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Rabenauer Anzeiger : 11.03.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-192903114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19290311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19290311
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-03
- Tag 1929-03-11
-
Monat
1929-03
-
Jahr
1929
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Sattelfest. Skizze von Heinrich Goldmann. (Nachdruck verboten.) Der wirtschaftliche Ruin ihrer Eltern war die Rettung ihrer Schönheit. In zwölfter Stunde, sozusagen. Noch ein drittes Semester Studium und die „Vergeistigung" ihres hübschen Gesichtchens hätte eingesetzt. Die ge winnende Anmut ihrer Züge wäre in dem eisigen Ausdruck der „Wissenschaftlerin" erfroren. Der altbackene Ernst des „Blaustrumpfs" hätte das frisch-fröhliche Jungmädel bald unkenntlich gemacht. Daß sie also das Studium aufgeben mußte, bedeutete die Erhaltung einer Maienblüte, die weiter ihren Duft verströmen durfte. Ein Gewinn' für die Menschheit — für die Wissenschaft sicherlich kein Verlust. Immerhin wurde sie vom Ernst des Lebens angepackt; denn es galt, eine Existenz zu finden. Die mechanisierte Arbeit stieß sie ab. Eine Tätigkeit, die durch geistige Selb ständigkeit zum Erfolge führt und auch nicht stundenplan mäßig in einen bestimmten Zeitrahmen eingezwängt war, kam allein in Betracht. Und so trat eines Tages die bisherige Studentin Ilona Kant als Geschäftsreisende auf die Straße und ihre gelbe Aktentasche barg statt der Kolleghefte einen Block — Bestellformulare. Ihr erster Gang führte sie in ein großes Industrie- Haus. Sie begehrte den Generaldirektor zu spreche«. Die Vorzimmerzensur machte ihr nicht die geringsten Schwie rigkeiten. Und in der nächsten Minute stand sie in dem Privatbureau des gewaltigen Mannes. Sie trug ihre Offerte vor. Der Generaldirektor erteilte ihr einen Auf trag und mit freudig zitternden Händen barg sie den ersten ausgefüllten und unterzeichneten Bestellschein in ihrer Aktentasche. Es war eine glänzende Premiere. Ilona Kant empfahl sich mit gemessenen Dankes- worten. Der Generaldirektor erhob sich zu einer achtungs vollen Verbeugung. Ilona Kant stand wieder auf der Straße. Ein begreifliches Glücksgefühl überrieselte sie. Unschlüssig blickte sic nach rechts, nach links. Wohin? Da klang in das Rätselfeld ihrer ungeklärten geschäft lichen Pläne ein federnder Schritt. Sie blickte sich um. Der Generaldirektor stand an ihrer Seite. „Na, mein wertes Fräulein —, fehlt das Ziel?" Wie ein paar Blütenblätter, von leichter Hand ge worfen, trafen diese Worte Ilona Kant. „Ich muß gestehen, Herr Generaldirektor —" „Wenn Sie sich meiner Führung überlassen wollten, brächte ich Sie zu einem zweiten Erfolge, mein wertes Fräulein —, oder wenn's nicht stimmt, verdoppele ich meinen Auftrag." „Geschäft ist Geschäft, Herr Generaldirektor. Ich nehme Ihre Führung an." Darauf gingen sie eine kurze Strecke nebeneinander her, dann rief der Generaldirektor ein Auto an. Nach fünf Minuten Fahrt hielt der Wagen vor einem ernst aussehenden Hause. Ungehindert betrat das Paar, von einer Reihe livrierter Diener respektvoll