Volltext Seite (XML)
bl. Jahrgang April 1802 Mittwoch, de« ck 8« Amtsblatt der Königlichen Amtshauptma nnschaft Flöha, des dinglichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg Baarzahlung versteigert. Güterverwaltung Frankenberg cs Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg in Frankenberg i. Sa. Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg b Sa. kannt ... sah man sie von ferne in ihrem weißen Gewand, die goldenen ausgelösten Haare lang über ihren Nacken herab, flutend, in dem Parke ihrer Mutter am Flußufer aus- und nieder- wandelnd, so glaubte man fast, eine überirdische Erscheinung zu erblicken ... auf einem unvergeßlich schönen Ballfeste war eS dann, wo wir uns näher kennen und lieben lernten. Bei dieser ersten Begegnung aber blieb cs vorläufig . . . während eines ganzen langen Jahres hielt ein jedes von uns sein Liebesgeheim nis gleich einem köstlichen Schatze im tiefinnersten HerzenSschrcine verborgen . . . Dann trafen wir uns wieder und hatten Gele genheit, einen ganzen Tag beisammen zu sein, als die Kunstschätze auS dem Nachlasse deS damals gestorbenen Grafen von Schcydt, auch eines unserer GutSnachbarn, auf dessen Stammschloß verstei gert wurden. Wir interessierten uns beide in gleich hohen« Maße für die herrlichen Sammlungen, die der alte Sonderling in seiner nunmehr verwaisten Besitzung aufgestapelt hatte. Unbemerkt von Angelikas Mutter, vermochten wir uns zu sprechen und Worte auszutauschen, welche unser unverminderte- gegenseitiges Jntelcssc kundgaben. Abermals vergingen Monate, bis wir uns Wiedersehen konnten. Dann aber kam eine überaus selige Zeit sür uns . . . wir hatten am Ufer des die Güter unserer Eltern trennenden Flusses ein schönes Plätzchen gefunden, wo wir uns fast täglich sprechen konnten. Arm in Arm schritten wir damals die lange, versteckt liegende und von hochwipsligen Bäumen eingesäumte Allee läng» deS Flusses dahin. WaS nur miteinander sprachen, lieber Bruder . ich weiß eS nicht mchrl Ich weiß nur noch, daß wir unS liebten, so liebten, um unS nie wieder vergessen oder gar voneinander lassen zu können! Aber thränenden Auges mußten wir unS gleichzeitig auch oft eingestehen, daß wir hoffnungslos liebten I ... In solchen Augenblicken beschlossen wir wohl, klein mütig an unserem Glücksstern verzweifelnd, unS nie wieder zu sehen . . . nur noch ein einziges Mal wollten wir uns treffen ... so wurde wenigstens bei einem jeden Abschiede vereinbart . . . aber immer führte die in unseren Herzen lebende heiße OertUches »nv Sächsisches. Frankenberg, 15. April 1902. -rschttnt ltgNch mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends für den fol genden Tag. Ei« lebender Hund (weiß-brauner Jagdhund) wird Donnerstag, den 17. April 1SV2, Vorm. 10 Uhr auf hiesigem Güterboden gegen daS Phänomen aber erst einmal entdeckt, so geht eS einem wie mit den berühmten Vexierbildern „Wo ist die Katz?" — man sieht es fortwährend. — Zur Lotteriefreizügigkeit schreibt die ministerielle „B. C.": Die Nachricht, daß zwischen dem Königreich Preußen, dem Königreich Sachsen und den an der hessisch-thüring. Lotterie betei ligten Staaten eine Vereinbarung abgeschlossen sei oder angestrebt werde, laut welcher die Lose der drei Lotterien in allen genannten Staaten zum Vertriebe zugelaffen werden sollen, also die sogen. Lotterie-Freizügigkeit gegenseitig zugestanden werden soll, ist unbe gründet. Eins derartige Vereinbarung ist zwischen Preußen und anderen deutschen Staaten weder abgeschlossen worden noch z. Z. beabsichtigt. Es ist mithin da» Spielen der Preußen in sämt lichen außerpreußischen Staatslotterieen wie bisher, so auch ferner strafbar. — Am zweiten Osterfeiertage wurde der Ortsrichter und Fa brikbesitzer Friedolin Stiehl in Heidersdorf von einem Schlag anfall betroffen, wobei sich St. durch Aufschlagen des Kopfe» am Ofen erhebliche Verletzungen zuzog. Nach bald 14tägigem Kran