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in der Sonnenuntergang aus abends 5 Uhr 39 Min.; Verkürzung der Tageslängc macht im September die zwei wie die gering obersten ans den zn ver- Jahre 1544 die Soldaten unter solchen Händen Fliegen starben und gesunde starke Männer an sügigen Wunden zugrunde gingen, wurde dem Feldarzt Thomas Gale der Auftrag, den Kerlen Zahn zu fühlen; er sollte sie „examinieren, um Quacksalber und Gefundheitspfuscher. Immer wieder fallen erkrankte Menschen Kurpfuschern die Finger, die sie in verderblicher Weise behandeln und in den meisten Fällen so ausbeuten, daß der beste und teuerste Arzt dagegen billiger gewesen wäre. Be wegliche Klagen über diese verhängnisvolle Unklugheit sind zu allen Zeiten ausgesprochen worden und in früheren Jahrhunderten mit solcher Derbheit, daß man glauben sollte, jedermann müsse ein- für allemal überzeugt worden sein, wie falsch es sei, dem nächstbesten Pfuscher sich aus zuliefern. Der arabische Arzt Rhazes klagte über un geduldige Kranke, denen eine richtige Behandlung zu langweilig erscheine und die es darum vorzögen, Heilung bei — Frauen und beim Pöbel zu suchen. Er schrieb: „Die Leute verlangen, daß der Arzt im Augenblick wie ein Zauberer heile, oder daß er wenigstens angenehme Mittel anwende, was nicht zu allen Zeiten und bei jedem Kranken möglich ist; den Arzt für die Natur büßen zu lassen, ist ein großes Unrecht. Darum aber machen die Besprecher ihr Glück, wenn sie auch schändlich handeln, und ihr niedriges Handwerk genügt für ihr gutes Aus kommen, während der Arzt bei großer Anstrengung kaum das Notwendigste verdienen kann. Wenn man ohne Kenntnis starke Mittel anwendet und sie helfen, so tritt die Wirkung deutlich hervor und wird als Geschicklichkeit angesehen. Wenn sie aber zufällig nicht zutreffen, so töten sie plötzlich oder führen den Kranken dem Tode zu. Die Menschen aber rühmen die plötzliche und sichtbare Wirkung und vernachlässigen diejenigen, welche diesen Weg nicht einschlagen." Jahrhunderte später fand sich im Heere Heinrichs VIII. ein Schwarm von Pfuschern, die dem Heere nachfolgten und sich als Ärzte nnd Chirurgen ausgabcn. Als im Amtlicher Teil. Steuerrückstände. Zur Vermeidung des kostenpflichtigen Mahn-- und Zwangsbeitreibuugsversahrens ist der am 16. d. Mts. zu leisten gewesene 2. Termin Gewerbesteuer-Voranszahlung aus das Rechnungsjahr 1929 einschl. entstandener Verzugszinsen nunmehr umgehend, spätestens aber bis zum 19. d. Mts. an die Stadtsteuerkasse abzusühren. Rabenau, am 16. Seplbr. 1929. Der Stadtrat. Stunden eine Minute aus. Mit zwei Stunden drei Minuten erreicht dann der Oktober den Höhepunkt. * Circus Krone kommt nach Dresden. Das Riesen- unternehmen, das sich nach einer Reihe beispielloser Aus- landsersolge nunmehr wieder seinem deutschen Vaterlande präsentiert, wird nun in Kürze züm ersten Male in Dresden gastieren. Mit Recht dürsen wir aufs äußerste auf dieses Ereignis gespannt sein, denn Krone ist nicht nur auf circeusischem Gebiete ei.ie Klasse für sich, sondern durch die riesigen Dimensionen seiner Zeltstadt und sei nem enormen Tierbcstand heute zweifellos das größte Unternehmen seiner Art in Europa. Was Circus Krone in dec Hauptsache von anderen großen Circusbetricben unterscheidet, ist vornehmlich die Beibehaltung der allen traditionellen Circuskunst, die in erster Linie von der