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Areitag, den 2L. Aebruar 61. Jahrgang Frankenberg, den 20. Februar 1902. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg in Frankenberg i. Sa. —Wruck und Verlag von E. G. Roßberg In Frankenberg I. Sa. Im Na«mann'schen Nachlasse sollen im Grundstücke der Landwirthschaftliche« Handelsbank zu Oberlichtenau am Bahnhofe daselbst eine große Anzahl land- Nürthschaftliche Geräthschafteu, Wagen, cm Tafelschlitte«, eine Mähmaschine, einige Vorräthe an Kartoffeln, Stroh, Kleider und Verschiedene» mehr Montag, den 24. Februar 19V2, vo« Bormittags s Uhr und folgende Tage versteigert werden. Frankenberg, den 19. Februar 1902. Justizrath Neinholdt, Nachlaßverwalter. Die Wasserleitung bete. Ueber die Art, in welcher die HauSleitungcn für die künftige städtische Wasserleitung herzu stellen find, kann endgültige Bestimmung erst in dem in der Bearbeitung begriffenen Wasserleitung», regulative getroffen werden. Diejenigen Hausbesitzer jedoch, welct e schon vorher etwa gelegentlich anderer baulicher Arbeiten die Hausleitungen einlegen kaffen möchten, wollen sich wegen der Be dingungen, welche dabei zu erfüllen find (Material, Stärke und Weite der Rohre, Art der Ventile u. s. w.), an Herrn Ingenieur Rübig hier, Humboldtstraße Nr. 36, wenden. Die von diesem angegebenen Bedingungen sind genau einzuhalten, weil sonst der Anschluß verweigert werden wird. -«ferat ,»ie >-gesp Pemzeile »der deren Raun, lü, bei ^okal-Inserawu IL Ps : un amNichcn Leil pro Zette SOPs.; .Eingesandt" im Re- baktumSwtte 30 Ps. Bei schwierigen, und tabellarischem Satz Ausschlag »ach Laich. Uür ^Rachwei» um» i Osscrlea-Aninch»« » W ARrai^. -rscheiat täglich W angenommen. E/ Amtsblatt dor Königlichen Amtshauptniannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zuFrankenberg Der Stadtrat h. vr Mettig, Bürgermeister. Ml. Born Reichstag. In der 147. Sitzung am 19. Februar wurde die Beratung de» Militäretats, Besoldungstitcl Kriegsminister, fortgesetzt. Grüber (Zentr.) geht auf die gestrige Rede Romens ein. Auf di« Rechtsfrage wolle er nicht eingehen. Der Ausschluß der Oeffentlichkeit in erster Instanz erfuhr seine Korrektur in der zweiten Instanz. Der Grund, daß in zweiter Instanz das Ma terial gesichtet gewesen sei, sei nicht stichhaltig. Den gesetzlichen Bestimmungen bei dem neuen Haftbefehl gegen Hickel sei nicht Genüge geschehen. Auf Romens Bemerkung hinweisend, man könne nicht so formalistisch sein, zu verlangen, daß in dem Haft befehl die sämtlichen Gründe angegeben würden, erklärt Redner, wenn ein Zioiljurist dies gesagt haben würde, würde ein Sturm der Entrüstung ausgebrochcn sein. Unmöglich könne man der An sicht beipflichten, daß diejenigen neue Verdachtsgründe sind, die dem höheren GerichtShcrrn als neu erscheinen. Die Vernehmung des Gerichtsherrn sei ungesetzlich. Den Zeitpunkt für die Revision halten wir für jetzt noch nicht für gekommen. (Beifall.) Haase (Soz.-Dem.) bestreitet, daß zur Zeit der neuen Ver haftung Hickels ein neues Verdachtsmoment bekannt gewesen sei. WaS Romen vorgebracht habe, sei eine juristische Ungeheuerlichkeit. -Beekh-Soimry is«is. Vp-> b«sP»ch^^ch^ Kriegsgerichte über die klaren Bestimmungen der Gesetzes sich hin weggesetzt hätten, ferner Fälle, wo die Oeffentlichkeit ganz oder teilweise ausgeschloffen gewesen sei. Redner wendet sich alsdann gegen einige gestrige Ausführungen Romens und bezeichnet das Institut der Gerichtsherren als Ueberbleibsel einer feudalen Zeit. Geh. Kriegsrat v. Romen führt aus: Ich stelle nochmals fest, daß nach meiner Meinung Hickel mit vollem Recht in Haft genommen wurde. (Lärm links und im Zentrum.) Daß er nicht in Hast behalten