kenlager ist der im 57. Lebensjahre stehende, in der Gemeinde hochgeachtete Mann entschlafen. — Einem Schwindler, der sich al» Geheimer Kirchenrat vr. Heger au» Dresden auSgab, fiel die Tochter eine» Einwohners in Cotta in die Hände. Er machte ihr große Versprechungen, ver sprach ihr die Heirat und erschien unter anderem in der Kleidung eines Priesters zum Gottesdienste in der dafigen Kirche. Nach dem Gottesdienste beschenkte er zwei arme Konfirmanden mit Schuhen. Das Geld hierzu hatte er von dem München geborgt. In Briefen und Postkarten an daS Mädchen ahmte er die Unter schriften verschiedener hochgestellter Geistlichen nach und stellte außerdem mit seinem hochklingenden Namen einen Schuldschein aus. Nachdem der B .rogenen endlich die Augen geöffnet waren, war auch der Geheime Kirchenrat verschwunden und ist bis heute nicht wieder gesehen worden. Wie festgestellt worden ist, ist der Schwindler mit dein in Dresden wohnhaften ca. 19 Jahre alten Schriftsetzer Karl Heger identisch.' — Dem größten und berühmtesten Sohne der Stadt Roch litz, Johann MathcfiuS, soll zu seinem 400jährigen Geburtstage im Sommer deS JahreS 1S04 ein Denkmal errichtet werden. Zu gleicher Zeit will man die Abhaltung eine» HeimatSfcsteS in- Auge fasten. — Mit ihrem Leben bezahlen mußte in Horka bei Crostwitz die 58jähiige WirtschaftSauSzüglerin verw. Halke eine mutige Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen PostanstaUen angenonzmea. tadellartsche» Satz Ausschlag »ach Laich, »ür ^.chwei» um» t Offerten-Annab»» MW. -n-era» che»HHr«»i .Die -xgejp. Pelnzetl« «der vettn Raum Id, bet Lokal-Inserate» 12 Pf.; im amtttchc» Teil pro Zelle 40Ps.; „Eingesandt" im Rc» dakttonttetle 30 Pf. Mitgift. Roman von Georg Höcker. >ri. gorgetzun«.» «Nachdruck verdotrn.» Nach einem Augenblick kam Arno Sencken wieder in das ZinWer zurück, setzte sich seinem Bruder gegenüber an den Tisch, entkorkte eine der Flaschen, schenkte ein und hob dann sein GlaS. „Stoßen wir an!" sagte er. In den Augen des Heimgekehrten leuchtete es aus. „Ja, stoßen wir an!" wiederholte dieser, dem Bruder innig ins Auge blickend. „Aus rin lange», glückliche» Zusammenleben, Bruderherz . . . und . . .", setzte er mit ganzer Stimme hinzu, „auf eine baldige Erfüllung meine» so heißigpigen Herzenswunsches!" „Diesen zu erfahren, bin ich aber wirklich begierig ... Du kannst Dir denken, wie sehr eS mich interessiert, zu wissen, wo Du die langen Jahre über geweilt, wie eS Dir ergangen . . . kurzum, alles zu erfahren, was Deine Person anbetrifft." Der Bruder lsichelte. „Deine Teilnahme thut mir wohl", versetzte er. „Aber Eile mit Weile ... ich werde wohl der Reihenfolge nach erzählen wüsten." Er lehnte sich in seine Sofa ecke zurück und strich leise mit der Hand über die Stirn. „Ver setzen wir un» in unsere Heimat zurück", begann er endlich. „Du weißt, unsere nächste GutSnachbarin war damals die verwitwete Frau von Walden, mit der wir keinerlei Verkehr unterhielten, weil sie damals ihre» hochfahrenden, selbstsüchtigen Gebaren- halber fast beständig in allerlei kleinen Fehden mit ihren Nach barn, auch mit unserem verstorbenen Vater, ich glaube einer Grenz streitigkeit wegen, verstrickt war. Sie besaß damals eine einzige Tochter von etwa achtzehn Jahren, namenS Angelika, die der Mutter in Geist und Gemüt, wie auch schon in der äußeren Er- scheinung so unähnlich wie möglich war. Angelika war von ent zückendem Liebreiz und machte schon bei unserer ersten Begegnung aus mich einen nachhaltigen, tiefen Eindruck. Der Ruf ihrer Schönheit war, wie Du Dich erinnern wirft, weit und breit br- B-kanutmach«na für Merzdorf. