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Tageblatt M Schneeberg «nd Umgegend. str die Kgl. mL stL-ttscheu Sehörden in Aue, GrSuhaiu, Hartmsteir^LohaiM- -kvllzMelMN georgenstakt, Lößnitz, Veustädtel, Lch»etberg,Lchwar)mverg b/w.ÄlldenfelL L»l«Aramm-Ab»»ff«t Volk» fr »und S chn nt»r§. Fernfprichee: Schnerder, zo. A« »z. Sch»«q«it«O Folgenden Personen haben wir da» Bürgerrecht erteilt: Becker, Magnus Volkmar, Bildhauer, Marktstr. 33, Borft. Friedrich Wilhelm, Gastwirt, am Markt 1, Beechs, Gustav Adolf, Schaffner an der Staatsbahn, Mtttelstr. 36, Klotz, Wilhelm Hermann, Metallslbnetder, Nordstr. 2, Schach, Moritz Max, Obertelegraphenassistent, Wetttnerstr. 23, Schmer, Ernst Karl Paul, Geschäftsreisender, Pavststr. 32, Stetdtmaem, Robert Gottfried, Diakon«», ReichSstr. 33, Weitz, Emil LouiS, Tischler, Kirchstr. 2. Aue, den 25. Mai 1906. Der Rat der Stadt. vr. Kretzschmav, B. Kühn. Tagesgeschichte. Deutschland. — Im Reichstag gab gestern der sozialdem. Abg. Bernstein der ersten Hälfte der Sitzung das Gepräge, in der die dritte Lesung deS Etats beim Retchsamt des Inneren fortgesetzt wurde. Bernstein holte sich zwei Ordnungsrufe im Verlauf einer ins Breiteste gehenden Darstellung der Vorgeschichte und deS Verlaufs der Bres lauer Krawalle. Er nannte den Breslauer Polizei-Prä sidenten einen Banditen, die Breslauer Schutzleute syste matisch verhetzt, den Streik die Grundlage des modernen Wirtschaftslebens und das Vorgehen der Breslauer Polizei wahnsinnige Brrserkerwut. Er legte eine „abge plattete Kuael auf den Tisch des Hauses und erregte stürmisches Gelächter mit seinem Schlußwort: „Irret euch nicht, die moderne Arbeiterschaft läßt sich nicht spotten." Graf PosadowSky wies die Angelegenheit als eine Sache der Etnzelstaaten an den preußischen Landtag, wo die, angegriffene Behörde sich auch verteidigen könnte, und vereinigte das HauS, den Bundesrat und die Tribünen zu einem minutenlangen Gelächter, indem er mitteilte, daß die -epon irrte Kugel nach dem Urteil der anwesenden Militärs ntemalS abgeschossen worden sei. Die Debatte drehte sich im übrigen um Krankenkassen, Knappschaftskaffen, Fletschteuerung, Regterungsrat Mar tin und den deutschen Reichsfeuerwehrverband. Ein In termezzo, daS recht interessante Debatten herbetrief, wurde durch Herrn v. Oldenburg herbeigeführt, indem er sich über die Wahlrechtsreform in den Etnzelstaaten moquierte. Ihm trat sofort der bayerische Bundesratsvertreter Graf Leröbenfeld entgegen, der konstatierte, daß die Etnzelstaaten bet Änderungen der Verfassung, die ihnen notwendig er- scheinen, niemanden fragen würden. Später hielt Herr Sachse eine feiner Bergarbeiterreden — eintönig wie der Regen draußen. Er rief Herrn GteSbertS auf den Plan. Dann gab auch Herr Dr. Hieber dem Herrn v. Oldenburg noch recht deutlich zu verstehen, daß ihm die Wahlreform in Süddeutschland nichts angehe. Um 6 Uhr ließ sich Graf Ballestrem zum zweiten Male durch den Grafen Stolberg ablösen und nun gings unentwegt weiter und bunt durch einander: SeemannSordnuna, Landesversicherungsanstalten, Seelsorge- und Heilstätten bis zu einer langen Reche per sönlicher Bemerkungen und Auseinandersetzungen. Gegen 8 Uhr ging man zur Betrachtung der Reblaus über. — Bon denAufständentn Südwestafrtka DaS Mißgeschick, das Morenga auf britischem Boden be troffen hat, scheint den Trotz dieses streitbaren und selbst bewußten Mannes noch nicht gebrochen