Stimmen und die vollendete Vortragsweise wurden allgemein bewundert. . . . Als Hauptaufführung des Sonntags folgte am Abend im Festsaal der Liederhalle die Matthäuspassion, und zwar im Original, ungestrichen, unter Otto Richters Leitung. Trotz der langen, allzulangen Dauer hielt die große Hörermenge bis zum Ende aus. Die Chöre kamen prachtvoll zur Geltung. . . . Otto Richter leitete die großzügige Aufführung mit voller Umsicht und Sicherheit. Wdn. „Rheinisch-Westfälische Zeitung“ (Essen, Dortmund, Duisburg), d. 16. 7. 24. . . . Nach guter alter Sitte traf man sich in früher Sonnabend nachmittagsstunde zum Motettensingen in der Stiftskirche. Otto Richters Sängerschar, der Kreuzchor aus Dresden, erfüllte auch die Erwartungen derjenigen, die sich ganz besonders nachhaltige Eindrücke versprochen hatten. Die Stärke Richters scheint außer in seinen eigentlichen Chor- O> dirigenten-Eigenschaften darin zu bestehen, daß er seinen Sängern den Ge fühlsinhalt auch der kleinsten Phrase entdecken hilft. Sie sind dabei immer auf der richtigen Spur, und die zarten Bebungen des Tons, die leichten Schwellungen und Senkungen lassen merken, daß man in Richters Chor schule Musik nach ihrem Gefühlswerte zu beurteilen lernt . . . Alexander Neumann. „Münchener Neueste Nadirichten“, den 20. Juli 1924. ... Es müßten in Deutschland mehr solcher Chorschulen bestehen und nicht nur an solchen Orten, die das historische Vorrecht darauf haben .. . ... Im Mittelpunkte des Bachfestes stand die Matthäuspassion . . . Otto Richter hat ein ausgesprochenes Feingefühl für leichte Abstufungen im Ausdruck; man hat den Eindruck, daß ihm auch beim Chor jene Art des Vortrags vorschwebt, die wir bei der Kammermusik als selbstverständ lich voraussetzen . . . Auflockerung des kompakten Stimmengefüges der Chöre von verschiedener Größe, Scheidung der Streicher in eine große und in eine kleine Gruppe trugen neben anderen Maßnahmen wesentlich dazu bei, eine geradezu intime Wirkung der herrlichen Schöpfung zu erreichen ... • „Nya Dagligt Allehanda" (Stockholm), den 21. Juli 1924. . . . Nein, es war Wirklichkeit, ein Erlebnis, welches hinter mir liegt! Bereits der erste Tag imponierte. In der alten, ehrwürdigen Stiftskirche wurde das Fest mit einer „Motette“ eröffnet, in welcher der berühmte Kreuzchor aus Dresden, den ja jeder kirchenmusikalisch interessierte Stockholmer in dankbarer Erinnerung von dessen Besuch in Schweden 1920 her hat, unter Leitung des hervorragenden, autoritativen Bachinterpreten Prof. Otto Richter die großen 8 stimmigen Bachmotetten „Komm, Jesu“ und „Der Geist hilft" in einer Weise ausführte, die in jeder Hinsicht als mustergültig bezeichnet werden kann. Die Kirche, welche ca. 3000 Per sonen faßt, war bereits eine halbe Stunde vor Beginn bis zum letzten Stehplatz gefüllt, und interessant war es zu beobachten, mit welcher andachtsvollen