wurde, geht daraus hervor, daß er erst nach seiner Freilassung wieder vorläufig in Hast genommen wurde. (Stürmische Heiterkeit.) Stach § 180 der Militärstrasgerichtsord- nung ist der militärische Befehlshaber befugt, die vorläufige Wie- drrfestnahme zu befehlen; das war in diesem Falle der Regiments- kommandeur. Das Beweismittel zur Wieverfestnahme Hickels prüfte das Reichsmilitärgericht eingehend und bejahte es. An den Unter suchungsverhandlungen kann der GerichtSherr sich allerdings nicht beteiligen; das Strafverfahren steht ihm zu. Müller-Meiningen (freis. Vp.) vermißt in der gestrigen Rede RomenS Ruhe und Logik. Romen sei heute der Angeklagte. Redner wirft dem Militärgericht Furcht vor der Oeffentlichkeit vor. Hickel sei nicht aus der Hast entlassen worden, daS sei ent schieden. Kriegsminister v. Goßler erklärt, fast alle Mitglieder der Kommission' sprachen sich damals für das Institut des Gerichts- Herrn aus. Man hätte all« Vtranlaffung, ein Gesetz zu schonen, daS erst Jahre in Kraft sei. Es sei bereits hier zugegeben, in wie vielfachen Beziehungen Fortschritte gegen daS alte Ver fahren gemacht seien. Die vorgekommenen Versehen würden ihre Erledigung finden; das sei selbstverständlich. Disziplin und Ge rechtigkeit decken sich in der Armee vollständig. (Beifall.) Damit ist dieser Teil der Beratung erledigt. Schlumberger (Zentr.) führt aus, die Selbstmordversuche, von denen Bebel sprach, seien eine beklagenswerte Nebenerscheinung der allgemeinen Wehrpflicht. Graf Roon (kons.) wirft Bebel maßlose Uebertreibung vor. Kunert (Soz.-Dem.) kommt nochmals auf die Soldatenmißhandlungen zurück. Kriegsminister v. Goßler stellt fest, daß deren Zahl zurück gegangen ist und hält es für unwürdig, daß der Vorredner dem Rittmeister Krosigk Feigheit vorwerfe. Einen Toten dürfe man nicht beschimpfen. Dem Versuch gegenüber, den erschaffenen Ritt meister als einen wahren Tyrann hinzustellen, könne er erklären, daß in den Annalen der Armee «in so gemeiner Meuchelmord noch nicht verzeichnet war. Der sächsische Bevollmächtigte, Krug V. Nidda, tritt den Be- Hauptungen Kunerts entgegen, datz in einer sächsischen Garnison ein Soldat zum Selbstmord getrieben ward«!» sei. - "Heraus —tngt da» Hou« dS>«MMA»vt«>g »s DonnerStag. Gorn Landtag. Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer stand die Beratung veS Berichts der Finanzdeputation über Kapitel 94—101 des Staatshaushaltsetats sür 1902 — 03, betreffend Gymnasien, Seminare, Volksschulen rc. und die damit zusammenhängenden Titel 14 und 18 des außerordentlichen Etats, betreffend den Um- und Erweiterungsbau beim Seminar zu Zscho pau und der Turnlehrer-Bildungsanstalt zu Dresden. Zunächst kam zur Beratung der Antrag der Deputation, die Kammer wolle beschließen, bei Kapitel 94 a, Fürsten- und Landes schulen, nach der Vorlage 1. die Einnahmen mit 179 540 M. zu genehmigen, 2. die Ausgaben mit 295 089 M., darunter 550 M. transitorisch, zu bewilligen; ferner bei Kapitel 94 b, andere Gymnasien und Realgymnasien, 1. die Einnahmen mit 456 952 M. nach der Vorlage zu genehmigen, 2. die Ausgaben mit 1,582164 M., im übrigen nach der Vorlage zu bewilligen, 3. .di« Ausgaben mit 183 682 M., darunter 11060 M. transitorisch, nach der Vorlage zu bewilligen, endlich dazu, daß bei Beurlau bung von Lehrern ins Ausland zu dem Interesse des Unterrichts dienenden Studien § 24, Abs. 1 des Gesetzes vom 22. August 1871 nicht Anwendung zu leiden hat, die Zustimmung auSzu- sprechen, ferner 1. bei Kapitel 94«, allgemeine Ausgaben zu Zwecken der Gymnasien, Realgymnasien und Realschulen, in Titel 1 und 2, persönliche Ausgaben, die Ausgaben mit 19 500 M. nach der Vorlage zu bewilligen, in Titel 8, sachliche Ausgaben, die Aus gaben mit 411000 M., im übrigen nach der Vorlage zu bewil ligen, in Titel 4, sachliche Ausgaben, dir Ausgaben mit 9000 M., darunter 3000 M. transitorisch, nach der Vorlage zu brwil« ligen, in Titel 5, sachliche Ausgaben, die Ausgaben mit 78600 M., darunter 6950 M. transitorisch, im übrigen nach der Vor lage zu bewilligen, in Titel 6, sachliche Ausgaben, die Ausgaben mit 6760 M. transitorisch nach der Vorlage zu bewilligen. 