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Donnerstag, de« LV. April 1VQL 61. Jahrgang Bezirks-s^^^^Anzeiger »ür ^!>ch»,tß au» latt dcrKönigtichcnAmtshanptmaunschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und desStadtrats zuFrankenberg Verantwortlicher Redakteur: Emst Romberg ln Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Rostberg In Frankenberg t. Sa. M. Frankenberg, am 9. April 1902. Da- König!. Amtsgericht. Der Stadtrat h. vr. Mettig, Brgrmstr. In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer stand auf der Tagesordnung die Schlußberatung zu dem schriftlichen Berichte der Finanzdeputation L über die wegen Erbauung von Eisenbahnen und Errichtung von Haltestellen re. eingegangenen Petitionen. Rollfuß erklärte, daß die Abgeordneten, die an den im Berichte unter von 1 bis 42 genannten Petitionen, die den Landtag schon früher beschäftigt und dieselbe Beurteilung wir früher er fahren hätten, interessiert seien, unter Rücksicht auf die Finanzlage des Staates von einer Debattierung der Projekte absehrn wollten. Seinem Anträge entsprechend, wurde die Debatte zu allen diesen Petitionen gleichzeitig eröffnet und, da niemand das Wort ergriff» wieder geschloffen. Die Kammer nahm bezüglich der im Berichte von 1 bis 42 aufgeführten Petitionen einstimmig die Deputations anträge an. Zu der Petition um Errichtung einer Haltestelle in Burgk-Döhlen sprach Nudelt. Die Petition bleibt auf sich be ruhen. Für die Petition um Erbauung einer elektrischen Bahn von Dresden nach Meißen trat Sekretär Rüder ein, für eine solche von Dresden nach Wilsdruff Weigert; seinen Ausführun gen trat Oekonomierat Andrä entgegen. Es sprachen weiter Herr vr. MI. Heinrich Emil Schmerler pflichtet und in sein Amt eingewirsrn wordm. Maschke für die Petition um Verlegung der Güterverkehr-stelle in Erfenschlag, Nudelt für Umwandlung der Güterbahn Gittersee« Hänichen zum Personenverkehr. Ferner beteiligten sich an der weiteren Debatte Heymann, Schubert, Braun, Wittig, v. Kirch bach, Rentsch, v. Querfurth, Zschiedrich, Gräfe, Frenzel, Ehret, Merkel, Dietrich, Träber, Rittberger, Thieme, Däweritz-Dober- schwitz, vr. Schöne, Kluge. Die Kammer trat allenthalben dm Deputationsvorschlägen bei. iS Atänderungsantrages deS t 70 nach den DeputationS- . Rate» vr. Wach, Zß putation, und nach virr- Grsetzentwurf in namentlicher den 1? 1902, findet Von Nachmittags V.3 Nhr an ötr«ntll«liv «ItLHirg «1«» »ertrlL»««»- im hiesigen Verhandlungssaal- statt. Flöha, am 7. April 1902. DieKönigliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t. »r. Morgenstern. Peucker. Bom Landtag. Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer stand die Schlußberatung über den Bericht der ersten Deputation über den Entwurf eines Enteignungsgesetzes für das Königreich Sachsen. Dieser Gesetzentwurf liegt den Ständen in einer von Zwischendeputationen der beiden Kammern beschlossenen Gestalt vor. In der Zweiten Kammer ist das Gesetz in dieser Form in der Sitzung vom 16. Dezember angenommen worden. Die Erste Kammer hat dir Vorlage in der allgemeinen Vorbe ratung der Gesetzgebungsdeputation überwiesen, die der Kammer in ihrem schriftlichen Berichte noch eine Anzahl Abänderungen und Ergänzungen der Beratungsergebnisse der Zwischendeputation vor- schlägt. Der Berichterstatter, Rittergutsbesitzer v. Trebra-Lindenau, empfiehlt die Annahme des Gesetzes in der von der Deputation vorgeschlagenen Form. Kammerherr Sahrer v. Sahr-Ehrenberg erklärte als