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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 21.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190201217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19020121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19020121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-21
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
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gegen Lrb«t»lostgkri1 verfichcrt find, wird, glaub« ich, sehr leicht die Gelegenheit benutzen, zahlreiche Arbeiter abzuschieben, und er wird viel weniger als jetzt darauf bedacht sein, für Beschäftigung zu sorgen. Heute werden in großem Umfang« Arbritcr beschäftigt, lediglich um den Arbeitern eine einigermaßen lohnende Beschäfti- gung zu gewähren. Wir müssen auf andere Vittel bedacht sein, um die Arbeiter vor solchen Krisen zu schützen; dazu gehört vor allem der Arbeiterkredit, ein Gebiet, das bisher noch gar nicht abgegrast ist. Wir haben Kreditinstitute für die Industrie und die Landwirtschaft, die Arbritcr aber haben keine Gelegenheit, zeit weise Kredit in Anspruch zu nehmen. DaS ist eine unberechtigte Dit Parität. Au» der Inanspruchnahme der Leihhäuser geht daS Bedürfnis schon hervor. Ich halte eS nicht für unmöglich, solche Kreditinstitute durch die Hilfe der Kommunalverbände zu beschaffen. Im Gegensatz zu meinen Freunden möchte ich alle Maßregeln unterstützen, die zur Epargclegenheit beitragen, nach Analogie der Raiffeisenschen Kaffen. ES ist zweifellos, daß die kolossale Zu nahme der Arbeitslosigkeit mit der Entwickelung der Industrie in Zusammenhang steht, das platte Land kennt gar keine Arbciter- krisen; dort kommen solche nur lokal und ausnahmsweise vor. Den Hauptgrund der Krise sehe ich in dem Uebergang fast aller gewerblichen Anlagen in Aktiengesellschaften. Letztere können zum Beispiel bei Banken nicht entbehrt werden, aber wir haben für andere Unternehmungen in den Gewerkschaften eine vorzügliche Form, ein Mittel, dem entgegenzutreten, wäre, wenn man Aktien gesellschaften nicht zuläßt. Bei den Aktiengesellschaften steht sich auch der Arbeiter schlechter, als wenn er bei einem Privatmann, womöglich schon Jahre hindurch, in Dienst steht. Letzterer wird bemüht sein, sich eine dauernde Rentabilität, wenn auch eine ge ringere, zu sichern, die Leitung einer Aktiengesellschaft dagegen hat nur «in Interesse daran, möglichst hohe Dividenden, wenn auch nur für ein Jahr, zu erzielen. Die Arbeitgeber müssen du Lasten zum Teil auf die Arbeiter abwälzen, wie Herr Kollege Singer soeben richtig bemerkte. Durch die Arbeitrrschutzgesetzgebung haben sich sehr viele Arbeitgeber von ihrem Geschäft zurückgezogen; denn an den leitenden Stellen wurde jeder Arbeitgeber als ein Aus beuter betrachtet. Bei vorübergehenden Konjunkturen sollte man nicht gleich zu Neueinstellungen von Arbeitern schreiten, sondern lieber durch eine schärfere Anspannung der vorhandenen Kräfte einen Ausgleich schaffen. Daß diese erhöhten Ansprüche an die Arbeitskraft deS Einzelnen ihre Grenze hat, erkenne ich an. Es ist aber auch Aufgabe deS Arbeiters, dem Arbeitgeber über Schwan kungen in der Konjunktur hinwegzuhelfen. Die Arbeiter haben gar keine Ursache, sich über billige Lieferungen an das Ausland zu beschweren, denn eS ist immer besser, zu billigeren Preisen zu liefern, al- überhaupt nicht. Wird der Mittellandkanal gebaut, dann pfeift