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IS 2« 61. Jahrgang Druck und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg i. Sa. im Gast- beseitigen können durch den Hinweis darauf, daß im modernen gegen von das der geordneten parochialen Seelf gewissen Landesteilen nicht entbi aushilfSweisen Thätigkeit jener (j wendige Forderung für die Best dürfnisse der katholischen Kirche Kreise der protestantischen Bevi Erinnerungen gegen die Wiedes hafte Besorgnisse. Wenngleich Gesetzgebung über das Staatski Konfessionen eine wesentlich and Thatsache bestehen, daß jene B wurzeln. Man wird diesen Wi klares wird, sein. dem An- alle Ausnahmegesetze. Die Regierung treibe.doch Weltpolitik, dazu braucht sie Flotte, Kolonien, Plätze an der Sonne und sehr viel Geld. Wenn sie das alles haben wolle, so müsse sie auch eine Bcwilligungspartei haben. Das Zentrum habe ja diese Rolle über nommen. Das beste Mittel wäre für das Zentrum, es müßte in corpore in den Jesuitenorden eintreten. v. Staudy (kons.) beklagt die Langsamkeit des Bundesrates in der Erledigung von Reichstagsbeschlüssen. Die überwiegende Mehrheit der Konservativen könne dem Anträge auf völlige Be seitigung der Jesuitengcsetze zuzustimmen sich nicht entschließen; er Interpellation eingetrctcn. Stockmann (kons.) hofft, daß die Regierung bald ein bündiges „Nein!" auf die Anträge des Zentrums erwidern Wer sein Vaterland lieb habe, müsse gegen diese Anträge (Oho! im Zentrum.) Blos (Soz.-Dem.): Seine Freunde seien, wie immer, auszusprechen. Der Präsident machte sodann dem Hause Mitteilung Ableben des Grafen Klinckowström. Das HauS ehrte denken des Verstorbenen durch Erheben von dem Platze. Eingegangen war die Novelle über LehrlingSarbeit wirtschafts- und Schankwirtschaftsgcwerbe. Richtungen im geistigen Kampfe ch finden müssen, und daß ein ung für die fortgesetzte Auf- » Nation sei. Unter solchen ^e einzclstaatlichen Regierungen iflicher und langer Erwägung Anträgen, welche eine den gesetzlichen Zustandes er- tge in gewissen Fällen und in >rt werden könne, daß in der redigerorden vielmehr eine not- edigung der konfessionellen Be rgen. Andererseits hegen weite erung auf Grund geschichtlicher assung des Jesuitenordens leb- r der modernen rinzelstaatlichen recht die Stellung der einzelnen geworden ist, so bleibt doch die tungen ziemlich tief im Volke eit der Meinungen auch nicht streben. Es ist zu erwarten, daß die verbündeten Regierungen noch im Laufe der gegenwärtigen Äsfion sich zu der schwebenden Frage schlüssig machen werden. Es wird der Beschluß der ver bündeten Regierungen dem Reichstage demnächst in der bisher üb lichen Form mitgeteilt werden. Auf Antrag Rintelens (Zentr.) wird in die Besprechung der Auf der Tagesordnung stand zunächst die Interpellation Graf v. Hompesch u. Gen.: Am 1. Februar 1899 hat der Reichstag den Entwurf eines Gesetze-, betreffend die Aufhebung des Gesetzes über den Orden der Gesellschaft Jesu vom 4. Juli 1872, sowie den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aushebung deS 8 2 dieses Gesetzes, beschlossen. In der Uebersicht der vom Bundesräte gefaßten Entschließungen auf die Beschlüsse deS Reichs tages aus der ersten Session der 10. Legislaturperiode vom Monat Dezember 1900 ist dem Reichstage mitgeteilt, daß die Beschluß fassung des Bundesrats über die beiden Gesetzentwürfe noch auS- stehe. Wir richten an den Herrn Reichskanzler die Anfrage: 1. Liegt ein Beschluß deS Bundesrates in dieser Angelegenheit auch heute nach Verlauf von 3 Jahren seit der Beschlußfassung des Reichstages noch nicht vor? und, wenn, nicht: K, FuL welchen Münden hat M BÜfideNat die'Fassung einer Entschließung über den genannten Beschluß des Reichstages bis jetzt verzögert? 