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen EinkommensteueremschStzung den BertragSpflichtigrn bekannt gegeben worden sind, werden gemäß der in 8 46 Punkt 3 de, Einkommensteuergesetze- vom 2 Juli 1878 enthaltenen Bestimmung alle Personen, welche an hiesigem Orte ihre Steuer- Pflicht zu erfüllen haben, denen aber das diesjährige SinschStzungsergebniß nicht hat behändigt werden können, mermit aufgefordert, sich wegen Mittheilung desselben beim Unterzeichneten zu melden. Merzdo rf, den 14. April 1902. Schum«««, G Vorst. Vom Landtag. Aus der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer stand die Schlußberatung über den schriftlichen Bericht der Finanzdeputation über Tit. 1 des außerordentlichen Staats- hauShalt-etatS für 1902/03, Neu- und Erweiterungsbauten bei den Amtsgerichten in Crimmitschau, Freibsrg, Hohenstein-Ernstthal, sowie bei den Justizgcbäuden in Dresden, Leipzig und Plauen betreffend. Braun bedauerte die Zurückstellung des Gerichtsneu baues in Freiberg und regte eine Neuorganisation der Landbau ämter an. Teichmann und Rittberger baten die Regierung, bei Vergebung der Arbeiten, jener b«züglich des Neubaues in Crim mitschau, dieser bezüglich derjenigen in Hohenstein-Ernstthal, mög lichst einheimische Bauhandwerker berücksichtigen zu wollen. Den gleichen Wunsch sprach sür Dresden vr. Vogel aus; ferner wünschte er Aenderungen des Dresdner Planes dahin, daß das Gefapgenenhaus bester verdeckt werde. Geh. Oekonomierat Hähnel warnte davor, durch Aenderungen deS Projekts Ueberschreitungen deS Anschlags herbcizuführen. Vizepräsident Geh. Justizrat Vv. Schill bat für den Leipziger Neubau wegen de- dringenden Be- dürfnisteS um möglichste Beschleunigung. Kellner dankte für die Einstellung für Plauen und wünschte ebenfalls Berücksichtigung der heimischen Bauhandwerker. StaatSminister vi-. Otto ergriff daS Wort, um auf verschiedene Anfragen und Anregungen zu ant worten. Nach einer Au-sprache zwischen dem Vizepräsidenten Geh. Justizrat vr. Schill und dem Geh. Oekonomierat Hähnel über die Frage, ob bei Ausführung der Bauten ohne Bedenken von der ursprünglich geplanten Bauzeit zwecks rascherer Beendigung der Bauten abgegangen werden könne, ohne Acnderung der Beschlüsse über die Verwilligung der Mittel dazu, wurde die Debatte ge schloffen. Die Einstellungen, von denen diejenige sür Freiberg von der Regierung zurückgezogen worden ist, in dem zur Beratung stehenden Titel wurden sämtlich den Deputationsanträgen ent sprechend von der Kammer genehmigt. Als rin Kuriosum bei de« aeueu Briefmarke« ist sicherlich zu betrachten, daß auf dem linken runden Brustschildchen der Germania deutlich die Zahl 15 zu lesen ist. Diese Sonder- lichkeit ist durch die eigentümliche Schattenverteilung entstanden. Zuerst bereitet eS Schwierigkeiten, die Zahl zu sehen; hat man 1 M. 50 Ps., monatlich bO Pf., Einzelnummer bPs. Bestellungen ivcrdcn in unserer Bran-Verfichermngsbeiträge. Die auf de» 1. Termin d. IS. noch rückständigen Brandversicherungs« beiträge find nunmehr sofort hier cinzuzahlen. Stadtrath zu Frankenberg, am 14. April 1902. »r. Mettig, Brgrmstr. U. ! Nach Orten außerhalb des deutschen Reiches und Oesterreich», soweit solche im Gebiete de» Weltpostvereins liegen, geschieht der Versand unsere» Tageblatt-» mit wöchentlichen «reuzbandsen- düngen von un» unter Portoansatz von 2 M. — Pf. per Vierteljahr. .... . Rettungsthat. In der Wirtschaft ihre- Sohne» gewahrte die Frau, daß auf dem Backofen lagernde» Stroh, daS den Kindern als Nachtlager diente, in Brand geraten war. Da sonst niemand im Hause anwesend war, suchte sie selbst daS brennende Stroh zu entfernen, wobei sie sich derart schwere Brandwunden zuzog, daß diese nach entsetzlichen Qualen den Tod der Bedauern-werten herbeiführten. — Die Leipziger Mission ist von einem schweren Verlust« insofern betroffen worden, als ein erst 2^ Jahre unter den Wa« kombanegern in Südafrika thätiger Missionar, Otto Mai au» Borstendorf, infolge einer Schußverletzung verstorben ist, welche er sich beim Legen von Selbstschüsscn gegen Hyänen zuzog. — Nach langen und schwierigen Verhandlungen haben sich die Werke deS Zwickauer und Lugau-OelSnitzer