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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 12.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190203126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19020312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19020312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-12
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
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Gtaa1»s«kr«tär Gras P»s^»»skH, »l« B«ttrtter de» Reich«- kaazl«rs, der durch »in leicht»« Unwohlsein am Erscheinen »»hin dert ist, weist den Angriff zurück. Beim Slot de« Au»wärtigen wird die von Staattsetretär v. Richthofra bekämpft« Resolution Münch-Ferber abgelehnt, wonach zur Vorbereitung der Errichtung von Handelskammern im Aus land» in den Etat 20000 Mark eingesetzt werden sollten. Bei der Position „Gesandtschaften und Konsulat»" legt Staatssekretär ». Richthafen den Stand der Angelegenheit dar. Di» Angelegen« heit der Bounnfrau Kugel aus dem ostpreuhischen Grenzorte Nimmersatt, die sich wegen Verdachts, sozialistische Schriften nach Rußland eingeschmuggelt zu haben, seit September in russischem Gewahrsam befindet, behält da- Auswärtige Amt im Auge. Im weitrren Verlaufe der Sitzung erklärt Staatssekretär v. Richthofen, im nächsten Etat solle der Fonds für die deutschen Schulen im AuSlande erhöht werden. Ferner wird, nachdem der Staatssekre tär seine Zustimmung ausgesprochen, rin einmaliger Zuschuß an die deutsche Kolonialgesellschaft für die Schaffung einer Auskunft-« strlle für Auswanderer beschlossen. Damit ist die dritte Lesung deS Etats deS Auswärtigen Amtes erledigt. Der Etat der Schutzgebiete wird debatteloS definitiv ge nehmigt. Bei dem Etat deS „Reichsamts de» Innern" bemerkt Brck-Heidelberg, der Minister Möller scheine in einem von ihm kürzlich erlassenen Reskript betreffend da« Gesetz über die Gewerbrgerichte fälschlich dahin auSlrgen zu wollen, daß für Städte mit über 20000 Einwohnern r» genüge, wenn ein Gewerbe gericht nur für eine einzige Innung errichtet werde. Traf Posadowsky teilt ein ihm heute zugegangene» Reskript de» HandelSminister- mit, worau» hervorgeht, daß letzterer keines« weg» die obligatorische Einführung der Gewerbrgerichte in Städ ten mit über 20000 Einwohnern erschweren wolle. Wurm (Soz.-Dem.) kommt auf den Erlaß Röller» an die GewerbeauffichtSräte und auf dir I2000«Mark«Affaire zurück. Staatssekretär Graf Posadowsky sagte in seiner Erwiderung: Ich möchte bitten, nun endlich dir Insinuation zu unterlassrn, als ob der preußische HandelSminister und er »on industriellen Unternehmerkreisen abhängig find. Ferner weist der StaatSsekre« tär die übertriebenen und ungerechfertigten Angriffe auf den jüngst verstorbenen Direktor v. Woedke als vollkommen unbegründet zu rück. Dec Tod diese» au-grzrichneten, tadellosen Beamten sei ein schmerzlicher Verlust für Reich und Staat. (Beifall.) Im weite ren Verlaufe der Debatte teilt Redner mit, daß die Novelle betr. kaufmännische Schiedsgerichte nach den Osterferien an den Bunde»« rat gelangen dürfte. Da» Hau» nimmt noch eine Resolution Franke« (nat.