3. Gedenkt der Herr Reichskanzler eine solche Entschließung noch vor der Beendigung der gegenwärtigen Tagung deS Reichstages herbei zuführen ? * Auf eine Anfrage des Präsidenten erklärte sich Graf o. Posa- dowsky zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit. Zur Begründung der Interpellation erhält das Wort Spahn (Zentr.). Derselbe rekapituliert zunächst die parlamentarische Ge schichte des Jesuitengesetzes. Die Jesuitenfrage sei eine Frage des Rechts und der Billigkeit der Menschlichkeit. Man habe die An gelegenheit mit dem Zolltarife in Verbindung gebracht. Tas katho lische Volk sei aber weit davon entfernt, eine so wichtige Sache mit wirtschaftlichen Dingen zu verquicken. Das Jesuitengesctz habe sich in seinen Wirkungen als ein verwerfliches, ungerechtes, ge radezu widersinniges gezeigt. Durch das Gesetz würden nicht bloß Männer, sondern auch Frauen getroffen. Die in das Ausland verdrängten Jesuiten blieben doch auch dort Deutsche und seien die Verbreiter und Träger deutscher Kultur. In wissenschaftlichem Wirken stände der Jesuitenorden gerade jetzt wieder auf der vollen Höhe. Staatssekretär Graf v. Posadowsky: Als Stellvertreter des Reichskanzlers habe ich folgende Erklärung abzugeben: Anträge, würde in die große Mehrheit des deutschen Volkes Beunruhigung tragen. Ein Teil seiner Freunde sei mit der Aufhebung deS 8 2 des Jesuitengesetzes einverstanden. Fürst Radziwill (Pole) unterstützt die Interpellation. Büsing (natl.) spricht jein Bedauern aus über die verzögernde Behandlung der Frage seitens deS Bundesrats. Ein Teil seiner Freunde sei bereit, der Aufhebung des 8 2 zuzustimmen. Alle halten die Aufrechterhaltung des 8 1 für notwendig. Schrader (freis. Verg.) beklagt die Verzögerung der Frage durch den Bundesrat. Einige seiner Freunde seien fiir die Auf hebung des ganzen Gesetzes, einige nur für diejenige deS 8 2. Jedenfalls möchte die Regierung sich bald entscheiden, damit die Verquickung der Frage mit dem Zolltarif auch nicht einmal mög lich erscheine. Richter (freis. Vp.): Seine Partei sei einstimmig für die Aufhebung deS 8 2; bezüglich des 8 1 seien die Meinungen seiner Freunde geteilt. Bachem (Zentr.): Der Bundesrat hat sich auf das Minimum beschränkt, das überhaupt denkbar ist. Der Staatssekretär hat im Namen des Reichskanzlers eine Erklärung abgegeben und ist dann sofort wieder verschwunden. Wir müssen wieder in der Abwesen heit von Vertretern der Regierung verhandeln. (Staatssekretär Graf Posadowsky betritt den Saal. Heiterkeit.) WaS ich ver mutete, trifft also nicht zu. Soll in der Jrsuitenfrage nicht Aach Recht und Gerechtigkeit verfahren werden? Fühlt der Reichs kanzler nicht, wie er den BundeSrat und sich selbst bloßstellt, wenn er keinen anderen Grund hat, die Nichtstrllungnahme d«S Bundesrats zu motivieren, als mit den Besorgnissen der prote stantischen Bevölkerung, die ihren Grund haben in früheren ge- fchichtlichen Ereignissen. Thatsachen liegen nicht vor, sondem nur Diskussionen, Angriffe und bergehohe Verleumdungen. Die Zu sage des Bundesrats, noch in dieser Session Stellung nehmen zu wollen, ist ja, nachdem wir 6, 7 Jahre gewartet haben, überaus tröstlich. Wir werden aber mit der Thatsache rechnen müssen, daß der hohe BundeSrat auch jetzt noch immer nicht zu einer Stellungnahme kommt. Der Freimaurerorden hat viel mehr schwache Seiten vom Standpunkt des heutige« Recht- auS, als der Jesuitenorden. Die Jefuiten können ohne Deutschland auS- kommen, denn die Welt ist groß. Aber daS Deutsche Reich kann niemals ohne Einschränkung ein Rechtsstaat genannt werden, so lange eine Klasse von Staatsbürgern