DeputationSmitglied, daß er aus Bedenken gegen die Ausdehnung der EnteignungSgewalt gegen daS Gesetz stimmen werde. Hierauf ergriff Staatsminister v. Metzsch das Wort, um die Vorlage gegen die Angriffe des Vorredners in Schutz zu neh men und die Annahme des Gesetzes zu empfehlen. Kammerherr Gras Rex-Zedlitz sprach sich gegen verschiedene Bestimmungen des Gesetzes m der Fassung der Deputation auS, well er besonders den Grundsatz einer gewissen Billigkeit geltend gelaffen wissen will. Bei den Abstimmungen über die einzelnen Paragraphen wurden die 1 bis 32 des Entwurfs nach den Deputation-- O-rtlich-s und Sächsisches. Frankenberg, 9. April 1V02. Im Kgl. Seminare war am Montag vormittag die feierliche Aufnahme der neuen Sextaner. Nach Choralgesang und Schriftverlesung charakterisierte Herr Seminardirektor vr. Hözel in einem Rückblicke das verflossene erste Jahr der neuen Anstatt al» ein arbeitsreiche» und gesegnetes und mahnte in einem Vorblicke die neuen und die alten Schüler, immer fest ihr Ziel im Auge zu behalten, dem Dichterworte gemäß: „Vor jedem steht ein Bild des, daS er werden soll, so lang er daS nicht ist, ist nicht sein Friede voll." Danach legten die neuen Seminaristen durch Handschlag das Gelübde ab, allezeit gehorsam, fleißig und wahr haftig zu sein. Ein religiöses Lied beschloß die Feier. -s Im Anschluß an die am 1. April in unserer Stadt abge haltene Hauptversammlung des Landesverbandes für Hand fertigkeitsunterricht bringen wir über die geschäftlichen Ber- hierzu aus städtischen Mitteln Darlehne zu gewähren, welche in kleinen Jahresraten allmählich Mrückgezahlt werden können. Diesbezügliche Gesuche können schon jetzt angebracht werden. ' Frankenberg, den 8. April 1902. Der Stadtrat h. vr. Mettig, Brgrmstr. .DK '-g-sp-P-Ütt-ll. «de. deren M«« 1», »ei iwlal-Jnserat« 12 Pf.; tm «Mitch« Lei! pro Zette 40M.; -Eingesandt" t» M» d»Nt»»,-Nr30M. Bekanntmachung für Neudörfchen. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommensteuereinschätzung den Beitragspflichtigen mnt gegeben worden find, werden gemäß der in Z 46 Punkt 3 des Einkommmensteuergesetze» 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmung aller Personen, welche an hiesigem Orte ihre Steuer« Icht zu erfüllen haben, denen aber daS diesjährige EinschätzungSrrgebniß nicht hat behändigt werden uen, hiermit aufgefordert, sich wegen Mitthrilung desselben beim Unterzeichneten zu melden. Neudörfchen, den 9. April 1902. Gslbkicht, G.-Vorst. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über daS Vermögen deS vormaligen Hausbesitzers und Kaufmann» Franz audernack, früheren Inhabers des Eisen- und Kurzwaarenhandelsgeschäfts unter der Firma Franz audernack in Frankenberg, Schloßstraße 14, wird nach Abhaltung de» Schlußtermins erdurch aufgehoben. Frankenberg, den 7. April 1902. Wasserleitung. Die Hausbesitzer der Stadt werden hierdurch aufgcfordert, bis zum 15. April d. I. bei dem unterzeichneten Stadtrathe schriftlich zu erklären, ob sie Anschluß an die städtische Wasserleitung beantragen, und bejahendenfalls, wieviel Zapfhähne angebracht werden sollen. In der Regel wird für jede Wohnung ein Zapfhahn in der Küche vorgesehen; außerdem ist aus Baderäume und Wasch häuser Rücksicht zu nehmen und anzugeben, ob etwa für gewerbliche Zwecke oder für Gartensprengung Entnahmestellen gewünscht werden. Die Zuleitung vom Hauptrohre bis einschließlich des Waffermeffers wird von der Stadt auSgrführt. Für diejenigen, die den Anschluß bis zum oben