«lib.) an betreffend die Unfallfürsorge für die Arbeiter, welche die frei willige Rettung von Personen und die Bergung von Gegenstän den, besonders bei Feuer»« und bei WafferSgefahr, vorgenommen haben. Nächste Sitzung Dienstag. Bow Landtag. Aus der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Zweiten Kamm» standen die Schlußberatungen über den mündlichen Be richt der Finanzdeputation zu Kap. 84, 87, 69, 74 und 72 de» ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1202/03, Departement de» Innern betreffend, und über die mündlichen Berichte der Be schwerde« und PetitionSdrputation über die Petition de» vormali gen Wagenrückervormanns Arthur Pester in Oberfrohna um Er höhung seiner Unfallrente, sowie über die Petition de» Gemeinde. Vorstandes Meißner in Krippen und Gen. um Genehmigung zur Errichtung eines Bergrestaurants auf dem großen Zschirnstein. Zu Kap. 84, Aufficht über Gewerbe- und Dampfkeffelanlagen, er griffen da» Wort Kommerzienrat Ehret, der eine liberal«» Ertei lung der Erlaubnis zur Eonntagsarbeit in der Textilindustrie, Gleisberg, der eine möglichst weitherzige Handhabung einer Ver ordnung wünschte, die für Walzenstühle AuSrückvoirichtungen vor schreib«, ferner Vogel und Kommerzienrat Preibisch, die um Aus kunft über die mit der Verwendung von weiblichen Personen bei der Gewerbeinspektion gemachten Erfahrungen ersuchen. Staats« minister o. Metzsch antwortete auf die zur Aussprache gekommenen Wünsche und Anregungen, denen die Regierung nach Möglichkeit nachkommen werde. Bei Kap. 69, Statistische» Büreau, äußerte Gräfe den Wunsch, daß zur Vermeidung von Mißverständnissen Privatspmkassen nicht mehr in die offizielle Statistik der Spar kaffen aufgenonimen werden möchten. Zu den Kapiteln 67, Tech nische Deputation, 74, Militärersatzangelegenheiten, 72, Allge« Die verhängnisvolle Inschrift. Kriminalroman von A. W. Kahle. <«. gortsk-lms.) MachdruS drr»otru.> Der zweite Bries Sophies war in den letzten Tagen de» April geschrieben. „Teure Eltern! Gestern ist die letzte der Vasen fertig gr« worden, die dem Könige zur Prüfung vorgezeigt werden sollen. Die meinige war schon vor einigen Tagen beendet. Heute ist der sechste Tag, an welchem der König, welcher eigens zu diesem Zwecke von Potsdam hcrüberkommt, die Vasen in einem Zimmer der Manufaktur besichtigen wird. Graf LaniSka, der bei der Prüfung zugegen ist, hat mir versprochen, mich von der Entscheidung in Kenntnis zu setzen. Ihr begreift, wie cS mir umS Herz ist. Reinhold ist bei mir. Er hat seit einiger Zeit die Erlaubnis, mich zu besuchen. Ich habe mich hingesetzt, um an Euch zu schreiben und damit meine Unruhe ein wenig zu bannen. Verzeiht mir, daß ich Euch so lange keine Nachricht gegeben. ES war mir nicht möglich. Alle meine Gedanken waren bei meinem Werke. Nie ist mir eine Arbeit süßer und zugleich schwerer gewesen, denn nie genügte ich mir selbst. Keine Zeichnung er schien mir edel und geschmackvoll, keine Farbe fein genug; stets änderte ich im Geiste oder mit der Hand, bemüht, ein Kunstwerk zu schaffen, da» mit gewinnender, vollkommen befriedigender Har monie des Ganzen die reichste Ausschmückung und die größte Mannigfaltigkeit miteinander in Einklang stehender Einzelheiten verbände. Viel Freundliches ist mir darüber von Herrn Krause, dem Inspektor, und den Künstlern gesagt worden. Meine Ge fährten behaupten, ihre Bewerbung sei nur noch eine Form, ich müsse doch den Preis erringen. Aber das machte mich nicht läs siger, feuerte mich noch mehr an. Ich erinnerte mich des Schön sten, waS ich in Dresden gesehen, und sagte mir