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13. Oktober 1909. Wirtschaftliche Rundschau. Stahl und Eisen. 1629 es nicht so sehr der gesunkene allgemeine Bedarf des Inlandes, als vielmehr die in der vorausgegangenen guten Zeit übermäßig gesteigerte Erzeugungsfähigkeit der Werke ist, die bei erschwerter Ausfuhr und ge ringerem Verbrauche der augenblicklich selbst ver hältnismäßig wenig bauenden Eisenindustrie besonders auf den Markt drückt und eine Aufwärtsbewegung hindert. Die Preise von Stabeisen und Blechen und allen anderen im freien Verkehr verkauften Erzeug nissen wurden unter solchen Verhältnissen immer un- lohnender. Wenn die Gesellschaft trotzdem, am Maß stabe des Vorjahres gemessen, ein befriedigendes Ergebnis erzielen konnte, so führt der Bericht dies darauf zurück, daß die Verbilligung vieler Rohstoffe erst im letzten Geschäftsjahre wirksam wurde, die Preise einiger Fabrikate des Unternehmens mit Hilfe von Verbänden auf einer auskömmlichen Höhe ge halten wurden, und daß sowohl die unablässig ver vollkommneten Arbeitsmittel als auch die große Mannig faltigkeit der Fabrikationszweige der Gesellschaft einen gewissen Ausgleich mit sich brachten. Der Betrieb verlief ungestört. Erzeugt wurden in Lauch hammer von den Eisengießereien und Nebenbetrieben 6355 (i. V. 7512) t, von der Bronzegießerei 49 (64) t, von der Eisenbau-Abteilung und Maschinenfabrik 9623 (13 789) t; in Gröditz von den Gießereien und Nebenbetrieben 21 978 (21 161) t; in Burghammer von der Gießerei 1567 (1430) t; in Riesa von den Walzwerken und Nebenbetrieben 154719 (135706) t. Versandt wurden von allen Abteilungen Waren im Gesamtwerte von 28501 917,30(31 406418,15).*. Die Zahl der am 30. Juni d. J. beschäftigten Arbeiter betrug 4004 gegen 3874 am gleichen Tage des Vor jahres. Nach Abzug von 690 981,80 ^ allgemeinen Unkosten, 224 566,95 Ji Zinsen und 733 583,55 % Ab schreibungen beläuft sich der Gewinn der Gesell schaft unter Einschluß von 112 011,60 KVortrag und 247,50 Jt verfallener Dividende auf 1 265 229,30 -Jt. Die Verwaltung schlägt vor, von diesem Betrage der außerordentlichen Rücklage 100 000 * und der Bauten- rücklage 350 000 « zuzuführen, dem Verfügungs- bestände für die Beamten 25 000 Jt und dem gleichen Fonds für Arbeiter 50 000 46 zu überweisen, an den Aufsichtsrat 20148,50 K Tantiemen zu vergüten, 562500 Jt (10°/0 wie i. V.) Dividende auszuschütten und 157 580,80 % auf neue Rechnung vorzutragen. Balcke, Tellering & Cie., Actien-Gesellschaft in Benrath. — Nach dem Berichte des Vorstandes war die Beschäftigung in den Siederohrwalzwerken der Gesellschaft während des abgelaufenen Geschäfts jahres ungenügend; das Bohrrohrgeschäft ruhte fast gänzlich. Sowohl für glatte Siederöhren als auch für Flanschenröhren sowie für Lokomotivröhren mußten die Preise erheblich herabgesetzt werden. Die Preise der nichtsyndizierten Röhren waren durchaus un lohnend, Siederohraufträge für die Ausfuhr waren nach dem Berichte nur zu verlustbringenden Preisen zu erhalten. In Gasröhren lag das Geschäft im In- lande zwar besser, doch mußten auch hier die Preise mit Rücksicht auf den ausländischen Wettbewerb er mäßigt werden. Ausländische Aufträge waren kaum zu den Selbstkosten zu erhalten. Zufriedenstellender arbeitete die Gießerei im Berichtsjahre, obwohl sich auch hier die geringe Bautätigkeit fühlbar machte. Die Firma ErnstTellering&Co., G. m. b. H., in Immig rath arbeitete auch im abgelaufenen Geschäftsjahre ungünstig. Das Berichtsunternehmen erwarb von den übrigen Gesellschaftern genannter Firma inzwischen die Anteile zu einem Preise, daß nach dem Berichte nicht nur die vorjährige Unterbilanz der Firma getilgt wird, sondern nach erheblichen Abschreibungen die Aktiva zu einem sehr mäßigen Preise zu Buche stehen werden, sobald die in Aussicht genommene Liquidation der Firma Tellering & Co. durchgeführt sein wird. — Die Gesell schaft erzielte im