angegebenen Termine anmelden, wird die Zuleitung bis zur Grundstücksgrenze unentgeltlich hergestellt. Später Anmeldende haben die Kosten der ganzen Zuleitung selbst zu tragen, wobei darauf hingewiescn wird, daß diese Kosten dann höhere sein werden, weil die Anbohrung des Hauptrohrcs während des Betriebes erfolgen muß. Hierbei wird darauf aufmerksam gemacht, daß nach den Erfahrungen in allen anderen Städten die wirtbschaftlichen Verhältnisse auch diejenigen Hausbesitzer, die sich anfangs ablehnend verhalten hatten, sehr bald zum Anschlusse veranlaßt haben. Um minder bemittelten Hausbesitzern die Auf bringung der übrigens nicht erheblichen Kosten der HauSleitung zu erleichtern, ist in Aussicht genommen, Erscheint t««Nch mit Au-nahme der Sonn- undF«fttage, »dendS für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. 50 Pf, monatlich ölt Pf., tz-Ulj-ln ummer bPs. Bestellungen ! erden in unserer i^-IchältSstelle, von den Boten undAuS- godesteUen, sowie i»il--n Postanstalte» Freitag und Sonnabend, den 18. und IS. April 1SS2, werden di- Geschäfts, räume der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschast gereinigt und können deshalb an diesen Tagen «nr dringliche Sachen erledigt werden. Flöha, den 7. April 1902. Die Königliche Amtshauptmannschaft. vr. Morgenstern. Peucker Bekanntmachung. Am 7. April diese- Jahres ist der vom Königlichen Ministerium deS KultuS und öffentlichen -Unterrichts zum Direktor der hiesigen Realschule mit Progymnafium ernannte bisherige Oberlehrer Dn Realgymnasium zu Borna anträgen, Z 33 in der FaM Geheimen Rates vr. Wach, anträgen, Z 71 in der Fas 72 bis 98 nach den Vorsch stündiger Debatte endlich der ganze Abstimmung angenommen. Ps-ilM. Roman von Georg Höcker. t». goryktuu».! Mcchdruck verdoun.c Jetzt erhob sich auch Lindemann jäh und schaute von Senckcn mit durchbohrendem Blicke an. „Mit dem Rechte deS Untersuchungsrichters, Herr Baron!" sagte er kurz und schroff. — Dann» in den gewöhnlichen UmgangS- ton wieder zurückverfallend» setzte er hinzu: „Ereifern wir unS nicht, reden wir klipp und klar miteinander . . . bitte, Herr Baron, nehmen Sie Platz!" Er setzte sich und zögernd folgte Arno seinem Beispiele. „Aber ich begreife wirklich nicht k" murmelte der letztere von neuem, einen unsicheren Blick auf den Untersuchungsrichter werfend. „Bitte, beantworten Sie mir nur meine Fragen!" versetzte dieser. „Der Verblichen« war also nicht Ihr Duzfreund?" „Nein . . . und abermals nein!" rief Arno, mit den, Fuße aus den Boden stampsend. „Ich sage Ihnen nochmals, cS war eine ganz oberflächliche WirtShauSbekanntschast, di- überhaupt ge macht zu haben ich jetzt von ganz-m Herzen bereue! ..." „Wie hieß Mister Brown doch gleich mit dem Vornamen?" „Sie fragen aber auch mit ermüdender Genauigkeit, Herr Lindemann," sagte Arno, die Achseln cmporziehend, während ein geringschätziges Lächeln um seine schmalen, blutlosen Lippen zuckte. „WaS kümmert mich der Vorname eines Mannes, mit dem ich ein par GlaS Wein zusammen getrunken habe . . . wenn ich mich aber nicht irre, so hieß er . . . Arthur . . . oder vielleicht auch Lewi»." „Sie nannten ihn also nicht . . . Weiner?" fragte Linde- mann, da- letzte Wort auffällig stark betonend. Sencken stieß ein hölzern klingendes Lachen auS. „Die Sache fängt wirklich an, belustigend zu werden I . . . Wie kommen Hie gerade auf den Namen Werner?" Statt jeder Antwort wendete sich Lindemann an den Hotelier, der mit . dem KreiSphysikuS beim Eintritte deS Barons