unter einem Ausnahme gesetz leidet. Delsor (Elsässer) erklärt im Namen seiner Freunde sich für die Aushebung des JesuitengesctzeS. Stöcker (b. k. F.) beklagt die Gehässigkeit und Giftigkeit der Polemik zwischen den beiden christlichen Kirchen in Deutschland. Warum sollte man nicht wieder dahin kommen können, wie am Staate die verschiedensten ethis ihr Gegengewicht und ihren AuS solcher Kampf die natürliche Vö frischung des geistigen Leben- Verhältnissen ist eS erklärlich, auf dem streitigen Gebiete erf Abänderung deS gegenwärtig beste Vow Reichstag. In der 128. Sitzung am 28. Januar teilte der Präsident mit, der Kaiser habe die Glückwünsche des Reichstages huldvollst entgegengenommen und ihn beauftragt, seinen Dank dem Haufe Donnerstag, -e« SO. Januar IVOS — -M Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg In Frankenberg I. Sa." Zur gefälligen Beachtung. Monatskarten für Abholende können in der Lxpvcklttoi» Äe» sowie in den Ausgabestelle« der Herren ». «ä»el (Winklerstr.), L. I » rl««Irl«N (Schloßstr ), (Freib. Str ), I». »r«ut«r (Ouerstr.), » »ek- (Chemn. Str ), Ott» Keltner» (Fabrikstr.), ISeen>.ketin«1iler(Feldstr ), Leri»Ii«rü 8elilriii«r (Reichsstraße), Veleliin»i»n (äußere Alten- hainer Straße), o. -n. »»rtkei (Altenhainer Straße) entnommen werden. Versteigerung in Ortelsdorf. Freitag, den 31. Januar d. IS., Vorm. ^11 Uhr soll in Ortelsdorf 1 Näh. «Maschine, 1 Sophatisch, 1 Spiegel und 1 Kuh aus Gips gegen sofortige Bezahlung »ersteigert Sammelort: Gasthof „zum Kuchenhaus". Frankenberg, am 29. Januar 1902. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. W V 2WM/M den Boten und «ns- N / * V * Gür ^kochweN «d »»bestellen, sowie 21L ILW w 7 I ! Ostert«»»»n»h», allen Postanstal.en i 1 t I angenommen. V Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschast Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg welche Gegenstand der vorliegend«!- Interpellation find, unterliegen der eingehenden Prüfung der eüizelstaatlichen Regierung. (Ge lächter im Zentrum.) Von katholischer Seite ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß die Tätigkeit der Predigcrorden, ins besondere des Jesuitenordens, zur Ergänzung und Unterstützung Um Uecht und Micht. Originalroman von vr. Fr. Gödde. «28. «Nachdruck vcrdoteu.I Herr Berg war seit einigen Tagen sehr aufmerksam geworden; er blickte oft fragend in das Gesicht seines Chefs. Hatte der Büreauvorsteher bei der Schlittenpartie eine Beobachtung gemacht oder war ihm überhaupt Werners Betragen aufgefallen? Gewiß, es mußten ihm die versteckten Fragen seines Chefs über Feodor TouSkani auffallen. Was hatte sein Herr und Gebieter mit diesem Menschen zu thun? Weshalb wollte er so gern über dessen Thun und Treiben orientiert sein? Am ausfallendsten dabei war, daß sich Werner sonst um keinen Menschen kümmerte. Berg achtete seinen Chef sehr; er hielt den verhältnismäßig jungen Mann für eine charakterfeste Persönlichkeit; aber jetzt schlich sich ein geringes Mißtrauen ein, der Herr Vorsteher wurde aufmerksam. Es war wieder Sonntag. Herr Berg hatte eben zur Weihe deS Tages die Lektüre einiger Gedichte beendet, als Marie in das Zimmer trat und eine vergilbte Schreibmappe auf den Tisch legte. „Gut geschlafen, Herr Berg? Wünsche einen frohen Tag!