Tierdrcssur ausgeht. Hick hat Krone es zu Leistungen gebracht, die schlechterdings nicht mehr überboten werden können. In seinem gewaltigen Centralkäfig zeigt er z. B. Gruppen von 24 Tigern, 23 Eisbären, 60 Pferden und 20 indischen Elefanten in geradezu übciwältigend wirkender Dressur. Aber auch alle anderen circeusischen Künste hat Krone m unerreichter Meisterhastigkeit ge pflegt, wie die beispiellosen Erfolge im Auslande bezeigen. Er schuf auch einen „Rollenden Krone Zoo", einen reisen den zoologischen Garten, wie er in solcher Qualität und Reichhaltigkeit ein zweites Mal nicht existiert. Er ent hält u. a. die Rekordgruppe Europas mit 25 Elefanten, 48 sibirischen und Bengaltigeru, 36 Löwen, 25 Eisbären, 60 Kamelen und Dromedaren, 20 Zebras, weiterhin Büffel, Bisons, Packs, Zebus, Leoparden, Panther, Ge parden, an Reptilien Riesenschlangen von über 8 Meter Länge, Elesantenschildkröteu, Krokodile, Riesen- und Iwergnilpserde, einen gewaltigen See-Elefanten, kalifor nische Seelöwen, die sehr seltenen Ameisenbären, dann Strauße, Marabus, Pelikane, Störche, Adler und Kon dors, Affen aller Art usw. kurz über 800 Tiere. Den Stolz des Unternehmens bildet der Marstall mit einem Bestand von 260 Pferden. Die näheren Daten des Gast spieles, das wegen anderweitiger Verpflichtungen nur ganz kurze Zeit dauern wird, werden wir noch bekannt geben. * Iubiläumstagung der Schneider-Innungen. Der Verband der Schneider-Innungen Sachsens hielt in diesen Tagen seinen 50. Verbandstag in Dresden ab. Den verdienten Führern Rudolph, Lehmann und Schreppel wurde die Ehreumitgliedschast des Verbandes zuteil; eine Reihe von Bezirkssührern und Bezirkssühreriunen wurde mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Der Reichs- Verband des Deutschen Zchneidergewerhes verlieh Direktor Pflugbeil die Ehrenmeisterschast, die höchste Auszeichnung, die das deutsche Handwerk zu vergeben hat. Oelsa. Der Straßenbau an der Rabenaucr Tal straße ist in vollem Gange. An einigen Stellen ist die Anschüttung schon bis zur vorgcschriebcnen Planung voll endet, so daß die Slraßenbreite schon in Erscheinung tritt. Au anderen Stellen sieht die Straße noch wie ein Trüm merfeld ans, besonders dort, wo Baumaterial und Gleise liegen und die Feldbahn oerkrhrt. In kurzer Zeit wird mit den Abgrabungen unmittelbar beim Orte begonnen werden können Auch die dritte Brücke ist abgerissen und nach Einlegung von neuen Trägern in der neuen Breite schon fast fertiggcstellt. Am Beginn des Tales in Rabe nau sind die Schuppen, die im Zuge der Verbreiterung lagen, entsprechend abgebrochen worden. Ueberall herrscht reges Leben und es ist nur zu hoffen, daß der Winter spät genug einsetzt, damit die Straße noch dieses Jahr fertiggcstellt werden kann. — Seit ungefähr drei Wochen fährt das Personenauto der Linie Hainsberg-Rabenau bis zur Einmündung der gesperrten Talstraße nach Oelsa. Das ist ein Entgegenkommen der Kraftwagenoermaltung für die Fahrgäste aus Oelsa, um ihnen den Weg zu ver kürzen. Da der Autobus öfter und zu audereu Zeiten als die Eisenbahn verkehrt, ist das begrüßenswert und wurde bisher nur noch nicht genügend ausgenützi, weil es zu wenig bekannt war. Dippoldiswalde. Fer Kel markt. Von den aus getriebenen 69 Ferkeln wurden 69 Ferkel zum Preise von 37—48 Mk. verkauft. Glashütte. Nach längerer Pause und nach voll ständiger Renovierung wird nun in