Volltext Seite (XML)
Wenauer Anzeiger rind Zeitung für Seifersdorf 8 k. 10. Jahrgang Sonnabend, den 31. Oktober 1897 Nummer 126 rg uau. des se heuchlerisch. (Fortsetzung folgt.) Sie hatte niemand, der an ihrem Schmerze wegen Verlustes ihres edle» Vaters theiluahm; sie hatte nie- cucab- «er. l in der er», . mit nur rlität el an lfuud »s, Böh- >'s N8. lei. 1 an en lau Für die Monate Nov. u. Dezbr. nehmen alle Postanstalten und Briefträger, sowie fammtliche Zeitungsboten Bestellungen auf diese Zeitung entgegen. Erscheint Dienstag, Donnerstag n. Sonnabend. Abonnementspreis einschliesslich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" n. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. weins, tuska- njche» ^achn. o geg- linden, a. Nh. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Naum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen stir alle Zeitungen. i I8S >, 184 ssi scher nmerb netto, 9-72 ssischel chfischc e und Hasel remdec is, pro rumä nischer, . desekt rutter- öulcu, n, p,o reindel feinste, e 160 Hast): lange Kilo: 14,50. esdner taijer« elmebl «dmehl > 10Ü arte»), 25,50, Nr. ö o wo , seine netto t, pro > Mk.) Per- 2,70. 3,70, dungsvollen Zeit, wo tausende dem Christenthum gleich gültig gegenüber stehen, als überzeugungstreue Menschen zusammen stehen treu im Glauben, frei im Bekenntniß, froh in Hoffnung. Bibelglaube, Bibelkenntniß, Bibelmuth — das soll die "dreifache Krone unsrer Kirche sein. Wir haben unsre Bibel in den Häusern. Lassen wir sie nicht verstauben! Wir haben unsern Katechismus. Sollte er nur das Schulbuch sein, das wir beim Austritt aus der Schule mit deu andern Büchern längst bei Seite gelegt haben? Lernen wir für eine ernste Zukunft von Luthers Glauben, von seiner Frömmigkeit, seiner Demnth und seinem zarten Gewissen! —I". Fahrlässigeit vermuthet- — Für das am Kirmeß. Montag, den 1. November, im Gasthof zu Seifersdorf stattfindende Militär- coneert ist die Kapelle des K. S. 1. Feldartillerie-Regi ments Nr. 12 gewonnen. Da uns in unserm Dorfe selten ein derartiger Genuß geboten, ist anzunehmen, daß dies außergewöhnliche Concert seitens der Bewohnerschaft Seifersdorfs volle Würdigung erfährt und ein zahlreicher Besuch die Mühen des Veranstalters belohnt. — Die dem Schmiedemeister und Wirthschaftsbesitzer A. Loreck in Braunsdorf gehörige auf Grumbacher Flur gestandene Weizenfeime ward am Montag Nachmittag von halb 4 Uhr ab ein Raub der Flammen. Da L. nicht ver sichert hat, erwächst ihm ein ganz erheblicher Schaden. Die Eutstehnngsursache ist zur Zeit noch unbekannt. — Bei Annahme von Zweimarkstücken muß man gegenwärtig sehr vorsichtig sein, weil infolge der vielen im Plaueuschen Grunde beschäftigten böhmischen Arbeiter viel Eingnldenstücke im Umlauf sind, die oft als Zweimarkstücke mit anfgezählt werden. Einem Deubener Geschäftsmanne sind in den letzten Tagen drei solche Fälle vorgekommen. I Gulden entspricht dem Werthe von 1 M. 50 Pfg., nicht mehr. — In der am Mittwoch abgehaltenen Gemeinderaths- Sitzung in Kreischa wurde der bisherige Gemeinde vorstand-, Herr Seifert, auf weitere 6 Jahre gewählt. Die neue Amtsperiode beginnt am 1. Januar 1898. — Das Zuspätkvmmen der Angestellten wird in vielen Geschäften laut Geschäftsordnung durch Geldstrafen geahn det, die bei der Gehaltszahlung in Abzug gebracht werden. Nach einem gerichtlichen Urtheil können aber aus einer solchen Geschäftsordnung nur daun Rechte gegen die An gestellte» hergeleitet werden, wenn letztere diese Geschäfts ordnung durch Unterschrift anerkannt haben. Sie blickte finster drein, und Advokat Brunner, der ihre Ungeduld bemerkte, sagte schnell zu ihr: „Der Baron Engelbert hat ein Testament hinterlassen, gnädige Frau; er hat es an dem Tage, au welchem er nach Tirol reiste, abfassen lassen. Das Testament ist i:i meiner Verwahrung geblieben und ist ohne Frage das letzte, das der Herr Varon gemacht hat." „Ich glaube, niemand wird das Testament in Zweifel ziehen," sagte die Baronin kalt," obwohl mein Gatte an jenem Morgen wegen der Nachricht von der Krankheit seines Sohnes und wegen der Trennung von mir sehr aufgeregt war; aber deuuoch war er wohl fähig, ciu Testament zu machen. Ich habe Ihnen ausführlich über meines Gatten Tod geschrieben