« Berg erwiderte den Gruß herzlich und blickte erstaunt auf die Brief, oder Schreibmappe. „Ja schauen Sie nur", meinte lachend daS Mädchen, „ich bin für Sie thätig gewesen." „Für mich thätig gewesen?" „Gewiß, ich habe für Sie einen ganzen Stoß Handschriften erworben, diese ganze Mappe voll." „DaS ist sehr aufmerksam von Ihnen." „Hat nichts zu sagen, die Sachen haben nichts gekostet; ich kaufte die alte Echreibmappe und bekam diesen Inhalt mit. Als ich diesen durchgesehen, sagte ich mir, das ist etwas für unseren Herrn Berg." „Solche Rücksichtnahme hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut!" „Na, sehen Sie, ich habe doch gute Eigenschaften, die Ihnen noch unbekannt find. Doch Sie kennen ja überhaupt keine Frauen seele." „Liebes Fräulein, ich habe Sie immer sehr geschätzt, daß Sie aber an meine kleine Liebhabereien dachten, ist doch zu artig." „So habe ichS also getroffen. Nun sehen Sie einmal diese Schätze an, die ich Ihnen verehre. Wir wollen gemeinschaftlich die Schriftstücke durchgehen und daS Wertlose gleich vernichten." Marie ließ sich auf dem Sofa nieder und Berg setzte sich auf einen Stuhl; die Durchsicht begayn. Plötzlich ries Marie auS: „Was ist das? Hier steht' Friedrich Touskani." Berg nahm das Blatt, wischte sich über die Augen, über die Stirn; er wurde abwechselnd rot und blaß, seine Rechte, die das Schriststück hielt, zitterte. Marie sah das und fragte: „Was fehlt Ihnen?" „Die Handschrift kenne ich," sagte leise Berg, „die habe ich ost gesehen, ich besitze sie selbst." Berg schritt an seinen Schrank, ergriff ein Kästchen, entnahm diesem einen Bries und verglich die Schriftstücke. „Stimmt eS?" fragte Marie. „Ja, eS stimmt«, bestätigte tonlos Berg. „Ja, waS denn?" „Das kann ich Ihnen nicht sagen, darf es Ihnen nicht sagen, schrecklich, furchtbar!« Herr Berg war geisterbleich vor Entsetzen. „Ja, was ist das denn?« fragte endlich Marie. „Von wo ist denn der Brief datiert?" „Von einer spanischen Stadt, der Brief ist beinahe fünfzehn Jahre alt." ... „An wen ist er denn gerichtet?" Marie nahm das Schriststück und las: „An Herrn Balduin. Der Brief handelt von Geldsachen und der Schreiber mahnt, eine alte Schuld zu begleichen, da er selbst in Not sei." Berg nahm den Brief selbst wieder zur Hand und laS noch mals durch: „Balduin, der Name ist mir nicht unbekannt." „So reden Sie doch nicht so geheimnisvoll", sagte Marie vorwurfsvoll. „Was kann an diesem alten Wisch gelegen fein!" „Fräulein, liebes Fräulein", erwiderte Berg, „dieser Brief kann einem Gewissen ein ganzes Vermögen kosten und einen Armen reich machen. Und ich muß gerade das Ding in die Hände bekommen!" „So betrifft es Feodor Touskani?" „Sie ahnen richtig! Wissen Sie davon?" „Ich habe seit einigen Tagen etwas munkeln hören," sagte das Mädchen. „Ucberhaupt glaube ich auch beobachtet zu haben, daß zwischen dem Künstler und dem Rechtsanwalt etwas vorlag." „Nun, so will ich Ihnen Ausschluß geben", flüsterte Berg. „Dieser Brief auS Spanien von Friedrich Touskani ist geschrieben vom Vater TouskaniS, das steht außer Zweifel, die Schriftzüge verraten daS; auch läßt sich erkennen, daß es dieselben Schriftzüge sind, die Friedrich Trendler eigen waren, jenes gesuchten Trendler, des Erben. Ich habe Schriftstücke des verschollenen Sohnes bei den Akten gesehen, noch jüngst vor den Augen gehabt; ich täusche mich nicht. Ein Unkundiger sieht dieses schon, hier, vergleichen Sie." Er reichte dem Mädchen beide Briefe. „Allerdings, die gleiche Handschrift", sagte Marie. „Es wird wohl das Beste sein, Sie machen Ihrem Ches Mitteilung von der Sache." „Ob ich nach meinen letzten Beobachtungen dies kann und darf? Ich bin sehr darüber im Zweifel", meinte nachdenklich Berg. „Herr Werner hat sich in den letzten Tagen sehr ver ändert. Aber meine Pflicht? Ich muß mein Gewissen entlasten, das geht nicht anders. Sic werden erfahren, was ich thue, nur bitte ich Sie, vorläufig darüber zu schweigen, behalten Sie da- Erfahrene für sich." Marie versprach dies und verließ den Vorsteher in gedanken voller Stimmung. (Forsetzung folgt.)