das Kohlensyndikat auf den Minister, der jetzt in dem Tarif eure Waffe gegen dasselbe hat. Redner empfiehlt eine obli gatorische Kündigungsfrist für die Arbeiter. Die Landwirte be schäftigen ihre Arbeiter auf Grund von Jahreskontrakten. (Redner wird durch wiederholte Zwischenrufe der Sozialdemokraten unter brochen. Vizepräsident Graf Stolberg rügt dies mehrfach.) Ge- wiffe Jndustriebranchen müßten von den Städten auf das Land verlegt werden. Eine derartige Dezentralisation würde viel zur Gesundung der Verhältnisse beitragen. Ich hoffe, daß aus diesen Verhandlungen das Reich, die Bundesstaaten und die Gemeinden lernen, daß es auf diesem Gebiete noch viel zu thun girbt. Lis äut, gut cito äst! (Doppelt giebt, wer schnell girbt.) Staatssekretär Graf PosadowSky wendet sich gegen den Vor redner, der der Reichsregierung Vorwürfe gemacht habe. Eine Reform der Armengesetzgebung, wie sie Gamp verlange, sei in die Wege geleitet. Im preußischen Ministerium des Innern werde ein solches Reformgesetz verhandelt, dasselbe könne aber in dieser überlasteten Session nicht mehr vorgelegt werden. LenzmattN (freis. Vp.) bemerkt, daß auch infolge des Zickzack kurses das Vertrauen geschwunden sei. Der Kanal sei an dem Widerstande der Fronde gescheitert. Anstatt diese zu brechen und an daS Volk zu appellieren, habe man sie mit Glacehandschuhen angefaßt. Notwendig sei vor allem die Rückkehr zu einer ver ständigen Handelspolitik, die unseren Arbeitern nicht die Arbeits gelegenheiten raube und ihnen auch daS Brot verteuere. Hahu (b. k. F.) versichert, daß ohne die Bismarcksche Wirt schaftspolitik ein großer Teil unserer Arbeiterschaft überhaupt ohne Existenz sein würde. Redner wendet sich dann gegen Lenzmann und verteidigt diesem gegenüber die Kanalgegner. Eine sichere Arbeitsgelegenheit weide den Arbeitern nur gewährleistet werden können, wenn Deutschland sich durch eine Wirtschafts- und Handels politik, wie seine, Redners, Freunde sie wünschten, unabhängig mache vom Auslande. Habe die Gesamtheit das Recht und die Pflicht, dem Einzelnen Arbeit zu schaffen, dann habe sie auch das Recht, dem Einzelnen den Ort nachzuweisen, wo er zu arbeiten habe. (Ruf Singers: In Ketten!) geholt, so groß, daß wir beide bequem Platz darin haben. Mein Besuch hat auch nichts mit einer Liebesgeschichte gemein, aber dennoch ist meine Sache derartig, daß sie nicht für viel Frauen ohren taugt; Sie wissen doch, unsereins kann den Mund nicht halten." „DaS ist ja unerhört!" brauste Frau Walter auf. „Sie stellen mich ja als eine Klatschbase hin." „Fällt mir gar nicht ein, ich finde nur, daß Sie sehr neu gierige Augen haben." Jetzt schaffen aber aus den Augen der Wirtin Blitze, ein Glück, daß sie nicht zündeten. „Ich bleibe", sagte sie fest. „Ma chen Sie, daß Sie mit Ihrer Mitteilung zu Rande kommen." Nun wandte sich die Künstlerin an Feodor: „Lagen Sie mir, haben Sie dies Zimmer gemietet, und haben Sie prompt die Miete bezahlt?" Feodor nickte und sah ratlos zur Frau Walter hinüber. „So gebrauchen Sie Ihr Hausrccht", fuhr Signora Gianini fort. „Das ist stark!" ließ sich jetzt die Wirtin hören. „WaS sagen Sie dazu, Herr TouSkani, nichts? Sie lassen eS ruhig geschehen, daß man mich beleidigt?" Und jetzt brachen die Thränen bei ihr los. Signora Gianini ging auf die Frau zu und sprach begüti gend: „Nein, beleidigen wollte ich Sie nicht, hören Sie aus! Thränen kann ich nicht sehen! Beruhigen Sie sich nur; mich treibt