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Rabenauer Anzeiger : 28.01.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-192901286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19290128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19290128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-01
- Tag 1929-01-28
-
Monat
1929-01
-
Jahr
1929
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Wirtschaftskraft Deutschlands und sein anerkanntes Recht aus anarmeuene Lebenskaltunq einer Benölkeruna erhoben werden. Inland und Ausland. Der Schiedsspruch des Reichsinncnministers Severing im letzten Ruhrkampf wurde von dem Abg. Kdnrad (B. Vp.) im bayrischen Landtag als eine schwere Enttäuschung für die Arbeiter schaft bezeichnet. Das Sondergesetz für die Aufwertung der Monopoleut- schSdigungen der Reichsmonopolocrwaitung ist fertiggestellt. Ins gesamt werden Entschädigungen in Höhe von 2,515 Millionen not wendig werden. Für Vranntweindrennereibesitzer werden 1,189 Millionen, für TrinkbranntwetnHersteller 2,764 Minionen und für Arbeitnehmer 1,218 Millionen aufgewendet werden. Der Rest entfällt auf kleinere Posten. Die Spaltung der kommunistische» Partei in Sachsen ist nunmehr emgetretcn. Der Abg. Liberasch beabsichtigt, eine neue kommunistische Massenpartei zu gründen. Eine „Sozialistische Gruppe deutscher Sprache" hat sich in Paris gebilaet. Sie hat gestern bereits ihre erste öffentliche Ver sammlung abgehalten. Im Jahre 1828 sind in Preußen 185456 Wohnungen gebaut worden. Es fehlen aber über den jährlichen Bedarf hinaus immer noch 308000 Wohnungen. Neues aus aller Well. H: Fünf Angehörige der amerikanischen Marine er trunken. Zwei Offiziere und drei Matrosen der amerika- nifchen Marin« sind aus der Höh« von Balboa in d«r Kanalzone ertrunken. Ei« wollten mit ihrer Schaluppe an Bord ihres Zerstörers zurückkehren, stießen jedoch mit einem Schlepper zusammen. Die Schaluppe sank sofort. H: Eisenbahnunglück in Schweden. Wie aus Malmö ge meldet wird, entgleisten von dem Zuge Malmö—Wad die Lokomotive und einige Wagen und stürzten die Böschung hinunter. Der Heizer war auf der Stelle tot, während der Lokomotivführer, der unter oie Maschine geriet, lebens gefährlich verletzt wurde. Die Fahrgäste kamen mit dem Schrecken und leichten Schrammen davon. H Fünf Personen durch Eas getötet. In Metz sind durch Gasvergiftung fünf Personen ums Leben gekommen. Unter den fünf Erstickten ist eine Mutter mit ihren drei Kindern im Alter von elf bis siebzehn Zähren. Die Untersuchung des Nobilefluges. Wie aus Mos kau gemeldet wird, übermittelte der italienische Botschafter der Sowjetregierung eine Note, in der Lie italienisch« Re gierung den Professor Samojlowitsch, der die „Krassin"- Expedition zur Auffindung der „Jtalia"-Mannschaft ge leitet hat, und den russischen Flugzeugführer Tschuchnowski nach Rom einlädt, um der Kommission üb«r die Katastrovhe der „Italia" Bericht zu erstatten. Die Regierung der Sowjetunion hat sich mit der Entsendung der beiden nach Nom einverstanden erklärt. Weiter wurde auch der Leiter der „Malygin"-Expedition, Professor Wise, nach Rom ein- aeladen, ebenso der Hauptarzt des Eisbrechers „Krassin", der die italienischen Teilnehmer der Nobile-Expedition be handelt hat. H Frühlingswetter in Paris. Während in den ver schiedensten Landesteilen Frankreichs noch große Kälte herrscht und aus Bonneville und einem Teil der Arve 20 vis 25 Grad Kälte und aus anderen Teilen 11 .Krad unter Null gemeldet werden, herrschte in Paris