begrüßt, einen Sitzungssaal, uni dessen länglich-ovalen Tisch zwölf distinguiert aus sehende Herren saßen. Beim Eintritt des Generaldirektors und seiner Be gleiterin erhob man sich achtungsvoll, nahm diesmal mit dem Generaldirektor und Ilona wieder Platz und die Sitzung begann. Der Generaldirektor präsidierte. Der zweite Punkt der Tagesordnung fand bei den Versammlungsteilnehmern überhaupt keine Aufmerksam keit mehr. Alles blickte erwartungsvoll nach dem fremden Mädchen hin, das von dem Vorsitzenden merkwürdiger weise noch nicht eingeführt war. Der Generaldirektor, dem die gespannte Neugier der Herumsitzenden nicht ent gangen war, lächelte leicht und löste den Bann mit ein „Meine Herren," begann er so wie von ungefähr und spielte ein wenig mit dem Bleistift, der vor ihm lag, „ge statten Sie übrigens, daß ich Ihnen hier die offizielle Ver treterin einer mir bekannten Firma vorstelle. Soweit Sie in Ihren Betrieben einen Bedarf an — und er nannte einen industriellen Gebrauchsartikel — entdeckt haben sollten, empfehle ich Ihnen, der Dame eine Bestellung zu erteilen." Ein nochmals prüfender Blick aus zwölf Augenpaaren ging zu Ilona Kant hinüber und sofort hatten die drei jüngeren Herren der Versammlung einen Bedarf „ent deckt". Der Käfer war doch verteufelt hübsch und dann die Empfehlung des Generaldirektors —, da konnte ja beim besten Willen kein Bestellschein unausgefüllt bleiben. Die übrigen neun Herren dankten mit dem abgeklärten Kopfschütteln der Sechzigjährigen, während Ilona sogleich daranging, die Aufträge mit Kopie zu notieren und den Bestellschein zur Unterschrift vorzulegen. Die Kopien der einzelnen Austragscheine, die auch den Namen Ilona Kants als Vertreterin trugen, blieben in den Händen der betreffenden Herren. Ein paar geschäftlich gemessene Dankesworte an den Generaldirektor — und Ilona Kant verließ beglückt den Saal ... Aber am nächsten Morgen harrte ihrer im Geschäft eine ganz unerwartete Überraschung. Vier Privatbriefe waren für sie eingegangen. Der erste, den sie öffnete, war dem Goldfüllfederhalter des Generaldirektors entflossen und lautete: „Sehr geehrtes Fräulein! Die Art, wie Sie kürzlich es ermöglicht haben, sich ohne Angabe Ihres Besuchszweckes bei mir Zutritt zu verschaffen, war ein so eindrucksvoller Beweis Ihrer ge schäftlichen Tüchtigkeit, daß ich mich, wie Sie wissen, zu allernächst dazu erbötig zeigte, Ihnen durch Einführung in unsere Vereinssitzung zu einer Erweiterung Ihres Er folges bei mir zu verhelfen. Heute aber bin ich ent schlossen, Ihre Kraft für mein Unternehmen als Privat sekretärin zu gewinnen. Wenn Sie wollen, bitte ich um Ihren Besuch. Hochachtungsvoll N. N." Ilona lächelte geschmeichelt, dann öffnete sie die drei Schreiben. Der Inhalt aller drei barg den Wunsch, eine private Zusammenkunft zu einem anzugebenden Zeit punkt bewilligt zu erhalten. Darauf setzte sich Ilona ar. ihr Schreibpult und füllte vier Briefbogen aus. Den ersten an den Generaldirektor mit folgenden Worten: „Sehr geehrter Herr Generaldirektor! Für alles herzlichen Dank! Die Annahme der mir in so liebenswürdiger Weise angetragenen Stellung einer Privatsekretärin käme für mich aber nur dann in