Berichtsjahre unter Einschluß von 111000 -% Vortrag nach Abzug sämtlicher Unkosten, Zinsen usw. sowie von 313 679,78 Jt Abschreibungen einen Reingewinn von 555 383,08 ^ti. Der Vorstand schlägt vor, hiervon 30000 % an das Erneuerungskonto zu überweisen, insgesamt 42 180,59 % Tantiemen zu ver güten, 10 202,49 -* der Beamten-Pensions- und Witwen- Kasse zuzuführen, 360 000 Ji (6 0/o) Dividende zu ver teilen und die übrigen 113 000 * auf neue Rechnung vorzutragen. Deutsch - Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschart zu Bochum. — Nach dem Berichte des Vorstandes erzielte das Unter nehmen während des abgelaufenen Geschäftsjahres in seinen drei Abteilungen Bochum, Differdingen und Mülheim a. d. Ruhr nach Abzug aller Betriebsausgaben, Handlungsunkosten, Bänkierzinsen, Provisionen, Ent schädigungen, Syndikatsumlagen, Tantiemen usw. einen Betriebsüberschuß von 10571 699,63 (i.V.8 900 622,47) Ji. Zu kürzen sind hiervon außer 1 199 827,67 K Zinsen für Schuldverschreibungen und Hypotheken noch 603 442,87 Jt für Steuern, während der Vortrag aus dem Jahre 1907/08 mit 522 342 - hinzukommt, so daß ein Rohgewinn von 9 290 771,09 (8071 709,87) JI verbleibt. Dieser Betrag vermindert sich durch die Abschreibungen um 5100 000 (5 056 176,32) JI. Die Verwaltung schlägt vor, aus dem alsdann verbleiben den Reingewinne in Höhe von 4 190 771,09 (3 015 533,55)-6 209 538,55 .% der Rücklage zuzuführen, 128333,43 .% Tantiemen an den Aufsichtsrat zu vergüten, 2400000 Jt (lO°/o) Dividende auf die alten Aktien und 900000 .6 (5 o/o) Dividende auf die jungen Aktien zu verteilen sowie 552 899,11 % auf neue Rechnung vorzutragen. Einer am 26. d. M. im Anschluß an die ordentliche Hauptversammlung abzuhaltenden außerordentlichen Generalversammlung soll ferner die Erhöhung des Aktienkapitals um 8000000 Ji auf 50000000 Ji vor geschlagen werden. Die Kapitalserhöhung soll vor zugsweise zur Einlösung der fünfprozentigen Anleihe der Gesellschaft und zur Bereitstellung größerer flüssiger Mittel dienen. Bei dem gegenüber dem Vor jahre besseren Ergebnis ist in Betracht zu ziehen, daß die neuangegliederten Zechen des Dortmunder Steinkohlenbergwerks Louise - Tiefbau hierzu bei getragen haben. Die Bochumer und die Differdinger Abteilungen arbeiteten im Berichtsjahre befriedigend, während die Friedrich-Wilhelmshütte infolge der er heblichen Um- und Neubauten sowie der ungünstigen Verhältnisse auf dem Roheisen- und Gußröhrenmarkte zum Gewinn nicht entsprechend ihrer Leistungsfähig keit beitragen konnte ; ein im Februar d. J. herein gebrochenes Hochwasser verursachte zudem einen mehrtägigen Stillstand des gesamten Betriebes dieser Abteilung und einen erheblichen Betriebsschaden. Der Kohlen- und namentlich der Koksmarkt stand während des ganzen Berichtsjahres unter dem Zeichen steigen der Einschränkungen, die sich schließlich in Koks auf 40 °/o und in Kohlen und Briketts auf 20 0/o beliefen. Die Kokspreise wurden am 1. Januar und die Preise von Kohlen und Briketts am 1. April herabgesetzt. Eine weitere Preisermäßigung in Koks wurde für den 1. Oktober d. J. beschlossen. Wie der Koks- und Feinkohlenmarkt, so lag auch der Markt in Neben erzeugnissen bei Abfassung des Berichtes recht un günstig. Nur Teer fand bei guten Preisen schnell Absatz. Um dem Arbeitermangel möglichst vorzu beugen und der ärgsten Wohnungsnot der Beamten abzuhelfen, wurde, insbesondere auf den Zechen Friedlicher Nachbar und Prinz-Regent, eine größere Anzahl von Wohnhäusern im Berichtsjahre fertig gestellt bezw. in Angriff genommen. Die Angliederung der Zechen von Louise-Tiefbau erwies sich nach dem Berichte als recht vorteilhaft. Infolge der ungünstigen Lage des Stahl- und Eisenmarktes ging der Absatz der Stahlerzeugnisse des Unternehmens zurück. Der dadurch in Differdingen entstandene Ausfall in der Erzeugung mußte durch vermehrten Absatz in Roh eisen im Interesse einer wirksamen Ausnutzung der