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Die Eltern des Reichspräsidenten Hindenburgs Geburtshaus in Posen in der früheren Bergstraße Nr. 7 Hindenburg als Radett in Wahlstatt I8Ss ster Bruder Bernhard uns manche hübsche Ge schichte erzählt, von der hier eine wiedergegeben sein soll: „Als die drei Geschwister Hindenburg in Glo gau ihren Iahrmarktgroschen bekamen — der Sil bergroschen hatte zwölf Pfennige —, kaufte Paul für sich nichts; aber er kaufte für feine Großmutter für sechs Pfennige pomeranzenschale, die sie gern aß, für seinen Bruder zwei Schokoladenzigarren für drei Pfennige und für feine Schwester einen Gummiball, auch für drei Pfennige, kam strahlend nach Haufe und teilte seine Geschenke aus. wenn er als Siebenjähriger von der Mutter geschickt wurde, eine kleine Besorgung zu machen, und bei der Bezahlung Restgeld bekam, dachte er, der Raufmannn schenke ihm auch dies. Da kaufte er dann gleich ein und brachte »Überraschungen* mit nach Haufe. So kam er eines schönen Tages,Anfang Mai, vorsichtig ein volles Glas Maitrank tragend, über die Straße, um dicfen Einkauf feiner Mutter zu bringen, die kaum jemals ein Glas wein trank." Lür den Sohn eines Offiziers verstand es sich von selbst, daß er einmal dieselbe Laufbahn wie sein Vater einschlagen würde. „Soldat zu werden war für mich kein Entschluß", fo schrieb der spä tere Generalfeldmarschall, „es war für mich eine Selbstverständlichkeit." So wurde dann beschlos sen, ihn in das Radettenhaus in Wahlstatt bei Liegnitz eintreten zu lassen. Er hatte das Glogauer Gymnasium bis zur (Quinta besucht und verließ dieses mit der Reife für (Quarta. Gein Abgangs zeugnis lautete: „Paul Louis Hans von Hindenburg, geboren den L. Oktober z§47 zu Pofen, Sohn des Haupt manns und Rompagniechefs Herrn von Hinden burg hierfelbst, evangelischer Ronfefsion, hat die untengenannte Anstalt seit Ostern jZ57 besucht und zuletzt ein Jahr in (Quinta gesessen. Eine schwere Rrankheit hinderte ihn, während der größeren Hälfte eines Vierteljahres am Unterricht teilzuneh men; sonst war sein Schulbesuch meist regelmäßig. Gein Fleiß war früher zu loben, ließ aber in letzter Zeit etwas nach. Sein Betragen war, einige plau- derhaftigkeit abgerechnet, gut. Seine Leistungen waren nach der letzten Vierteljahrszenfur in der Religion, im Lateinischen, Französischen und in der Geographie hinreichend und im Deutschen gut; nur im Rechnen wollte es ihm nicht gelingen, den Ansprüchen zu genügen. Danach kann er als im allgemeinen für (Quarta reif angesehen werden. — Er verläßt die Anstalt, um auf die Radettenanstalt zu Wahlstatt überzugehen, wozu wir ihm den göttlichen Gegen wünschen." In Wahlstatt hatte man allerdings über die Ouartareife des angehenden Radetten andere An sichten. Denn auf Grund der bei der Eintritts prüfung gezeigten Leistungen mußte er von neuem in Sexta anfangen, was ihm sicherlich eine schwere Enttäuschung bereitet hat. Der Eintritt in das Radettenkorps wurde ihm wohl auch dadurch erleichtert, weil er für die huma nistischen Unterrichtsfächer wenig Interesse zeigte. Hindenburg ist nie ein Freund des humanistischen Gymnasiums gewesen. — „Der praktische Vlutzen