Kohlenrevier« über die Bildung eiues Förder- und BerkanfSverbande» ge- einigt. Der Verband bezweckt die Bekämpfung de» ungesunden gegenseitigen Wettbewerbs der beteiligten Werke und sucht die» Ziel dadurch zu erreichen, daß er sür jede- Werk eine bestimmte JahreSsörderung sestsetzt, eine Einschränkung dieser Förderung vor« sieht und sür alle verkauf-fähigen Kohlensorten Mindestverkauf-- preise bestimmt, unter welchen bei Strafe nicht verkauft werdrn darf. Eine Vergewaltigung der Kundschaft — so sagt da» „Zw. Wchbl." — liegt nicht nur außerhalb der Absichten und Bestre bungen de» Verbände», sondern ist auch durch den Wettbewerb der umliegenden Kohlenreviere ausgeschlossen. — In Sehma bei Buchholz ist daS Töchterchen de» Guts besitzers Lötzsch ertrunken. Die Mutter hatte da» Kind eben ge badet, die Badewanne aber in der Stube stehen lassen. Während nun die Frau auf kurze Zeit daS Zimmer verlassen hatte, ist da- Kind in die Wanne zurückgefallcn und hat in ihr den Tod ge funden. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. — OelSuitz i. E. Die Vorbereitungen sür da« am 7. und 8. Juni d. I. in unserem Orte stattfindende Eängerfest de» Erz« gekirgischen Sängerbundes nehmen die Thätigkett deS hiesigen Männergesangvereins schon jetzt sehr in Anspruch. Da dem Erz« gekirgischen Sängerbünde 94 Männergesangverrine mit 2609 aktiven Sängern angehören, ist wohl eine recht rege Beteiligung zu er« warten. Hoffen und wünschen wir nur, daß den geplanten fest lichen Veranstaltungen „schönes Wetter" beschiedcn sein möge. Und in diesem Sinn« rufen auch wir ein herzliche- „Glückauf!" zum Gelingen des SängcrfestcS zu. „Mein deutsches Land, mein deutsches Lied, in Ewigkeit dich Gott behüt'!" — Als Leiche aufgefundrn wurde am Sonntag früh im Heiz« Sehnsucht unü von neuem zusammen. O, Bruder, bei dem Ge danken an jene süße, unvergeßliche Zeit, wo ich diese reine, holde Menschcnblume liebte, wo ich so heiß und innig von ihr mit ihrem ganzen, unentweihten Herzen wiedergeliebt wurde . . . fühle ich immer wieder neu, daß eS daS höchste Glück birgt, welches das Leben mir gespendet hat! . . . Die Mutter meiner Geliebten hegte die hochfliegendsten Pläne sür die Zukunft ihrer Tochter, ihr Gut war ziemlich verschuldet . . . wohl schon auS diesem Grunde wollte fle die schöne Tochter möglichst hoch an den Mann zu bringen suchen . . . weinend erzählte mir Angelika oft von den darüber geäußerten Absichten der Mutter. Im kommenden Winter gedachte sie die Schönheit ihrer Tochter auf den Bällen und den sonstigen festlichen gesellschaftlichen Veranstaltungen im hellsten Glanze erstrahlen zu lassen ... der selbstsüchtigen, nur an den eigenen Vorteil denkenden Frau erschien cs fast zweifel los, daß die reichsten, angesehensten jungcn Männer sich um An gelika bewerben würden. Ueber da» Verzweifelte und Aussichts lose unserer Lage waren wir un» klar ... wir hatten beide nur den einen Gedanken, so lange uns daS Geschick nicht voneinendcr nß, ganz unserem Glücke und unserer Liebe zu leben! Jede Stunde, jede Minute, die wir dieser weihen dursten, beglückte unS unsag bar! .. . Da traf unS ein harter Schlag! . . . Angelika- Mutter kündigte dieser an, daß sie in Erbschastsangelcgenheiten rach London reisen müsse. Eine fast monatelang währende Trennung von der Geliebten erschien mir undenkbar ... ich glaubte, sie nicht überleben zu können! Laß mich kurz sein, Arno, wir waren jung und unerfahren . . . und der Gedanke, nimmer voneinander lassen zu können, mochte unseren Entschluß entschul digen ... der nichts geringeres bezweckte, als eine heimliche Trauung, wie sie ja in England früher spielend leicht auszuführen gewcsen ist. Bebenden Herzens ließ sich Angelika endlich über reden. Die UnschuldSreine schreckte anfangs davor zurück, der Mutter Weh zu bereitcn . . . aber vor meiner siegenden Beredt- samkeit wichen ihre Bedenken zurück! . . . Heimlich reiste ich nach