immer, daß ich wetteifern müßte mit den größten Künstlern des Altertums und der neuen Zeit. Die Mutter deS jungen Grafen unterstützte mich mit ihrem Rate und den Eingebungen ihre» feinen Geschmacks. »«in« Ausgaben bei dem Departement d«s Innern, sand rin« Drbatt« nicht statt. B»i all»n v»rg«nannt»n Kapiteln de» Etats, zu denen Hatter d«n Deputattonsbericht erstattete, beschloß die Kammer, die Einnahmen und Ausgaben nach der Vorlage zu ge nehmigen bez. zu bewilligen. Ohne Debatte beschloß die Kammer de» ferneren, di« Prtitton Arthur Pesters in Oberfrohna, über dir Rittberger benchtete, der kvnigl. Staatsregirrung zur Kenntnis nahme zu überweisen und die Petition de» Gemeindevorstander Meißner in Krippen und Gen., zu der Braun den Bericht er- ftattrte, auf sich beruhen zu lassen. OerNiches und Sächsisches. Frankrnberg, 44. März 4SO2. Bei den Postkarte« ist fortan eine Firmen- oder sonstige, das Eigentum nachweisend« Bezeichnung in Form klein eingelochter Buchstaben in gleicher Weis« wi« bisher schon bei den Postfrei« markrn unter der Voraussetzung statthaft, daß die Wertzeichen als echt und noch nicht gebraucht sicher kenntlich bleiben. Diese Form der Kennzeichnung wählen große Geschäfte vielfach, um ihren Markenverbrauch besser kontrollieren zu können. -b Sachseuburg. Nachträglich geht uns vom Einsender vo rigen Berichtes über die Jubiläumsfeier de» Kgl. Militärvereins zu Sachsenburg noch die Mitteilung zu, daß einem bei der Feier an die königlichen Majestäten abgesandtem Telegramme folgende Antwort »on höchster Seite geworden ist: „Ich danke dem Verein herzlich für die un» zugesandten freundlichen Grüße. Albert." — Der kürzlich in Chemnitz verstorbene Kommerzienrat Eugen Esche hat durch letztwillige Verfügung ein Kapital von 300 000 Mk. zur Errichtung einer unter Verwaltung de» Rates der Stadt Chemnitz stehenden Stiftung angewiesen mit der Bestimmung, daß dieser Betrag zur Errichtung und Unterhaltung von Häusern ver wendet wird, in denen würdigen und bedürftigen alten Leuten unentgeltlich Wohnungen zu gewähren find. In erster Linie sollen bei Vergebung der Wohnungen frühere Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma Moritz Eaml. Esche berücksichtigt werden. Die Häuser sollen nicht im sogenannten Kasernenstil erbaut werden, sondern einen angenehmen, gefälligen Eindruck machen. — Nicht weniger al» fünf Selbstmorde weiß der gestrige Chemnitzer Polizeibericht zu melden. In der Westvorstadt ver giftete sich ein Kaufmann mittels Cyankali, in der Ostvorstadt erhängte sich in seiner Wohnung ein Sattler und in der Zwickauer Vorstadt nahm sich ein Werkmeister gleichfalls in seiner Wohnung durch Erschießen da- Leben. Ferner wurden zwei Dienstmädchen, ein 4SjähngeS, daS au» Furcht vor Strafe, und ein 22jährigcs, da» aus Schwermut in den Tod gegangen war, tot aus dem Schloßteich gezogen. — Am Montag stürzte im Kcffelraume des Neubaues der elektrischen Zentrale in der Albertstadt zu DreSde« eine 2^/, Meter hohe Mauer in einer Länge von etwa 40 Meter ein und ver schüttete hierbei 5 Arbeiter, von denen bei zwei der Tod durch Erstickung eintrat, die übrigen find verletzt. — Am Donnerstag wurde in einem Hause der Feldschlößchen« straße in DreSde« ein Mord- und Selbstmordversuch gemacht. Ein bei seinen Eltern wohnender 18jähriger Mensch unterhielt mit einem in der Nachbarschaft wohnenden, ebenso