2.1. zu den Grundsätzen betreffs der Gehalte der Direktoren und Lehrer an den Realschulen, beziehentlich der Rektoren und Lehrer an den Realgymnasien, soweit solche EtaatSunterstützung erholten, unter Punkt a bis mit « ihre Zustimmung zu erteilen; II. am Schluffe der Zusätze unter v bei 4 folgenden Zusatz: „Dasselbe kann auch in ihm geeignet erscheinenden Fällen eine Berücksichtigung derart verbrachter Diknstzrit anordnen" hin« zuzusügen; III. die Bestimmungen in den Grundsätzen v und L unter g und d durch folgende zu ersetzen: g. Da» jährlich« Schulgeld ist auf mindestens 120 M. sestzusetzen und von d«n inländischen Schulen in gleicher Höhe zu erheben, d. Davon, daß diese Bestimmungen über da» Schulgeld eingehalten und di« Gehalt- zum mindesten in der vorgeschriebenen Höhe gewährt wer den, ist die Gewährung der Staatsunterstützung abhängig, j. Vorstehende Gesetze treten, soweit sie neu find, vom 1. Juli 1908 ab in Kraft. Härtwig-Oschatz beantragt hierzu, die zu Kapitel 94 ringe« gangenen Petitionen, soweit sic nicht durch di« Beschlüsse der Kammer ihre Erledigung finden, auf sich beruhen zu lassen. Nach längerer Debatte werden die DeputationSanträg« ein stimmig angenommen. Es folgte die Beratung über Kapitel 95 Seminarkaffen betreffend. Die Deputation beantragte: 1. die Einnahmen in Titel I bis 5 mit 126870 M. nach der Vorlage zu genehmigen, 2. die Ausgaben in Titel 14 mit 23 685 M., darunter 5420 M. transitorisch, im übrigen nach der Vorlage zu bewilligen, 3. die Ausgaben bei Titel 6 bis 13 und 15 bi» 24 nach der Vor lage mit 2,083 772 M., darunter 18 555 transitorisch, zu be willigen, und über Kapitel 95 L, allgemeine Ausgaben für die Zwecke der Seminare, wozu folgender Antrag der Deputation vor lag: bei Kapitel 95 L nach der Vorlage Titel 1 mit 7500 M, Titel 2 mit 6000 M., Titel 3 mit 9000 M., darunter 2000 M. transitorisch, Titel 4 mit 138 650 M., darunter 17 250 M. transitorisch, zu bewilligen, dagegen Titel 7 mit 7600 M. abzulehnen. Auch diese Deputationsanträge wurden einstimmig angenommen. Der Metterich. (Schluß.) Sämtliche Kunststückchen, die solche Bestien anwenden, um sich ihrer Reiter zu entledigen, hatte er glücklich überstanden. Er war am Morgen zwar etwas abgespannt, doch zuversichtlich erwacht, und jetzt erst fiel ihm ein, daß der Weg zur Allcnsteincr Allee durch die feinsten und belebtesten Straßen der Garnison führe, daß er sogar an den Fenstern des Generals v. St. vorbeimußte! — „Fatal — dumme Geschichte" brummte er; „na, wenn nur dessen Töchterlein, die kleine Elly, nicht munter ist, dann mag's immer noch gehen. Also möglichst beeilt, damit die Sache vor 9 Uhr entschieden ist; früher wird Elly wohl nicht sichtbar werden!" Kaum zum Frühstück nahm er sich Zeit und eilte spornstreichs zur Kaserne. In der noch halbdunklen Bahn stand auch schon der „Satan", ausgezäumt und häßlich wie immer, nebst 5—6 anderen Pferden, abseits davon auch einige Offiziere, darunter auch v. Schmetting. Ein flüchtige» „Guten Morgen allerseits" und mit Elan saß er im Sattel. „Thor öffnen!" ries einer der Herren, und v. Syt- tow stürmte hinaus in Wind und Regen, in einiger Entfernung gefolgt von den Kameraden. „Satan" schien heute durchaus nichts Teuflisches an sich zu haben, er