nnd Ihnen auch den Brief geschickt, worin diese schreckliche Begebenheit berichtet wurde. Weil mithin kein Zweifel über fein trauriges Schicksal herrscht, ist es Zeit, sein Testament zn eröffnen. Ich wünsche, daß Sie mir dessen Inhalt mittheilen." Der Advokat zog eine lange, lederne Brieftasche hervor nnd entnahm derselben ein sauber zusammengefaltetes Papier. „Ich habe hier eine Abschrift vom Testamente," sagte er kurz. „Wünschen die Frau Baronin, daß ich es in Gegenwart von Zengen vorlese?" „Nein, das ist nicht nölhig," entgegnete sie. „Lassen Sie die gewöhnliche Einleitung beiseite und sagen Sie mir, was für Verfügnngen mein Gatte über sein Vermögen getroffen hat." In dem Blicke und der Stimme der Baronin Engel bert zeigte sich so viel Geldgier, daß es den Advokaten ganz kalt überlief. In ihrer Hast, den Inhalt des Testamentes zn er fahren, hatte die Baronin ihre Maske halb fallen lassen und ließ etwas von ihrem wahren Charakter durchschim mern, was der Advokat schnell gewahrte. „Da der Baron den Tod seines Sohnes für gewiß hielt," erwiderte Brunner sehr förmlich, „hat er sein ganzes Vermögen seiner Tochter Marie vermacht." „Ihr alles vermacht!" murmelte die Baronin. „Alles, sagen Sie?" „Alles, Frau Baronin," entgegnete der Advokat. „Sie ist eine der reichsten Erbinnen in Deutschland." „Nnd — mein Name ist nicht genannt?" Baron Engelbert erklärt hierin, daß er für Sie bei seiner Verheirathung schon gesorgt habe. Sie haben die Villa „Auf der Höhe" als Wittwensitz und zwanzigtausend Mark jährlich auf Lebenszeit mit der Freiheit sich wieder zu Verheiratheu. Ich halte es für eine sehr freigebige Verfügung." „Und ich nenne es eine sehr armselige!" rief die Ba ronin stirnrunzeliid. Die Tochter des Barons hat hundert tausend Mark jährlich und ich nur zwanzigtausend. Das ist eine Schmach, eine entsetzliche Schmach!" „Es ist ungerecht, skandalös!" murmelte Frau Alt mann. „Der Herr Baron hielt die Summe für genügend," erklärte der Advokat, „und ich muß gestehen, daß ich mit ihm übereinstimme. Sie waren bei Ihrer Verheirathung ganz zufrieden mit dieser Verfügung, Frau Baronin. Wenn es Ihnen nicht genug war, weshalb haben Sie denn da mals nicht mit dem Herrn Baron darüber gesprochen? Warum warteten Sie, um ihn nach seinem Tode der Ungerechtigkeit zu beschuldigen?" „Wir wollen den Gegenstand nicht länger erörtern," sagte die Baronin gebieterisch. „Ich werde das Testament nicht bestreiten. Wer ist denn zum Vormund meiner jungen Stieftochter ernannt?" Eine sichtbare Angst war aus ihrem Benehmen wahr- znnehmen, was der Advokat mit Verwunderung bemerkte. „Der Baron Engelbert hat Sie dazu ernannt, gnädige Fran," sagte er langsam. Baronesse Engelbert soll hier unter Ihrer Obhut leben, bis sie mündig sein wird oder sich verheirathet. In beiden Fällen haben Sie, Frau Barouin, nach der Villa „Auf der Höhe" zu ziehen oder wohin Sie wünschen, weil dann die Baronesse Engelbert die unumschränkte Herrin hier ist. Freilich, wenn das gnädige Fräulein es wünscht, daß Sie nach ihrer Ver- heirathung hier bleiben, oder auch wenn sie müudig ist, dann haben Sie die Freiheit, zn thun, was Ihnen beliebt. Sie verstehen doch, was der Baron gemeint hat ? Wenn es Ihnen noch nicht ganz klar ist, dann werde ich Ihnen das Testament vorlesen —" „Nein, thnn Sie es nicht!" unterbrach ihn die Ba ronin ungeduldig. „Ich hasse alle diese langwelligen Phrasen. " Ich habe verstanden, daß ich die Vormundschaft über die Baronesse Engelbert habe, daß ich sie in die Ge sellschaft einführen soll und sie mir den Gehorsam einer Tochter schuldig ist; nicht wahr?" „Ja," bestätigte Advokat Brunner ein wenig zögernd. „Baron Engelbert drückt den Wunsch aus, daß seine Wittwe und seine Tochter einander lieben möchten." „Mein Gatte wußte, daß er sich auf meine Güte gegen sein Kind verlassen konnte," sagte die Baronin Die Baronin Engelbert, in tiefe Trauer gehüllt, nnd Frau Allman» empfingen den Advokaten in dem Bibliothek- iunmer. „Ich habe Sie gebeten, hierher zu kommen," sagte die Baronin zu ihm, als die gewöhnlichen Begrüßungs- svrmeln vorüber waren, „nm zu erfahren, ob mein Gatte ü» Testament hinterlassen hat. Ich habe sein Schreib- Hult untersuchen lassen, aber man konnte kein Testament