wirklich eine Notwendigkeit hierher. Wenn Sie verschwiegen sein wollen, lönnen Sie ja immer hier bleiben, vorausgesetzt, daß es Herrn TouSkani paßt. Wollen Sie reinen Mund halten?" „Die Frau ist gut und zuverlässig", erklärte Feodor. „Run denn", Hub die Künstlerin wieder an, „mich treibt die Angst um Sie hierher, um Eie, Herr TouSkani." Frau Walter war durch den versöhnenden Ton wieder milder OeritiPH und SäMschrs. Frankenberg, 20. Januar 1902. -f?. Sachsenburg. Eine Besprechung der gestern in der Fischerschrnke erfolgten Aufführung „Kinderleben im Winter" in dem Sinne, um den Besuch der heute, Montag, abend stattfindenden zweiten Aufführung günstig zu beeinflussen, dürfte allerdings zu spät kommen, nun der Erfolg der gestrigen Aufführung wird für sich selbst sprechen: Vor einem Kopf an Kops gedrängten Publikum wurden die einzelnen Nummern so tadellos zu Gehör gebracht, daß rauschender Beifall di« muntere Kinderschar nach jedem einzelnen Vortrage lohnte. Besonderes Lob aber verdienen neben den sorg fältig eingeprägten Chören und Deklamationen, die von Fräulein Ufer und Kerber vorgetrageuen Solis, die von den Herren Ufer )uu. und Rößger gestellten Bilder „Weihnachten vor 1900 Jahren und heute", zeugten von feinem künstlerischen Verständnis der Leiter. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ auch das nach kurzer Ansprache zu Gehör gebrachte „Niederländische Dankgebet". Daß sich alle Anwesenden auch körperlich wohl befanden, dafür bürgte schon der aufs neue bewährt« Ruf der Fischerschenke. — Prinz Friedrich August ist seit einigen Tagen an rheumatischen Gelenkschmerzen erkrankt und genötigt, daS Bett zu hüten. Das Allgemeinbefinden deS hohen Patienten ist dabei gut. — In einem Gehöft in Schönberg bei Waldheim find bei Bodenaufgrabungen zahlreiche in einem eisernen Kästchen verwahrt gewesene Münzen aufgesundrn worden, die zum Teil aus dem 14. und 16. Jahrhundert stammen. — Der Gärtnereiarb«iter Strehla in Lunzenau, der auf dem Wege nach seiner Wohnung eine Brücke über den Elsbach zu pas sieren hatte, kam in der Dunkelheit dem Ufer zu nahe, stürzte in den Bach und ertrank. — Unter dem Namen „Schloßchemnitzer Spar- und Konsum verein" bestand seit dem Jahre 1878 in Chemnitz ein nicht rechtsfähiger Verein, dessen Zweck es war, von zusammengeschossenen Geldern der Gescllschaftsmitglieder die Lebensbedürfnisse im ganzen einzukaufen und sodann an die einzelnen zu verteilen, weiter aber auch Spareinlagen der einzelnen Mitglieder anzujammeln, die am Ende des mit dem 31. Oktober schließenden Geschäftsjahres nebst dem aus dem Geschäftsbetriebe erzielten Reingewinn zurückzuzahlen waren, endlich aber, bei Sterbefällen den Mitgliedern Unter stützungen zu gewähren. Seit dem Jahre 1891 war Vorsteher dieses Vereins der am 18. September 1856 in Oederan geborene, noch nicht vorbestrafte Lackierer Georg Hermann Hilbert, welcher unumschränkte Verfügungsvollmacht und ausschließliche Befugnis der Betriebsleitung hatte. Teils völlige Unerfahrenheit und boden loser Leichtsinn desselben, — eS wurden zu hohe Spesen ver ausgabt, leichtsinnig kreditiert und unberechtigt hohe Dividenden ausbezahlt — teils aber auch schnöder Mißbrauch des in Hilbert gesetzten Vertrauens brachten, wie das „Chemn. Tagebl." berichtet, den Verein in eine derartig ungünstige Vermögenslage, daß Mitte Dezember 1901 aus Antrag eines Vereinsmitgliedes und Hilberts selbst vom dortigen königl. Amtsgerichte