Frühjahrswet- 1er Di« in den frühen Morgenstunden zu verzeichnend« Kälte von 4 Grad war bald einer Temperatur von S bis 4 Grad Wärme gewichen. H: Tödlicher Flugzeugabsturz in England. Wie das eng lische Luftfahrtministerium bekannt gibt, ist in der Nähe von Cambridge ein Kleinflugzeug abgestürzt. Der Pilot, ein Fliegerosfizier, wurde getötet, der zweite Insasse und Besitzer des Flugzeuges schwer verletzt. Der llebersecdampfer „President Corfield" in Seenot. Wie aus Neuyork gemeldet wird, hat die „Radiomarine Corporation" einen S.O.S.-Funkspruch des 16 558 Tonnen großen Dampfers „President Carfield" aufgefangen. Die Position des Dampfers wurde in der Nähe der Sandbänke von St. Pedro südlich von Jamaika angegeben. Mit einem Großflugzeug über den Mont Blanc. Der französische Flieger Thoret hat mit elf Paffagieren an Bord oen Mont Blanc überflogen. ch Rabiater deutscher Matrose. Wie aus Bordeaux ge meldet wird, drang der 24jährige deutsche Matrose Lange bei seiner Rückkehr auf das im Hafen liegende Schiff „Swinemünde" in die Kabine des Offiziers Flenning ein und schlug auf den schlafenden Offizier zunächst mit den Fäusten und dann mit einem Stock ein. Darauf begab er sich in die Kabine eines anderen Offiziers Hern, den er ebenfalls mißhandelte. Der Angreifer konnte schließlich festgenommen werden. H Viele tödliche Erlppefälle in Madrid. Wie aus Ma drid gemeldet wird, fordert die Grippe täglich etwa 160 Todesopfer in der spanischen Hauptstadt und ihrer Um gebung. Etwa 30 Prozent der Beamten mußten di« Arbeit einstellen. Mehrere Schulensind geschloffen worden. Sek.ltal. Sc Äee.t Silex bereits Der Monate'ans'B^'t fesselte Pr'ofessor Cilex hatte' im März dieses Jahres seinen 71. Geburtstag begehen können. berühmte Berliner AugenarU Professor Paul jetzt einem schweren Herzleiden daß hn at« ans Bett fesselte. Professor Cilex hatte i 4ß Kind von einer Wölfin geraubt. In der Gegend von Wilna (Polen) drang eine ausgehungerte Wölfin in ein Eutshaus, raubte aus der Wiege ein einjähriges Mädchen und lief in den Wald. Bischof schließt die Kirchen. Der Bischof von Toul hat, da die Stadtverwaltung von Amboise an der Loire den Mietpreis des Pfarrhauses erhöhen wollte, die Aus übung jedes Gottesdienstes in Amboise verboten. Di« Kirche wurde geschloffen, die gesamte Geistlichkeit und die Krankenschwestern mußten den Ort verlaffen. Tornadoverheerungen in Amerika. Durch einen über die veiden amerikanischen Staaten Jllionis und Indiana hinweggegangenen Tornado sind nach Berichten aus St. Louis fünf Personen getötet und zahlreiche verletzt worden. Die Stadt Texas-City (Illinois) soll nahezu zerstört wor den sein. Die Verbindungen mit dem betroffenen Bezirk sind unterbrochen. Ettterzuglokomotive in die Luft geflogen. Nach einer Meldung aus Oran explodierte in der Nahe des Bahnhofs Saint Änne eine Eüterzuglokomotive. Ein neben der Strecke gelegenes Wohnhaus stürzte von der Erschütterung zusammen und begrub drei Einwohner unter sich. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden schwer verbrüht. Drei Bergleute im Schacht ertrunken. Durch Ein dringen großer Wassermengen in einen Schacht des Kohlen bergwerkes in Kidsgrove in der Nähe von Stoke on Trent in der Grafschaft Staffordshire sind drei Mann ertrunken. Einführung der neuen persischen Nationaltracht im März. Nach aus Persien in Basra eingegangenen Mit teilungen wird der Beschluß des persischen Parlaments aus Einführung einer neuen Nationaltracht in allen Städten am 22. März in Wirksamkeit treten. In kleineren