finden." Advokat Brunner, ein mageres, kleines Männchen mit einem großen kahlen Kopfe, sah erstaunt drein, als er diese Nnumwnndene Rede vernahm. Er hatte erwartet, die Baronin ganz in Trauer auf gelöst zu finden, wie man ausgesprengt hatte, aber ihre Äugen waren ebenso glänzend nnd thränenlvs, ihre Wan gen ebenso roth, und sie trug dieselbe Ruhe zur Schau, ^ls ob nichts vorgesallen wäre. Brunner, welcher den Baron Engelbert hochgeschätzt hatte, fühlte von diesem Augenblick an eine Abneigung gegen die Baronin. „Sie Hal ihn nicht geliebt," dachte er. „Sie ist eine durchtriebene Betrügerin, und der arme Baron Engelbert hatte seine Liebe an sie verschwendet. Ganz gewiß hat he ihn nur seines Titels und seines Geldes wegen ge- heirathet." Der Baronin scharfer Blick hatte nicht ermangelt, den üngünstigen Eindruck zn bemerke», de» sie auf ih» gemacht. Tie biß sich heftig iu die Lippe, und ihre Wangen glühten. Ans Nah und Fern. — Das Gesaugs-Coucert des Mäuner-Gesang-Vereius „Apollo", welches kommende» Somitag im „Amlshof" stattfindet, dürfte sich voraussichtlich eines zahlreiche» Be suches zu erfreuen habe». Dieses Prognostiko» zu stellen ist man auf Grund des jetzt vorliegenden Programms wohl berechtigt, und es kann daher gar nicht Wunder nehmen, daß der Verkauf sich überaus rege angelassen. Daß nach dem Concert ein Ball stattsindet, wird namentlich diejenigen besonders verlocken, die das Tanzbein gern schwingen. — Der am 13. September wegen Sittlichkeitsver- geheii hier verhaftete Schuhmachergehilfe Franz Hau schild, erhielt vom Landgericht in Freiberg 1 Jahr 2 Monate Gefängnis; und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust zncr- kanut. — Am vergangenen Dienstag gegen Mittag brannte eine dem Gutsbesitzer und Gememdcvorstand Herrn Vogel in Somsdorf gehörige Strohfeime total nieder. Bei dem herrschenden dichten Nebel bemerkte man das Feuer erst, als die Feime beinahe zerstört war. Als Ursache wird Zum Reformatiousfefte. Am 31. Octvbcr vollenden sich 380 Jahre, seit Martin Luther, der kühne Glaubensheld, seine 95 Streitsätze an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug. Es ruft der 31. Dctvber alle evangelische Christen ans zn dankbarer Freude über die Gaben der Reformation nnd weckt die Erinnerungen Luther, den Mann von Gottes Gnaden. Wohin wir blicken, ob auf seine Worte, Schristen und Thaten, auf feinen Glaubensmuth, den er bezeugt vor Kaiser und Reich, »uf seine Lieder, die er „die Witteubergisch Nachtigall" gesungen, ob wir eintreten im Geiste in das erste evan gelische Pfarrhaus, das Pfarrhaus Luthers im alten Au- gustinerklvster zn Wittenberg und ih» sehe», wie er als Blatte, Hausvater und Hausherr seines Hauspriesteramtes Galtet, mit den Seinen und für die Seinen betet, — allent halben begegnet er uns als der Mann von Gottes Gnaden, sind wenn wir bedenken, wie er unser Christenthnm wieder gegründet hat auf den einzig unvergänglichen Grund, Je- ium Christum, tvie er unserm Volke die deutsche Bibel, de» Katechismus gegeben, wie er den lang vergessen gewesenen ^rost Pauli »ns wieder ins Herz geschrieben: „ans Gnaden selig" so können wir nicht anders, als am Neformalions- feste Gott von Herzen danken für das auserwählte Rüst- !mg, das er in 11. Luther uns einst geschenkt hat. Aber solcher Dank soll nicht nur in Worten, nicht mir in Liedern bestehen, er soll sich nmsetzen in Thaten und sortklingen durch unser Leben. Da gilts, daß wir in unsrer entschei- Grotz- und Kleiuölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Cofzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Publikatiouskraft für amtliche Bekanntmachungen. (Nachdruck verboten.) Herwegenes Spiel. Roman von F. Siemers von Ostermann. biand, der ihn gekannt nnd mit dem sie über ihn sprechen sonnte, nnd nnr in den langen einsame» Nächte» kvmite sie »m ih» wei»e», und dann war ihr Kissen in der That but Thränen benetzt. Drei Wochen »ach der Nachricht von dem Tode des Aarons Engelbert erhielt dessen Advokat einen Brief von der Wittwe, die ihn bat, er möchte am nächsten Morgen ^ach ihrem Schlosse kommen. Er leistete dieser Bitte Folge und brachte eine Ab schrift von dem Testamente des Barons mit, welches er o» dem Tage, als er nach Tirol reiste, hatte abfasse»