alten Mädchen ein Liebesverhältnis, von dem die Eltern deS jungen Mannes offenbar nicht» wissen wollten und deshalb auf Aufhebung diese» Verhältnisse» drangen. Am genannten Tage sprach der junge Mann bei dem Mädchen wieder vor, zog im Verlaufe der Unter haltung einen Revolver hervor und drückte ihn auf da- Mädchen und den zweiten Schuß auf sich selbst ab. Beide wurden nur wenig verletzt. — Tödlich verunglückt ist am Sonntag in der 4. Morgen stunde durch Absturz in dem alten zur Soldatenknaben-ErziehungS- anstalt Äleiustruppen gehörigen Steinbruch der aus Laubegast ge bürtige Gefreite Saupe vom Besatzungsbataillon der Festung König stein. Der Soldat hatte seine kranke Mutter besuchen wollen und war in Begleitung eines Kameraden auf dem Wege nach Ober vogelgesang, von wo die beiden den ersten Frühzug nach Dresden benutzen wollten. Infolge der noch herrschenden Finsternis ver fehlten beide den Weg und verloren plötzlich den Boden unter den Füßen. Während Saupe in den Abgrund hinabstürzte, ver mochte sein Kamerad im Sturze Gesträuch zu ersoffen und sich daran sestzuhalten und glücklich aus seiner gefahrvollen Lage wieder emporzuarbeiten. Sein Rufen nach seinem unglücklichen Begleiter blieb erfolglos und nichts Gutes ahnend, kehrte der dem Tode Entronnene unter vielen Mühen, seinen Weg über die Felder nehmend, nach Kleinstruppen zurück, wo er daS Geschehene meldete. Der Graf hatte mich zu ihr geführt, und ich habe sie seitdem in jeder Woche ein oder zwei Abende besuchen dürfen. Dort, in Reinholds Gegenwart, wurden meine Entwürfe geprüft, verändert, verbessert. Werke mit schönen Zeichnungen nach älteren und neueren Meistern, die Reinhold und der Graf unermüdlich her beischafften, wurden zu Rate gezogen. Nun, in einer Stunde muß es sich entscheiden, ob meine Mühe und die edle Unterstützung meiner Freunde vergeblich gewesen sind, oder ob da» schwere Werk von Erfolg gekrönt worden ist. Ich habe gethan, waS ich konnte. Besseres hätte ich nicht schaffen können, wenn ein hilfreicher Ge nius selbst meine Hand geleitet. ES ist mir, als hätte ich mich erschöpft, als könnte ich gar nichts anderes mehr schaffen. Gestern war ich fast krank. Aber Reinhold tröstet mich. Er sagt, er habe ost rin ähnliches Gefühl nach jeder größeren vollendeten Arbeit. Welch edles Paar bilden diese Mutter und ihr Sohn! Das ist wahrer Adel, wie man ihn sich im Ideal geträumt hat — hohe Bildung, der feinste Geschmack, die edelsten UmgangSsormen und erhabenen Anschauungen, verbunden mit wahrer Herzensgüte, wohlthuender Wärme deS Gefühls, der regsten Teilnahme für alles Gute, einem stets zur Hilfe bereiten Geist. Hier habe ich zum ersten Male verstehen gelernt, waS man sich von dem Umgänge der großen italienischen Fürsten mit den ausgezeichneten Meistern ihrer Zeit erzählt. Hier begreife ich, wie edle Gesinnungen und Anschauungen sich ergänzen mit den Werken der Schönheit. Rein hold, sonst, wie Ihr wißt, kein Freund der Gönnerschaft und der oft erheuchelten Liebe zur Kunst, die leider meist nur eine vor nehme Art von Befriedigung dec Eitelkeit ist, spricht mit Ver ehrung von der Gräfin und ihrem Sohne, hört achtsam auf ihre Worte und dankt ihnen in herzlicher Aufrichtigkeit für ihr Wohl wollen, daS in die edelsten Formen gekleidet ist und wahre Liebe und Verehrung deS Schönen atmet. In diesem Kreise habe ich meine