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teilweise in den Rücken kämen. Angesichts solcher Lage war nur noch anzuordnen, daß das Garde korps rechts, das VI. Rorps links einer trotz des Nebels weithin sichtbaren, von zwei mächtigen Lindenbäumen gekrönten, bei Horenowes gelegenen Höhe weiter vorgehen sollten, während das I. und V. Rorps, die noch im Anmarsch aufdas Schlacht feld begriffen waren, diesem Rorps zu folgen hät ten. weiteres hatte der Rronprinz an dem Tage kaum noch zu befehlen." Seit den frühen Morgenstunden war vor der Front der Armee der Rampf entbrannt. Heiß vor allem wurde um den Swip- und Holawald gestritten. Letzterer lag unter befonders schwerem Feuer der österreichischen Artillerie. Bei einigen preußischen Abteilungen war es schon zu rückläu figen Bewegungen gekommen, so daß der Rönig sich genötigt sah, persönlich die Ordnung wieder herzustellen und die Leute zu erneutem Vorgehen zu veranlassen, wiederholt hatte er seine augen blickliche Lage mit der Schlacht von Auerstedt verglichen und sich mit dem Gedanken getragen, den Befehl zum Rückzüge zu geben. Nur Moltke bewahrte seine Ruhe. Hindenburg erzählt, daß in späteren Jahren in einer Gesell- schaftderGeneralvonwinterfeldtaus persönlichem Erleben erzählt habe, Prinz Friedrich Rarl habe im Augenblick der Begegnung mit dem Rron- prinzen gerufen: „Gott fei Dank, Fritz, daß du gekommen bist, sonst wäre es mir vielleicht schlecht ergangen!" Da sei Graf Moltke, der die Worte winterfeldts gehört habe, an sie herangetreten und habe gemeint: „Das brauchte der Prinz nicht zu sagen. Er wußte doch, daß der Rronprinz heran befohlen und gegen Mittag auf dem Schlacht felde zu erwarten war, und damit war der Sieg sicher." Die Erste Garde-Infanterie-Brigade hatte den Auftrag, das von den Österreichern hartnäckig ver teidigte und gut befestigte Dorf Rosberitz zu stür men. Schon waren die beherrschenden Höhen von Chlum in die Hände der Garde gefallen, und es war nun das Bestreben der Österreicher, Rosberitz auf jeden Fall zu halten. Mit großen Verlusten wurden sie jedoch aus dem Dorfe geworfen, setzten aber zum Gegenstoß ein und machten sich wieder zum Herrn dieser Ortschaft. Hierbei gerieten der schwerverwundete Prinz Anton von Hohenzollern und der treu bei ihm ausharrende Fähnrich von woyrsch in Gefangenschaft. Auch das Zweite Garde-Regiment hatte in demRampfumRosberitz mit eingegriffen. Bei dem Rückzüge feines Füsilier- Bataillons geriet die vom Sergeanten Gursch ge tragene Fahne in Gefahr, vom Feinde genommen zu werden. Aber da warfen sich der Leutnant von Versen und der Fähnrich von Bülow, ZN4 Führer der L. deutschen Armee auf dem Vormarsch gegen Paris, mit dem Bajonett auf die Feinde, und ihren vereinten Anstrengungen gelang es, das Heiligtum des Bataillons zu retten. DerFührer der S.Rompagnie des Dritten Garde- Regiments, Hauptmann von Forbeck, war schwer- verwundet zufammengebrochen, so daß der Leut nant von Hindenburg dieRompagnie übernehmen mußte. Der Rückzug ging auf Chlum, das un bedingt gehalten werden mußte. Ein österreichischer Ansturm nach dem andern wurde abgeschlagen, und es gelang den Österreichern nicht, ihr Ziel zu erreichen. Mitten unter den Rümpfenden befand sich in vordersterLiniederRommandeurderErsten Garde- Division, der Generalleutnant Freiherr Hiller von Gärtringen. Ein neuer feindlicher Ansturm ist so eben wieder zurückgeschlagen worden, als plötzlich Major von Sommerfeld, derRommandeur des ost- preußifchen Jäger-Bataillons, sich bei ihm meldet. „Gott fei Dank, da kommtIhr!" ruft der General ihm entgegen, „was bringen Sie mit?" — „Mein Bataillon, gefolgt von der Avantgarde des I. Rorps!" — „Nun wird alles gut werden!" Doch plötzlich fährt der General mit der Hand nach der Brust: „Herr Ramerad, helfen Sie, ich bin verwundet!" Und der tapfere Führer der Ersten Garde-Division sinkt ohnmächtig aus dem Sattel, fein Leben für seinen Rönig und sein Vaterland hingebend. Von seinen persönlichen Erlebnissen während dieser Rämpfe erzählt der Generalfeldmarschall in seinem Erinnerungsbuche: „Zwischen Chlum und Nedelist trafunfer Halb bataillon — eine damals fehr beliebte Gefechts formation — im Nebel und Getreide überraschend auf feindliche, von Süden vorkommendeInfanterie. Sie wurde durch das überlegene Zündnadelgewehr bald zum Weichen gebracht. Ihr mit meinem Schützenzuge in aufgelöster Ordnung folgend,