spater den Feldzug gegen Rußland mitgemacht hatte. Von ihm hörte der Junge zum ersten Male von den endlosen russischen Schneesteppen und den Schrecken des Berestna-Überganges. Auf ihrem jammervollen Rückzug hatten dann auch einige Franzosen, elend und krank, freundliche Aufnahme in Neudeck gefunden, sie mußten aber wieder stüchten, als die ersten Rofaken sich zeigten. Sein Großvater Gchwickart war Arzt gewesen und hatte als solcher bei einem Landwehr-Regi ment wahrend der Befreiungskriege gestanden. In der Schlacht bei Rulm waren alle Offiziere feines Bataillons gefallen oder verwundet worden. Da hatte er stch an die Spitze desselben gesetzt und die Landwehrleute wieder vorgeführt. Das wohl verdiente Eiferne Rreuz schmückte seine Brust. Auch sein Onkel Rniffka hatte als ?6jähriger frei williger Jäger im Rorckschen Rorps an der Ratz- bachschlacht teilgenommen. Bei Möckern hatte stch fein Regiment besonders ausgezeichnet, hier sprengte es zwei Vierecke von Marmonts Marine garde. Auch er erhielt das Eiserne Rreuz und den Russischen Gt.-Georgs-Orden. Er starb als Major der Landwehr in Berlin. Auch die überragende Persönlichkeit des Grafen Gneifenau spielte in den Erzählungen seiner Ver wandtschaft eine große Rolle. War doch fein Großvater Schwickart bestrebt gewefen, den an Cholera erkrankten Generalfeldmarfchall noch zu retten, doch waren feine Bemühungen vergeblich gewefen. Abschließend gedenkt Hindenburg in feinem Er innerungsbuch in Dankbarkeit feiner Eltern, die bemüht waren um die Erziehung ihrer Rinder und in dem gegenseitigen Bestreben, aus ihnen gefestigte charaktervolle Persönlichkeiten zu gestalten. Hin denburg schreibt: „Das einfache, um nicht zu fü gen harte Leben eines preußischen Landedelmanns oder Offiziers in bescheidenen Verhältnissen, das in der Arbeit und Pflichterfüllung feinen wesent lichsten Inhalt fand, gab naturgemäß unferem gan zen Geschlecht fein Gepräge. Auch mein Vater ging daher völlig in feinem Berufe auf. Aber er fand hierbei immer noch Zeit, stch Hand in Hand mit meiner Mutter der Erziehung feiner Rinder — ich hatte noch zwei jüngere Brüder und eine Schwe ster — zu widmen. Das sittlich tief angelegte, aber auch auf das praktische Leben gerichtete Wesen meiner teuren Eltern zeigte auch nach außen hin eine vollendete Harmonie. In gegenseitiger Er gänzung der Charaktere stand neben der ernsten, vielfach zu Sorgen geneigten Lebensauffassung meiner Mutter die ruhigere Anschauungsart mei nes Vaters. Beide vereinten stch in warmer Liebe zu uns, und so wirkten sie denn auf diefe weife in voller Übereinstimmung auf die geistige und sittliche Heranbildung ihrer Rinder ein. Es ist da her schwer zu sagen, wem ich dabei mehr zu dan ken habe, welche Richtung mehr vom Vater und welche mehr von der Mutter gefördert wurde. Beide Eltern bestrebten stch, uns einen gefunden Rörper und einen kräftigen willen zur Cat für die Erfüllung der Pflichten auf den Lebensweg mit zugeben. Sie bemühten stch aber auch, uns durch Anregung und Entwicklung der zarteren Seiten des menschlichen Empfindens das Beste zu bieten, was Eltern geben können: den vertrauensvollen Glauben an Gott den Herrn und eine grenzenlose Liebe zum Vaterlande und zu dem, was ste als die stärksteGtütze diesesVaterlandes anerkannten, näm lich zu unserem preußischen Rönigstum. Der Vater führte uns zugleich von früher Jugend an in die Wirklichkeit des Lebens hinaus. Er weckte in uns im Garten und auf Spaziergängen die Liebe zur Natur, zeigte uns das Land und lehrte uns die Menschen in ihrem Dasein und in ihrer Arbeit er kennen und schätzen." Inzwischen war im Jahre )55Z das Infanterie- Regiment Nr.zs nach Liegnitz und Glogau ver legt worden. Glogau war damals noch eine recht bescheidene Rleinstadc, aber man konnte doch im merhin eine geräumige Wohnung (jetzt Mohren straße Lg) mieten, die mehr Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten aufwies als das bescheidene Häuschen in Pinne. Paul von Hindenburg besticht zunächst zwei Jahre die evangelische Bürgerschule und von Ostern ab das Glogauer Gymnasium. Nach dem Code ihres Mannes war auch die Groß mutter Gchwickart nach Glogau zu ihrem Schwie gersohn gezogen, um ihre Tochter bei der Erziehung der Rinder zu unterstützen. Unser späterer General feldmarschall brachte ihr eine besondere Anhäng lichkeit entgegen, und er bat sie immer wieder, ihm Geschichten aus den bewegten Rriegszeiten ihrer Jugend zu erzählen. Uber die Glogauer Zeit hat Hindenburgs jüng- s