Land städten und Dörfern tritt eine Uebergangszeit von einem Jahr in Kraft. Durch den Beschluß des Parlaments war das Tragen des Turbans auf die Prediger und Theologie- Studenten beschränkt worden, während für alle übrigen Klaffen der Bevölkerung das Tragen euroväischer Kleidung und einer französischen Militärkappe ähnlichen Kopfbe deckung einaeführt wurde. G Ausdehnung der australischen Buschfeuer. Die Busch feuer in den Staaten Neusüdwales und Viktoria nehmen nach Berichten aus Sidney großen Umfang an. Die Bezirke in der Umgebung der Städte Braidwood, Crockwell und Goulburn sind am schwersten bedroht. Zahlreiche Farmen sind durch die Flammen von der Außenwelt abgeschnitten. Auch im Gebiet der Blauen Berge in der Nähe von Sidney wüten Buschfeuer, doch ist hier die Gefahr weniger groß. A Die Verteidigung eines Staatsanwalts oder der Schuß auf den Ehegatten. Seit einigen Tagen findet in Neuyork ein interessanter Prozeß gegen die Frau des Staatsanwalts Dallett Wilson statt, die versucht haben soll, ihren Mann zu erschießen. Bei der Zeugenvernehmung er- klärle Wilson, daß es sich offenbar um einen Unfall ge handelt habe. Aber selbst wenn es kein Unfall gewesen sei, sei seine Frau berechtigt gewesen, auf ihn zu schießen. Hb „Baron Pacquement" in St. Gallen verhaftet. Der aus dem großen Pariser Skandal der „Gazette du Franc" bekannte Bankier, der sich Baron Pacquement nennt, ist in St. Gallen verhastet worden, als er mit dem Zuge aus Glarus ankam. Er heißt wirklich Alfred Dachmann und ist Schweizer Bürger. 'In Glarus hatte er sich seinen Patz verlängern lassen.' Er wird bekanntlich von den fran zösischen Behörden wegen mehrfachen Millionenschwindels verfolgt. Dter Polizisten ermordet. Ein kaltblütiger Massenmörder. Eine schwere Bluttat hat sich in dem Dorfe Groote- gast in der Provinz Groningen ereignet. Vier Po- lizelbeamte waren damit beauftragt, einen als gewalttätig bekannten Musiker namens Wykstra zu verhaften. W. hatte aber von der gegen ibn eingeleiteten Aktion irgendwie Wind bekommen, und legte sich in einen Hinterhalt. Als sich die Polizeibeamten ihm näherten, sch oh er alle vier nieder. Den schwerverletzten Beamten schnitt er dann kaltblütig die Kehle durch, schleppte sie gemeinsam mit seiner Geliebten in sein Haus und zündete es an. Da man in der Nachbarschaft die Schüsse gehört hatte, wurde die nUtat bald ruchbar, und es gelang zwei Kriminal beamten, den Massenmörder mit seiner Geliebten zu über rumpeln und festzunehmen. Der sensationelle Vorfall hat in ganz Holland einen Sturm der Entrüstung entfesselt. Seit Jahren ist eine der- artig« Gewalttat dort nicht mehr passiert. Gertchtsyatte Die 24-St«nden-Ehe. Das Landgericht 1 in Berlin hatte sich mit einem ganz eigenartigen Scheidungsprozeß zu beschäftigen. Die junge Gattin eines Berliner Handwerksmeisters hatte nämlich nicht ganz 24 Gründen nach der Eheschließung die Scheidungsklage gegen ihren Gatten eingereicht. Der junge Ehemann hatte sich in der Hochzeitsnachr aus dem Potsdamer Hoiel, in das sich die Jung- vermählten nach einer Feier von Berlin begeben hatten, Plötzlich cnljernl und halte dort in einem benachbarten Holet einige Stunden mitzeinerbisherigen Freundin verbracht, die er bei der Hochzeilsftier als Geschäftsfreundin eingeführl Halle. Der junge Ehemann Halle, als ei? in der lechslen Morgenstunde zu seiner Gattin zurückkehrte, fein Vergehen cingestanden und erklärt, Vatz die Freundin ihn ge zwungen habe, zu ihr zu kommen, da sie sonst verraten würde, daß zwischen ihnen