war vielmehr fromm wie ein Lamm. Die kleine Kavalkade näherte sich der Wohnung des Generals, und ängstlich schielte v. Eyttow zu den Fenstern hinauf. Alle Teufel, — dort am letzten Fenster stand sie! Es schien fast, als wäre Fräulein Elly von dem bevorstehenden Schauspiel unterrichtet g«w«sen, denn trotz Wind und Regen hatte sic da» A«nst«r weit geöffnet und winkte den Herren schon von weitem zu. — Nun half nichts mehr; Syttow spornte seine Rosinante an und wollte so schnell als möglich vorüber. Doch das Tcufcls- biest schien sich gerade sür diesen Augenblick seine ganze höllische Verruchtheit aufgespart zu haben. Es bockte und drehte sich im mer nach rechts, wo eine Tafel in großen Lettern der Welt ver kündete, datz sich im 2. Hofe daS Heu« und Fouragegcschäft von Rosenbaum befinde, und im Hausflur ein Knecht Hafer siebte. v. Syttow ritz den Gaul herum und grub ihm die Sporen in die Flanken; „Satan" machte einen gewaltigen Lustsprung nach dem andern, dabei seine Schönheit ins grellste Licht setzend, aber immer wieder drängte er nach dem Foura,.egeschäfte hin. Helle Tropfen standen dem Rittmeister schon an der Stirn; nur noch einen verzweifelten Versuch wollte er unternehmen, und dann lieber, wenn er nicht glücken sollte, di« Wette sein lasten, nur um von diesem Fleck weg zu kommen. Er wandte den Gaul nach rückwärts und bearbeitete ihn so lange mit Gerte und Sporen, bis er sich zu seiner ganzen Höhe aufrichtete und auf den Hinter beinen tanzte. Jetzt riß er ihn herum — ein Schenkeldruck, daß ihm die Rippen im Leibe krachten. Mit mächtigen Sätzen, wie sie ihm wohl niemand zugetraut hätte, stürmte der „Satan" nun vorwärts, weg aus dem gefährlichen Bereich. Roß und Reiter dampften, doch stolz drehte sich dieser um und warf einen triumphierenden Blick nach Ellys Fenster, einen anderen nach den Offizieren, der ungefähr so viel sagen sollte, wie: „Seht Ihr wohl — so wird's gemacht!" Man näherte sich dem Viadukt. „Satan" hielt sich ruhig, nur schien ihm die Aufregung von vorhin schlecht bekommen zu sein, denn er wurde merkwürdig blaß. Der Rittmeister aber spannte jeden Nerv an, um seinen Sieg vollständig zu machen und hielt den Racker dermaßen in der Faust, daß ihm nicht leicht etwas passieren konnte. Mutzte auch gerade ein Güterzug ansausen, sei's drum, desto größer die Ehre! Doch nichts passierte; das Tier spielte mit den Ohren, durch trabte jedoch ruhig den Viadukt. Triumphierend wendet der Rittmeister, durchreitet abermals die gefährliche Stelle und nimmt befriedigt lächelnd, die Glückwünsche der Kameraden entgegen. Auch v. Schmetting nähert sich: „Ich danke, Herr Rittmei ster, und meine Gratulation dazu!" „Bedauere lebhaft, Herr Leutnant, Ihrem bekannten Glück ein Ende bereitet zu haben!" „Thut nichts, Herr Rittmeister, freue mich im Gegenteil auf richtig !" „Doch jetzt, meine Herren, schleunigst unter Dach, es regnet ja ganz feudal." Der nächste Gasthof wurde aufgesucht, die Pferde eingestellt und mit dem besten Tropfen, dec vorhanden, die Wette begossen. v. Syttow war von ausgelassener Laune und bestrickend lie benswürdig. Allgemein aber freute man sich, daß das verwöhnte Glückskind, v. Schmetting, feine Niederlage mit solcher Ruhe er trug. Nicht einen Schimmer von Acrger nahm man in seinem Gesichte wahr. Im Gegenteil, wie heimliche Freude leuchtete cs von seiner Stirn. Es wurde Zeit zum Aufbruch. Ein Gaul nach dem andern ward vorgesührt, endlich auch Satan. Eine Bombe im Biwak kann nicht bester einschlagen, als sein Anblick. Von den schönen braunen Flecken sah man nur noch schmutzige Spuren, die braune Färbung schien sich mehr nach unten verzogen zu haben. Oben war der Gaul beinahe weiß, je weiter nach