zu dem Vermögen des Vereins das Konkursverfahren eröffnet werden muhte, während Hilbert in Untersuchungshaft genommen wurde. Er war nun an geklagt und insoweit auch geständig, in Ausbeutung seiner Ver trauensstellung innerhalb der Zeit vom Sommer 1895 bis eben dahin 1901 insgesamt 300 Mark von den ihm anvertrautcn VereinSgeldern unbefugt für sich verwendet zu haben. Auf Grund der BeweiSergebniffe wurde Hilbert vom Chemnitzer Landgerichte zu 6 Monaten Gefängnisstrafe und 2 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Von der erkannten Freiheitsstrafe wurden 3 Wochen als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt erachtet. — Eine empfindliche Strafe wurde einem Milchpantsch-r zu teil. Das kgl. Schöffengericht Augustusburg hat dem in Grün berg wohnhaften Milchhändler Friedrich Hermann Oehme wegen NahrungSmittelfälschung eine Geldstrafe von 100 M. und die Tragung der Kosten auferlegt, weil er gewohnheitsmäßig die ein- gckaufte Magermilch mit etwa ebenso viel Wasser vermengte und dann in Augustusburg zum Verkauf brachte. — Im Blasrwitzer Waldpark wurde ein Mann mit ge fesselten Händen aufgefunven, der behauptete, von zwei unbe kannten Männern überfallen und gefesselt worden zu sein. Nach längerem Verhör gab er an, Baumeister L. aus Dresden zu sein und gestand ein, die Schauermär erfunden zu haben. — Der Raubanfall auf einen Briefträger bei Riesa, von dem wir vor kurzem berichteten, hat sich als erdichtet herausgestellt. Der Briefträger hat durch seine falschen Angaben einen längeren unberechtigten Aufenthalt im Wirtshaus zu verschleiern gesucht. Die Erdichtung von Raubanfällen scheint in letzter Zeit fast epide misch auszutreten. — Bürgermeister Thiele in Döbeln, der seit 1862, also seit 40 Jahren, an der Spitze der dortigen städtischen Behörde steht, gestimmt und hatte ihre Thränen getrocknet. Jetzt horchte sie ge spannt auf. Signora Gianini fuhr fort: „Es ist bei unserem Theater ein Mann eingetrcten, ein Chinese, ein Schmetterlingsfängcr, den ich von früher her kenne; ein gefährlicher Patron, ein Bösewicht, zu allem Schlechten fähig. Er nennt sich Zamara, heißt jedoch an ders, leider weiß ich seinen rechten Namen nicht mehr genau. Nun, dieser Mensch erkundigte sich eingehend nach Ihnen, fragte nach Ihrem Thun und Treiben, und alles heimlich, so hinten herum, verstehen Sic, daS sollte so recht harmlos erscheinen." „Ich kenne das Pflänzchen aber und weiß, daß er bei solchen Vornahmen eine Nebenabsicht im Schilde führt; der Mensch ist sonst zu saul, zu sprechen. Dahinter steckt etwas, dachte ich mir gleich; seien Sic auf der Hut vor dem Manne. Um Sie zu schützen, will ich nun thun, als wenn ich Sie haßte, vielleicht glaubt er dann, in mir eine Verbündete gefunden zu haben. Sehen Sic, das ist die Ursache meines Kommens, Herr TouSkani. Und dabei muß mir das Unglück zustoßen, Ihre Frau Wirtin zu be leidigen." „Bitte, das macht nichts", erklärte Frau Walter. „Ich halte Sie jetzt für ein gutes Mädchen, ich habe mich getäuscht. Aber Sie werden begreifen, den guten Ruf meines Hauses muß ich aufrecht zu erhalten suchen." „Ganz recht", sagte Signora Gianini. „Sie schützen dadurch ja auch mich, ich meine vor diesem Menschen da, der alle Mädchen- Herzen bestrickt. Na, auf Wiedersehen!" Sie reichte Feodor die Hand. Dieser bedankte sich für ihre freundliche Bemühung und ihren guten Rat. „Beherzigen Sie meine Warnung", sagte sie noch beim Fort gehen; auch