früher Beziehungen bestanden hatten. Er habe sich ul,o in einer Zwangslage oefunden. Das Gericht hat sich aber auf den Standpunkt der Gattin gestellt, die Eye geschieden und den Mann für schuldig erklärt. Neues über das Weltall. Die amerikanische Affociation sor the Advancement of Science veranstaltete dtefer Tage ihren Jahreskvngretz, auf dem Professor Shapley von der Halvaid-Umverpty einen Vortrag über das Weltall ytett. Der Professor lettte seinen Zuhörern mit, daß das Weltall — gemeint ist das Sternen>ystem, zu dem auch das Sonnensystem — eine rotierende Masse darstellt. Das ganze Wetiall brauche, wie aus den Weisungen und Beobachtungen der legten Jahre her vorgehe, für eine Umdrehung dteKieintgketl von dreihundert Millionen Jahren. Weder Professor «hapley noch ein anderes jetzt lebendes We,en wird alfo das Ende eines solchen Weltalllags mitmachen und sicher auch nicht feslftellen können, inwiefern die Schätzung der Wirklichkeit nahe kommt. Der Raum zwischen den Sternen ist vollkommen frei von jedem kosmychen Stoff, berichtet, Shapley weiter, der ferner mitteute, daß das Welltall insgesamt über zehn Milliarden Sterne emhält. Bloß ein Prozent diefes Weltalls könne man heule mit den zur Verfügung flehenden Fernrohren wirklich sehen. Von der Kirchentür des Dorfes klangen tief und voll elf hallende Schläge durch die Stille der Nacht. „Schon so spät!" Willi Sturm war erschrocken, „ich habe die Herrschaften so lange gestört! Es ist doch laugst Zett zum Schlafengehen, Fräulein Elisabeth, nach Ihrem Grund satz: mit den Hühnern aufstehen und mit den Hühnern zu Bette gehen —" „O, Feiertage gestatten schon eine Ausnahme." „Leider sind die Feiertage ja so selten!" seufzte Willi, »unser Juniorchef, der Doktor Gerhard Lezius, macht sich dagegen mehr Feiertage als Werktage! Unsereins muh hier im Dorfe bleiben, während er sich in Earmisch amüsiert —" »Sie irren Doktorchen, er ist in Kissingen —" Willi Sturm zwinkerte vielsagend mit den Augen. „Offiziell fa — jürs Geschäft! inoffiziell ist er meistens wo anders! Es ist j« nicht nötig, daß der strenge Bruder, die Firma wissen, wo er wirklich ist! Heute vormittag er- zähste Amtmann Lucke — ich war dort zum Frühstuck — er sei in Earmisch in Begleitung einer sehr feschen, eleganten bildschönen blonden Dame gesehen wor den! Der Bruder des Amtmanns war dort vierzehn Tage zur Erholung und hat Gelegenheit gehabt, das Pärchen zu beobachten! Ein iwn Juan ist und bleibt er doch, getreu feinem Rufe! Er scheint dort wieder einmal eine rosenrote Idylle zu verleben — >n jedem Jahre wo anders und mit temand anders! Im vorigen Sommer war er in Nor derney! Er ist ganz das Gegenteil von seinem pedantischen Bruder ! Das Pikante diesmal: die betreffende Dame soll die Frau eines bekannten Arztes aus I. jein, die aus Liebhaberei im Laboratorium der Fabrik in I. mit Dr. Lezius gearbeitet hat! Sie sei früher ihrer Verheira tung dort Angestellte gewesen! Ein starkes Stück vom Thef diesmal und ein übles ovendrein! An der Frau fchrint auch nicht viel zu sein — der Mann tut mir lerd Einen Augenblick lag ein lähmendes Schweigen über den drei Menschen. Was hatte Dr Sturm eben in seiner Ahnungslosigkeit ausgeplaudertk Vor Schreck stand Elisa beth das Herz beinahe still: st« wagt« nicht zu Werner hin- überzusehen. Das eben Gehörte mußte ihn doch wie ein Blitz getroffen haben: denn jene „fesche, elegante, bild schöne, blonde Dame" war doch niemand anders als Ulla, seine Frau — konnte nach Willis Worten niemand an ders sein! Karlo