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1630 Stahl und Eisen. Wirtschaftliche Rundschau. 29. Jahrg. Nr. 41. Hochofengase ausgeglichen werden. Den gesunkenen Verkaufspreisen standen zwar in einzelnen Fabrikaten niedrigere Selbstkosten gegenüber, ein voller Aus gleich konnte jedoch nicht herbeigeführt werden. Durch den scharfen Wettbewerb, der infolge der Auflösung des Roheisen-Syndikates entbrannte, ge langten die Verkaufspreise für Roheisen auf einen seit langer Zeit nicht gekannten Tiefstand. Der Kampf zwischen Gußrohr und Schmiederohr drückte die Preise für Röhren so herunter, daß sie dein Bericht zufolge kaum noch einen Gewinn ergaben. In Tübbings und Kokillen erhielt die Gesellschaft große Aufträge. — Ueber die einzelnen Abteilungen des Unternehmens geben wir aus dem Geschäftsberichte Nachstehendes wieder: Die Gesamtförderung der Kohlenzechen betrug 2 984 734 (i. V. 2 002 855) t Kohlen; von diesen Mengen, zu denen noch 6780 (5105) t Bestand aus dem Vorjahre kamen, wurden 180 151,5 (129 918,5) t für die eigenen Betriebe verwendet, während 2 809 362,5 (1 873 340) t teils verkauft, teils an die Kokereien und Brikettfabriken abgegeben wurden. Aus 1 103 993 t Kokskohlen wurden 884 601,3 t Koks hergestellt, wäh rend 886 014,6 t versandt wurden. Die Brikettfabri- kation ergab 307 432,17 (262 061) t, die sämtlich ab gesetzt wurden. Bei der Abteilung Differdingen wurden auf Grube Oettingen III 407 480 (383 509) t, auf Grube Langengrund 114962 (120368) t, auf Grube Oberkorn 167 747 (152 360) t, auf Grube Thillenberg 256 356 (234 637) t und auf Grube Mou- tiers 754 853 (685 784) t Minette, von denen jedoch nur 296 163 (257 451) t als Anteil der Gesellschaft zufielen, gefördert; insgesamt standen dieser also 1 242 708 (1 154 906) t Minette aus dem Grubenbetriebe, der ungestört verlief, zur Verfügung. Die Gruben Dömptesgrund und Tetingen sowie die Kalkstein brüche in Haraukourt waren außer Betrieb. Von den Hochöfen standen während des Berichtsjahres sieben im Feuer. Der Bau eines neuen Hochofens VIII wurde in Agriff genommen und Anfang August d. J. in Betrieb gesetzt. Die Roheisenerzeugung betrug 393 551 (371 696) t. Der Betrieb verlief ohne beson dere Störungen. Im Stahlwerke wurden Neu- und Umbauten mit Ausnahme einer elektromagnetischen Aufbereitung nicht ausgeführt; der Betrieb verlief ordnungsgemäß. Die Herstellung von Rohblöcken belief sich auf 307 779 (315 836) t. Im Walzwerke wurden einzelne Fertigstraßen durch zu geringe oder unregelmäßige bezw. ungleichmäßige Be schäftigung ungünstig beeinflußt. Eine Reihe von kleineren Betriebs-Verbesserungen und -Ergänzungen wurden vorgenommen. Ferner wurde ein Walzwerk für dünneres Stab- und Fassoneisen, Moniereisen sowie Bandeisen erbaut und Anfang Februar d. J. in Betrieb gesetzt. Der Gesamtversand an Fertigfabrikaten aller Art betrug 245 063 (267 178) t. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß die Gaszentrale III für elektrische Kraft vollständig ausgebaut und ferner die Anlage einer weiteren 2000 PS-Gleichstromgasmaschine in Zentrale I in Angriff genommen wurde. Auf der zur Abteilung F r i e d r i c h - W i 1 he 1 m s - H ü tt e in Mül heim a. d. Ruhr gehörigen Grube Stangenwage bei Haiger wurde der Ende 1907 eingestellte Betrieb noch nicht wieder aufgenommen. Auf der Mülheimer Hoch ofenanlage standen während des ganzen Betriebsjahres nur zwei Hochöfen im Feuer, die infolge ungenügen den Abrufes seitens des Roheisen-Syndikates im ersten Halbjahre sogar noch öfter gedämpft werden mußten. Der Betrieb verlief im übrigen ohne Störung. Der dritte Ofen wird neu zugestellt und mit verbesserten Einrichtungen versehen. Um den Absatz auf eine breitere Grundlage zu stellen, wurde außer dem früher ausschließlich hergestellten Hämatit- und Gießereieisen im Berichtsjahre auch noch Stahleisen erzeugt. Eine