Kunst, die ich als Spielzeug für die müßigen Stunden der Hohen in den letzten Jahren fast gehaßt, wieder lieben gelernt, habe von neuem empfunden, daß e» etwas Hohr» ist, die Blüten Sofort sanden sich hilfsbereite -eutr, vxlche sich mit Laternen auf machten, um womöglich den Verunglückten noch zu retten. Ran fand den Bedauernswerten aber auf der Sohle de» Bruche» in mitten von Steingeröll mit zerschmettertem Schädil tot vor. — In Leipzig fiel einem 4*/, Jahre alten Knaben, der am Ofen spielte, ein Tops mit kochendem Wasser, der von der Groß mutter dr» Kinde» versehentlich umgestoßen worden war, auf d«n Kopf. Da« Kind wurde so erheblich verletzt, daß e« bald darauf »erstarb. — Rach Mitteilungen der Bremer Handel»kamm«r plant da« ReichSpostamt den Bau einer direkten Fernsprechleitung zwischen Bremen und Leipzig. — Der frühere Direktor der Träbergesellschast, Schmidt, hat nach einer Meldung au-Kassel dem Untersuchung-richter mitgeteilt, daß dir verkrachte Leipziger Ba«k bereits im März 4899 über den schlechten Stand der Träbergesellschast voll unterrichtet war. Ein sächsische» Blatt ergänzt Schmidts Geständnis dahin, daß die alljährlichen günstigen Bilanzen die Träbergesellschast auf Veran lassung und unter Mitwirkung der „Leipzig«! Bank" aufgrfi«llt wurden. — Vor dem königl. Schwurgericht Zwickau standen der 40 Jahre alte, in Lößnitz wohnhafte Metallwarenfabrikant Karl Otto Rindfleisch und der 30 Jahre alte, ebenfalls in Lößnitz wohnhafte, einmal bestrafte Schlaffer Paul Hermann Becher unter der Anklage der Falschmünzerei. Beide befinden sich seit vorigem Herbst in Untersuchungshaft. Rindfleisch war früher Mitinhaber der Metall warenfabrik von Simon u. Rindfleisch in Lößnitz, während Becher in dieser Fabrik als Schlaffer beschäftigt war. Beiden Angeklagten wird zur Last gelegt, im Jahre 4904 in Lößnitz in gemeinschaft licher Ausführung inländische» Metallgeld nachgemacht zu haben, um e» als echtes in Verkehr zu bringen. Es handelte sich um Fünfmarkstücke sächsischen Gepräges mit dem Münzzeichen L und der Jahreszahl 4893, und um Zweimarkstücke desselben GeprägeS, ebenfalls mit dem Münzzeichen L und der Jahreszahl 4899. Während der Beweisaufnahme wurde «egen der Gefährdung dr» StaatSwohleS die Oeffentlichkrit auSgeschloffen. Die Verhandlung währte bis abends nach 6 Uhr. Durch den Wahrspruch der Geschworenen wurde nur Rindfleisch des versuchten Münzverbrechen» im Sinne von § 46 de» ReichSstrafgesetzbuche« für schädig 'befunden und deshalb unter Annahme mildernder Umstände zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt, wovon 3 Monate als verbüßt erachtet wurden. Die bei ihm beschlagnahmten Münzen, Platten, Formen u. s. w. wurden eingezogen. Außerdem erkannte man ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre ab. Becher wurde zwar auch des versuchten MünzverbrechcnS für schuldig befunden, doch nahm der Spruch der Geschworenen an, daß er freiwillig die Ausführung deS beabsichtigten Verbrechen» aufgegeben habe, in welchem Falle nach dem Gesetze Straflosigkeit eintritt. Dem gemäß wurde er freigesprochen und alsbald auf freien Fuß gesetzt. Tagesgeschichte. Deutsche» «etch. — Am Montag stattete Prinz Heinrich noch Philadelphia einen Besuch ab, wo er gleichfalls sehr gastlich ausgenommen wurde. Abends gab der Prinz den Spitzen der Regierung, der Amee und Marine ein AbschiedScffen, wobei