Frage, wenn Sie sich des „privaten" Charakters entkleiden ließe. Da der Begriff der Privatsekretärin dies aber nicht zu läßt, ohne das wichtigste Merkmal seiner Wesenheit zu verlieren, bedauere ich, leider nicht aus meiner bisherigen Beziehung zu Ihrem geschätzten Hause heraustreten zu können, die mich daraus beschränkt hält, Ihrer weiteren Aufträge gewärtig zu bleiben. Hochachtungsvoll Ilona Kant." Die drei anderen Briefbogen trugen den überein stimmenden Wortlaut: „Sehr geehrter Herr! Sofern ich in der Vermutung nicht sehlgehe, daß Sie mit der von mir erbetenen Zusammenkunft die Erteilung einer Auftragserweiterung bezwecken, sehen Sie mich zu Dank verpflichtet. Um Ihre Zeit aber nicht unnötig in Anspruch zu nehmen, bitte ich Sie, das anliegende Be stellformular ganz nach Wunsch auszufüllen und mir, mit Ihrer Unterschrift versehen, gütigst zugehen zu lassen. Hochachtungsvoll Ilona Kant." Am übernächsten Tage überbrachte der Briefträger vier Schreiben für Ilona Kant. rrer Generaldirektor verdoppelte seinen Auftrag Die drei anderen sandten die Bestellscheinformular« zuruck, die übereinstimmend tue Worte enthielten- „Sie, mein liebes Fräulein, zur sofortigen Liefe rung." Worauf- Ilona allen drei Bestellern ebenso überein stimmend antwortete: „Bestellung unausführbar, da bereits vergriffen." Das aber war eine faule Ausrede, denn Ilona blieb das „Mädel ohne Mann". Ein Traum Von E. Gütschow. (Nachdruck verboten.) Mit furchtbarem Knirschen hielt der Zug auf der kleinen Station. Umständlich schälte sich eine junge Dame, die mit der eleganten städtischen Kleidung gar nicht hier her zu passen schien, aus der Umhüllung. Gab sich ge wichtig einen Ruck: „Bitte, bin ich hier schon in Belzenau?" „Aber ja," lachte der Beamte gemütlich, »wenn Sie aber noch aussteigen wollen —." „Na, gewiß Will tch, klang es etwas überlegen zurück. Dann stand sie auf dem zugigen Bahnsteig. Keine Menschensecle weit und breit war zu sehen und das sollte nun ihre neue Heimat werden? Musternd, glitten die Augen umher. Plötzlich steht wie aus dem Boden ge schossen ein Jäger vor ihr. „Fräulein Halden?" — „Eve Halden, allerdings," klingt es etwas von oben herab. — „Dann darf ich Sie wohl nach Schloß Belzenau fahren?" — „Sie?" Fragend glitt ihr Blick an dem Mann nieder . . . stimmt, sie hatte es ja ganz vergessen, hier war sie ja nur die Gesellschafterin. Behaglich lachte der Jäger, als er ihr unwilliges Gesicht sah: „Meinen Sie, mein Fräulein, ich hätte kein Talent zum herrschaftlichen Kutscher?" Flammend rot wurde sie . . . „Verzeihung, so war es nun nicht ge meint." Wieder lachte der Jäger, fast übermütig: „Ich bin auch nur Ersatz, der Johann mußte halt zur Stadt... Wollen Sie sich mir nun anvertrauen?" — Die Augen sahen sie dabei so lustig neckend an, daß sie dem Schicksal eigentlich dankbar sein mußte, solchen Willkommen zu er halten. Bald fuhren sie in schlankem Trab die Landstraße ent lang. „Wenn wir nun umsmieten?" unkte er. Entsetzt sah sie ihn an, aber er lachte schon wieder spitzbübisch, sichtbar belustigt: „Keine Bange, der Braune kennt die Fahrt!" Im nächsten Augenblick ein Krachen, ein Schleudern des Gigs. Schnaufend und pustend steht