den nächsten Tagen das frühere Cafe Stohn unter dem Namen Caf6 Schwarz wieder eröffnet werden. Der auch hier bestens bekannte Casehausbesitzer Schwarz in Dippoldiswalde hat das Cass als Filiale seines Dippoldiswalder Geschäfts in Pacht genommen und wird hoffentlich mit der Inbetrieb setzung einem Bedürfnis nach einem zeitgemäß komfor tabel eingerichteten Kaffeehaus enlgegenkommen. Sayda. Ein aufregender Vorfall spielte sich im hiesigen Amtsgericht ab. Ein in einer Verhandlung Be teiligter sollte aus bestimmten Gründen in Haft behalten werden, verlangte aber, nochmals nach dem ersten Stock zu einer auderweiten Vernehmung gebracht zu werden. Dort sprang er plötzlich aus dem Fenster auf die Straße und konnte durch die Kirchenanlageu, über die Haupt straße bis zur Heidersdorfer Gasse flüchten, ehe er wieder festgenommen werden konnte. Zwickau. Durch Zufallsmehrheit der Linksparteien haben die hiesigen Stadtverordneten beschlossen, den Blin den, Kriegs- und Sozialbeschädtglen usw. generell — ohne Prüfung der Bedürftigkeit — volle Fahrvergünstigung auf der Straßenbahn und in den städtischen Omnibussen zu gewähren. Wetter - Nachrichten unseres meteorologischen Souderdieuslcs Voraussichtliches Welter am Dienstag : Sonne, Wolken, tags milde, nachts kühl, Frostgefahr, Strichregen. Mittwoch: Veränderlich, kühl, nachts sehr kühl. nehmen, woher ihre Wissenschaft stammte". Sein Bericht lautete: „Unter diesem znsammengelanfenen Gesindel, das sich für Chirurgen ausgab, waren Schweinschneider, Pserdeschneider, Schuster und Kesselflicker, bunt durchein ander. Diese Leute — man nannte sie Hnndeärzte — machten so große Kuren, daß ihre Verwundeten mit zwei Verbänden für immer abgefnnden waren, so daß sie nie wieder über Schmerz, Frost oder Hitze in dieser Welt zu klagen brauchten. Fragte man sie, bei wem sie gelernt hätten, so nannten sie ganz frech irgendeinen geschickten Mann, der aber schon längst tot wär; wollte man ihre Mittel kennenlernen, dann zogen sie aus der Tasche einen Topf voll Schmiere hervor, ein Zeug, wie man es ge schundenen Pferden auflegt; waren es Schuster oder Kessel flicker, so heilten sie alles mit Schusterpech und altem Pfannenrost, woraus sie, wie sie sagten, eine schöne Heil salbe machten. Endlich wurden aber diese Menschen fest- genommeu, man drohte ihnen für ihre Schandtaten mit dem Galgen, und zwar an Ort und Stelle, ohne Verzug, wenn sie nicht sagen würden, was sie wären, worauf sie dann eilig ihre Geständnisse ablegten." Ulrich v. Hutten nannte solche Kurpfuscher „Galgenvögel, Diebspack und Henkersknechte". Auf einer Bamberger Synode wurde der Fluch über diese Sorte von „Heilkünstlern" aus gesprochen; eine Stelle lautete: „Diese verderbenbringende Sorte Leute wünschen wir mit Stumps und Stiel aus- znrotten." Sie lebten fröhlich weiter, jene Vielbegehrten „Volksärzte", und fanden nicht selten ihr Handwerk mehr als reichlich belohnt. Im Jahre 1794 eiferte eine Zeitschrift „gemein nützigen Inhalts", der „Fränkische Merknr", gegen das verbrecherische Handwerk der Quacksalber. Nachdem gesagt worden war, das Leben sei ein köstliches Gut, heißt es: „Wenn man die Wahrheit dieses uralten Satzes überdenkt, so kann man sich nicht genug wundern, daß die meisten Menschen in Rücksicht ihres Lebens und Todes so un besonnen zn Werke gehen und sich in ihren Krankheiten jedem Quacksalber, jedem