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A 7» 61. Jahrgang Mittwoch, »enHS«. März I»«2 ^Mwdtrifcr o Bezirks- Anzeiger Gür.'Rachsri» «d t Offerte»-««»««»« ,Ltr '--gesp. Petttzell« »dr> denn K»» IS, bei Lolol»Jns«»t« »2 PI ; tm «aUtch« Teil proZkük M».; „Lingelanbt" ün Mo» batrdnwtMeSVPf. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends für den sol- genden Tag. Preis vierteljährlich I M. bO Pf., monatlich 50 Pf., Einzelnummer 5 Pf. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des StadtratS zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg In Frankenberg i. Sa. — Druck und Berlag von C. G. Roßberg In Frankenberg l. Sa. Hie geehrte» aMöchen Abonnenten ersuchen wir, die Bestellungen auf das mit 1. April beginnende 2. Quartal unseres Blattes bei den zuständigen Postanstalten rechtzeitig er neuern z« wollen. LxpvÄttioll ÜV8 rrLLkvudvrsvr iLgvdLtte». Bekanntmachung. Auf Beschluß der städtischen Collegien und mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde werden vom 1. Juli dieses Jahres ab die Einlagen bei der hiesigen städtischen Sparkasse z« 3 v. H. jährlich verzinst. Frankenberg, den 24. März 1S02. Der Stadtrat h. Mettig, Brgrmstr. Kirchenchorverband Sachse«. Der Landeskirchenchorverband wird Donnerstag, de« 3. April, seine VI. Haupt versammlung in abhalten. Früh 9 Uhr liturgischer Gottesdienst in der Stadtkirche. Von r/,11 Uhr an im „Hotel Roß" Versammlung mit dem Hauptvortrage „Die Neugestaltung der 2. Auf. läge der Agende und die Mitarbeit des Verbandes an derselben" von Herrn Pfarrer Löscher in Zwönitz. 2 Uhr gemcinschastlicheS Mittag-mahl. 4 Uhr kircheumufikalische Auf führung in der Stadtkirche unter Leitung des Herm Kantor Schröpfer. Alle Mitglieder und alle Freunde des KirchengesangeS — Geistliche, musikalische Kirchen« beamte, Kirchenvorstände rc. — find zu diesen Viranstaltungen herzlichst eingeladen. Der Vorstand des Kirchenchorverbaudes der evang.-l«th. Landeskirche Sachsens. Zittau und Rötha, März 1902. Prof. Th. Schneider, Kirchenmufikdir. a. D., Ober!. I. Meitzner, Kantor, Vorsitzender. Schriftführer. Oerttiches und Sächsisches. Frankenberg, 25. März 1902. ff Der Mittwoch der stille« Woche heißt hier und dort noch der krumme Mittwoch. Im Aberglauben des Volkes gilt der Mittwoch im allgemeinen für keinen guten Tag. Mittwochs soll man sich nicht verheiraten. Kinder, die an einem Mittwoch zum ersten Male zur Schule gehen, lernen nichts, und was dergleichen böse Prophezeiungen, mit denen der Volksmund leicht bei der Hand ist, mehr sind. Wichtig ist der Umstand für die kirchliche katholische Feier, daß am Mittwoch zum letzten Male vor der AuferstehungSseier die Glocken läuten. „Sie sind nach Rom ge flogen", sagt man den Kindern, „und kehren erst in der heiligen Osternacht zurück." Mit dem Gründonnerstag, dem Tage, da der Heiland verraten und gefangen genommen wurde, beginnt die eigentliche Vorbereitung auf den höchsten Feiertag der Christen — den Karfreitag. Die katholische Kirche hat in Klöstern und auch an Höfen dir Speisung der Armen und die Fußwaschung, ein Symbol für dir Demütigung der Höchsten beibehalten. Der Name „Gründonnerstag" mahnt nichtsdestoweniger wiederum an die ur alte Bedeutung einer altgermanischrn Frühlingsfeicr, die dem großen Donnergott galt, dem Schützer und Wahrer des Ackers. Mit dem gemeinsamen Mahl verbindet sich der Gedanke an daS altheidnische Opfermahl. Ob auch die Natur noch im Winter schlafe liegt, müssen vorzugsweise „grüne" Gerichte ausgetragen werden. Spinat, grüner Kohl und grüne Kräuter spielen eine große Rolle. Eine nicht minder große ober wird auch dem Honig zudiktiert. Wer an