der Braune, die Ohren gespitzt, die Nüstern gebläht. Mühselig steigt aus dem Graben eine Männergestalt, dazu die grüne >zager- tracht. „Fräulein — Fräulein Halden!" — Kerne Ant wort. Tastend gleitet seine Hand über den Weichen Lehm boden, da, etwas Warmes, Weiches. Behutsam tastet er, zieht. Wie auf einer Untat ertappt, die Hand zurück ein samtweiches Gesicht berührend. Dann beugt er sich nieder, suchend; die Augen wollen die Dunkelheit durch dringen . . . „Fräulein Halden — Eve —!" Ängstlich ruft er die Worte, wartet auf Antwort, aber alles bleibt still. Da beugt er sich näher, faßt den Kopf, bettet ihn be- hutsam in seinen Arm, streichelnd gleitet die Hand darüber hin, unbeholfen, leise. Sekunden vergehen, die ihm endlos scheinen, die ihm den Hellen Schweiß auf die Stirn treiben. Er rüttelt entsetzt die schlanke Gestalt: „Eve — Eve — du!" Bittend, beschwörend klingen die Worte. Da schlägt sie die Augen auf — er sieht im Dunkeln nur einen kleinen Schein — das Helle im Auge. Wie im Traum schaut sie auf den Jäger ... der Jäger . . . greift sich an den Kopf wie um einen Zusammenhang zu finden. Da jubelt der Mann nur laut: „Sie lebt — sie lebt — Eve." Und hält das junge, wie wiedergefundene Leben in seinen Armen, nicht der schmutzigen Umgebung achtend. Der Brannc schaut sich treuherzig um, gerad, als wär' das „Umsmieten" zur rechten Zeit gekommen. Eve Halden aber schließt schnell die Augen, als könnte sonst ein wunderschönes Traumbild zerstört werden. M-i Arbeitsamt Freital Abteilung Berufsberatung SWestrM 1S Ferms Sir- M Lehrstellen werden gesucht für: Verkäuferinnen Kontoristinnen Putzmacherinnen Weißnäherinnen Schneiderinnen Maschinenstickerinnen Kartonnagenarbeiterinnen Hausmädchen Sprechzeit für Knaben: Dienstags 14 bis 18 Uhr „ „ Mädchen: Mittwochs 14 bis 18 Uhr in der Städtischen Gewerbeschule Freital, Zimmer 4. 2un llonllr-mation unä ^ugen^viks 8ie ermeßen rur ?ünktlicßlceit. Krv88S8 l-sger in guten Herren- un6 Damen-^rm- banäuluen, sowie <-oM- 8iLdv^8e1»iniiOlr. am 8avk8vapla1r krmlliM: KiMiWkM, LMMen, UM» Bestellungen aus Brennholz, Kohlen und Briketts ab Bahnhof werden angenommen. H kalLix, Oelsa Karte genügt. Nächsten Mittwoch: Empfehle ab 8 Uhr ff. Leber würstchen und Wellfleisch, später frische hausschlachtene Wurst. Gustav Bernhardt, Lindenstr. 14 sm ß/lsrlct. HmöWch. Bmin Wem. OvffknUiokyr Vortrag am Dienstag, den 12. März, abends 8 Uhr im „Sängerheim" über „Blutarmut und Bleichsucht." Redner Herr Schriftsteller Karl Friese, Dresden Um zahlreichen Besuch bittet der Gesamtoorstand Lpoitsliekol, garantiert wasserdicht, empfehlen llesrklotr Ls Walbert. Orla-Liektspiele llabsnsu Morgen Menstsü, äen 12. lVIärr - D Einlatz 8 Uhr Anfang 8.-M "'W Das sensationelle Programm! W k»I^ W/Vtunn Aexen /Vturm 10 gewaltige Akte ' Ml Ein äußerst spannender und zugleich l"lt g" HarryPicl- I Film . . . Harry Piel wie immer, präch- I tig die Gebirgswelt als Hinte^""^- I Im Beiprogramm: Die neue Mama, eine tolle Gro- I teske, Frauensport Kultursilw """ Deultg-Woche. V Lonnabenä, 8.3Ü abenstL ^le^erer Kallios 0el8a. O'issloköisön, L «eil ii. »MM empfiehlt Fr. 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