zu haben. Aus London, 25. Mai wird depeschiert: Nach einer Meldung aus Kapstadt ist der Häuptling Morenga unter polizeilicher Bedeckung in Prieska angrkommen. In einem Interview erklärte er, der Kampf mit den Deutschen werde fortgesetzt werden. Seine Gefangennahme werde oie Kriegführung nicht beeinflussen. Er werde sich seiner Aus lieferung widersetzen, sei jedoch bereit, sich den Briten zu übergeben. Morenga versicherte, seine Gefangennahme habe nur erfolgen können, weil er sich bet einem Geleit von Frauen und Kindern über die Grenze, um sie ^Sicherheit Ausbringen,'^zu sehr^demZFetnde^ausgesetz^habe. UStuttgajrt, 25. Mat.^Dte Kammer"der Stande«- Herren hat in der fortgesetzten Beratung der VerfaffungS- Revision das Recht des Königs zur Ernennung der erblichen Mitglieder aufrechierhalien und die Zusammensetzung der Ersten Kammer nach dem ReqierungS-ntwurf angenommen. Der vom anderen Hause beschlossene Ersatz für die auS der Zweiten Kammer ausscheidenden Privilegierten durch 17 vermittels LandeSproporz zu wählende Abgeordnete wurde nbgelehnt. Im Laute der Debatte richtete Fürst Hohenlohe- Waldenburg scharfe Angriffe gegen die Regierung, indem «r bedauerte, daß es nicht möglich sei, einen Minister, der Fiasko gemacht, zur Demission zu zwingen. Ministerprä sident von Breitling hielt dem entgegen, kdaß e-z fichMer um eine köntgltcheMorlaarHhandele. Oesterreich - Absage der Truppenbesi'chtjtgulngen t'n ^Österreich. Der in Wien eingetroffene Chef de» deutschen Generalstab» Generalleutnant v. Moltke sollte in diesen Tagen im Brucker Lager die dort -usammengezogenen Truppen unseres Verbündeten in Gegenwart ihre» obersten Krteg»herrn besichtigest- Inzwischen ist jedoch Kats« Fra«, Rom, 25. Mat. Giolitti Rom, 25. Mat. Giornale d' Italia und die Tri- buna drücken ihre Befriedigung übtr oie am Mittwoch vom deutschen Staatssekretär v. Tfchtrschky und Bögendorff tm Reichstage abgegebene Erklärung au». Diese sei ein« Be stätigung der Erklärung de» Mintsterpräfidentm Schwatzen. Stockholm, 25. Mai. Infolge der Weigerung deS Königs wegen der abweichenden Beschlüsse beider Kammern, in der WahlrechtLfrage Neuwahlen auszuschreiben, demis sionierte das gesamte Kabinett. Der König übertrug die Kabinettsbildung dem bisherigen Generaldirektor des Trle- graphenwesenS Lindman. Aranikreich. Parts, 25. Mai. Der neue japanische Gesandte in Paris Kurino, welcher gestern abend in Marseille einge troffen ist, erklärte einem Berichterstatter, daS Gerücht, Hrpan habe China in dem Zollverwaltung« streit zum Widerstand gegen England aufgestachelt, sei durchaus erfunden. Parts, 25. Mat. Dem Pariser Neuyork Herald wird auS Fort br France gemeldet, daß die dortige schwarz« Bevölkerung infolge ihres Steges bet den Kammerwahlen dt« Weißen bedroht und beschimpft. Bet einem Umzuge wurde ein weiße» Lamm, dessen Füße gefesselt waren, umher getragen al» Sinnbild der Niederlage der Weißen. Von der schwarzen Bevölkerung wird sogar die Ausweisung der Weißen gefordert. Josef von Budapest direkt nach Wien durchgefahren, und jetzt ist auch Generalleutnant v. Moltke zur Angabe der Reise in da» an der ungarischen Grenze gelwene Heerlager veranlaßt worden. Über diese auffälligen Vorgänge wird heute aus Wien berichtet: Gestern vormittag ist in Bruck an der Lei: ha den Offizieren mttgetetlt worden, daß we- der der Kaiser noch der deutsche General stabschef noch die österreichische Generali tät