Volltext Seite (XML)
Sonntag, den IS. April 1802. K1. Jahrgang Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonu-und Festtage, abends für den fol genden Tag. Preis vlerteljährUch 1 M 50 Pf., monatlich 50 Pf., Einzelnummer 5Ps. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus ¬ angenommen. >chrr»t OedOßren» ,Ttc 'i-gesp. PeNlzrU« oder deren Nan« IS. dri L»t»l.J»i««te» IL Ps.; im amtlichen Teil pro Zelle 4vW.; .Eingesandt"' im Ne» SaMmiSNite ») Pf. chd«ll.rqch«Sa» Ausschlag »ach Taeß. Gür 'Rach»«A N»» ! Oßerte»An«chine Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmarmschast Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg in Frankenberg i. Sa. Druck und Verlag von E. G. Roßberg in Frankenberg t. Sa. Abomemeuts für A - ril Wasserleitung Die Hausbesitzer der Stadt werden hierdurch aufgefordert, bis zum 15. April d. I. bei dem unterzeichneten Stadtrathe schriftlich zu erklären, ob sie Anschluß an die städtische Wasserleitung beantragen, und bejahendenfalls, wieviel Zapfhähne angebracht werden sollen. In der Regel wird für jede Wohnung rin Zapfhahn in der Küche vorgesehen; außerdem ist auf Baderäume und Wasch. Häuser Rücksicht zu nehmen und anzugeben, ob etwa sür gewerbliche Zwecke oder für Gartensprrngung Entnahmestellen gewünscht werden. Dir Zuleitung vom Hauptrohre bis einschließlich deS WaffermefferS wird von der Stadt auSgrführt. Für diejenigen, die den Anschluß bis zum oben angegebenen Termine anmelden, wird die Zuleitung bis zur Grundstücksgrenze unentgeltlich hergestellt. Später Anmeldende h ben die Kosten der ganzen Zuleitung selbst zu tragen, wobei daraus hingewiesen wird, daß diese Kosten dann höhere sein werden, weil die Anbohrung deS Hauptrohres während deS Betriebes erfolgen muß. Hierbei wird daraus aufmerksam gemacht, daß nach den Erfahrungen in allen anderen Städten die wirtbschastlichen Verhältnisse auch diejenigen Hausbesitzer, die sich anfangs ablehnend verhalten hatten, sehr bald zum Anschlusse veranlaßt haben. Um minder bemittelten Hausbesitzern die Auf« bringung der übrigens nicht erheblichen Kosten der HauSlcitung zu erleichtern, ist in Aussicht genommen, hierzu auS städtischen Mitteln Darlehnc zu gewähren, welche in kleinen Jahresraten allmählich zurückgezahlt werden können. Diesbezügliche Gesuche können schon jetzt angebracht werden. Frankenberg, den 8. April 1902. Der Stadtrat h. Mettig, Brgrmstr. Ml. Versteigerung. Montag, den 14. April 1862, Nachmittags V,» Uhr soll in der Bert» hold'schen Schankwirthschaft hier, Humboldtftraße, 1 Schreibtisch und 1 Revolver gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Frankenberg, den 11. April 1902. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgericht». AMrcke Asurckule Msuclisu i. 5. Legion ävs 8»mmvr8emv8ters am 1. Lai. I'roxrawws Lostenkdei äureü cksn Ktacktratk. Die Jugen-spiele sollen im laufenden Sommerhalbjahr aus der Schulfestwiese nach folgendem Plane abgehalten werden: Montags und Donnerstags 5—6 Uhr: Knaben- «vd MSdcheaklafsen 6 nab 7, - - - 6-7 - Mädchenklassen 1-3. Spielleiter: Die Herren Hertzsch und HanS. Dienstags «ad Freitags 5—6 Uhr: Knaben- and Mädchenklassen 4 »nd 5, s - - 6-7 - Knabenklasseu 1-3. Spielleiter: Die Herren Siegel und Hallig. Eltern und Erzieher werden hierdurch ersucht, ihre Kinder zum fleißigen Besuch« der Spiel» stunden anzuhalten und ihnen dadurch Gelegenheit zu geben, den so überaus wohlthätigen Einfluß der Jugendspirle an sich zu erfahren. So lange die rauhe Witterung eine Benutzung des Spielplatzes nicht gestattet, werden die Spielabteilungen Ausflüge in Wald und Flur unternehmen und Naturbrobachtungen anstellen. Frankenberg, am 12. April 1902. Burckhardt, Direktor. Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Hohen Königlichen Ministeriums des Innern wird hierorts eine errichtet, deren Raum sich mit in der Gemeindeverwaltung, DorfftraK» Nr. 8» befindet. Dieselbe wird am 1. Fn«i d. I. eröffnet, verzinst alle Einlagen mit 3»/, «/» und expe diert an Wochentagen Montags, Mittwoch» und Freitag» Nachmittag» von 2—5 Uhr, sowie auch schriftlich. Die Verwaltung der Kaffe selbst steht unter der Aufsicht de» Gemeinderathe» und wird »in dem Unterzeichneten »«leitet, weshalb auch etwaige Anträge an denselben zu richten find. Die Sicherheit aller Einlagen wird von der Gemeinde garantirt. Ebersdorf, am 12. April 1902. Der Gemeinderat h. Wilke«», Gemeinde-Lorst. Die Sparkasse -er Gemeinde Möha verzinst alle Einlagen mit SV, Prozent. Geschäftszeit: Montag, Mittwoch und Freitag Ne^mittag» von 2 bi» » llhr. Auch wird schriftlich expedirt. Bom Landtag. Die Erste Kammer bewilligte in ihrer gestrigen Sitzung Kap. 22, 23, 30 und 32 de» außerordentlichen StaatShauthaltSetat» für 1902/03, Zivilliste, Apanagen »e., Stenographische» Institut und Gesamtministerium und Staatörat und Kanzlei, sowie Kabinetts» kanzlei. Die Kammer beschloß hierauf, die Petition de» Oberlehrer- Hermann Bräuer in Hildesheim, vormal» in Dresden, um Ge währung einer Entschädigung für entgangenen Gehalt aus sich be» ruhen zu lassen. Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer standen dir Schlußberatungen über den schriftlichen Bericht der Finanzdeputation L über die Petition der Stadtgemeinde Pirna u. Gen., die Errichtung einer Kaianlage mit GleiSoerbin« düng zur Bahn in Pirna auf Staatskosten betr., sowie über den mündlichen Bericht der Beschwerde» und Petitions-Deputation über die Petition deS BezirkSverein» der Wilsdruffer Vorstadt und Friedrichstadt in Dresden um Aufhebung der auf dem fiskalischen Areal zwischen dem König Albert-Hasen und dem Rangierbahnhose, bez. zwischen DreSden-Friedrichstadt und Cotta lastenden VerSuße- rungSoerbot». Zu der zweiten Petition, die zunächst zur geschäft lichen Behandlung kam, sprachen vr. Vogel und Kommerzienrat Niethammer, vn. Bogel beantragte, die Petition der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Dieser Antrag fand jedoch nicht die erforderliche Unterstützung in der Kammer, die dem De- putationSantrage gemäß beschloß, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Hinsichtlich deS ersten Punkte» der Tage-ordnung trat die Kammer, nachdem sich vr. Spieß und Frenzel für die Interessen der Petenten verwendet hatten, ebenfalls dem Anträge der Depu tation bei, die Petition der königl. StaatSregierung zur Kenntnis nahme zu überweisen. Oertttches und Sächsisches. Frankenberg, 12. April 1902. -s In Chemnitz, woselbst er im Ruhestand lebte, verstarb am Freitag der frühere Realschuldirrktor Prof. vr. Alfred Mating-Sammler im Alter von SO Jahren. Der Verstorbene ist, als Michaeli« 187V die Realschule zu Frankenberg al» selbst ständige» Institut errichtet wurde, zunächst al» 1. Oberlehrer und „stellvertr. Direktor" an