Frau Walter erteilte sie noch einige Verhaltungs maßregeln. (Fortsetzung folgt.) hat von Dresden aus, wo er als Mitglied und Sekretär der Ersten Kammer z. Z. weilt, an die städtischen Kollegien da« Er suchen gerichtet, ihm zum 1. Juli d. I. den Urbertritt in den Ruhestand zu genehmigen. — Infolge deS Sturmes wurde am Donnerstag früh in Leisnig von einem im Güterzuge lausenden, mit Sisenteilen be ladenen offenen Wagen ein Stück Wellblech im Gewicht von ca. 7b—80 Kilogramm während der Fahrt herabgeschleudert; das selbe hat einen Bahnwärter nicht unerheblich verletzt. — In Nischwitz bei Blankenhain war der 15jährige Willy Bachmann mit mehreren Anderen mit dem AuSroden von Bäumen beschäftigt; eben war an eine zu fällende Birke daS Seil, womit der Baum zu Falle gebracht werden sollte, angelegt, als dieser nach einer anderen Seite fiel. Der junge B., der das Seil in der Hand hielt, wollte fliehen, kam aber zu Fall und der stürzende Baum traf ihn. Der Verunglückte ist infolge seiner schweren Ver letzungen nach 24stündiger Bewußtlosigkeit verstorben. — In der Nacht zum Sonntag um 3 Uhr wurde auf dem Töpserplatze in Leipzig rin Liebespaar tot auf dem Boden liegend aufgefunden. Es handelt sich um den 23jährigen Büffetier Wischner und die 23 Jahre alte Kellnerin Schling. Der Erst genannte hat offenbar mit dem am Thatort Vorgefundenen Re volver erst seine Geliebte und dann sich selbst getötet. Der Be weggrund zur That ist unbekannt. — Im Dresdner Bahnhose zu Leipzig fiel ein Bremser von seinem Bremssitz, wobei ihm von dem im Gange befindlichen Wagen der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde. — Wie mitgeteilt wird, bewahrheitet fich die durch die Blätter gegangene und auch von uns gebrachte Nachricht aus Luga«, wonach in dem dortigen Kohlenschacht „Fundgrube" die Skelette bezw. Knochenüberreste von 12 Bergleuten, die vor ca. 12 Jahren daselbst verunglückten, gefunden worden seien, nicht. — Auf dem zur Obermühle gehörigen Bahnareal in Olbern hau, von welchem Lowries nach der Mühle geführt wurden, kam ein« Lowry von selbst in Gang und fuhr auf eine andere auf dem Wege nach der Mühle begriffene Lowry auf, in welcher sich der Mühlenarbeiter Reichel befand. Durch den Anprall wurde Reichel aus der Lowry geschleudert und so schwer verletzt, daß er im Krankenhause untergebracht werden mußte. — Aus Italien, Spanien und anderen südlichen Ländern kommen allenthalben sehr günstige Meldungen über ausnahmsweise reichlich ausgefallene Apfelsinen- und Zitronenerntcn. In großen Mengen werden diese Früchte denn auch aus diesem Grunde bei uns eingefühlt. Die Preise für diese höchst gesunden und wohl schmeckenden Früchte, insbesondere der Apfelsinen, sind demgemäß auch gegenwärtig ziemlich niedrig, sodaß der bei uns heimische bessere Apfel jetzt im Durchschnitte weniger wohlfeil ist, wie die Apfelsine. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Bülow gegen Chamberlain. Im englischen Unterhause ist der Kolonialminister Chamberlain weidlich gelobt worden, seine glühendsten Verehrer suchten daS Lob ihres Helden so schnell als möglich noch dadurch zu erhöhen, daß sie den Grafen Bülow als einen Mann darstellen wollten, der es mit der Wahrheit nicht ehen genau nehme und daher auch in moralischer Beziehung mit Ehrenchamberlain keinen Vergleich auShalte. Graf Bülow hatte im deutschen Reichstage erklärt, es sei ihm auch von der anderen Seite versichert worden, daß