einer solch gewaltigen Wirkung, daß alles in tiefster Ergriffenheit lauschte. Durch kaum endenwollende Hervorrufe am Schluß wurde Richter gefeiert. Musikdirektor Carl Röder (Herford). Otto Richter hat dort einen Beifall geerntet, wie ich ihn noch bei keiner Konzertveranstaltung erlebt habe! Musikdirektor Alb. Therig (Braunschweig). „Schwäbischer Merkur“ (Stuttgart), den 17. Juli 1924. Der Tag von Ehlingen. Einen schönen, stimmungsvollen Ausklang fand das Bachfest am Dienstag nachmittag in Eßlingen, wohin die Stadt Eßlingen und der Oratorienverein Eßlingen den Kreuzchor und andere Gäste eingeladen hatten. Zum Empfang am Bahnhof hatten sich Rechts- ) rat Dürr und Oberbaurat Lemp eingefunden; sie führten sodann die Gäste durch die Stadt, die Sehenswürdigkeiten, an denen die alte Reichsstadt ja so reich ist, erläuternd. In dem festlich geschmückten Saale des gastlichen Museums traf man sich dann zum Kaffee, wo Vorst. Weiß vom Oratorienverein die Gäste mit herzlichen Worten begrüßte.*) Als Gegengabe für die freundliche Einladung veranstaltete der Kreuzchor darauf in der Stadtkirche unter Mitwirkung von Musikdirektor Nagel und Dr. Willi Schmid (München) ein Konzert, das eine außerordentlich starke Anziehungskraft ausübte, denn schon lange vor Beginn war die große Kirche bis auf den allerletzten Platz besetzt Zum Schluß hörte man Bachs große Motette „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf", in der sich der Kreuzchor noch einmal in all seiner Vollendung zeigte. Vor der Kirche dann, angesichts einer ungeheuren Menschenmenge — man meinte, ganz Eßlingen müsse auf dem Marktplatz versammelt sein — hörte man noch zwei Kurrendegesänge: einen Chor von Homilius und Max Bruchs Waldpsalm. Darauf gings hinauf zur Burg, wo man den „dicken Turm" zum luf tigen Aufenthalt für den Abend gewählt hatte. Mit fehr viel Liebe war hier von den Damen des Oratorienvereins u. a. für alles, aber auch alles gesorgt worden. Alle Tische waren mit Blumen und Grün geschmückt, an der Vorstandstafel wartete ein blumenverzierter Ehrenstuhl auf Prof. Richter; Fahnen grüßten ins Tal hinab, an leiblichen Genüssen war kein )) Mangel. Prof. Richter war sodann den ganzen Abend lang ununterbrochen Ehrungen und Huldigungen — man muß wohl schon sagen — „ausgesetzt“, wehrlos gegenüber soviel Verehrung, Begeisterung und Aufmerksamkeit der vielen Freunde und Freundinnen, die er sich in der kurzen Zeit seines Hierseins erworben. G. R. Lang feierte ihn in beredten Worten, ein Lor beerkranz wurde ihm überreicht, und dankerfüllt dankte Prof. Richter für soviel Liebe, aber auch für die Arbeit des Oratorienvereins Eßlingen, auf den das Schwabenland stolz sein dürfe. In launiger Weise schilderte er, wie es kam, daß er als Dirigent des Bachfestes gewonnen wurde, und forderte zum Schluß auf, in der Erinnerung daran weder seine Person noch die irgend eines Solisten in den Vordergrund zu stellen, sondern das Ganze, das Werk Bachs zu erfassen und sich dessen Pflege mit erneutem Eifer zu widmen. Auch dem hochverdienten Leiter des Oratorienvereins, *) Auch der 93jährige Kommerzienrat Weiss, der 1865 unter dem Kreuzkantor Jul. Otto in Dresden gesungen und 1847 in Leipzig die Beerdigungsfeier Mendelssohns miterlebt hatte, war zur Begrüßung erschienen.