in eine Fensternische sich zurückgezogen hatte und von dort auS mit er sichtlicher Spannung die Entwickelung deS Gesprächs verfolgt hatte. „Wollen Sie die Güte haben, Herr Schurich, und den Zimmer kellner herbeirufen?" Auf daS Glockenzeichen des Hotelier» erschien sofort der Ge rufene. „Treten Sie näher!" gebot Lindemann. „Ich ermahne Sie, unbeeinflußt und wahrheitsgetreu Ihre vorige Aussage zu wieder holen. Sie sagten vorhin auS, daß der hier anwesende Herr von Sencken in Augenblicken, wo er unbeobachtet zu sein glaubte, sich mit dem verblichenen Mister Brown geduzt hat?" Der Kellner warf einen ängstlichen Blick auf Sencken. Dieser aber sprang wütend von seinem Sessel empor und maß flammen den Auges den Erbleichenden. „Sie unverschämter Mensch! . . . Wie dürfen Sie es wagen, eine solch' infame Lüge ..." „Bitte, bitte, Herr Baron, mäßigen Sie sich!" unterbrach ihn der Untersuchung-lichter mit einschneidender Schärfe. „Haben Sie die Güte, Platz zu behalten ... und Sie," wandte er sich dann in strengem Tone an den Kellner, „Sie verpflichte ich hiermit an Eidesstatt, bedingungslos die volle, ganze Wahrheit auSzusagen . . . ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie Ihre Aussage ohnehin werden beschwören müssen!" Der Kellner war bleich im Gesicht geworden, aber die weg werfende Behandlung, welche er von Senckcn hatte erleiden müssen, mochte auch seinen Trotz wachgcrusen haben. „Ich habe vorhin die volle Wahrheit gesagt," entgegnete er jetzt, unverwandt den Untersuchungsrichter anschauend. „Tie H-rren thaten, wenn sie mich nicht in der Nähe glaubten, sehr vertraut miteinander . . . Sie nannten sich nicht nur Du . . . sondern auch bei dem Vor namen ... und da ist r» mir weiter aufgefallen, daß der Herr Baron hier den Mister Lewis Brown — so hatte er sich wenigsten» selbst ins Fremdenbuch eingetragen — mit Werner anredete . „Lüge . . . schamlose Lüge und unerhörte Verleumdung!" knirschte Arno mit den Zähnen, während er zugleich wütend auf den Boden stampfte. „Sie beharren also endgiltig bei Ihrer Behauptung, daß Sie durchaus nicht in näherem und vertrautem Verkehre mit Mister Brown gestanden haben, der Sie berechtigt hätte, den erwähnten Vornamen zu gebrauchen?" warf Lindemann kurz und streng ein. „Pah, -S ist unter meiner Würde, darauf eine Antwort zu erteilen!" entgegnete Senckcn so hochfahrend, als eS ihm nur irgend wie möglich war. „Ich bin Kavalier," fuhr er fort, „und wäge meine Worte ... ich habe soeben erst die nötigen Angaben gemacht . . . waS solch' ein erbärmlicher Lügner aussagt, daS ist für mich ohne jeg lichen Wert und so gut wie gar nicht gesprochen!" „Und ich beharre auf meiner Aussage von vorhin!" mischte sich der Kellner in- Gespräch. „Ich bin kein Lügner, aber ich habe ein par gesunde Ohren! ... und da Mister Brown mir anbesohlen hatte, immer, ohne anzuklopfen, wenn ich etwa« hrrein- zubringen hatte, hier ins Zimmer zu treten, ist eS mir zu wieder holten Malen möglich gewesen, zu vernehmen, wie Eie sich duzten und mit Ihren gegenseitigen Vornamen anredeten." „Gut, Sie können gehen!" entschied der Untersuchungsrichter. Plötzlich aber rief er den sich zum Gehen Wendenden noch mal« zurück. „Um welche Zeit waren Sie gestern abend letztmalig hier im Zimmer?" Der Kellner sann nach. „Es war um dreiviertel elf Uhr," sagte er dann. „Ich brachte da die vierte Flasche Johannisberger Kabinett ..." »Ist Ihnen im Zimmer nichts ausgefallen . . . vielleicht ein dumpfer Geruch oder sonst etwas?"