diesem Tage nüchtern Honig genießt, ist in Skiederösterreich während deS ganzen Jahres gegen den Biß toller Hunde geschützt. Auch den am Gründonnerstag gelegten Eiern wird besondere Kraft zugcschrieben. Das find die sogen. Entlaß- Eier (Entlassung-- d. h. VergebungSeicr), die vor Blitz- und Feuersgesahr schützen. Alle diese Gebräuche lasten erkennen, daßeS sich hier auch um Reste der Opferspeisen handelte, die Donar an dem ihm geweihten Wochentage dargebracht wurden, um ihm für dir Besiegung des Winters zu danken. Auch auf den Karfreitag, den Gedächtnistag deS Kreuztodes des Herrn, sind einzelne Ge wohnheiten aus altheidnischer Zeit übertragen worden. Kreuzkraut und Krcuzraute sollen, in der Karwoche gepflückt, heilkräftig sein, Die verhängnisvolle Inschrift. Kriminalroman von A. W. Kahle. (Schluß.) (Nachdruck »erboten.) Während der kurzen Zeit, die bis zu ihrer Rückkehr verging, breitete sich abermals das tiefste Schweigen über die Versammlung. Der König saß, ernst den Blick vor sich hin gerichtet, in seinem Sessel. Die Gräfin und Sophie, deren Hände ineinander ruhten, vereint wie ihr Schicksal, hatten nur Blicke für Altenberg, den jungen Grafen und Reinhold Gerstorf. Wenn Sophies Blickt denen deS Verlobten begegneten, spiegelte sich in ihnen unnenn bares Glück. Erst jetzt konnte sie sich der Seligkeit ihrer Liebe hingeben; erst jetzt konnte sie denen, die so viel für sie gcthan, mit freudigem Herzen und von ganzer Seele danken. Uebcr den Grafen schien eine Bewegung gekommen zu sein, die er nur mit Mühe verbarg. Sein Blick, von der Mutter zurückkehrend, ruhte immer wieder auf Altenberg. Dieser, dar edle männliche Gesicht frei erhoben, schaute mit klarem, stolzem Blicke auf den geretteten Freund. Die Geschworenen kehrten zurück. Der älteste von ihnen ver kündete den Spruch: Daß der Graf LaniSka einstimmig von ihnen für unschuldig befunden worden sei. In diesem Augenblicke brach die lange verhaltene Bewegung der Gemüter in einen lauten Beifallsruf aus, dem ein stürmisches Lebehoch auf den König folgte. Einer von den beiden Offizieren, die Graf LaniSka begleitet hatten, überreichte ihm den Degen desselben, den erbet sich führte. Der Richter und auch der königliche Anwalt, sowie die Geschwo renen traten zu ihm, um ihm Glück zu wünschen. Friedrich hotte sich erhoben. Der Ruf: „Der König spricht I" flog durch den Saal; alles verstummte. Das Antlitz de- König- war feierlich ernst. Die Hand auf die Barriere gestützt, sprach er laut und fest: „Diese- Gericht, ebenso die Kreuzblumen und der „Speerenstich". Andere Pflanzen gewinnen diese Bedeutung erst mit dem Todestage Jesu. So die Weide, die ihre Zweige trauernd tief senkt, seit von ihr die Ruten zu des Herrn Geißelung genommen wurden, die Hagerose, deren Zweige man zur Dornenkrone für sein Haupt wand, die Ejpe, die ewig zittern muß, weil sie stolz und ungerührt blieb, als die andern Bäume mit dem Herrn bebten, die MsoSrose, die aus seinen wunden Füßen in- MooS fiel, die Pasfion-blume, welche, unter dem Kreuze wachsend, einen Tropfen Blut aus deS Herrn Seitenwunde aufnahm und seitdem zum Erinnerungszeichen Hammer und Nägel in ihrem Kelche birgt. Auch zwei Vöglein erinnern an die Leidensgeschichte, da- Rotkehlchen, besten Brust und Kehle blutrot blieb, als eS »ersuchte, dir Dornen au- Jesu Stirn zu ziehen, und der Schnäbelchen de« Nagel au« ein Kreuz übereinander bog. Der Karsonnabend oder, wie er oft ge nannt wird, der Oster-Heiligabend endet die strenge Fastenzeit. In Belgien klopfen die Leute um Mitternacht die „Fasten aus — Ostern ein". Die Fenster werden geöffnet, damit der erste Tagesschcin des erwachenden