nach Bruck kommen werden/ und an-b die heutige und morgige Truppentnsptzierung unterbleibt. Gründe wurden de« Offizieren nicht an gegeben. Natürlich verlautete alsbald auch in Bruck, die Ursache sei daS Ausbrechen der Genickstarre unter den Soldaten deS Brucker Lagers. Dies ist nun für Bruck kein glaubhafter Grund. Man weiß dort wohl, daß ein Fall von Genickstarre sich tm Brucker Lager ereignet hat. Sle betraf einen Unteroffizier der Armeeschießschule, der, von einem auswärtigen Ulanen-Regiment zugereist, am 9. er krankt und am 13. gestorben, also an akuter Meningitis zu gründe gegangen war Alle notwendigen Maßregeln wurden von den Militärärzten aufs strengste durchgeführt. Die Kameraden deS Toten und alle, mit denen er zusammen kam, wurden interniert. ES hat sich aber kein weiterer Fall ereignet. Nun kann man nicht glauben, daß wegen dieses am 13. d. M. gestorbenen Mannes die ganzen bis Mittwoch abend eingehaltenen Dispositionen plötzlich abge ändert wurden, da ja Zett genug war, sie gar nicht zu treffen. General von Moltke glaubte Mittwoch abend um zehn Uhr noch, er werde am Donnerstag um zwei Uhr ins Brucker Lager fahren. Die Abänderungen der Dispositionen sind, so lange wie möglich geheimgehalten worden. Natürlich zerbricht man sich den Kopf, was die Ursache der Abän derungen bet Piänen sein kann, die der Kaiser stets am allerttrengten einhält, da er auch schon wiederholt politische Persönlichkeiten nach Bruck Hai Nachkommen lassen. Es werden dazu alle möglichen Vermutungen laut: ein ent decktes Komplott, Verwicklungen auf der Staatsbuhn, ein plötzliches Unwohlsein, schwere politische Verwicklungen. Aber die Wahrheit läßt sich diesmal nicht erraten. Tatsache ist, daß der Kaiser kurz nach 7 Uhr in Wien angekommen und gleich nach Schönbrunn gefahren ist. Die Truppen haben Order nach Wien zur Parade vom 30. Juni zu maschieren. Der Tatsache, daß der Kaiser, nachdem der Aufenthalt in Bruck abgesagt war, über March- egg fuhr, darf kein Gewicht betqelegt werden / denn dies ist die Route, welche er Set allen Reisen nach und von Buda pest enthält, well die Fahrt über Marchegg eine Stunde kürzer ist. Die Gerüchte von einer Erkrankung deS greisen Monarchen entbehren jedenfalls der Begründung, was schon daraus ersichtlich wird, daß Kaiser Franz Josef heute vor mittag den Generalleutnant v. Moltke mit seinem Adjutan ten Rittmeister v. Dommes in besonderer Audienz empfing. Mehr Wahrscheinlichkeit hat die Vermutung für sich, daß neue Verwicklungen politischer Natur dein Kaiser die Ein haltung seiner militärischen Dispositionen unmöglich gemacht haben. im Senat, daß der Dreibund nicht an Bedeutung verlört« habe. Die Blätter begrüßen freudig die Äußerungen Tschtrsch- kyS über die englisch-deutschen Beziehungen/ da angesichts der traditionellen Freundschaft zwischen Italien und Eng land die guten Beziehungen zwtschrn Deutschland und Eng land Italien nur angenehm sein und zur Stärkung btt» Dreibundes dienen können- Reggio di Calabria, 25. Mai. In Venestr« versuchten etwa 1000 Landleute, welche eine Neubildung der Gemeindeverwaltung verlangen, das Rathaus zu stür men Die Karabiniert mahnten zur Ruhe, die Ba««« griffe« jedoch mit den Waffen an und suchten sie zu ent waffnen. Ein Brigadier und drei Karabiniert wurde ver wundet. Die Karabiniert gaben daraus Feuer, durch da» eine Person getötet und acht verwundet wurden/ darunter zwei schwer. Es sind