neue Koksofenanlage mit Gewinnung der Nebenerzeug nisse wurde Anfang August d. J. in Betrieb genommen. Eine Gaskraftzentrale ist in der Ausführung begriffen. Die Gießerei der Hütte erzeugte 46 815 (30 371) t. Der Mehrabsatz ist hauptsächlich auf die Einrichtung der Massenherstellung von Kleineisengußwaren sowie Kokillen und Tübbings zurückzuführen. Im Betriebe der Röhrengießereien trat eine Aenderung nicht ein. Gießerei II, in der Röhren größerer Lichtweiten her gestellt werden, kam inzwischen wieder in allen Teilen in Betrieb. Die Maschinenbauabteilung war auch im Berichtsjahre, teils für eigene, teils für fremde Rech nung, voll beschäftigt. Eisen- und Stahlwerk Hoesch, Aktiengesell schaft in Dortmund. — Nach dem Berichte des Vorstandes dehnte eich der schon im Vorjahre ein getretene wirtschaftliche Rückgang im abgelaufenen Geschäftsjahre mehr und mehr auf alle Zweige der Eisenindustrie aus. Die Verkaufspreise gingen zu rück, die Bautätigkeit war äußerst gering, und Be triebseinschränkungen wurden notwendig; alle diese Umstände erschwerten den Absatz der Erzeugnisse des Unternehmens sehr. Namentlich bei Eisenbahn- material und Trägern blieb die Abnahme des Stahl werks-Verbandes erheblich hinter der Beteiligungs ziffer zurück, während gleichzeitig die Preise von Monat zu Monat sanken. In Produkten B war das Werk ausreichend beschäftigt, doch waren die Preise niedriger als im Vorjahre. Wie der Bericht weiter ausführt, ist das verhältnismäßig befriedigende Er gebnis hauptsächlich der Verringerung der Selbst kosten des Unternehmens zuzuschreiben, wozu außer den billigeren Einkaufspreisen der nicht von der Ge sellschaft selbst gewonnenen und hergestellten Roh stoffe wesentlich die in den letzten Jahren vorge nommenen Umbauten und Betriebsverbesserungen bei trugen. — Die beiden Schachtanlagen Kaiser stuhl I und II förderten 1193 913 (i. V. 1 139 410) t Kohlen; die Kokserzeugung belief sieh auf 260168 (155 235) t. Der Umbau der Koksofenanlage wurde beendet und die Anlage in Betrieb genommen. Die Hochofenanlage erzeugte 355 863,5 (320 670) t Roheisen, das Stahlwerk 399 640,5 (382 767) t Rohblöcke. Die Verlegung der Phosphatfabrik wurde zu Ende geführt und die Anlage dem Betrieb über geben. Ebenso wurde der neue Bahnanschluß er öffnet. Im Martinwerk und an den Hochöfen wurden verschiedene Betriebseinrichtungen neu- und umge baut. Mit dem Umbau des Drahtwalzwerkes wurde begonnen. Die Grube Reichsland lieferte an die Hochöfen 163 973,5 t des geförderten Erzes. Der Gesamtbetrag der von den Hütten- und Walzwerken berechneten Erzeugnisse belief sich auf 40 367 513,70 (46 482 185,23) «. Die Gewinn- und Verlustrechnung ergibt einen Betriebsgewinn von 7 461 227,41 JI, wozu noch der vorjährige Vortrag in Höhe von 710340,43 JI kommt. Nachdem 2 695 115,87 K abgeschrieben und für Umbau und Verlegung von Werksanlagen 1 500 000 E bereitgestellt sind, verbleibt ein Rein gewinn von 3 976 451,97 ,,11. Der Aufsichtsrat schlägt folgende Verteilung vor: 2 352 000 JI (14 °/o wie i. V.) als Dividende, je 150 000 JI als Zuwendung zur Ar heiter-Invaliden-, Witwen- und Waisen-Unterstützungs- kasse und für Beamtenpensionszwecke, 300 000 JI zum Dividenden - Ergänzungsbestande, 195 528,92 .« als Tantiemen und 828 923,05 JI als Vortrag auf neue Rechnung. Mannesmannröhren - Werke, Düsseldorf. — Dem Rechenschaftsberichte über das Geschäftsjahr 1908/09 entnehmen wir die nachstehenden Aus führungen : „Von der sehr unbefriedigenden Verfassung, in der sich Industrie, Handel und Gewerbe seit langer Zeit befinden, ist das Röhrengeschäft nicht unberührt geblieben. Die alten Aufträge der Maschinenindustrie aus der Hochkonjunktur reichten nicht mehr in das Berichtsjahr, und ein scharf ausgeprägter Mangel an Unternehmungslust, besonders die immer noch an dauernde Stagnation im Baugewerbe, ließen nicht nur