Oftermorgen-, die Ostersonne hinein- ziehen kann. Unsichtbar, unhörbar kehren die Glocken wieder und ihre ehernen Stimmen verkünden der frohen Menschheit den Ostergruß. ff Äaiserpanorama. In die malerische französische Schweiz werden wir diese Woche geführt. Wir wandeln am Hafen von Genf herum, bewundern die große Fontaine im Genfer See und machen dann einen Rundgang durch Genf, der uns alle Sehenswürdigkeiten der so überaus schön gelegenen Stadt schauen läßt. Ein kleiner Abstecher bringt un- nach Lausanne, Ouchy und Vevey. Längeren Aufenthalt nehmen wir in Montreux, dessen Umgebung ganz besonder- reizvoll ist. Weiter geht es nach Territet, woselbst wir die Drahtseilbahn zu einem lohnenden Aus flug benutzen. Stimmungsvoll abgeschloffen wird die wunderbar schöne Serie durch einen Ausblick zum Schloß Chillon (berüchtigt als Gefängnis des Reformators Franz Bonivard; Byron behan delt diese Thatsache in seinem bekannten Gedicht: „Der Gefan gene von Chillon") und zum Gletscher Naye. — Die „Dresdner Nachrichten" erhalten folgende Mitteilungen aus dem Landtage: In LandtagSkrcisen verlautet, daß es dank von mir für einen bestimmten Fall einberufen, ist von diesem Augenblick an aufgelöst. Ich bestätige den Ausspruch der Ge schworenen. Graf LaniSka, Sie find frei und in Ihre Stellung wieder eingesetzt. Geben Sie mir Ihren Degen und nehmen Sie den meinigen!" Der Adjutant löste den Degen von der Seite des Königs, während der junge Graf an die Barriere trat und ehrerbietig dem Könige seinen Degen reichte. „Was Ihren Verteidiger andctrifft", fuhr Friedrich fort, „so danke ich ihm ganz besonders, daß er mir eine Gelegenheit ge währt hat, eine Ungerechtigkeit wieder gut zu machen. Ich freue mich außerdem, daß er mir einen treuen und befähigten Diener wiedergegeben. Will er mir die Talente, die er in dieser Ange legenheit bewiesen, sowie sein Herz, daS so vieler Aufopferung fähig ist, zur Verfügung stellen, so wird eS mir sehr erfreulich sein. Mein Staat bedarf solcher Männer, und Ihr Freund sollte sich erinnern, daß Deutschland sein Vaterland ist. Jedenfalls bleibe ich ihm dankbar, daß er eine Entscheidung hcrbeigeführt hat, die meinem Herzen wohl thut. WaS Dich aber anbetrifft, Elender!" — fügte er hinzu, daS Auge zorn- und Verachtung- blitzend auf Wolf richtend, der wie ein zum Tode Verdammter zwischen zwei Gerichtsdienern schwankte, die ihn hielten — „was Dich anbetrifft, so weiß ich keine Strafe, die schmachvoll genug für Dich wäre. Haß gegen einen Ehrenmann und ekelhafte Ge- winnsucht haben Dich verleitet, meinen Namen zu schänden. So büße nun Dein Verbrechen dadurch, daß Du Dein Leben lang die Straße vor dem Hotel der Gräfin Lani-ka kehrst! — Graf, sagen Sie Ihrer Mutter, daß ich ihr mein Zimmer zur Verfügung stelle. Sie wird der Erholung bedürfen. Sagen Sie ihr auch, daß eS mich freuen würde, heute mittag an ihrem Tische frohe Gesichter zu sehen und mich an der allgemeinen Freude zu er- quicken. Auf Wiedersehen also heute in Ihrem Hotel!" Er verließ schnell den Saal. LaniSka trat zu seiner Mutter, der starken Zurückhaltung, die in den Bewilligungen von Forde rungen deS Etats allseitig beobachtet wird, gelingen dürste, den angekündigten Zuschlag zu den bestehenden Sätzen der Einkommen steuer sogar nur auf 20 Prozent zu beschränken. — Sehr heftig« Auseinandersetzungen erwartet man in der Zweiten Kammer bei der Beratung über die Vorgänge bei der LotteriedarlehnSkaffe, welche einen Verlust von mehreren Millionen Mark durch die Ver bindung mit der Leipziger Bank erlitten hat. Insbesondere be steht die Absicht, diejenigen hohen Beamten voll zur Verantwor tung zu ziehen, denen die