noch manch herzliche» Wort gewechselt wurde. Alsdann sand Galavorstellung im Deut schen Theater statt. — Die eindrucksvolle Rede bei dem Fest mahl, da» am Sonnabend aus Anlaß de» 4 4 8jähngm Stiftungs festes der Deutschen Gesellschaft vor sich ging, war die de» greisen Deutsch-Amerikaners Karl Schurz» der u. a. auSführte, alle Prcßhetzereien, die darauf gerichtet seien, die deutsch-amerika nische Freundschaft zu zerstören, seien nur kraftlose Giftmischerei und knabenhaftes Geschwätz gewesen. Ein FriedenSbruch wäre ein Verbrechen, doch sei solches Verbrechen schlechtweg unmöglich. Prinz Heinrich erwiderte, wenn die Stimmungen eines Volkes, eines Publikums dem Ausdruck geben können oder die Gefühle, die ein Volk hegt, ausdrücken, so möchte er glauben, daß der Wunsch Kaiser Wilhelms in Erfüllung gegangen sei, dem die Mission seines Vertreters zwischen zwei Nationen zu Grunde ge legen habe. Meisterhafter Gesang deS Deutschen Liederkranzes, vor allem da» auf Wunsch de» Prinzen wiederholte Lied „Mutter sprache» Mutterlaut, wie so wonnesam, so traut" ergriffen auf» tiefste. Mit Schurz pflog Prinz Heinrich eine längere Unter haltung. Sonntag abend beteiligte der Prinz sich an einem Mahle im Hause des Millionär» Corneliu» Vanderbilt, dessen Gemahlin, als sie noch ihren Mädchennamen Wilson trug, bei dem Dacht« wettsegeln in Kiel die Bekanntschaft Kaiser Wilhelms machte. der Schönheit in da» Leben zu flechten und das Leben selbst da durch zu verklären. Wenn ich Euch wiedergegeben bin, will ich Euch tausend Züge erzählen, die Euch den Beweis für meine Worte liefern und Eurem Herzen wohlthun werden. Reinhold- Porträts der Gräfin und ihre» Sohnes versprechen sehr schön zu werden. Er malt sie mit begeisterter Hingebung. Bereits find viele Anfragen von den Freunden der Familie an ihn ergangen, ob er nicht auch ihre Porträt» malen wollte. E» hängt davon ab, wie lange wir in Berlin bleiben. Ich sage wir — und ich weiß doch nicht, wa» kommen wird. Der König hat die Gräfin, so ost er nach Berlin kam, in freundlichster Weise besucht. Von mir hat er nie gesprochen. Die Gräfin hofft, mich ihm vorstellen zu können, w«nn sie nach ihrem Hotel in Potsdam übergefiedelt ist und — wenn ich frei bin. Der Einzige, der mit der Wendung meine» Schicksal» nicht zufrieden scheint, ist Salomon Wolf. Ich zweifle nicht daran, daß er ein Betrüger ist. Auf meine Anstagen, weshalb Ihr da» Geld noch nicht erhalten, da» ich Euch durch ihn gesendet, hat er mir mit Erklärungen geantwortet, die Reinhold und ich für Au-flüchte halten. Sobald mein Geschick entschieden ist, wird Reinhold ihn zur Rechenschaft ziehen. Auch Graf LaniSka nannte ihn, als einmal zufällig da» Gespräch auf ihn kam, einen Schurken und sagte, daß Salomon Wölf eS gewesen, welcher dem Könige seine Worte hinterbracht! Inzwischen habt Ihr ohne Zweifel die Sendung Reinholds erhalten und seid nun aller Sorge ent ledigt! — —" Unter diesem Briefe standen von Reinholds Hand die Worte: „Der Graf war soeben hier. Der König, nachdem er die Vasen gemustert und eine derselben länger al» alle anderen ge prüft, erklärte, daß diese Vase nicht nur die schönste von allen vorhandenen, sondern überhaupt ein Werk von vollendeter Schön heit sei: E» war Sophie» Arbeit! Gott sei gelobt und gedankt!" lssvttletzuna i-lat.:
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