nahm Werners Elas, um es neu zu füllen; als Werner trinken wollte, schwankte es so bedenklich in seiner Hand, daß die Hälfte verschüttet wurde — ein Zeichen, wie furchtbar erregt er innerlich sein mutzte. „Ach, Sturmchen, es wird so viel geredet und gemut- maht und geklatscht. Die Welt ist gern geneigt, zufälligen Begegnungen weniger harmlose Beweggründe unterzuschie ben ' „Nun, in diesem Falle: die Herrschaften haben zusam men Ausflüge gemacht, von denen sie erst am anderen Tage wiedergekommen sind man kennt doch Dr. Gerhard!" Willi Sturm erzählte ahnungslos weiter, so datz Elisabeth ihn ärgerlich unterbrach: Sturmchen, Sturmchen, ich lerne einen neuen Nach teil an Ihnen kennen Sinn und Interesse für Klatsch! Der Bruder des Amtmanns Lücke ist übrigens ein großer Nimrod und überall bekannt und gefürchtet wegen seines Jägerlateins! Niemand bleibt verschont ! Warum haben Sie sich eigentlich gestern abend nicht noch den Psingststrauß, den ich Ihnen versprochen, geholt? Ich hatte Ihnen den schönsten Flieder abgeschnitten —" „Daran gedacht hatte ich wohl, doch wagte ich nicht mehr zu stören, da Sie Besuch haben." Seit wann sind Sie denn so schüchtern, Doktorchen? Da/ür nehmen Sie ihn sich heute noch mit oder wollen Sie nicht? fragte Elisabeth sich erhebend. Eifrig sprang Doktor Sturm auf. „Ach, Fräulein Elisabeth, ich bin Ihnen so dankbar, datz Eie LU mich armen Junggesellen jo freundlich denken!" jagte er beglückt. „Sie wissen, Sturmchen: menschenfreundlich wie ich bin — ich lasse meine Sonne scheinen über Gerechte und Un gerechte " lachte Elisabeth heiter, „Sie dürfen sich auch ums Vaterland verdient machen und mir die Bowle ins Haus tragen! Ich möchte sie heute abend dem Bruder nicht anvertrauenl So, und diese Kuchen nehmen Sie sich mit —" sie faltete das Papierserviettchen mit dem noch darauf liegenden Gebäck zusammen und steckte es ohne weiteres dem schwach widerstrebenden Willi in die Tasche. Dann gab sie ihm die Kristallbowle in die Hand „bitte, recht vorsichtig tragen — nein, Karlo, du bekommst nichts mehr -" Karlo seufzte komisch — „so wird über einen bestimmt! Dafür brennen wir uns wenigstens noch eine Festrübe an!" Mit einem unbeschreiblichen Blick sah Werner der schlan ken Gestalt Elisabeths nach. Wie er das liebe Mädchen durchschaute! Sie wollte mit ihrer so gut gespielten Unbefangenheit ihm über das Pein- volle und Beschämende dieser letzten Minuten Hinweg- Helsen — über das Schlimmste, was einem Manne wider fahren konnte; datz sein Name, seine Ehre von der an getranten Frau leichtsinnig in den Schmutz gezogen wurde! Er sprang aus und trat vor den Eingang der Laube. Ob er Karlos Blick fühlte, der ihm mitleidig gefolgt ? Fast schien es so; denn er ging noch einige Schritte zur Seite, datz er ganz im Dunkeln stand. Schwer, keuchend ging sein Atem; in tief verletztem Mannesstolz ballten sich seine Hände zu Fäusten — kalt blütig hätte er Ulla töten können — ihm das anzutun! Nach dem, was er heute abend erfahren, gab es nur noch eins: Trennung von Ulla! Ihre Untreue war der Licht strahl, der ihm den Weg aus dem Dunkel seiner Ehe zeigte — auch äußerlich sich von ihr loszusagen, nachdem er sich innerlich schon längst von ihr freigemacht! Nicht einen Tag konnte er noch mit ihr zusammen leben! Aber: wenn Elisabeth recht gehabt, daß diese Begegnung mit Dr. Lezius wirklich nur Zufall und harmlos war? Eine innere Stimme sagte ihm jedoch: nein! abgekartet war das alles! (Fortsetzung folgt.)
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