Verpflichtung oblag, die Geschäftsfüh rung dieser Kaffe dauernd zu überwachen. — Allgemein ist die Verwunderung darüber, daß die Steuervorlagen, dir in der Zweiten Kammer mit Aufbietung aller Kräfte so schnell« Förderung erfahren haben, nicht vorwärts zu bringen find. Ra« gelangt immer weh» zu der Besorgnis, daß die Vermögenssteuer überhaupt nicht zu stände kommt. — Der Stadt DreSde« steht wieder ein bedeutender Zuwach« bevor: am 1. Juli erfolgt bekanntlich die Einverleibung von elf Nachbargemeinden in den Stadtbezirk. ES find dies Löbtau, Cotta, Mickten, Trachau, Naußlitz, Kaditz, Seidnitz, Uebigau, Wölfnitz, Räcknitz und Tschertnitz. Durch diesen Zuwachs wird sich die Einwohnerzahl Dre-denS um rund 70000 vermehren, sodaß sie am genannten Tage etwa 470 700 beträgt. Die Ein verleibung der Vororte Plauen, Blasrwitz, Loschrvitz, BrieSnitz u. s. w. ist nur noch «in« Frage der Zeit. Mit ihr wird sich die Einwohnerzahl Dresdens abermälS um mindestens 32000 steigern. — DaS Reichsgericht verwarf die Revision d«S Rechtsanwalt« vr. JameS Breit, Leipzig, der am 4. Dezember vorigen Jahre« vom dortigen Schwurgericht wegen Hausfriedensbruchs und Zwei kampfes mit tödlichem AuSgange zu 3 Wochen Gefängnis und 3*/, Jahren Festungshaft verurteilt war. vr. Breit hatte am 16. August v. I. den Studenten Richard Oettinger im Duell erschaffen. — Zu der Festnahme des Polizeidieners in Elsterwerda, der der Brandstiftung dringend verdächtig ist, wird noch gemeldet: Nach den vielen Brandfällen der letzten Tage war überall Wache ausgestellt. Und doch war es einem Brandstifter in der Nacht zum Freitag wieder gelungen, gleichzeitig an zwei Stellen Feuer anzulegcn. Es brannte im Hose deS FSrbcrmeisterS Kaube und die von Glückwünschenden umdrängt war. Er drückte ihr nur die Hand — es lag nicht in der Natur dieser beiden Seelen, den Neugierigen ein Schauspiel zu gewähren — dann begaben sie sich, begleitet von Altenberg, Sophie und Reinhold, in da« Zimmer, das der König ihnen zur Verfügung gestellt. Hier, unbcengt von der peinlichen Umgebung der Neugierigen, gaben sich die Glücklichen ihrer Freude und dem Dank gegen Al tenberg hin. Lange ruhte LaniSka an der Brust dieses Freundes, der ihm Tausende jener gleichgiltig Teilnehmenden aufwog, die heute auf ihn geblickt! Und in welch' süßem Feuer strahlte da» Auge der Mutter auf daS herrliche Männerpaar, dessen Freund schaft heute ihre ernste und feierliche Weihe empfangen. Sopkie war auch jetzt noch kaum im stände, ihre Empfindun gen in Worte zu fassen. Tiefseufzend versuchte ihre Brust, die Bedrängnis der Vergangenheit au-zustoßen und das Glück der Gegenwart in sich aufzunehmen. Immer wieder rollten ihr Thränen über die Wangen, die der lange Gram entfärbt hatte. Reinhold hatte sich bereits gesammelt. Als er aus Altenberg zutrat, sagte er nichts, als: „Ich danke Ihnen! Sie haben mich glücklich und ruhig gemacht; ich werde wieder arbeiten. Es giebt noch Männer und Freunde auf der Welt!" Die Mitteilung, daß der König sie in ihrem Hotel besuchen werde, entriß die Gräfin den Folgen der gewaltigen Aufregung, in welche dieser Vormittag sie versetzt hatte. Sie mußte eilen, um die Vorkehrungen für den Besuch ihres hohen Gastes zu tref fen. Und da- war nicht leicht, da ihr Haushalt nach Potsdam übergefiedelt war. Es verstand sich von selbst, daß Altenberg und daS Braut paar ihre Gäste seien. Reinhold und Sophie wollten diese Ehre nicht annehmen; sie hielten ihre Gesellschaft für zu gering an einer Tafel, an welcher der König erscheinen wollte. Aber di« Gräfin und ihr Sohn bestanden aus ihrem Wunsche. „Der König hat sich un»rw«rt«t tingeladen", sagte die Giäsin