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22. September 1909. Umschau. Stahl und Eisen. 1501 dieselben viel zu eigenartig aufgebaut und unterein ander verbunden. So werden z. B. gewisse, wenn auch nicht bedeutungsvolle Doppelzählungen der Mitglieder, insbesondere bei den Zentralen, niemals zu vermeiden sein, es sei denn, daß ein gewaltiger, in bezug auf seinen Wert nutzloser Aufwand an Zeit und Arbeit ge leistet würde. Den privaten Arbeitgeberorganisationen wird man derartige Zumutungen nicht stellen, und die Reichsbehörden können ihre Zeit und Kraft zu etwas Besserem, als zu solchen Tantalusarbeiten ver wenden. Weil die Arbeitgeberverbände selbst genau wußten, daß eine statistisch vollkommene Sicherheit doch nicht erlangt werden konnte, sind sie den bis herigen Bestrebungen zur Aufstellung einer derartigen Statistik, die zudem noch meist von privater Seite ausgingen, nicht mit Herz und Hand gleich freudig entgegengekommen. Auch jetzt, wo durch die amt liche Aufnahme die Gewähr einer nicht falschen und nicht parteilichen Behandlung und Verwertung ge geben war, ist das Resultat kein korrektes. Die Er gebnisse bieten nämlich nur ein unzureichendes Bild von der Macht und Bedeutung der Arbeitgeber organisationen. Wenn nun dieses verkleinerte Bild trotzdem uns wuchtig und eindrucksvoll die Stärke des organisierten Unternehmertums vor Augen führt, so dürfen wir uns im Interesse des wirtschaftlichen Friedens in unserem deutschen Vaterlande nur darüber freuen. Es sind eben wirkungsvoll sprechende Zahlen, die naturgemäß kein frohes Rauschen im gewerkschaft lichen Blätterwalde lösten; hoffentlich aber werden sie, wie auch die letzten Vorgänge im ausländischen Wirtschaftsleben, dem Arbeitnehmertum die nötige und wünschenswerte Besonnenheit verschaffen. Von der Statistik erfaßt sind insgesamt 2591 Ver bände. Darunter befinden sich 127 selbständige, näm lich 46 Reichsvorbände, denen 22 weitere Reichsver bände, 212 Bezirksverbände und 1442 Ortsverbände an geschlossen sind, ferner 38 selbständige Landes- oder Bezirksverbände, denen 16 Unterbezirksverbände und 80 Ortsvereine angehören, und endlich 43 selbständige Organisationen. Die Zahl der in ihnen zu Anfang 1909 organisierten Arbeitgeber stellte sich wie folgt: Mitglieder 46 144 400 38 13 394 483 595 43 1 510 40 218 159 304 und 3 648 579 Mitgliedern Arbeitern Gesamtzahl der bei den Mitgliedern beschäftigt. Arbeiter 3 124 766 Reichsverbände (selb ständige) Landes- und Bezirks verbände (selbständige) Ortsverbände (selb ständige) selbständige Organi sationen mit .... Nun sei hier vermerkt, daß längst nicht alle Ver bände ihre Mitgliederzahl und die Zahl der von diesen beschäftigten Arbeiter angegeben haben, aber trotz dem ergibt sich an der Hand des einzig möglichen und berechtigten Maßstabes, der Zahl der einbegriffe nen Arbeiter, schon jetzt ein erhebliches Uebergewicht über die Organisationen der Arbeiter. Denn nimmt man „alles nur in allem“: freie Gewerkschaften, christliche, Hirsch-Dunckersche, vaterländische, gelbe und Werkvereine, unabhängige, sie bringen, mit Aus nahme der „Lokalorganisierten“, die keine Angaben gemacht haben und, in Berlin nur Bedeutung genießend, täglich in ihrer Mitgliederzahl zurückgehen, insgesamt eine Zahl von 2421 185 organisierten Arbeitern auf, gegenüber den 3 648 579 bei den Mitgliedern der Arbeitgeberverbände beschäftigten Arbeitern. Von diesen umschließen die beiden zentralen Arbeitgeber verbände, die „Hauptstelle deutscher Arbeitgeberver bände“, mit 6144 Mitgliedern 988142 Arbeiter, der „Verein deutscher Arbeitgeberverbände“ mit 32 500 Mitgliedern 1 450 000 Arbeiter. Der zwischen diesen beiden Zentralen zu Anfang dieses Jahres abge schlossene Kartellvertrag erstreckt sich also auf 38 614 Arbeitgeber mit zusammen 2 438 142 Ar beitern! Von einer „überragenden, hell hervor tretenden Entwicklung“ des Vereins deutscher Arbeit geberverbände gegenüber der „Hauptstelle“ angesichts dieser Zahl zu reden, kann durchaus nicht als gerecht fertigt betrachtet werden; hier sprechen innere Or ganisation, Ausbreitungstendenz und sonstige Faktoren mit; schon allein eine kurze Betrachtung und Ver gleichung der Mitgliederzahl und der Zahl der be schäftigten Arbeiter hätte die eilfertigen Urteils beflissenen etwas vorsichtiger stimmen müssen. Aeußerst lehrreich ist der Ueberblick über die ge werbliche Gliederung der Landes-, Bezirks- und Orts verbände von Arbeitgebern. In allen Erwerbsgruppen, selbst in den kaufmännischen und „freien“ Berufen, wie Musik und Theater, finden sich eingehende Or ganisationen vor. Anderseits lehrt die Uebersicht aber auch, wo noch Mängel sind und wo die Arbeit geberorganisationen zum Gedeihen eines sicheren wirt schaftlichen Friedens noch ausgebaut werden müssen. Zwar ist dem Naturgesetze zufolge, daß Druck Gegen druck erzeugt, schon an den wichtigsten Stellen Al- hilfe geschafft und durch Gründung einflußreicher und mächtiger Arbeitgeberorganisationen der Willkür der Gewerkschaften, insbesondere der sozialdemokrati schen, ein wirksames Paroli geboten worden; aber es bleibt den führenden Kräften der Arbeitgeber bewegung doch noch ein reiches Arbeitsfeld, sowohl in der Neugründung solcher Verbände und ihrer weit gehenden und eindringenden Verästelung, als vor allem in der Schaffung und dem Ausbau der finan ziellen Abwehrmittel der Arbeitgeberverbände, über die man mit vollem Fug und Recht für diese Statistik nichts berichtet hat. Dr. R. Kind. Der „Ironmonger". Im Monat September d. J. blickt die bekannte eng lische Fachzeitschrift „The Ironmonger“ auf ein fünfzig jähriges Bestehen zurück. Aus kleinen Anfängen her vorgegangen, hat das im Privatbesitz der Firma Morgan Brothers befindliche Blatt sich zu einer be achtenswerten Höhe emporgearbeitet. Ueber den durch seinen Titel gegebenen Rahmen, ein Organ für die Interessen des Eisenwarenhandels zu sein, ist es längst hinausgewachsen, und es hat, von fähigen Journalisten geleitet, mit so gutem Erfolge das weite Gebiet der britischen eisenindustriellen Verhältnisse gepflegt, daß es hinsichtlich der Würdigung seiner Marktberichte einen über seine Heimat hinausgehenden guten Ruf genießt. Wir wünschen der englischen Kollegin, deren Redaktion seit mehr als zehn Jahren den Händen von C. A. Moyjes anvertraut ist, auch weiterhin ein gutes Gedeihen.