Verstärkungsmannschaften abgegang«, Spante«. Jrun, 25. Mai. Eine große Menschenmenge be grüßte König AlfonS, als er mit glänzendem Gefolge mit dem Hofzuge hier ankam. Bald darauf fuhr auch der Zug ein, der Vie Prinzessin-Braut brachte, begrüßt von den ju belnden Zurufen der Menge. Petersburg, 25. Mai. Die Sitzung der Dum« wurde heute nachmittag um 2 Uhr 25 Minuten eröffnet. Auf der Tagesordnung standen die Wahlprüfungen und die Unantastbarkeit der Person. Nach etnviertelstündigrr Unterbrechung wurde die Sitzung um 3 Uhr 58 Minute« fortgesetzt. Der Präsident teilte mit, daß 262 Wahlen^ also über die Hälfte der Duma, bestätigt seien. Petersburg, 25. Mat. In den Wandelgängen der Duma wird heute daS seit gestern kursierende Gerücht bestätigt, nach dem die Ernennung Schipows zum Minister präsidenten, des Fürsten Mruffow zum Minister deS Inner« und des Grafen Heyden zum UnterrichtSmintster beüorsteht. Schipow und Heyden gehören dem Verband vom 30. Oktober an. Fürst Mruffow, der das Amt deS Gehilfen de» Ministers des Innern niederlegte, gehört keiner Partei an. Petersburg, 25. Mai. Ein in der Duma etnae- brachter Gesetzentwurf betreffend die Unantastbarkeit der Person ist darauf gerichtet, die Bürger vor der unberech tigten Verhaftung, Polizeiaufsicht, Beschränkung deS Auf- emhalisortes, ferner vor dem Eindringen der Polizei zum Zweck der Haussuchung und unbefugten Oeffnen der Briese zu schützen. Der Entwurf rritt ferner für das Recht der Bürger ein, vor die allgemeinen und nicht die Ausnahme gerichte gestellt zu werden, und gesteht der Polizei die Be fugnis zu, tm Interesse der öffentlichen Ordnung und Ruhe Verhaftungen vorzunehmen, jedoch nur unter strenger Kontrolle der Gerichte. Petersburg, 25. Mai. Bezüglich der am27.d. M. zu erwartenden Amnestie verlautet im Polizeidepanemen^ daß lebhaft dafür gearbeitet wird, in die Amnestie auch die Preßvergehen einzuschließm / die noch im Gang befindlich« Gerichtsverfahren wegen Preßorrgrhens sollen niedergeschla gen werden. Die Amnestie soll ferner in Kraft treten für solche, die zum Streik aufgereizt haben. Personen die be reits deswegen mit Verbannung in entfernte Gouvernement» bestraft sind, sollen zurückkehren dürfen. Die Ausführung der Amnestie soll inner Hala 24 Stunden vollzogen werden. Das Poitzetdepurttmem muß täglich dem Minister de» Innern über den Gong der Vorarbeiten zur Amnestie ein gehend berichten. — Nachrichten von furchtbarer Hungers not find hier auS Lem Gouvernement Kasan eingeuoff«. In vielen Dörfern irren die Leute halbverhungert umher/ Mütter und Kinder sind zu Skeletten abgemagert. Biele Erwachsene sind vor Hunger todkrank. Kinder lauf« elternlos umher. Viel Vieh geht vor Hunger ein. DaS Brot, wovon die Menschen ihr Leben fristen, enthält ost schädliche und ekelhafte Bestandtelle. Warschau, 25. Mai. Heute mittag drang eine be waffnete Bande in die Bank Warschauer Ktdustrteller ei« in der Absicht, einen Raub auszuführen. Es kam zu einem Kampf, bet welchem auf beiden Seiten zahlreiche Rroolv«- schüffe gewechselt und zwei Personen vom Publikum getötet, drei Beamte und fünf Bankbesucher verwundet wurde«. Die Räuber sind entkommen, ohne ihren Zweck erreicht z» haben Ameoijk«. — Wie der „Kölnischen Zeitung" vom 24. d. M. au» Newyork telegraphiert wird, sand« der drmsche Boi schäft« Freiherr Speck von Siernburg nach Berlin «in Prachralbk», du» dem Kron Prinzen paar am 6, Jimi überreicht wiri^