Chamberlain das deutsche Heer und damit das deutsche Volk nicht habe beleidigen wollen. Nachdem Chamberlain aber behauptet hatte, er nehme von seiner Edinburger Rede nichts zurück, glaubten viele seiner Freunde im Unterhause, sie würden den Triumph feiern können, den deutschen Reichskanzler auf einer Unwahrheit festzunagcln. Daß nun seitens des engli schen Regierungsvertretcrs zugestanden werden mußte, dem deut schen Botschafter in London sei vom Staatssekretär Landsdowne genau das mitgeteilt worden, was Graf Bülow im deutschen Reichstage sagte, hat äußerst deprimierend aus die Chamberlain- vcrehrcr eingewirkt, die sich wieder einmal zu früh gefreut hatten. — Zur Poleusrage. Die deutsche Reichsregierung hatte fich an die römische Kurie gewendet und um Abstellung der Kir chen- und Schulmißstände im Erzbistum Posen und Gnescn er sucht. Wie das „Berliner Tageblatt" soeben authentisch erfährt, hat der Erzbischof I)r. Stablcwski daraufhin einen Erlaß an die polnisch-katholische Geistlichkeit seiner Diözese gerichtet, der im we sentlichen folgenden Inhalt hat: 1. Die polnisch-katholische Geist lichkeit soll nach Möglichkeit und gemäß den örtlichen Verhältnissen alle Forderungen der deutschen Katholiken berücksichtigen. 2. Die polnisch-katholische Geistlichkeit soll sich in interne Schulverhältniffc nicht mischen, sondern lediglich darnach streben, dasjenige, was bei dem Religionsunterricht in der Schule versäumt werde, in der Vorbereitung für junge Christen nachzuholen. 3. ermahnt der Erzbischof die polnisch-katholische Geistlichkeit, sich vor der Mit arbeiterschaft an polnischen Blättern, die einen aufreizenden Cha rakter tragen, zu hüten, ihre Kräfte vielmehr solchen Blättern zu widmen, die treu zu Kaiser und Papst standen, wie z. B. der „Katholische Wegweiser". Viertens verbietet der Erzbischof der polnisch-katholischen Geistlichkeit, VolkSversamnilungen einzubcrufcn oder in ihnen als Redner aufzutrcten. — Der „Gazelle"-Prozeß. DaS am Freitag zusammen getretene Obcrtriegsgcricht deS 1. Geschwaders verwarf die Be rufungen des Gerichtsherrn bezüglich der Freisprechung deS Ober matrosen Gröger von der Anklage der Bedrohung deS Komman danten und jetzigen Fregattenkapitäns Neitzke und bezüglich der Freisprechung des Obermatrosen Weiß von der Anklage der vor sätzlichen Beseitigung von Geschütztcilen, sowie die Berufung Grö gers wegen Versetzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandcs. Bezüglich des Wachtmeistermaats Kunze und der Obermatrosen Genz, Weiß und Peitz hob das OberkriegSgericht das Urteil vom 7. November auf. Kunze wird wegen Achtungsverlctzung, began gen in Gemeinschaft mit Untergebenen, zu sechs Wochen Militär arrest verurteilt, und davon werden zwei Wochen durch die Unter suchungshaft für verbüßt erachtet. (DaS frühere Urteil lautete auf drei Monate Gefängnis und Degradation.) Obermatrose Weiß wird wegen Achtungsverlctzung vor versammelter Mannschaft in 2 Fällen, Beleidigung eines Vorgesetzten in bezug aus eine Dienst handlung und im Dienst und Gehorsamsverweigerung mit zwei einhalb Monaten Gefängnis bestraft. (Das frühere Urteil war drei Monate Gefängnis.) Eineinhalb Monate werden al» verbüßt erachtet. Bei Genz findet nur eine andere rechtliche Beurteilung statt und die frühere Strafe von drei Monaten Gefängnis bestehen. Obermatrose P«itz (in erster Instanz zu drei Wochen Mittelarrest
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