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Wie ich aus einer Reihe von Besprechungen feststellen konnte, sind die Ansichten über Walz- linie und den häufig angewandten Oberdruck in den Walzwerksfachkreisen sehr auseinander gehende. Die Ansicht herrscht vor, daß Ober druck ein für allemal bei der Konstruktion von Walzen irgend welcher Art gegeben werden müsse. Man wird beim Durchsehen der Kalibrierungs zeichnungen auf unseren Werken finden, daß fast immer mit Oberdruck gearbeitet wird. In der üeberschrift der Zeichnungen ist dies dadurch kenntlich gemacht, daß man z. B. schreibt: D = 850/865 bei einem Duo bezw. z. B. 740/750/740 bei einem Trio oder auch 740/750/760 bei einem anderen Trio. Das heißt also folgendes: Bei dem Duo war die Oberwalze um 15 mm stärker als die Unterwalze, während bei dem Trio im (vergl. Tafel XXI Abbild. I), welche eine im Be trieb befindliche Blockwalze darstellt). Sind also in Tafel XXI Abbild. II a und b zwei zy lindrische Walzen, so stellt die Linie c — c die Walzlinie dar, welche parallel zu den beiden Walzenachsen verläuft, und welche einfach durch Halbierung des Abstandes der beiden zueinander gehörigen Walzenachsen erhalten wird. Diese Walzlinie bildet nunmehr die Grundlinie für die Walzenkonstruktion, um welche die einzelnen Kaliber bezw. Teile derselben angeordnet werden. Verschiebt man diese Walzlinie beispielsweise um 2,5 mm nach unten, so daß also der Durch messer der Oberwalze um 5 mm größer wird, als der der Unterwalze, so sagt man, man arbeitet mit 5 mm Oberdruck. Eine derartige Anordnung beim Trio zeigtTafelXXIAbb.il. Des ¬ ersten Falle die Mittelwalze stärker war, als die Unter- und Oberwalze. Es wurde also mit Oberdruck zwischen Mittel und Unterwalze und mit Unter drück zwischen Mittel- und Oberwalze gearbeitet; im zwei ten Falle war die Mittelwalze um 10 mm stärker als die Unterwalze, und die Oberwalze ihrerseits wieder 10 mm stär ker als die Mittelwalze. Es hat sich bezüglich der Frage des Oberdruckes ein gewisses Schema ira Laufe der Zeit her ausgebildet, nach welchem fast stets gearbeitet wird, über des sen Berechtigung oder Nicht berechtigung sich jedoch der einzelne kaum immer Rechnung abgelegt hat. An geregt durch eine Veröffentlichung von Schae fer* möchte ich daher kurz einige Ausführungen von allgemeinem Interesse über das Wesen und die sich hieraus ergebende Beurteilung von Walz linie und Oberdruck machen, da die Ansichten der Walzwerker hierüber schematisiert erscheinen. Zunächst seien einige Worte zur Erläuterung vorausgeschickt, ehe auf die Sache selbst ein gegangen wird, wobei bemerkt werden soll, daß die Ausführungen mit Rücksicht auf den an gehenden Walzwerker und Studierenden ziem lich allgemein gehalten sind. Beim Aufzeichnen der Kaliber eines Walzen gleichen würde man von 5 mm Unterdrück sprechen, wenn man die Walzlinie um 2,5 mm nach oben in der Ebene der Walzenachsen ver schieben würde. Wie bereits erwähnt, ist es meistens üblich, diese Walzlinie nach unten zu verschieben, so daß man also mit Oberdruck arbeitet. Derselbe beträgt meist 3 bis 10 mm, kann aber auch zu 25 bis 30 mm und mehr an wachsen. Die Anordnung der Kaliber um diese Walz linie ist bei kreisförmigen, quadratischen, rhom bischen und spitz bogigen Kalibern insofern ein fach durchführbar, als dieselben sich nur nach der Mittellinie teilen lassen, so daß also in jede paares wird eine Konstruktionsbasis benötigt, auf der das Kaliber gewissermaßen aufzubauen ist. Die Lage dieser Basis, Walzlinie genannt, ihre Entfernung von den beiden Walzenachsen ist ausschlaggebend für das Arbeiten des Kalibers. Wird die Walzlinie so gelegt, daß ihr Abstand von den beiden Walzenachsen nach oben und unten gleich ist, so ist sie die Mittellinie Walze die Hälfte des Kalibers einzudrehen ist. Abb. 2 zeigt einige solche Kaliber in verschieden starken Walzen, und zwar ist hierbei die Mittel linie als Konstruktionsbasis beibehalten worden, wodurch Ober- und Unterwalze genau gleichen Durchmesser erhalten. Dieselben Kaliber, jedoch mit Oberdruck, zeigt Abb. 3. Hier ist die Walzlinie um 2,5 mm nach unten verschoben, so daß die Oberwalze um 5 mm stärker aus * „Stahl und Eisen“ 1909 S. 425 bis 428. fällt, als die Unterwalze. Bei Flachkalibern