Millionen Mark betragenden Obligationsforderungcn entstehen und bei sonstigen Hypotheken 525 538 Mk. erreichen können. ES ist auch möglich, daß noch weitere Schädenansprüche, als jetzt angemeldet find, auftauchen. Rccknet man nun, daß vielleicht etwa 3 Millionen Mark als bare Masse erlangt werden, so ist das Bild, welche- sich zur Zeit sür die Gläubiger bietet, ein wenig günstiges. Die bare Konkursmasse beträgt, nachdem ca. 45 000 Mk. auf bevorrechtigte Forderungen bereits gezahlt sind, zur Zeit ca. 1620 000 Mk., dürfte sich aber in einiger Zeit zunächst auf 2 Millionen Mark erhöhen. Die Gelder find bei der Sächsischen Bank zu Dresden verzinslich angelegt. Es ist im Interesse der Ersparung der Kosten, welche die Konkursmasse zu belasten drohen, dringend zu wünschrn, daß die Gläubiger zur Zeit noch bestrittener KonkurSsorderungen mög lichst mit Klagen gegen den Konkursverwalter zurückhalten. Der Gläubiger-Ausschuß hält an der Ansicht fest, Prozesse möglichst zu vermeiden und in gütlichen Verhandlungen einen Au-gleich zunächst in allen Fällen, wo streitige Forderungen in Frage kommen, zu versuchen. — Wie man übrigen- in den Kummerschen Wer/en gewirtschaftet hat, geht daraus her-or, daß fast der gesamte Grund und Boden, auf dem die Bahn Murnau-Oberammergau (die mit der Bahn Aibling-Frilnbach einen Kostenaufwand von 7^/, Mill. Mark verursachte) sich befindet, noch gar nicht in da» Eigentum der Kummer-Gesellschaft bez. der von dieser all Koc geschaffenen Gesellschaft der süddeutschen elektrischen Lokalbahnen gelangt ist, da seiner Zeit teilweise nur formlose Verträge über da» bezügliche
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