diese Anstalt berufen worden, dann Micha elis 1877 nl» Realschuldirrktor verpflichtet, verblieb aber nur bis Ostern 1878 in dieser Stellung, da er als Direktor an die Real schule zu Rochlitz berufen wurde. Von 1887 an fungierte dann Herr Direktor vr. Mating - Sammler al» Direktor an der Real schule Werdau und trat vor einigen Jahren infolge Krankhkit in den Ruhestand. -fN. In jedem Hause wird wohl jetzt da» T«ge»gespräch sein: Lassen wir un» an die städtische Wasserleitung anschließan »der nichts Diese Frage wird »»hl in den allermeisten Fällen zu Gunsten der Wasserleitung entschieden werden, denn letztere birgt so »iele Vorteile in bezug auf Gesundheit und Bequemlich keit in sich, daß dadurch die Kosten der Leitung und de» Wasser» vollständig ausgewogen werden. Bevor man aber mit der Hw» stellung der Hau-leitung einen Klempner oder Installateur end- giltig beauftragt, muß man di« Ueberzeugung habrn, daß d«r Be treffende die Anlage auch fachgemäß und mit Sachkenntnis und Solidität auSführt. Wie verlautet, hat sich die Mehrzahl der hi»> sigen Klempner, Kupferschmiede und Schlaffer, soweit sich dieselben mit dem Legen von HauSwafferleitungen befassen, »«reinigt, um einerseits gemeinsam gr»ßc Posten Blrirohr und Armaturen einzu kaufen, andererseits aber dem Publikum gleiche solide Preise und Lieferungsbedingungen zu unterbreiten, damit sie im vorau» jeder auswärtigen Konkurrenz die Spitze bieten können. Da wir hier am Platze tüchtige Meister haben, welche in ihren früheren Stel lungen speziell nur im Wasserleitung»-»» gearbeitet haben und genau damit vertraut sind, wie eine derartige Anlage am vorteil haftesten für den Konsumenten anzulegen ist und welche Nachteile »MM. Roman von Georg Hvckir. l». torNW»««.) tNaÄdr-a »er»ot«.> III. Ungefähr zwei Wochen vor Eintritt der in den erstrn beiden Kapiteln unserer Erzählung geschilderten Ereignisse lehnte Baron Arno von Sencken mit verdrießlicher Miene, einer schweren Ha vannazigarre lange bläuliche Rauchwolken entlockend, in dem Ruhe sofa seine» Wohnzimmers, welche» er neben einem Schlafkabinett in der zweiten Etag« eine» im vornehmsten Teile de» Potsdamer Viertel» gelegenen Hause» möbliert bewohnte. Der Baron hatte augenscheinlich Sorgen. Einige neben ihm auf dem Kredenztischchen liegende, eröffnete Briese mochten er heblich zu seinem verdrossenen Mienenausdrucke beigctragen haben, denn ein flüchtiger Blick de» Beobachter» genügte, um zu erkennen, daß e» zumeist Rechnungen mit am Fuße derselben stehenden dring- Uchen Mahnungen waren. Arno von Sencken gehörte zu jenen Existenzen, wie sie die Großstadt allein zeitigen und erhalten kann. Ursprünglich au» «irrer guten, wohlangesehenen, wenn auch nur mäßig begüterten Familie stammend, halt« er al» jüngerer Sohn seine» Hause» sich keine Hoffnung aus den einstmaligen Besitz der Fämilrengüter machen dürfen, welche der Tradition zufolge dem älteren Bruder Werner hätten zusallrn müssen. S«in Vater indessen hatte ihm dafür Ersatz zu bieten gedacht, ihn darum studieren lassen und wohl gehofft, vermöge seiner weit verzweigten Verbindungen ihn später bei der diplomatischen Karriere vorteilhaft unterzubringrn. Aber die Trägheit Arno», verbunden mit einer übertriebenen, fast krankhaft zu nennenden Genußsucht hatten den väterlichen Wunsch nicht zu stände kommen lassen, der junge Mann war vielmehr