elenden Bader, Schinder oder jeder alten Vettel so sorgenlos anvertrauen. Überall sieht man doch sonst genau darauf, daß ein Flickschuster keine neuen Stiefel macht; daß ein Schuster kein Röhren- und Brunnenmacher sei, daß Grobschmiede keine feine Schlosser arbeit machen; daß kein Silberarbeiter Zucker oder Kaffee verkaufe. Sollte man da nicht glauben, es sei mehr als Dummheit, ja der Gipfel der Narrheit, wenn Menschen in kranken Tagen mit freiem Willen sich dem Schinder ausliefern, damit er sie in Grund und Boden verderbe? Wenn man einen Betrüger, der statt Silber Zinn ver kauft und sonst allerlei Gaunereien verübt, vom Kopf bis zum Fuß beschreibt und in Steckbriefen verfolgt, so sollte man es mit verbrecherischen Gesellen, die anderen nebst dem Geld die Gesundheit und das Leben rauben, nicht anders halten." Hundert Jahre später konnte der Schäfer Ast als weitberühmter neuer Doktor Eisenbart ein preu ßisches Rittergut erwerben, und die menschliche Natur ist noch heute so unverändert, daß immer wieder mehr oder veniger gerissene Marktschreier sich der Dummheit der Nenschen mit Glück bedienen. Lokales und Sächsisches. Rabenau, den 16. September 1929. * Wie die Tage abnehmen. Seit dem höchsten Stande vom 20. Juni haben die Tage schon wieder merklich abgenommen. Am genannten Tage ivar die Sonne früh 3 Uhr 39 Min. aufgegangen und abends 8 Uhr 24 Min. untergegangen. Die Tageslänge hatte bis zum 31. Juli schon um eine Stunde 12 Min. ab- genommen; die Sonne ging am letzten Juli früh 4 Uhr 19 Min. aus und abends 7 Uhr 52 Min. unter. Etwas rascher verkürzte sich der Tag schon im August. In die sem Monat machte die Verkürzug I Stunde 53 Min. aus. Die Sonne kam am 31. August früh 5 Uhr 10 Min. hervor und ging abends 6 Uhr 50 Min. unter. Am 30. September fällt dec Sonnenaufgang früh 6 Uhr, Fern von dir, o Welt. Latz, o Welt, o laß mich sein! Zieh' mich nicht in deine Kreise, Latz mich, fern von dir, allein Leben still nach meiner Weise. Locket nicht mit Liebesgaben, Denn sie reizen mich nicht mehr, Lust und Leid hab' ich begraben Tief in einem stillen Meer. Laßt dies Herz alleine haben, Was ihm einzig lieb' und wert, Was, o Welt, statt deiner Gaben Ihm ein güt'gcr Gott beschert. Seine Wonne, seine Pein Hat's um heil'gen Gottesfrieden Eingetauscht, und stille sein Ist sein höchstes Glück hienieden. Julius Sturm. MaöenauerAnzeMr Lokal- und Anzeigeblatt für Rabenau und Umgegend rrntnrrrrrrro rr::rr::r::rr! Montag, »kn lk. September IW. Nmam 111. vcahtanschrift: Anzeiger Fernsprecher: Ami Freital 120 Schriftleitung, Druck und Verlag von Hermann Marbeck in Rabenau. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekannt machungen des Stadtgemeinderats, sowie des Schul- und Kirchenvorstan'oes zu Rabenau. L L Z NrrnnttttMUttrrrrrrrrrnnrrrnttrrrrrrrrrrttrrrrnrrttrrnrrrrrnr::' nrrnrrrrrnnrrru u :: :t:rtt:::rr:r:::r::r;:rr»:r:r::rrrrr:r:: Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag. Bezugspreis: Monatlich 1,20 Mark, wöchentlich 30 Psg-, einzelne Nr. 10 Psg. Im Falle höherer Sewan (Krieg oder sonstiger Störungen des Betrieber der Zeitungen, der Liefe ranten oder der Beförderungseinrichtungen) hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des B-zugspreiser. Anzeigen: einso "r-titzeile 20 Goldpsemüg, ausw. 30 Psg., Teil n. Reklamen 50 Psg. 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