im Laufe der Jahre, wie man so zu sagen pflegt, verbummelt. Nicht wenig zu seiner, jeder geregelten ernsten Thätigkeit ab holden Lebensführung mochte die Tragödie beigetragen haben, deren Held sein älterer Bruder gewesen war und die mit dessen angeb lichem Tode abgeschloffen hatte. Der Vater war kurze Zeit darauf ebenfall» gestorben und nun war Arno unvermutet in den Besitz der Senckenschen Güter getreten. Aber die Freude hatte nur kurze Zeit gedauert. DeS Großstadtleben» vermochte der junge Lebe mann nicht zu entraten. Den nichtigen Vergnügungen deS Tage» nachjagend, hatte er eS verabsäumt, zu Hause auf seinem Besitz- tume nach dem Rechten zu sehen. Kein Wunder, daß eS mit diesem immer mehr bergab gegangen war. Untreue Verwalter hatten ihr gut Teil dazu beigetragen, den Ruin zu beschleunigen und auch Arno hatte unverantwortlich leichtsinnig gehaust. Schul, den über Schulden gemacht, bis endlich der Tag angebrochen war, an dem er sich hatte eingestehcn müssen, daß auch kein Gratha.'m aus seinen Gütern mehr ihm zu eigen gehörte. Seit dieser Zeit wohnte er ausschließlich in Berlin. Wovon er eigentlich lebte, da er keinerlei Stellung einnahm und auch kein Vermögen mehr besaß, war sein streng behütete» Geheimnis. Der Welt genügte e», daß er ein angenehmer, liebenswürdiger Gesell schafter war, den man trotz seines nur wenig sympathischen Aeu- ßcren überall gern erscheinen sah und den man in der Gesellschaft wohl auch wegen seiner scharfen Zunge und seiner beißenden, witzigen Bemerkungen und Einfälle rin wenig fürchtete. Der, wenn auch bereits stark verblichene, aber doch noch immer vor handene Glanz seine» alten Namen» mochte dann ebenfalls mit dazu beigetragrn haben, den gleich einem tollkühnen Schwimmer trotz der reißenden Strömung geschickt auf der Oberfläche deS ge sellschaftlichen Lebens lavierenden Mann oben zu erhalten. Solche Stunden, wie sie heute an ihn herangetreten waren, wo ihn daS Leben ring» um ihn anekrlte und er sich ernstliche Vorwürfe wegen seiner Vergangenheit machte, warm nur selten. Sie hielten in der Regel nur Einkehr bei ihm, wenn besonder» dringliche Rechnungen vorlagen, die seine für gewöhnlich gute Laune zu trüben vermochten. Ein Klopfen an der Thür schreckte Arno au» seinem trüben Nachfinnen auf. Geschwind raffte er die Briefschaften zusammen und steckte sie ein, dann erhob er sich unmuthig halb auS seiner bequemen Lage. Aus sein „Herein!" erschien eine ältliche Frau, seine Wirtin, welche ihm mitteilte, daß ein unbekannter Mann draußen sei, der sich Mister Brown nenne und empfangen zu werden wünsche. Arno zog die Achseln hoch und nahm kopfschüttelnd die ihm überreichte Karte in Empfang. „Mister Lewi» Brown", la» er. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals irgend Einen diese» Na- menS gekannt zu haben!" „Der Herr bittet dringend um Annahme, er will Ihnen per sönlich alle» Nähere mitteilen!" versetzte die Wirtin unterwürfig. Arno ließ rasch einen prüfenden Blick an seiner Kleidung herabgleiten, knöpfte den Gehrock zu, besah sich flüchtig im Spiegel und nickte dann kurz mit dem Kopfe. „So lassen Sie ihn denn eintreten, Frau Merten»!" beschied er seine Wirtin. Einen Augenblick später klopfte e» an die Thür und auf sein „Herein" trat ein hochgewachsener, kräftig gebauter Mann in vor gerückten Jahren, dem der lang herabwallendc Bollbart im Brr-